Shandra el Guerrero. Rudolf Jedele

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Shandra el Guerrero - Rudolf Jedele

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hatte, eine Klappe öffnete. Auf der Klappe tauchte ein Tablett auf und auf diesem Tablett lagen einige Stücke Käse unterschiedlicher Art, blaue Trauben und zwei reife Birnen, sowie ein ganzes Fladenbrot. Neben dem Tablett stand eine gläserne Karaffe und ein ebenfalls gläserner Becher und in der Karaffe befand sich frisches, kühles Quellwasser.

      Shandra konnte also seinen Hunger und seinen Durst stillen und brauchte nicht zu einem anderen Zeitpunkt wieder zu kommen.

      Er war schon beinahe fertig mit Essen, als ihm plötzlich etwas bewusst wurde.

      Er hatte niemals zuvor in seinem Leben Käse und Weintrauben gesehen und der Begriff Tablett war in seinem Sprachschatz ebenso wenig enthalten gewesen, wie der Begriff Karaffe. Dennoch war ihm alles so vertraut, als hätte er diese Dinge sein Leben lang um sich gehabt.

      Das also hatte das Archiv bei ihm bewirkt!

      Shandra konnte es kaum mehr erwarten, bis sich die dritte – die rote – Tür öffnete und er erfuhr, auf welche Art des Wissens er hier stoßen würde.

      Diesmal sprach die Stimme eines Mannes zu ihm. Eine sonore Stimme, die nicht weniger angenehm klang, wie zuvor die beiden Frauenstimmen.

       „Ich begrüße dich Mensch, du hast die Welt der Naturwissenschaften betreten und wirst nun einen Teil des wahren Wissens erhalten.

       Ich lehre dich die Welt der Zahlen und der Begriffe sowie den Umgang mit ihnen. Ich führe dich ein in die Welt der Stoffe und ihrer Eigenschaften sowie in der die der Kräfte und ihrer Prinzipien. Um die Welt zu verstehen, sind die Kenntnisse, die ich dich lehre unerlässlich, deshalb lerne gut und bewahre, was ich dir gebe. Nun nimm deinen Platz ein und lass uns beginnen.“

      Weder der Stuhl noch die Haube in diesem Raum glichen denen, die er in den beiden Räumen zuvor gesehen hatte.

      Der Stuhl war wuchtiger und größer, die Seitenwände viel höher gezogen, so dass Shandra sich vorkam, als hätte er in einem Raum im Raum Platz genommen. Der Effekt allerdings war derselbe. Äußerste Bequemlichkeit war gegeben, doch ebenfalls neu waren die Gefühle von Wärme, Geborgenheit und Sicherheit die ihn umspannen.

      Auch die Haube übertraf die aus der Welt der Bilder, was Größe und Ausführung anbelangte. Das Nackenteil reichte hinunter bis zur Mitte von Shandras Rücken und die Seiten waren soweit herein gezogen, dass nur noch seine Nase, der Mund und die Kinnpartie unbedeckt blieben.

      Wieder glitt Shandra in die Phase der Entspannung, das Kribbeln setzte ein und einen Augenblick später war Shandra eingeschlafen.

      Als er diesmal die Augen öffnete und in die Welt zurückkehrte, war es das nagende Hungergefühl, das seinen Tiefschlaf gestört hatte. Sein Magen knurrte, als hätte er seit Tagen nichts mehr zu essen bekommen und sein Mund war so trocken, dass er vermutlich nur zu krächzen fähig gewesen wäre, hätte jemand verlangt, dass er etwas sagte.

       „Wie lange war ich denn diesmal weg? Ich habe das Gefühl, ich könnte einen halben Ochsen weg putzen und einen See leer trinken!“

       „War das eine ernst gemeinte Frage?“

      Die sonore Stimme war noch dieselbe, wie vor seinem Tiefschlaf und irgendwie hatte Shandra das Gefühl, mit dieser Stimme tatsächlich ein Gespräch führen zu können.

       „Natürlich war das eine ernst gemeinte Frage, hätte ich sie sonst gestellt?“

      Aus der Stimme klang fast so etwas wie Humor mit, die minimalste Andeutung eines Lachens, als sie antwortete:

       „Im Umgang mit Menschen empfiehlt es sich doch immer wieder mal nachzufragen. Da wird schon des Öfteren etwas einfach so daher gesagt, eine Frage gestellt, ohne dass tatsächlich eine logische und vernünftige Antwort erwartet wird. Aber du scheinst da anders zu sein, deshalb meine Antwort:

       Zweiundvierzig Stunden, achtundzwanzig Minuten und vierzehn Sekunden vom letzten bis zum ersten Lidschlag.

       Wird die Antwort so akzeptiert?“

       „Natürlich, sie ist ja präzise genug. Dann brauche ich mich auch nicht zu wundern, dass ich solchen Durst und solchen Hunger habe. Ist unsere Sitzung zu Ende?“

       „Unsere Sitzung ist tatsächlich zu Ende. Du hast die erste Stufe von Mathematik und Geometrie gelernt, du hast ein Grundwissen in Physik, Chemie und Biologie erhalten und mit diesem Wissen solltest in der Lage sein, dir über mancherlei Dinge Gedanken zu machen und sie zu deuten.

       Gehe jetzt hinaus in deine Welt und lerne mit deinem Wissen umzugehen. Wenn du die Tür zu meiner Datenbank hinter dir geschlossen hast, musst du den Schließmechanismus noch einmal aktivieren und deinen neuen Zugangscode festlegen. Merk in dir gut, denn mit diesem Zugangscode kannst du einerseits jederzeit hier her zurückkehren und andererseits auch die Archive der zweiten Stufe öffnen. Diese Archive werden an Hand deines Codes sofort wissen, mit welchem Status du eintrittst und wie sie dich weiter belasten können, ohne dir zu schaden.

       Nun geh hinaus und tu, was das Leben dir abverlangt. Es war schön, mit dir zusammen zu arbeiten.“

      Draußen an der Treppe sah Shandra sich um, ob er vielleicht die Klappe mit Essen und Wasser wieder finden würde, doch nirgendwo gab es auch nur den kleinsten Hinweis, dass es eine solche Klappe jemals gegeben hatte. Ihm blieb also nichts anderes übrig, als hungrig und durstig wie er war, sich den Weg hinaus zu machen. Verlaufen konnte er sich nicht, es gab nur einen Weg hier her und nur einen, der von dem kleinen Platz mit den drei Türen wieder weg führte. Shandra begann die Treppe hinunter zu steigen und als er unten angekommen war, mochte kaum mehr als eine Viertelstunde vergangen sein. Das schätzte er. Außerdem hatte Shandra die Treppenstufen gezählt und so errechnet, dass er ziemlich genau vierzig Meter Höhenunterschied bewältigt hatte.

      Er war dennoch erstaunt, dass er sich letztendlich dann genau in der Höhle wieder fand, in der er zum ersten Mal das Grün schimmernde Eisenerz gefunden hatte und vor deren Eingang ein gewisser Michael Twitter furch den Biss einer außergewöhnlich großen Kobra den Tod gefunden hatte.

      Draußen war es bereits dunkel, als Shandra aus der Höhle auf den kleinen Vorplatz hinaus trat und hinauf zum Berg Zahara schaute. Was er dort sah, erstaunte ihn noch viel mehr, als die Tatsache, dass er gerade in dieser Höhle den Ausgang aus den Archiven gefunden hatte.

      Am höchsten Gipfel des Berges Zahara, genau dort wo der kleine Tempel stand, loderte eine große und damit weithin sichtbare, gelb und orange schillernde Flamme senkrecht in die Höhe. Auf dem Weg hinauf entdeckte Shandra eine wahre Prozession von Menschen, die brennende Fackeln in den Händen trugen und vom Berg herunter stiegen, während andere noch auf dem Weg nach oben waren.

       „Das Leben ist schon voller Überraschungen. Was das wohl zu bedeuten hat?“

      Shandra hatte nur so vor sich hingemurmelt und war deshalb überrascht, dass er eine Antwort bekam.

       „Die Menschen brauchen ein geistiges Zentrum, eine Anlehnung an etwas, das ihnen hilft mit ihren Ängsten und Nöten zu Recht zu kommen. Das war schon immer so und es wird immer so bleiben. Götter dienen den Menschen, nicht umgekehrt.“

      Die Frauenstimme trieb Shandra augenblicklich den Zorn ins Gemüt, denn wer da geantwortet hatte, war niemand anders als Tarith. Er nahm sich aber sofort selbst an die Leine und antwortete

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