Pferdesoldaten 1 - Vorposten am Rio Grande. Michael Schenk
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Juan zupfte einen Grashalm und begann zu kauen. Die Männer ringsum prüften zum wiederholten Male ihre Waffen.
Gewehre und Pistolen waren Steinschloßwaffen und mussten sorgsam gepflegt werden. Zwar konnte man die meist glattläufigen Waffen laden, sie aber nicht uneingeschränkt schussbereit halten. Um eine solche Waffe abzufeuern, musste man Pulver auf eine Zündpfanne geben. Zog man den Abzug, schnellte der Hahn nach vorne. Der Hahn hielt einen Feuerstein, der an der Reibfläche der Pulverpfanne entlang glitt, dabei Funken schlug und somit das Pulver in der Pfanne entzündete. Dessen Flamme schlug durch den Zündkanal in die Treibladung im Lauf, die dann ebenfalls zündete und das Geschoss heraus schleuderte. Der gesamte Vorgang nahm eine gewisse Zeit in Anspruch. Es mochte nur eine Sekunde sein, doch während dieser Spanne sollte sich ein Ziel möglichst wenig bewegen. Das besagte Steinschloss verhinderte auch, dass die Waffe, wie schon erwähnt, stets schussbereit gehalten werden konnte. Die Pulverpfannen waren nicht wirklich Wasserdicht und schon die Feuchtigkeit von Morgentau konnte das Pulver verkleben und unbrauchbar machen. Die Bewegungen eines Reiters beim Ritt konnten den Feuerstein in seiner Halterung lockern und dies wiederum konnte zur Folge haben, dass er keine Funken schlug oder sogar aus der Halterung heraus fiel. Die Männer taten also gut daran, ihre Waffen zu überprüfen.
El Perdido blickte auf, als er Hufschlag vernahm. Einer der Späher kehrte zurück, erkannte seinen Anführer und kam heran. Mit hastigen Worten begann er zu berichten, was er und die beiden anderen beobachtet hatten.
„Eine Handvoll fertiger Häuser, Colonello. Fünf weitere sind im Bau. Es sieht eher nach einem großen Rancho aus, als nach einem Dorf. Wir haben insgesamt zwanzig Männer gesehen. Fünf eingerechnet, die im Westen bei einer großen Pferdeherde sind. Es gibt eine Handvoll Halbwüchsige und Kinder.“
Juan grinste. „Und sicher auch ein paar Frauen, nicht wahr?“
Der Späher nickte. „Oh ja, Teniente, auch ein paar Weiber. Ein paar sind recht ansehnlich.“
„Das ist erfreulich. Nach der Arbeit haben sich die Männer ein wenig Vergnügen verdient.“ El Perdido überlegte. „Vielleicht lassen sich ein paar der Weiber und Kinder verkaufen. Juan, schärfe den Männern ein, dass ich die Frauen und Kinder lebend haben will. Wenigstens vorerst und sofern sie sich ordentlich benehmen.“
„Natürlich, Jefe.“
„Merk dir endlich, dass das Colonello heißt, verdammt.“ El Perdido starrte seinen Stellvertreter für einen Moment grimmig an, bevor er wieder lächelte. „Wir werden in dieser Nacht zuschlagen. Zehn gute Männer, um die Wachen auszuschalten. Männer, die mit dem Messer oder der Machete umgehen können.“
„Unterführer Emilio und seine Leute sind sehr gut im Kehleaufschlitzen.“
„Also Emilio und seine Gruppe. Die Gringos werden ihre Pferde auch in der Nacht bewachen. Stell zwanzig Reiter ab, die sich um die Wachen kümmern. Aber erst, wenn die Schießerei im Ort losgeht. Das musst du den Männern einschärfen. Ich will nicht, dass die Tejanos im Ort noch zu ihren Waffen greifen können. Daher werde ich mich mit fünfzig Männern an die Häuser heranschleichen, sobald die Wachen ausgeschaltet sind.“ El Perdido sah den Späher an. „Habt ihr Hunde beobachtet?“
„Nur ein paar Hühner.“
„Nun, die werden nachts wohl im Stall sein“, vermutete El Perdido. „Die übrigen Männer bleiben hier bei den Pferden und bilden unsere Reserve. Nur für den Fall, das irgendetwas schiefgeht. Wir schlagen im Morgenrauen los. Dann, wenn die Tejanos und ihre Chicas tief und fest schlafen.“
Es gab kein Feuer für die Männer. Wer Schlaf fand, der rollte sich in seinen Poncho und seine Decke und wer dabei zu schnarchen begann, der wurde unsanft geweckt, denn die Unterführer duldeten nicht den geringsten Laut. Um Mitternacht brach Emilios Gruppe von Halsabschneidern auf. Sie würden Zeit benötigen, um die Positionen der Wachen herauszufinden und sich lautlos an sie heranzuschleichen.
El Perdidos Männer mochten gelegentlich eine wilde Horde sein, doch bei ihren Beutezügen waren sie so diszipliniert wie Soldaten. In den vergangenen Jahren hatten sie auf die harte Weise gelernt, wie wichtig dies für ihr Überleben sein konnte. So lauerten die eingeteilten Männer schweigend, und warteten ebenso wie jene, die mit den Pferden zurückbleiben mussten.
El Perdido wartete mit seinen fünfzig Männern eine knappe Meile außerhalb der kleinen Siedlung. Der Sternklare Himmel erschwerte das unbemerkte Heranschleichen. Der Colonello hatte die Silhouetten der Gebäude sorgfältig mit seinem Teleskop abgesucht und keine Wachen auf den Dächern entdeckt. Die Siedler schienen ihre Wachen ausschließlich auf dem Boden postiert zu haben. Ein tödlicher Leichtsinn.
Nach einer knappen Stunde huschte einer von Emilios Männern heran und berichtete, dass die Wachen ausgeschaltet seien. Nun musste es schnell gehen, denn niemand wusste, wann die Toten abgelöst werden sollten.
El Perdido gab das Zeichen und seine Männer hasteten auf die Häuser zu, so schnell und lautlos, wie es ihnen nur möglich war. Die Zündpfannen der Waffen waren mit frischem Pulver versehen, die Pfannen aber geschlossen und kein Hahn gespannt. Es sollte keine Feuchtigkeit eindringen. Dennoch würde es Zündversager geben. So hielten die Männer neben ihren Schusswaffen auch ihre Messer und Macheten bereit.
Der Überfall gelang überraschend leicht.
Sie drangen in die Häuser ein. Nur wenige Schüsse hallten durch das einsetzende Geschrei. Das blutige Morden wurde überwiegend durch blanken Stahl vollzogen und in ihrem einsetzenden Blutrausch hielt mancher Mann sich nicht an El Perdidos Befehl, die Frauen und Kinder vorerst zu verschonen.
Die wenigen Wachen bei der Pferdeherde wurden förmlich überrannt. Die Mexikaner machten sich sofort daran, die kostbare Herde zusammenzuhalten.
Das Gemetzel hatte kaum zehn Minuten gedauert und noch vor dem ersten Morgengrauen sichtete El Perdido die wenigen Überlebenden. Drei der Frauen waren recht ansehnlich. Er reservierte eine von ihnen für seine eigenen Bedürfnisse und überließ die anderen seinen Männern. Dann rief er Juan zu sich.
„Du hast eine Stunde, mein Freund“, mahnte er seinen Stellvertreter. „In einer Stunde darf nichts mehr auf den Überfall hinweisen. Wir wissen nicht, wann die Büffeljäger hier vorbeikommen.“
„Ich habe ein paar Reiter ausgeschickt“, beruhigte Juan. „Sie halten Ausschau in die Richtung, aus der die Jäger kommen müssen. Wir hätten übrigens ein paar der Tejanos leben lassen sollen. Die Jäger werden vielleicht misstrauisch, wenn sie hier nur Mexikaner sehen.“
„Oh, sie werden Tejanos sehen, mein Freund. Ein paar unserer Männer sollen sich Sachen der Siedler anziehen.“ El Perdido lachte. „Und suche drei oder vier aus, die zierlich und ohne Bart sind. Männer, denen Frauensachen passen.“
Es gab Gelächter und grobe Scherze, als vier der Männer in die Kleider der Ermordeten schlüpften. Für die Mexikaner war es ein großer Spaß, zumal all dies einem Hinterhalt diente, der ihre Beute beträchtlich vergrößern sollte.
Das Warten auf die Büffeljäger wurde für die Bande zu einem kleinen Martyrium. Sie warteten den ganzen Tag und die anschließende Nacht, doch ihre Beute kam nicht in Sicht. Die Unterführer mussten die ungeduldigen Männer beruhigen. Die Weidegründe der Büffel lagen viele Meilen entfernt und man wusste nicht, wann die Jäger genügend Häute gesammelt hatten, um den Heimweg zum Handelsposten am Rio Grande anzutreten. Man wusste nur, dass sie hier vorbeikommen würden, denn die Jäger und ihre Tiere brauchten Wasser und hier war die einzige Quelle in größerem Umkreis.
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