Andrea – Liebe ist nicht heilbar.. V. A. Swamp
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Andrea – Liebe ist nicht heilbar. - V. A. Swamp страница 9
Die Party
Übermorgen ist Andreas Party. Ich gebe es ungern zu, aber ich habe mich in den letzten Tagen ständig mental mit dieser blöden Party beschäftigt. Ich musste mir darüber im Klaren werden, ob ich wirklich dahingehen möchte. Dazu habe ich eine Liste der Gründe, die für und die gegen einen Besuch sprechen, aufgestellt. Die „Dafür-Liste“ hat bis heute Morgen sechs gute Gründe enthalten, die „Dagegen-Liste“ nur vier. Das war ein ziemlich eindeutiges Ergebnis. Dann sind mir aber heute Morgen noch zwei wichtige Gründe, die gegen einen Besuch sprechen, eingefallen: Erstens bin ich überhaupt nicht in Stimmung für eine solche Party und zweitens weiß ich nicht, was ich anziehen soll. Der zweite Grund klingt blöd aus dem Mund eines 66 Jahre alten Kerls, der ohnehin in einem Modemagazin nichts mehr zu suchen hat. Aber wer weiß, wie die anderen Gäste aussehen, und da will ich keineswegs over- oder underdressed daher kommen. Ich könnte mich ein bisschen auf jugendlich trimmen. Immerhin habe ich noch eine relativ brauchbare Figur, zumindest im Vergleich mit den meisten Kerlen in meinem Alter. Der leichte Bauchansatz fällt bei meiner Körpergröße von fast zwei Metern kaum auf, besonders wenn ich gerade gehe, was mir allerdings nicht mehr gelingt. Außerdem habe ich noch ziemlich volles Haar, friedhofsblond zwar, aber mit meinem gebräunten Gesicht, welches meinen Golfaktivitäten geschuldet ist, geht das schon.
Bei meinen Klamotten gibt es im Grunde nur zwei Variationen, schwarz oder braun. Am liebsten trage ich schwarz, weil das am besten zu meinen Haaren passt. Aber schwarz zu einer Party? Vielleicht ist das zu trist? Auf alle Fälle sollte ich mir ein neues Oberhemd kaufen. Irgendetwas Besonderes, von OLYMP zum Beispiel. Ich liebe diese Hemden, bei denen sind Manschetten und Kragen und manchmal auch noch andere Hemdenteile innen und außen unterschiedlich gestaltet. In so was fühle ich mich wohl. Mein Blick fällt auf meine Hände. Eine Maniküre wäre auch nicht schlecht. Rita bestand immer darauf, dass ich das regelmäßig machen lasse. Überhaupt waren ihr bei mir kurze, glatte und gepflegte Nägel extrem wichtig. Auch damit ich sie nicht verletze, wenn ich mit ihrer Pussy oder ihrem Popoloch gespielt habe. Nur mit meinen Fingern und ein paar schmutzigen Worten konnte ich sie oft zum Orgasmus bringen. Am Anfang unserer Beziehung ist Rita oft auf mir geritten und hat dabei ihren Kitzler an mir gerieben. Das hat ihr dann auch zum Orgasmus verholfen. Ein paar Jahre lang war es unser Ehrgeiz, nach Möglichkeit gleichzeitig zu kommen. Irgendwann aber war mit dem Reiten Schluss. Ihr hat das plötzlich keinen Spaß mehr gemacht, und Spaß ist ja bekanntlich das Wichtigste beim Sex. Verdammt Rita, Du fehlst mir so sehr, dass es wehtut. Ich gehe noch einmal die Liste der „Pros“ und „Contras“ durch. Richtig überzeugend ist keine Seite. Soll ich eine Münze werfen? Da fällt mir wieder das Telefongespräch mit Andrea ein. Ich habe ihr versprochen, zu kommen. Ist man an solche Versprechen gebunden? Einklagbar ist so was jedenfalls nicht. Wahrscheinlich fällt es ohnehin nicht auf, wenn ich nicht erscheine. Ach was, ich werde mich heute um „OLYMP-Hemd“ und Maniküre kümmern, basta. Dann werde ich weiter sehen.
Das mit dem OLYMP-Hemd gestaltet sich schwieriger, als ich dachte. Die Auswahl ist einfach zu groß. Schließlich entscheide ich mich für ein rötlich-braunes Hemd mit feinen dunkelbraunen Streifen. Kragen und Manschetten sind mit einem rot-weißen Pepita-Muster gefüttert. Das Hemd wird gut zu meinem Harris Tweed-Jackett und meiner dunkelgrünen POLO-Cordhose passen. Dazu werde ich meine braunen TODDS anziehen und fertig ist die Laube. Den Flitz mit den Designer-Klamotten hat mir Rita eingepflanzt. Besondere Klamotten waren ihr extrem wichtig. In irgendwelche Billigläden hat sie niemals einen Fuß reingesetzt. Da bin ich schon anders gestrickt. Falls es preisgünstig geht, dann nehme ich die Gelegenheiten wahr. Deshalb liebe ich das Internet, wegen seiner Gelegenheiten und Vergleichsmöglichkeiten. Als ich bei dem Nagelstudio ankomme, lese ich, dass die heute geschlossen haben. So ein Mist! Ich überlege einen Moment, ob ich ein anderes Nagelstudio aufsuchen soll, entscheide mich dann aber dagegen. Ein wenig Feilen muss reichen. Dann mache ich mich auf den Heimweg.
Heute ist Party-Tag. Andrea und ihre Freunde haben zu 19 Uhr eingeladen. Das heißt, es gibt wahrscheinlich auch etwas zu essen. Ich überlege, ob ich das Auto nehmen soll, entscheide mich dann aber dagegen, weil ich sonst um Alkohol einen Bogen machen muss, da mir mein Führerschein schon wegen des Golfspielens lieb und teuer ist. Mein Golfplatz liegt fast 50 Kilometer entfernt von meiner Wohnung, irgendwo in der Brandenburger Pampas. Da würde ich schlecht mit dem Fahrrad hinkommen. Fahrradfahren finde ich überhaupt doof. Ja, ja, ich weiß, das ist heute nicht mehr politisch korrekt, da sich die meisten Politiker im engagierten Verteufeln des Autos gefallen. Und sich dann mit den dicken AUDIS und BMWs durch die Lande kutschieren lassen. Warum lassen wir Wähler uns das eigentlich gefallen, diese Bigotterie? Passt hier eigentlich der Begriff „Bigotterie“ oder verwendet man den nur im Zusammenhang mit Glaubensdingen? Na, was solls. Jedenfalls würde eine Party ohne Alkohol eher der Jahresversammlung der Blaukreuzler ähneln. Außerdem muss ich mir eventuell die anderen Gäste schön saufen, Andrea eventuell eingeschlossen. Auch gibt es für mich weder gesundheitliche noch religiöse Schranken, die mir den Alkoholgenuss verbieten würden. Ich entscheide mich deshalb für Bus und U-Bahn. Zurück werde ich mir ein Taxi gönnen.
Die Adresse habe ich gegoogelt. Streetview hat mir ein leicht verschwommenes, aber anscheinend sehr imposantes Wohnhaus gezeigt – in Britz! Kann aber auch eine pompöse Villa sein. Google-Maps zeigt mir einen Garten mit beachtlichen Ausmaßen. Bin ich schon jemals in dieser Gegend gewesen? Immerhin gibt es eine U-Bahn Station in der Nähe. Rita hat U-Bahn-Fahren gehasst. Ich mag U-Bahn-Fahren. Man sieht dort immer, wie bunt unsere Stadt ist. Na ja, zugegeben, einige Fahrgäste sind ganz schön gruselig, aber das gehört eben dazu. Um diese Zeit ist die U-Bahn ganz schön voll, aber ich habe einen leidlich bequemen Sitzplatz ergattert. Mir gegenüber sitzen zwei sehr abgefahrene Typen. Besonders der mit den vielen Tattoos und Piercings fasziniert mich. Ob er seinen Schwanz auch tätowiert hat? Falls ja, das würde ich mir gerne anschauen. Da fällt mir der Witz mit dem Seemann ein. Ich meine den, der im Krankenhaus war. Als er kurz vor der Entlassung stand, fragte ihn die Krankenschwester, was die merkwürdigen Kürzel auf seinem Penis bedeuten: „RUMBALOTTE“. Der Seemann grinste. Dann lüftete er das Geheimnis. Im erigierten Zustand sei zu lesen „Ruhm und Ehre der Baltischen Flotte“. Gab es überhaupt jemals eine „Baltische Flotte“? Ich muss das unbedingt einmal googlen. Besonders faszinierend bei meinem Gegenüber sind die Ohrläppchen. In denen stecken schwarze hohle Ringe. Also nicht die üblichen Ohrstecker, sondern man hat die Ohrlöcher solange gedehnt, bis diese Ringe hineingepasst haben. Richtige Durchfahrten hat der Typ in seinen Ohrläppchen, unglaublich. Ich hole, etwas verstohlen, mein iPhone heraus und google „Mann Ohrschmuck“. Mit ein paar Clicks werde ich fündig. Das, was der Typ mir gegenüber trägt, heißt „Flesh Tunnel“. Klingt schrecklich: „Fleisch-Tunnel“. Igitt! Nach Wikipedia sind solche extrem gedehnten Ohrlöcher keine neue Erfindung. Die bisher ältesten nachgewiesenen Ohrlöcher dieser Art wurden bei der 1991 entdeckten Gletschermumie Ötzi aus der Jungsteinzeit, also etwa 3.359 bis 3.105 vor Christus, nachgewiesen. Es heißt, dass Ötzi etwa sieben bis elf Millimeter gedehnte Ohrlöcher besessen habe. Ich kann es