Andrea – Liebe ist nicht heilbar.. V. A. Swamp

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Andrea – Liebe ist nicht heilbar. - V. A. Swamp

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gesundheitliches Problem und dann passiert manchmal so was.«

       »Du hast mir einen Mordsschrecken eingejagt. Ich war schon bei Deinem Mann und der hält mich jetzt wohl für betrunken oder bekloppt oder beides.«

      Ich versuche, meine Gedanken zu sortieren.

       »Ich bekomme manchmal akute Atemnot und es ist auch schon mal vorgekommen, dass ich dadurch ohnmächtig wurde. Aber das passiert sehr selten. Ich denke, dass es das Beste ist, wenn wir gleich noch einmal nach oben gehen.«

      Während sie insbesondere ihre letzten Worte auf mich wirken lässt, fügt sie mit spitzbübischem Lächeln hinzu:

       »Von wegen, angefangene Dinge sollte man immer zum Ende bringen, nicht wahr mein Großer?«

      Jetzt werde ich gleich ohnmächtig, denke ich. Das kann doch alles nicht wahr sein. Vor ein paar Minuten habe ich befürchtet, dass Andrea den Löffel abgibt und jetzt lädt sie mich schon wieder zum Ficken ein? Andrea lacht.

       »Keine Angst, Großer. Für heute hast Du Dich genug bemüht. Ich wollte nur noch einmal Dein Gesicht sehen, wenn ich Dir den nächsten Fick androhe.«

      Was ist das überhaupt für eine Ausdrucksweise? War Andrea damals auch schon so locker?

       »Bekomme ich noch einen Abschiedskuss?«

      Ich schaue mich hastig um, aber im Moment ist niemand außer uns zu sehen. Ich gebe Andrea hastig noch einen Kuss, bei dem sie wieder ihre Zunge ins Spiel bringt.

      »Noch einen Moment, Großer.« ruft sie mir nach, als ich zum Sprint Richtung Taxi-Stand ansetzen will.

       »Trägst Du ab jetzt meine Schlüpfer?«

      Ich glaube, ich werde rot wie ein Teenager, der beim Schummeln erwischt wird, als ich ihren Slip aus meiner Tasche ziehe.

       »Entschuldigung, ist doch nicht meine Größe.«

      Dann verschwinde ich schnell, ohne mich noch einmal umzudrehen.

      Versetzt im Löwenhardt.

      Ich bin dann gestern Abend doch nicht mehr nach Kreuzberg gefahren. Zum einen hatte ich genug Alkohol in mir, und zum anderen hat mich die Begegnung mit Andrea gehörig durcheinandergebracht. Ist das wirklich so geschehen oder habe ich geträumt? Nach dem Duschen beschließe ich, mir heute ein kräftiges Frühstück zu machen, so mit Rühreiern, Speck und Bratkartoffeln. Die Kartoffeln warten schon ein paar Tage im Kühlschrank, hoffentlich sind sie nicht matschig. Ein solches Frühstück kann man nur richtig genießen, wenn man nicht einen Partner hat, dem bei dem Geruch von Bratkartoffeln und Speck nahezu schlecht wird. Rita hat solches Frühstück gehasst. Wegen des Geruchs, wegen der Kalorien und wahrscheinlich auch wegen der Fettspritzer auf und um die Keramik Herdplatte herum, die sich nun einmal nicht vermeiden lassen. Überhaupt waren Eier, Speck und Bratkartoffeln nichts, womit man sie hätte locken können. Nun hat sie sich all die Jahre mit ihrer gesunden Ernährung rumgequält, um ihren hübschen Körper ansehnlich zu halten, und dann kommt so ein Idiot und macht alles kaputt. Ich will gar nicht daran denken, obwohl ich es ständig tue. Ich habe all die gesunden Dinge, die Rita zeitlebens zu sich genommen hat, ebenso verabscheut wie sie meine Essensvorlieben. Aber es hat irgendwie funktioniert. Wir haben oft auswärts gegessen und da hat eben jeder seins bestellt. Mir fällt der gestrige Abend ein. Haben Andrea und ich tatsächlich in diesem seltsamen Haus und quasi unter den Augen ihres Mannes miteinander gevögelt? Wahrscheinlich war Andrea betrunken und hat das Ganze längst vergessen. Komisch, aber betrunken kam sie mir eigentlich nicht vor, nur sehr euphorisch irgendwie. Vielleicht schämt sie sich jetzt, insbesondere vor ihrem Mann? Was hat sie gesagt? Zweiundzwanzig Jahre sind die beiden verheiratet? Nun, bei dieser langen Zeit kann man sich schon einmal eine Auszeit nehmen, oder? Ob sie solche Sperenzien öfter macht? Bestimmt, mit so was wartet man nicht, bis man sechzig ist.

      Die Bratkartoffeln sind mir gut gelungen. Man bekommt selten gute Bratkartoffeln. Meist ist das so ein matschiges Zeug oder die Kartoffeln sind schwarz wie Kohle. Goldgelb und knusprig müssen sie sein, an den Rändern dunkelbraun, aber niemals schwarz! Das W 48 klingelt. So früh, das ist ungewöhnlich. Es ist noch nicht einmal 10 Uhr morgens, das ist für einen Rentner mitten in der Nacht. Leider kann man auf dem Telefon nicht sehen, wer anruft. Da sind diese digitalen Dinger im Vorteil. Ich melde mich mit »Hallo«. Es ist Andrea. Mir fällt vor Überraschung fast der Hörer aus der Hand.

       »Andrea? Das ist aber eine Überraschung.«

      Andrea lacht.

      »Hoffentlich eine Angenehme?« Was soll ich darauf antworten?

       »Eine sehr Angenehme. War die Party ein Erfolg? Wie lange habt Ihr noch gemacht?«

       »Nicht mehr sehr lange, das waren ja überwiegend ältere Semester, die halten im Allgemeinen nicht mehr so lange durch.«

      »Ich fand, dass einige einen ganz schön fitten Eindruck machten.« lüge ich. Was will Andrea? Mir ist dieser Anruf irgendwie unangenehm.

       »Ich würde Dich gerne wiedersehen.«

      Warum zum Teufel ein Wiedersehen? Das gestern war ja nicht ohne Peinlichkeit und solche Geschichten will ich mir unbedingt ersparen. Ist das nun Feigheit oder mein linkischer Versuch, charmant rüberzukommen? Jedenfalls will ich Andrea keinesfalls brutal eine Abfuhr erteilen.

      »Wie stellst Du Dir das vor?« frage ich vorsichtig.

       »Ganz einfach, wir gehen heute zusammen essen. So gegen14 Uhr im Löwenhardt? Du weißt doch, wo das ist?«

      Ich antworte viel zu schnell, ohne mir über die Konsequenzen Gedanken zu machen.

       »Natürlich kenne ich das Löwenhardt.«

      »Wunderbar« jubelt Andrea, »dann sind wir dort um 14 Uhr verabredet.«

      Andrea legt auf, ohne dass ich Gelegenheit bekomme, noch etwas zu sagen. Erst jetzt wird mir klar, dass Andrea mich überrumpelt hat. Was soll das alles? Ich gehe zu meiner CD-Sammlung und lege „Norah Jones – Lonestar“ auf. Ich meine die Duett-Version mit Willie Nelson, die finde ich, ist die beste. Das Stück passt jetzt irgendwie gut zu meiner Stimmungslage. Will ich mich wirklich noch einmal mit Andrea treffen? Ich sehe eigentlich überhaupt keinen Sinn darin. Ich sollte sie anrufen und ihr irgendetwas von einem anderen Termin vorschwindeln, den ich soeben übersehen habe. Da fällt mir ein, dass ich nur Andreas Festnetznummer habe. Die werde ich auf keinen Fall anrufen. Am Ende treffe ich dann auf ihren Mann und der hält mich seit gestern Abend ohnehin für total durchgeknallt. Und was kann ich ihm sagen, falls er nach dem Grund meines Anrufs fragt?

      Mir wird plötzlich bewusst, dass ich fast nichts über Andrea weiß. Ja, ich kenne ihr Alter und ich habe auch ihren Mann kennengelernt. Kennengelernt ist auch übertrieben. Wir haben nur ein paar Worte miteinander gewechselt. O. K., ich werde die Verabredung im Löwenhardt wahrnehmen, und ihr dann irgendwie schonend beibringen, dass dies unsere letzte Verabredung war. Ich hasse Dinge mit ungewissem Ausgang und das mit Andrea ist so eine hassenswerte Sache. War sie eigentlich damals auch so? Ich meine, so spontan, so unberechenbar? Ich kann mich nicht mehr so genau erinnern. Ich weiß nur, dass sie sehr hübsch war oder, dass ich sie zumindest als sehr hübsch empfunden habe. Jetzt,

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