Shandra el Guerrero. Rudolf Jedele

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Shandra el Guerrero - Rudolf Jedele страница 6

Автор:
Серия:
Издательство:
Shandra el Guerrero - Rudolf Jedele

Скачать книгу

als er, ein Zauderer, hätte sich vielleicht davor gefürchtet, über die Haube und eine mentale Verbindung in etwas hinein gezogen zu werden, das er nicht mehr kontrolliert werden konnte, Shandra dachte anders.

      Das ganze System, in dem er sich momentan befand, war viel zu aufwändig, als dass es der Manipulation einzelner Menschen hätte dienen sollen. Dazu bedurfte es wesentlich geringerer Anstrengungen. Deshalb konnte er sich dieser Haube bedenkenlos anvertrauen, sie konnte nur für das gedacht sein, was diese angenehme weibliche Stimme versprochen hatte.

      Den Stuhl zu benutzen, sich einfach hin zu setzen, stellte ein wahres Vergnügen dar. Nie zuvor hatte Shandra eine auch nur annähernd so angenehme und bequeme Sitzgelegenheit benutzen dürfen, wie diesen Stuhl. Es fühlte sich fast an, als säße er auf einem lebenden Wesen, das ihn sanft und liebevoll in die Arme schloss, dessen einziges Bestreben es war, Shandras Wohlbehagen sicher zu stellen. Der Stuhl war so beschaffen, dass er unter Shandras Fußsohlen begann und bis hinauf an den Nacken reichte. Die Seiten der Sitzfläche waren hoch gezogen, damit saß Shandra wie in einer Schale und diese Schale passte sich in der Dauer eines Lidschlages an die Konturen seines Körpers an. Die Temperatur der Schale war absolut identisch mit der Temperatur von Shandras Haut und so stellte sich bei Shandra das Gefühl ein, er und der Stuhl wären eine Verbindung eingegangen und der Stuhl wäre nun ein Teil von Shandras Körper.

      Shandra schloss kurz die Augen, ließ das angenehme Gefühl der Bequemlichkeit auf sich wirken, dann streckte er die Hände aus, griff nach der Haube und stülpte sie über seinen Kopf.

      Die Haube besaß ähnliche Eigenschaften wie der Stuhl. Zunächst, bei der ersten Berührung durch Shandras Hände, hatte sie sich fest und kühl angefühlt. Doch schon in der kurzen Zeit, während der Shandra die Haube über seinen Kopf hob genügte, um den Temperaturausgleich herzustellen. Das eigentliche Überstülpen ging so leicht und wie selbstverständlich von statten, dass Shandra das Gefühl bekam, diese Haube sei eigens für seinen Kopf gefertigt worden. Deshalb wunderte er sich auch nicht, dass er sie weder zurecht rücken noch sonst in irgend einer Form etwas an ihrem Sitz verändert musste, die Haube passte ihm wie angegossen und sie saß damit auch in der einzig möglichen Art auf dem Kopf ihres Benutzers.

      Ein sanftes Kribbeln zog sich von Shandras Schläfen durch seinen gesamten Körper bis hinunter zu seinen Fußsohlen, dann ertönte die Frauenstimme wieder, die ihn informierte:

       „Jetzt verfügst du über die vollständigen Kenntnisse jeder lebenden Sprache Europas. Zusätzlich aber auch über die beiden toten Sprachen dieses Kontinentes, über Latein und Altgriechisch.

       Nutze sie gut.

       Im nächsten Schritt werden dir die Fertigkeiten des Lesens und des Schreibens übermittelt.“

      Wieder spürte Shandra das sanfte Kribbeln und dann ein Zucken in seinen beiden Handgelenken, dann erschien eine kleine, rechteckige und nahezu rein weiße Fläche vor seinen Augen und die Stimme verlangte:

       „Versuche es. Schreibe mit deinem Zeigefinger deinen Namen in die weiße Fläche.“

      Shandra hatte nie Schreiben gelernt, doch er wusste, was von ihm erwartet wurde und er konnte der Erwartung genügen. Ohne weiter nachdenken zu müssen, bewegte er seinen rechten Arm, seine Hand schwebte über der Fläche, sein Zeigefinger streckte sich und Shandra schrieb in schön geschwungenen Buchstaben auf die Fläche

       Shandra el Guerrero

      Wieder erklang die Stimme und erläuterte ihm sein eigenes Tun:

       „Die Welt der Sprache manifestiert sich auf mannigfaltige Art und Weise. Die wichtigsten Darstellungen der Sprache erfolgen durch das Aufzeichnen von Schriftzeichen und durch die Verwendung von Tönen. Lesen und Schreiben hast du bereits gelernt, auch das Hören und Sprechen stehen dir uneingeschränkt zur Verfügung. Du wirst nun noch mit der Sprache in Form von Gesang und Liedern vertraut gemacht, danach wirst du die Haube ablegen, die Welt der Sprachen verlassen und zur nächsten Welt reisen.

       Es war schön, Mensch, mit dir zu arbeiten.“

      Als auch dieser Lernprozess zu Ende war und das leise Kribbeln aufgehört hatte, fühlte sich die Haube plötzlich hart und kalt an und Shandra spürte das dringende Bedürfnis, sie so schnell als möglich abzunehmen. Auch der Stuhl verlor mit einem Mal alle seine bequemen Eigenschaften und forderte ihn förmlich zum Aufstehen auf.

      Damit war klar, dass die Stimme recht gehabt hatte und es in diesem Raum nichts mehr für ihn zu lernen gab.

      Shandra legte die Haube wieder sorgfältig auf den Tisch, genau an die Stelle, an der er sie gefunden hatte, stand auf und trat vor die verschlossene Tür des sonnengelben Raums und diese öffnete sich, er konnte hinaus treten in den Treppenschacht und dann in eine der anderen Türen eintreten.

      Shandra entschied sich dafür, die rote Tür zu öffnen und als er eintrat wurde er wiederum von einer Stimme empfangen. Sie war ebenfalls weiblich, doch sie sprach in einer anderen Tonlage als die erste Stimme.

       „Mensch ich begrüße dich in der Welt der Bilder.

       Bilder stellen das älteste Informationssystem der Menschen nach der Sprache und damit der Überlieferung dar. Schon unsere ältesten Urahnen, von denen wir nicht wissen, ob sie tatsächlich schon Menschen waren, haben der Nachwelt Bilder hinterlassen, wodurch diese in der Lage war, die Lebensweise der Ahnen kennen zu lernen. Bitte nimm jetzt Platz, setze die Haube auf und wir beginnen mit der Übertragung der Daten.“

      Der Stuhl war ein genaues Duplikat des Stuhls in der Welt der Sprache. Die Haube aber war anders. Größer, schwerer und sie reichte bis zu der Stelle seines Hinterkopfes, an welcher dieser in den Nacken überging. Die Seiten waren so tief nach unten gezogen, dass sich sowohl die Schläfen als auch die Ohren innerhalb der Haube befanden und es gab eine Art Visier, das sich von selbst herunter klappte und vor Shandras Augen legte, sobald die Haube sich seinem Schädel angepasst hatte. Shandra entspannt sich rasch wieder, obwohl es doch kurz unheimlich geworden war, als die Haube ihn sozusagen seiner Sicht beraubt hatte. Er kuschelte sich in die Wärme des Sessels und kaum hatte die Entspannung eingesetzt, begann es vor seinen Augen zu flimmern, das schon bekannte Kribbeln in den Schläfen begann und wurde dieses Mal viel stärker als bei den ersten Übertragungen. Zusätzlich spürte Shandra auch eine Reaktion im Nacken. Die Übertragung dauerte diesmal sehr lang und Shandra spürte, wie er ermüdete, wie der Schlaf nach ihm griff und dann war er nicht mehr in der Lage, sich gegen den Schlaf zu wehren, seine Augen vielen zu und er war weg.

      Als er wieder erwachte, besaß er nicht den Hauch einer Ahnung, wie lange er geschlafen hatte, aber er fühlte sich frisch und erholt und er war hungrig und vor allem sehr durstig. Kaum hatte er seine Sinne wieder ein wenig unter Kontrolle, hörte er die Stimme wieder.

       „Mensch, nun besitzt du viele Informationen über deine Vergangenheit, über die Wurzeln aus den du gekommen bist und über Dinge, die das Ausmachen, was aus den Menschen geworden ist. Die Datenbanken haben dir allerdings nur die Informationen zugespielt. Die Interpretation dieser Informationen ist deine Angelegenheit. Nun Mensch, musst du die Welt der Bilder verlassen. Lege die Haube ab, erhebe sich aus dem Stuhl und verlasse den Raum.

       Es war schön, mit dir zu arbeiten.“

      Wieder verschwand die Bequemlichkeit von Stuhl und Haube und wieder wurde Shandra auf diese Weise praktisch aus dem Raum komplimentiert. Er nahm es gelassen und stand dann vor der letzten der drei Türen. Er überlegte, ob er auch diese Tür nun sofort öffnen oder sich erst etwas zu essen und zu trinken

Скачать книгу