Andrea – Liebe ist nicht heilbar.. V. A. Swamp
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Andrea – Liebe ist nicht heilbar. - V. A. Swamp страница 16
»Wir haben ein Ergebnis und das sieht gar nicht so übel aus.«
Ich schaue ihn an und bemühe mich um eine optimistische Reaktion.
»Also, kein Krebs im vierten Stadium?«
Professor Krösing zeigt keinerlei Humor, jedenfalls keinen von der schwarzen Sorte.
»Wie kommen Sie auf Krebs?«
»Es sollte ein Witz sein. Entschuldigen Sie.«
Krösing guckt ein wenig sauertöpferisch, findet dann aber schnell seine Fassung wieder.
»Wissen Sie, was ein „Aneurysma“ ist?«
Ich habe keine Ahnung, wovon der Mann redet. Mein Blick hat ihm das sehr wahrscheinlich signalisiert.
»Ein Aneurysma ist eine spindel- oder sackförmige Erweiterung der Hauptschlagader. Ihr Aneurysma befindet sich im Bereich der Bauchaorta unterhalb des Abgangs der Nierengefäße.«
Ich bin beeindruckt, auch wenn ich mit diesen Informationen partout nichts anzufangen weiß.
»Und dieses Ding muss raus aus meinem Körper?«
Krösing lächelt ob meiner Einfalt.
»Zunächst einmal, Ihr Aneurysma ist noch nicht sehr ausgeprägt, sodass die Gefahr des Platzens nicht sehr groß ist. Von einer großen OP im Bauchraum können wir zunächst absehen.«
»Was wollen Sie stattdessen unternehmen?«
Ich fühle mich sehr mutig mit meiner Absicht, tiefer in die Materie einzusteigen.
»Nichts. Oder genauer gesagt zunächst nichts. Wir werden Ihnen ein blutdrucksenkendes Mittel verschreiben und Sie bitten, in sechs Monaten wieder vorstellig zu werden. Falls sich das Aneurysma nicht dramatisch verändert, müssen wir keine weiteren Schritte unternehmen.«
»Und andernfalls? Ich meine, falls das Ding sich zum Negativen verändert?«
Ich bin richtig stolz auf meine Ausdrucksweise.
»Dann könnten wir Ihnen einen Stent setzen. Den würden wir über die Leistenarterie einführen, um so den Bereich des Aneurysmas zu stabilisieren. Also zunächst ganz ohne Bauch-OP.«
Klingt doch gut, denke ich. Wir plaudern noch einen Moment und dann muss Krösing zu seinem nächsten Termin. Bevor er verschwindet, fällt mir aber doch noch eine Frage ein.
»Und dieses eher unbedeutende Aneurysma hat meinen gesamten Kreislauf zusammenbrechen lassen?«
Krösing kehrt zu meinem Bett zurück.
»Ich sagte nicht, dass das Ganze unbedeutend ist. Ich sehe nur derzeit keinen unmittelbaren Handlungsbedarf. Das ist ein Unterschied.«
Da ist er wieder, der Herr Professor. Oh, wie ich diese Typen hasse, mit ihren klug scheißenden Reden.
»Das heißt, ein solcher Zusammenbruch kann sich jederzeit wieder ereignen?«
»Das Einzige, was unsere Untersuchungen ergeben haben, ist das Aneurysma. Ob dieses in einem ursächlichen Zusammenhang mit ihrem Kreislaufzusammenbruch steht, vermag ich nicht mit Sicherheit zu sagen.«
Ich bin jetzt völlig konsterniert und ich vergesse Krösing zu fragen, wann er mich entlässt. Hoffentlich bald, denn hier will ich keine Minute länger als nötig bleiben. Es gibt keine Erklärung für meinen Zusammenbruch? Liegt das jetzt an diesen unwissenden Medizinern oder an meinem fehlgesteuerten Körper? Wahrscheinlich an beidem. Die Medizin ist eben alles andere als eine exakte Wissenschaft. Kann sein, kann nicht sein, kann eventuell auch ganz anders sein, mehr Präzision kann man eben von diesen Typen nicht erwarten.
Überraschender Besuch.
Ich bin jetzt schon wieder eine Weile zu Hause. Am Anfang war ich besorgt und ich habe auch nicht so toll geschlafen. Dieser plötzliche Zusammenbruch meines bislang immer tadellos funktionierenden Körpers beschäftigt mich schon. Vor allem, weil die Ärzte keine plausible Erklärung dafür geliefert haben. Ich schlucke die Pillen, die sie mir verschrieben haben, und ich bemühe mich, keinen Gedanken mehr an Krankenhäuser, Aneurysmen und ähnlichen überflüssigen Quatsch zu verschwenden. Die Zeitung berichtet, dass in Afghanistan ein deutscher Offizier einen Luftangriff auf zwei Tanklastzüge verursacht hat. Die Tankwagen sind vorher angeblich von den Taliban entführt worden. Wahrscheinlich ist das eine Lüge, um die Militäraktion zu rechtfertigen. Spielt bei der Vielzahl von Lügen, die sie uns täglich auftischen, allerdings auch keine Rolle. Es heißt, dass man befürchtete, die vollgetankten Fahrzeuge würden als rollende Bomben eingesetzt. Plausibel klingt das für mich nicht, aber ich bin ja nur ein unwissender Zeitungsleser, der willig seine Abonnementsgebühren bezahlt. Überhaupt ist nichts klar in der Berichterstattung über Afghanistan. Aber irgendwie müssen die ja den Einsatz unserer Soldaten dort rechtfertigen, besonders die Toten und Verletzten. Ich bin kein Pazifist und ich weiß, dass ohne den Einsatz der Amerikaner im Zweiten Weltkrieg wir diesen Hitler und seine Mörderbande niemals losgeworden wären. Aber ich weiß auch, dass es keine gerechten Kriege gibt und schon gar keine humanen. Mit was für einem Zeug beschäftige ich mich eigentlich heute? Andrea habe ich seit ihrem Besuch im Krankenhaus nicht mehr gesehen. Sie wollte doch noch einmal wiederkommen, oder? Wahrscheinlich habe ich das Ganze nur geträumt. Kein Wunder bei den Mittelchen, die sie mir über den Tropf verabreicht haben.
Ich bin schon eine Weile nicht mehr ausgegangen. Aber heute Abend werde ich in eine meiner Lieblingskneipen, die „Kleine Weltlaterne“, gehen. Es ist Donnerstag und an diesem Tag spielt da immer eine Jazzband. Meistens Dixieland, seltener etwas modernerer Jazz. Ich werde mich um 21 Uhr auf den Weg machen, früher ist da ohnehin nichts los. Um zehn Minuten vor 21 Uhr geht die Wohnungsklingel. Es ist ungewöhnlich, dass um diese Zeit noch jemand bei mir klingelt mit Ausnahme der Nachbarin, die mich gelegentlich um irgendetwas bittet, was sie gerade selbst nicht zur Hand hat. Aber vor der Wohnungstür steht niemand. Ich drücke den Türöffner für die Haustür. Nach einer Weile klingelt es erneut. Ich schaue durch den Türspion. Es ist Andrea. Woher weiß sie, wo ich wohne? Na klar, ihre rosafarbene Einladung hat ja auch den Weg zu mir gefunden.
»Bist Du überrascht?« fragt sie mich.
»Das kann man wohl sagen. Nur wenn Keira Knightley jetzt an Deiner Stelle hier stehen würde, wäre ich noch überraschter.«
Keira Knightley ist derzeit meine Lieblingsschauspielerin, aber das tut hier ja nichts zur Sache. Andreas unvermitteltes Erscheinen verunsichert mich. Auch wenn ich mich aufrichtig freue.
»Darf ich reinkommen?«
»Natürlich, ich wollte zwar gerade gehen, aber bitte komm erst einmal herein.«
Andrea trägt ein klassisches Kostüm in Schwarz-weiß. Mit den abgesteppten weißen Bordüren sieht es aus wie CHANEL oder zumindest LAGERFELD. Rita hat mir ein bisschen was über edle Designermode beigebracht. Sie war eine Zeit lang im Modebusiness tätig. Andrea huscht katzengleich an mir vorbei und ich wundere mich, wie geschmeidig sie