Königreich der Pferde. Rudolf Jedele

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bewies Geduld und Einfühlungsvermögen und sie akzeptierte, dass Shandras Bindung an Shakira und seine Zusammengehörigkeit mit Rollo und Jelena von größerer Bedeutung waren als alles andere.

      Sie bewies aber auch taktisches Geschick, denn ohne dass es den Freunden bewusst geworden wäre, hatte sie einen Bannzauber gewoben und dafür Sorge getragen, dass keiner ihrer Gäste auch nur auf die Idee kam, Sibirsk wieder zu verlassen. So vergingen die Monde und die Jahre und dann kam, was kommen musste.

      Jelena begann zu altern und starb.

      Rollo trauerte zusammen mit Shandra und Shakira viele Jahre lang um die Gefährtin, doch dann begegnete er der jungen Kithuri und begann sich langsam über den Verlust der blonden Reusin hinweg zu trösten.

      Sungaeta beobachtete und versuchte immer wieder an das Geheimnis der magischen Klingen zu gelangen, doch was immer sie anstellte, sie biss auf Granit. Weder Rollo noch Shakira – von Shandra ganz zu schweigen – gaben ihr auch nur den kleinsten Hinweis über den Verbleib der Schwerter.

      Da begann Sungaeta ärgerlich zu werden.

      Eines Tages verschwanden die beiden wertvollsten Besitztümer Shandras spurlos aus dem Zelt der Freunde. Sowohl die kleine Rolle mit der magischen Haut als auch das Horn Olifant wurden am hellen Tag entwendet und tauchten nicht mehr auf.

      Dann begann es Shakira schlecht zu gehen.

      Zuerst war es nur eine einfache Erkältung, doch aus dieser wurde innerhalb kurzer Zeit ein echtes Siechtum und da die Haut verschwunden war, besaß Shandra keine Möglichkeit, seiner Gefährtin zu helfen.

      Sungaeta ließ keinen Zweifel daran, dass sie Shakira zwar hätte helfen können, aber sie war nicht bereit dies ohne Gegenleistung zu tun.

      „Geh und hole die magischen Klingen aus ihrem Verlies und übergib sie in meine Hände, dann mag deine Geliebte wieder gesund werden und noch viele Jahre an deiner Seite leben. Andernfalls …“

      Ein gelangweiltes Achselzucken ließ offen, was die Alternative zu Sungaetas Forderung sein mochte.

      Shakira starb innerhalb eines Jahres und Shandras Wut auf die Hexe war groß. So groß, dass er, nur um die Hexe zu ärgern, innerhalb weniger Monate eine andere Urenkelin Sungaetas in sein Bett holte. Sorcha war in vielen Dingen eine getreue Kopie Shakiras und ihr gelang, was Shakira nie gelungen war. Sie wurde von Shandra schwanger und gebar in sieben aufeinander folgenden Jahren sieben Kinder.

      Auch Kithuri wurde von Rollo zur Mutter gemacht und mit jedem Kind, welches die beiden jungen Frauen zur Welt brachte, wurde Shandras Weigerung zur Preisgabe seines Geheimnisses konsequenter.

      „Diese Schwerter dürfen niemals wieder in die Hände von Menschen gelangen, denn kein Mensch ist stark genug, der ungeheuren Macht der Klingen auf Dauer zu widerstehen. Eine der Klingen in deiner Hand wäre eine Bedrohung für dein Volk. Zwei der Klingen stellten bereits eine Bedrohung für die Menschheit dar und der Besitz aller Klingen würde diese Welt aus den Angeln heben. Nein, Sungaeta, du magst betteln oder drohen, du magst süß sein oder voller Wut, niemals werden wir dir die Klingen ausliefern. Nicht dir und auch nicht jemand anderem. Ich habe sie versiegelt und sie sollen bis ans Ende aller Zeit in dieser Versiegelung bleiben. Es ist dies die vernünftigste Lösung für alle.“

      Sungaeta kochte vor Zorn. Ihre Wut, ihr Hass, aus grenzenloser Enttäuschung geboren sprengten alle Schranken der Vernunft. Eines Tages schickte sie Mörder aus und ließ Kithuri und ihre Kinder umbringen. Auch Sorcha und Shandras Nachkommen starben unter den Stichen und Hieben von Meuchelmördern, zugleich verhängte die Hexe einen wilden Fluch und Bannzauber über Shandra und Rollo. Sie ließ die beiden von ihren Schergen aus Karakorum hinaus in die Tundra jagen und verhängte den Bann über sie.

      In Rollos Eingeweiden begannen urplötzlich wilde Schmerzen zu toben, welche durch nichts und niemand zu lindern waren und Shandra verlor jeglichen Mut und Willen, sich woanders als in den Weiten der Tundra aufzuhalten.

      Rollos Sterben wurde zu einer schrecklichen Angelegenheit, denn die Kraft seines mächtigen Körpers machte es auch den Hexenkünsten Sungaetas nicht leicht. Sein Siechtum nahm kein Ende und Shandra saß wie willenlos, wie paralysiert dabei, beobachtete das Leiden des Freundes und fand nicht die Kraft, etwas dagegen zu unternehmen.

      Rollos Tod, sein Abschied in die Geistwelt des Clans der Grazalema hatte letztlich den Fluch gebrochen. Shandra war wie aus einem bösen Traum erwacht und plötzlich in der Lage, seine längst beschworene Rache anzugehen.

      Über all diesen Erinnerungen und Grübeleien verging Shandra die Reise wie im Flug.

      Er war noch zwei Reisetage vom Saum des Waldlandes entfernt, als über ihm der erste große Keil der Wildgänse am roten Abendhimmel auftauchte und das Ende des Winters ankündigte.

      Es begann zu tauen, das Wetter wurde von Tag zu Tag milder und der Schnee schmolz in rasender Geschwindigkeit, fast so schnell wie er im vergangenen Herbst gekommen war. Von den Flüssen und Strömen erklang Tag und Nacht das dröhnende Krachen des brechenden Eises und wenn die Eisschollen in der Strömung gegen einander geschmettert wurden, war das Ächzen und Knirschen bis zum Saum der Taiga hinauf zu hören. Die Tundra begann sich zu verändern und als sich Shandra am Rand der Taiga umwandte und auf seiner Spur zurück blickte, lag dort eine völlig andere Landschaft, als er sie in den letzten Tagen durchzogen hatte.

      Die vorherrschende Farbe war ein dreckiges Braun, durchbrochen von tosenden, lehmgelben Fluten, reißenden Bächen, die rasch zu Flüssen, Strömen, ja zu wahren Meeren wurden.

      Shandra hielt sich nur wenige Atemzüge lang damit auf, zurück zu blicken. Wichtig war nicht, was hinter ihm lag. Wichtig war, was ihn über kurz oder lang erwartete.

      Zusammen mit Rollo war Shandra schon einige Male ins Waldgebiet vorgedrungen und bislang waren sie immer nach einigen Tagen von Sungaeta und ihren Helfern aufgehalten und zurück getrieben worden. Shandra hatte nie herausfinden können, auf welche Weise die Hexe von ihrem Eindringen in die Taiga erfahren hatte, doch wie auch immer, es war ihr nie verborgen geblieben. Aus diesem Grund nahm er an, dass sie auch diesmal erfahren würde, wo er, Shandra sich aufhielt und sie würde wie immer auftauchen und versuchen, ihn in die Tundra zurück zu zwingen.

      „Du wirst dich wundern, Hexe. Diesmal wird alles anders sein als du es erwartest!“

      Shandra hatte schon vor langer Zeit aufgehört, seine Kampfreflexe zu üben. In der Einsamkeit der Tundra hatte es nichts gegeben, gegen das zu kämpfen es sich gelohnt haben würde. Doch seit die Jurte verbrannt war und sein Ziehbruder diese Welt verlassen hatte, war in Shandra der alte Kampfgeist wieder erwacht. Er hatte seine Übungen wieder aufgenommen und jetzt, da er den entscheidenden Schritt in den Schatten des Urwaldes tun musste, war er bereit wie seit vielen hundert Jahren nicht mehr. Seine Muskeln, die Bänder und Sehnen waren wieder geschmeidig und belastbar, wie es sich für einen Krieger geziemte und seine Reflexe wieder so schnell wie die einer Katze. Seine Schwerttechnik war ein wenig anders, denn das Dai Katana, das Rollo getragen hatte, war eigens auf dessen hünenhaften Masse angefertigt worden. Shandra hatte gelernt, mit der mächtigen Klinge umzugehen. Auch mit den Wurfmessern und Shuriken hatte er wieder und wieder geübt und er war sich sicher, es auch mit einem Dutzend Gegnern zugleich aufnehmen zu können. Genau darauf aber, so nahm er an, musste er sich gefasst machen. Sungaeta würde ihn ganz sicher nicht ohne Helfer erwarten.

      So weit war es allerdings noch nicht.

      Auf Grund der früheren Erfahrungen rechnete

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