Shandra el Guerrero. Rudolf Jedele

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Shandra el Guerrero - Rudolf Jedele

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du tatsächlich immer noch, mich zu deinen Zwecken manipulieren zu können? Tarith, du überschätzt dich und deine Fähigkeiten. Ich gehe meine eigenen Wege, deine Interessen bedeuten mir nichts. Dein Hass auf Ninive ist etwas, mit dem du selbst fertig werden musst und deine Rache nimm ebenfalls selbst in die Hand, wenn du willst, dass sie vollzogen wird.

       Abgesehen davon solltest du jetzt entweder ganz still stehen bleiben oder dich so schnell wie nie in deinem Leben bewegen.“

       „Ich verstehe nicht ….“

       „Du hast dir einen sehr ungünstigen Platz ausgesucht, um auf mich zu warten. Wo du stehst, beginnt das Revier von Väterchen Schlange. Ich hatte schon einmal mit ihm zu tun, deshalb weiß ich, dass er ziemlich ungehalten reagiert, wenn ein Mensch auch nur in die Nähe seines Reiches kommt. Du bist sogar ein paar Schritte in sein Reich eingedrungen. Dreh deinen Kopf doch mal ganz langsam nach links und schau, was dort auf dich wartet.

       Aber hüte dich davor zu schreien. “

      Tarith war klug genug, Shandras Anweisung zu befolgen. Sie drehte den Kopf und im nächsten Augenblick sah sie aus, als wäre sämtliches Leben aus ihr gewichen. Starr wie ein Steinbild stand sie im Licht des zunehmenden Mondes und war genau so fahl im Gesicht wie eine Statue aus Marmor. Sie starrte in die kalt und boshaft glitzernden Augen der größten Kobra, die ihr jemals begegnet war.

      Väterchen Schlange hatte Shandra das Tier genannt und das zu Recht.

      Der größte Teil ihres Körpers war zusammen gerollt und bildete einen dicken Knäuel am Boden. Aus diesem Knäuel aber ragte das Vorderteil ihres Körpers senkrecht auf und der Kopf der Schlange befand sich eine ganze Handbreit oberhalb Tariths Scheitel, die Schlange sah auf die Frau herab. Die Schlange befand sich im Zustand höchster Erregung, denn die Haube war zu einer Größe aufgebläht, die Tariths Kopf übertraf und das scharf gezeichnete Brillensymbol auf der Haube glitzerte weiß im Mondlicht. Der Schlangenrachen war weit aufgerissen, die Giftzähne waren wohl so lang wie Tariths kleiner Finger und die Frau meinte von diesen Zähnen Gifttropfen träufeln zu sehen. Die Pendelbewegungen des Oberkörpers der Schlange waren nur noch minimal, sie war kaum mehr einen Hauch davon entfernt, anzugreifen und den tödlichen Biss in die ungeschützte Haut am Hals oder Gesicht Tariths zu setzen.

      Ihre Stimme war kaum lauter als das Säuseln des Nachtwindes.

       „Gütiger Himmel, Shandra! Hilf mir wenn du kannst.“

       „Ich könnte es versuchen, doch um sicher Erfolg zu haben, müsste ich Väterchen Schlange töten. Weshalb aber sollte ich das tun? Väterchen Schlange ist zwar nicht gerade mein Freund, aber er hat mir schon einmal einen sehr guten Dienst getan, Weshalb also sollte ich ihn töten wollen?

       Nein meine liebe Tarith, du musst schon selbst sehen, wie du aus diesem Schlammassel heraus kommst. Vielleicht kannst du ja gleichzeitig darüber nachdenken, warum Menschen, denen du ohne ihre Zustimmung eine Hirnsonde setzt, nicht unbedingt zu deinen besten Freunden zählen wollen.

       Ich muss jetzt los. Ich wünsche dir alles Gute und wer weiß, vielleicht sehen wir uns ja wieder.“

      Shandra drehte sich langsam und behutsam um, er wollte die riesige Schlange nicht zusätzlich reizen und in Panik bringen, denn damit wären Tariths Überlebenschancen gleich null gewesen. Er schlich sich davon und drehte sich auch nicht mehr um, ehe er außer Sichtweite Tariths war. Er begann stattdessen mit zügigen Schritten den Berg hinauf zu steigen, auf das Tor El Zaharas zu, denn er wollte natürlich wissen, was der Grund für die Prozession hinauf zum Gipfel des Berges war.

      Es war seltsam, die ganze Stadt kam ihm wie ausgestorben vor. Das Stadttor war geschlossen gewesen und Shandra war über die – völlig unbewachte – Mauer geklettert. Nun lief er durch die schmalen Gassen Stadt um zu Torwalds Haus zu gelangen. Dieser, so nahm Shandra an, würde ihm Auskunft über die seltsame Prozession geben können.

      Torwalds Haus war unverschlossen, doch nirgendwo im Haus brannte Licht. Es gab keinen Hinweis darauf, dass sich jemand im Haus aufhielt. Doch als Shandra durch den Patio und den Wohnbereich hindurch die Terrasse erreichte, die auf den Garten des Hauses hinausging, sah er dort eine dunkle, große Gestalt an der Brüstung lehnen.

       „Guten Abend Torwald. Warum stehst du so allein im Dunkeln?“

       „Weil ich mir Gedanken mache, wie ich diesen Unfug am Berggipfel beenden kann. Aber wer bist du? Du hörst dich an wie …“

       „Wie der, der ich ja auch bin. Ich bin Shandra, aber was soll die Frage?“

       „Shandra! Du bist es tatsächlich! Mann, Junge, was bin ich froh, dich zu sehen! Nun brauche ich nicht weiter nachzudenken, mein Problem ist gelöst!“

       „Oh Torwald, werter Freund, las mich nicht dumm sterben, erzähl mir von deinem Problem und seiner Lösung. Was hat es mit mir zu tun?“

       „Alles. Wirklich alles.

       Man hat dich vor sechs Tagen mit einer fremden Frau den Berg hinauf steigen und in den kleinen Tempel gehen sehen. Kurze Zeit später schoss über dem Tempel eine große Flamme in die Höhe und ging nicht mehr aus. Sie brennt seither ununterbrochen und immer mit gleicher Kraft und Größe, niemand kann verstehen, wie so etwas möglich ist.

       Kurz nachdem die Flamme zu brennen begann, kam die Frau in die Stadt zurück, stellte sich auf den Marktplatz und begann die Leute zusammen zu rufen. Als der größte Teil der Bevölkerung um sie versammelt war, hat sie uns erklärt, dass der größte Stratege und Held, den der Clan je besessen hatte in den Berg gegangen sei, um sich dort von den Strapazen der Schlacht zu erholen. Shandra el Guerrero würde so lange in dem Berg bleiben, bis die Grazalema wieder bedroht wurde, erst wenn der Clan und das Land in höchster Gefahr waren, konnte man wieder mit seiner Rückkehr und seiner Hilfe rechnen. Zum sichtbaren Zeichen seines Aufenthaltes im Berg hatte sich die Flamme über dem Tempel entzündet und sie würde nicht mehr erlöschen, so lange Shandra el Guerrero sich im Berg befand.

       Die Leute waren betroffen, denn Shandra el Guerrero war ein ziemlich beliebter und noch sehr junger Mann gewesen, weshalb sollte er den Clan so plötzlich verlassen?

       Die Frau – sie nannte sich selbst den Erzengel Tarith – erklärte uns, dass es den Menschen Shandra el Guerrero nie wirklich gegeben habe, dass er – du also – von Anbeginn an eine Legende verkörperte und dass wir, die wir zu dieser Zeit im Hochland lebten, das Glück gehabt hatten, die Entstehung einer Legende mit zu erleben.

       Als nächstes forderte sie uns auf, sämtliche Feuer in der Stadt zu löschen und in der Nacht vor dem Vollmond mit Fackeln zum Berg zu gehen, zu beten und dann die Feuer der Stadt genährt von der Flamme Shandras neu zum brennen zu bringen.

       So sollte es von nun an und für immer gehandhabt werden, denn nur unter diesen Bedingungen würde die Flamme leben und Shandra für die schlimme Not, die eines Tages kommen mochte, beriet sein.“

      Shandra schüttelte den Kopf und wusste eine Weile nicht, was er zu alle dem sagen sollte. Die Frau Tarith hatte ihn ohne Hemmungen benutzt und war bereit gewesen, sogar seinen Tod vorzuspiegeln, nur um ihn an den Karren ihrer eigenen Interessen spannen zu können.

      Shandra starrte nachdenklich vor sich hin. Er sah die Botschaft, er verstand sie und doch auch wieder um nicht.

      

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