Das Gold der Felder. K.P. Hand

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Das Gold der Felder - K.P. Hand

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berührten sich!

      Aber nur flüchtig, denn Brix ließ so unvorhergesehen los, dass Gérard beinahe wieder umgefallen wäre.

      Der Capitaine räusperte sich und wich Gérards Blicken aus, als hätte auch er das seltsame, innere Ziehen bei der Berührung ihrer Hände gespürt.

      »Morgen wiederholen wir das«, beschloss er schließlich und bückte sich nach seinem Schwert.

      Gérard sah ihn anhimmelnd an, unfähig zu sprechen oder auch nur zu nicken. Dieses Brennen in seinem Magen und seiner Brust wurde von Brix` Berührung gleichzeitig gelindert und verschlimmert …

      Der Capitaine steckte den Panzerbrecher in die Scheide und ging davon, ohne genau zu erklären, welche ihrer gemeinsamen Tätigkeiten er gemeint hatte. Doch als Gérard ihm dieses Mal nachblickte, warf Brix einen grübelnden Blick über die Schulter, ehe er sich entfernte.

      ***

      In den darauffolgenden Tagen stand Gérard auf, wenn der Morgen graute, und schlich hinunter zum Bach. Meist war er zuerst dort, aber Brix ließ nie lange auf sich warten.

      Bei jedem Sonnenaufgang saß er am Ufer auf der Wiese, die Beine angezogen und mit den Armen umschlungen, das Kinn auf die Knie gestützt, und sah Brix zu, bis die Hitze in seinem Körper es unerträglich machte und er einfach ermattet umkippte und im weichen Gras liegen blieb, bis der große Feuerball gänzlich am Himmel stand.

      Brix legte sich zum Trocknen neben ihn, nach jedem Bad, bei jedem ersten Sonnenstrahl. Anfangs sahen sie sich gar nicht an, zu gehemmt, zu schüchtern, um den anderen offen zu betrachten, aber irgendwann wagten sie es, sich in die Augen zu sehen, und von da an schien es unmöglich, etwas anderes zu tun.

      Gelegentlich fragte Brix nach Gérards wahrem Alter und nach seiner Herkunft, nach seiner Familie. Im Gegenzug verlangte Gérard, dass er ihm Geschichten aus dem Krieg erzählte. Seine Geschichten. Was er erlebt hatte, auf welchen Schlachtfeldern er gestanden hatte, ob er Kameraden und Freunde fallen gesehen und wie viele Feinde er besiegt hatte, und wie er siegte. Und Brix vermochte es, mit solch sinnierenden Worten seine Erinnerungen widerzugeben, dass Gérard nicht nur glaubte, mit ihm dort gewesen zu sein, sondern ihm auch mit Haut und Haar verfiel. Die gewisse Traurigkeit in Brix` bodenlosen Augen, aber seine recht abgebrühten Erzählungen waren gleichzeitig schockierend und fesselnd. Gérard konnte sich nichts Aufregenderes vorstellen, als neben Brix im Kampf zu stehen. Mit ihm das zu erleben, was ihn zu diesem harten Mann gemacht hatte, der scheinbar alles wusste und alles kannte und doch noch fähig war, nachts zu schlafen. Brix war so mutig, so standhaft, so männlich wie Gérard es auch sein wollte. Er übte wahrlich eine unüberwindbare Faszination aus.

      Jeden Morgen lag Gérard auf dem Bauch neben ihm, sah schwärmerisch auf seine Gesichtszüge herab und lauschte jedem einzelnen, kostbaren Wort. Jeden Morgen schien es, als lägen sie ein wenig näher beieinander. Jeden Morgen wurde das »Nicht-Berühren« unerträglicher.

      Mittags striezte Brix ihn wie üblich in der heißen Sonne, zeigte ihm seine Fehler auf und war der unausstehlich arrogante Lehrer, den Gérard kannte.

      Aber seine Blicke waren anders, dunkler und auf eine Art neugieriger, die Gérard hin und wieder den Atem stahl.

      Brix war trotz seiner Strenge jedoch ein guter Lehrer, Gérard wurde zusehends besser im Umgang mit dem Schwert. Was mitunter dem Umstand zu verdanken war, dass Gérard unbedingt so sein wollte wie Brix. Um dessen Anerkennung zu erhaschen, um ihn … auf sich aufmerksam zu machen.

      Gérard ging dazu über, nach oder vor den Übungen an einem Holzpfahl seine Schwerthiebe zu üben, größtenteils um mehr Muskeln aufzubauen, die ihm halfen, mit Brix mitzuhalten.

      Insgeheim erhoffte er sich, Brix würde ihn dafür loben, doch noch immer waren nette Worte aus dem Mund des Capitaine knapp bemessen. Das hinderte ihn jedoch nicht daran, Gérard auf dem Übungsplatz zuzusehen, so wie dieser ihm beim Baden zusah.

      Wo sie auch hingingen, war der andere nicht fern, aber sie sprachen so gut wie nie miteinander. Einzig und allein der Austausch von grüblerischen Blicken fand regelmäßig zwischen ihnen statt.

      Ist es falsch? Fragte sich Gérard deutlich häufiger. Und wenn es so falsch war, warum hatte ihn dann noch nicht die Strafe Gottes ereilt?

      Immer wieder kamen ihm Brix` Worte in den Sinn, von jenem ersten Morgen, als sie neben einander am Ufer gelegen hatten, und er bekam das Gefühl nicht los, dass dieser ihm damit etwas hatte sagen wollen.

      Vermutlich erhoffte er sich das aber auch nur.

      Es war der fünfte Morgen dieser Art, als Brix neben ihm lag und zum Himmel hinaufblinzelnd fragte: »Hast du noch andere Interessen, außer dem Kämpfen?« Er drehte den Kopf und sah Gérard unergründlich an. »Irgendetwas, dass nichts mit Krieg zu tun hat?«

      Er klang, als erhoffte er es sich. Als wünschte er sich, jemand würde ihm aufzeigen, dass es auch friedliches Leben gab. Ein Leben, das er offensichtlich selbst nicht kannte.

      Oder bisher nie kennen wollte.

      Gérard erwiderte seinen Blick und dachte lange über seine Antwort nach. Er zupfte mit der Hand etwas Gras aus der Wiese und zuckte ratlos mit den Schultern. »Wofür soll ich mich denn schon interessieren?« Er legte die Stirn in Falten. »Ich mag Pferde, falls Ihr das meint«, gestand er und musste sofort grinsen. »Ihr sanftes Wesen hat mich von Beginn an fasziniert. Ich konnte sogar bereits reiten, bevor es mir jemand beibrachte.«

      »Tatsächlich?« Brix hörte ihm aufmerksamer zu, als Gérard es ihm je zugetraut hätte, dabei sprachen sie doch über etwas total Banales. Oder? Nun, aber Brix sah ihn an, als erzählte er ihm ein wichtiges Geheimnis. Den Standort eines Schatzes oder gar eine abenteuerliche Geschichte.

      »Manchmal«, lächelte Gérard, ermutigt von Brix` offenem Gehör, »wenn ich Zeit habe, ziehe ich mich auch mal zurück und spiele auf der Panflöte meiner Mutter. Sie hat mir einst das Spielen beigebracht und mir die Flöte als Glücksbringer mitgegeben, als ich zur Armee ging.«

      Brix drehte sich auf die Seite, stützte den Kopf auf einen Handballen und betrachtete ihn voll brennender Neugierde. »Wer ist sie?«

      »Nur eine Fischhändlerin«, erklärte Gérard mit einem bedauernden Lächeln. »Ich sagte, ich komme zurück und kauf ihr mit meinem Sold ein schönes Haus auf dem Land …«

      Er brach plötzlich ab und blickte traurig in den Himmel. Lange hatte er nichts mehr von seiner Mutter gehört, weil er weit fort war und sie nicht schreiben konnte. Wenn er so genau darüber nachdachte, wusste er gar nicht, ob sie noch lebte. Aber er hatte sein Versprechen nicht vergessen, er würde zurückkommen und sie an einen schönen Ort bringen, ob tot oder lebendig.

      Gérard hatte nur nicht erwartet, dass es so lange dauern und dass sein Sold so gering ausfallen würde. Doch er sparte, wo er nur konnte, um sein Versprechen zu halten.

      Eines Tages, Mutter, schwor er ihr erneut in Gedanken, eines Tages …

      »Vermisst du sie?«, fragte Brix leise.

      Gérard wollte seinen Mann stehen und versuchte, seine tiefe Liebe zu seiner Mutter nicht offen preiszugeben. Er zuckte nur mit den Schultern.

      Und dann geschah es. Einfach so, ohne jegliche Vorwarnung, ohne dass er es hätte kommen sehen. Die Berührung war leicht, sachte wie der Streich eines Schmetterlingsflügels. Brix legte zwei raue Fingerspitzen

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