Killertime. Charlie Meyer

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Killertime - Charlie Meyer страница 6

Автор:
Серия:
Издательство:
Killertime - Charlie Meyer

Скачать книгу

ist, aber ich bin keine Schachfigur, die sich beliebig hin- und herschieben lässt. In der einen Sekunde der Hauptverdächtige, in der nächsten Hauptermittler und Protegé eines Ministers. Davon mal abgesehen war ich nie bei der Mordkommission, sondern im Streifendienst. Das ist sieben Jahre her. Im Zeitalter von DNA-Analysen und digitaler Fingerabdrücke eine Ewigkeit.«

      Ich stand auf und schulterte meinen Rucksack mit den Badeklamotten.

      »Du sollst keine Laboranalysen durchführen, sondern ein Profil erstellen. Infos bündeln, eins und eins zusammenzählen. Was haben sieben Jahre mit deiner Fähigkeit zu tun, die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen? Du hast dafür offenbar eine Begabung. Mein Gott Dylan, du hast schon mal einen Serienmörder überführt, der Kinder tötete.«

      Im letzten Jahr meiner Polizeilaufbahn hatte ich mich von meiner Dienststelle zu einem Lehrgang für Fallanalytik, sprich Profiling, schicken lassen, einfach, um mich weiterzubilden. Der Lehrer, ein Profiler aus den USA, schikanös wie der Ausbilder einer Seals-Truppe, konfrontierte uns nach nur einer Woche mit dem ungelösten Fall eines Kindermörders, der in seiner Heimat Texas in Serie mordete. Millers Vorgabe: ein glaubwürdiges Profil des Mörders oder das Aus für den Kurs. Drei von uns schafften die Hürde. Ich war einer von ihnen, und aufgrund meines Profils wurde in Texas ein Lokführer der Amtrak gefasst, der fünf Kleinkinder und ein Baby einfach deshalb erwürgt hatte, weil ihm danach gewesen war.

      Danach bekam ich ein Versetzungsangebot zur Profilerabteilung des Landeskriminalamtes in Wiesbaden und sagte begeistert zu. Doch dann, an einem meiner letzten Tage im Streifendienst, wurde mein Partner Manni bei einer Verkehrskontrolle getötet. Ich warf das Handtuch, beendete den vielversprechenden Anfang meiner Karriere und versteckte mich in der Provinz.

      »Ich hatte mit meinem ersten und einzigen Profil einfach Glück. Mehr war da nicht. Es tut mir schrecklich leid, aber ich kann nicht helfen.«

      Ich wandte mich zum Gehen und war vielleicht drei Schritte weit gekommen, als sich die beiden Men in Black an der Bushaltestelle ebenfalls in Bewegung setzten und mir auf dem Bürgersteig den Weg abschnitten. In ihren Ray-Ban-Sonnenbrillen spiegelte sich der Park in meinem Rücken.

      Also hatte mich mein Bauchgefühl doch nicht getrogen. Nicht jeder, der an einer Haltestelle steht, wartet auf einen Bus.

      Ich drehte mich zu meinem Bruder um, der sich langsam von der Bank erhob und näher schlenderte.

      »Deine Leute?«

      »Sie passen nur auf mich auf.«

      »Sie versperren mir den Weg.«

      »Na ja, du bist ein Mordverdächtiger, und sie werden dafür bezahlt, Leute wie dich davon abzuhalten, Leuten wie mir die Kehlen durchzuschneiden. In diesem speziellen Fall begleiten sie dich lediglich wieder hinüber.«

      Maik Willem deutete auf das Polizeirevier.

      Ich starrte ihn fassungslos an.

      »Du erpresst mich?«

      »Ach bewahre. Niemand erpresst dich. Du bist ein mündiger Bürger, der seine Entscheidungen selbst trifft. Auf der anderen Seite bist du unser vielversprechendster Verdächtiger. Daher wurde die Polizei angewiesen, dich eine Weile auf Staatskosten durchzufüttern. Bevölkerung, Presse und Politiker verlangen nach schnellen Resultaten. Der junge Sinti aus Rumänien kommt als Täter nicht infrage, weil er und seine Mutter erst vorgestern eingereist sind. Wenn man denn eine illegale Mitfahrgelegenheit auf der Ladefläche eines Sprinters, der einem Schlepperring gehört, als Einreise bezeichnen kann. Beide haben übrigens ausgesagt, dass du sie angreifen wolltest, kurz bevor die Polizei kam.«

      So langsam geriet ich in Wut.

      »Angreifen, ja? Ich wollte Erste Hilfe leisten, weil die Frau hysterisch war und hyperventilierte. Du weißt schon, hinsetzen und Kopf zwischen die Knie. Du meine Fresse, die Frau ist beinahe kollabiert. Sie ...«

      Ich hielt abrupt inne. Stolperte ich da geradewegs in die Falle, die mein Bruder vorbereitet hatte? Er hatte schon immer gewusst, welche Strippen er ziehen musste, um mich in eine bestimmte Richtung zu lenken. Hochgradig manipulativ, auch das unterscheidet ihn nicht wesentlich von einem intelligenten Psychopathen.

      »Okay, fangen wir noch mal von vorn an. Ich bin rein zufällig über die Leichen gestolpert. Ein Zeuge. Du kannst mich nicht zum Mörder machen, nur weil deine Bosse die Macht dazu haben. Die Zeiten, unbescholtene Bürger als Bauernopfer wegschließen zu lassen, sind vorbei.«

      Doch eigentlich wusste ich es besser, und Maik Willem schüttelte dann auch nur ungläubig den Kopf. Wo, wenn nicht in der Politik, wird gemauschelt und korrumpiert? Ich war über zehn Jahre Polizist gewesen, und auch, wenn ich nie in die Entscheidungen der Oberen mit einbezogen wurde, hatte ich sehr wohl mitbekommen, was geht, wenn es nur der Richtige will.

      »Hör auf den Naiven zu spielen und sieh den Tatsachen ins Auge. Der Vater des Mädchens golft mit dem Innenminister und lädt den Verteidigungsminister zu seinen Grillpartys ein. Außerdem wurden die Beschuldigungen der Rumänen schriftlich festgehalten. Du kannst sie nachlesen. Das und deine Anwesenheit am Tatort reichen, um dich vorerst wegzuschließen.«

      »Was wenn ich ein wasserdichtes Alibi beibringen kann für die Tatzeit?«

      »Ich sagte, vorerst wegsperren. Solltest du allerdings kein Alibi auftreiben können, könnte es natürlich länger dauern. Wo warst du zum Beispiel Dienstagmorgen, so gegen fünf Uhr in der Frühe? Oder Mittwoch um dieselbe Zeit?« Er beobachtete mich scharf. »Zu Hause im Bett? Dann hoffe ich für dich, du hattest jemanden zum Vögeln bei dir. Wenn nicht, hast du ein ernsthaftes Problem.«

      Ich starrte ihn wortlos an und überdachte in Windeseile meine Optionen. Ich war im Bett gewesen. Allein.

      »Was hast du davon, wenn du mich ins Spiel bringst?«

      Wir standen dicht voreinander. Ein Fünkchen Triumph glomm in seinen Augen auf.

      »Allein mein uneigennütziges Angebot, dich einzusetzen, hat mir die uneingeschränkte Aufmerksamkeit zweier Minister eingebracht, vom Vater des Mädchens ganz zu schweigen. Solltest du Erfolg haben …?«

      Er zuckte die Achseln und lächelte freudlos.

      Es verschlug mir beinahe die Sprache. Aber auch nur beinahe.

      »Du benutzt den Mord an Luisas Patenkind, um politisch Karriere zu machen? Wie tief kann man denn noch sinken?«

      Einen Moment lang glaubte ich er würde zuschlagen, doch dann versenkte er die geballten Fäuste lediglich in seinen Anzugtaschen. Die Men in Black, knapp außer Hörweite, schienen nahe davor, ihre Waffen zu ziehen.

      »Rosanna ist tot, niemand kann sie wieder zum Leben erwecken. Warum also sollte ihr Tod nicht im Nachhinein etwas Gutes bewirken. Ich helfe dem Vater, den Mörder vor Gericht zu bringen, und der Vater und seine Ministerfreunde ebnen mir den Aufstieg. Eine Hand wäscht die andere, so läuft das nun mal seit Adam und Eva. Also entscheide dich.«

      Ich erwiderte sein freudloses Lächeln.

      »Okay, nehmen mir mal an, rein hypothetisch natürlich, ich lehne dein freundliches Angebot ab, und wende mich mit dieser unglaublich korrupten Geschichte direkt aus dem Untersuchungsgefängnis an die Medien. Bildzeitung, Spiegel, RTL, was dann? Mischt mir jemand Gift ins morgendliche Knastmüsli oder hänge ich mich versehentlich in meiner Zelle auf?«

      Maik Willem betrachtete mich

Скачать книгу