Pferdesoldaten 1 - Vorposten am Rio Grande. Michael Schenk

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Pferdesoldaten 1 - Vorposten am Rio Grande - Michael Schenk страница 7

Pferdesoldaten 1 - Vorposten am Rio Grande - Michael Schenk Pferdesoldaten

Скачать книгу

an mexikanischen Zivilisten, und Scharmützel mit der mexikanischen Armee, dann zogen sich die Indianer in die Berge zurück. Keineswegs weil sie geschlagen waren, sondern vielmehr, weil Presidio del Norte nun von noch größerer Bedeutung für Mexiko war. Der General und Staatspräsident Santa Anna war längst nicht gewillt, seine alte Provinz endgültig aufzugeben und verlegte eine starke Garnison nach Presidio. Santa Anna ahnte, dass die Staatenunion der Yankees nur darauf lauerte, einen Vorwand zu finden, um Texas zu unterstützen. Sobald mexikanische Truppen in die Republik der Aufrührer einrückten, konnte es gut sein, dass sich die U.S.A. auf die Seite der Texaner stellte. Dennoch war der Generalissimo nicht bereit, endgültig auf Texas zu verzichten. Während die mexikanischen Truppen verstärkt und auf einen Krieg vorbereitet wurden, wollte Santa Anna verhindern, dass die Texaner zur Ruhe kamen und ihre Grenze durch Forts sicherten. Das beste Mittel hierfür waren Überfälle, tief auf das texanische Gebiet, und die Aufwiegelung der verschiedenen indianischen Stämme. Letzteres war jedoch schwierig, da die Indianer mit Weißen und Mexikanern gleichermaßen schlechte Erfahrungen gesammelt hatten.

      Santa Anna suchte nach einer Lösung und fand sie in El Perdido.

      Eigentlich war El Perdido ein brutaler Bandit und die Geißel der kleinen mexikanischen Dörfer, doch er war nach Santa Annas Meinung der richtige Mann, einen tiefen Stachel in das texanische Fleisch zu rammen. Eine Amnestie des Banditen sowie dessen inoffizielle Ernennung zum Colonello, machten aus der starken Bande von El Perdido eine kleine Armee von Patrioten, die ihr Hauptquartier in Presidio del Norte aufschlug.

      Inzwischen war aus dem Ort ein kleines Dorf geworden. Zwar überwog die Anzahl der Hühner noch die der eigentlichen Dorfbewohner, aber die hier lebenden Menschen erwirtschafteten einigen Überschuss. Die Ebene war fruchtbar und die Rinderzucht lohnend, da die Anwesenheit von El Perdido die Apachen davon abhielt, sich ein paar saftige Steaks zu besorgen.

      El Perdido hatte über zweihundert Männer um sich versammelt und er sah sich tatsächlich als strahlenden Patrioten, denn er und seine Truppe mordeten, vergewaltigten und plünderten ausschließlich jenseits des Rio Grande. Er machte keinen Unterschied zwischen den weißen Texanern und jenen, die mexikanischer Abstammung waren.

      Die Bewohner der nordamerikanischen Staatenunion waren „Norte Americanos“ oder „Yanquis“, die von Texas „Tejanos“. Die verächtliche Bezeichnung „Gringo“ würde erst in über zehn Jahren erstmals Einzug in den Sprachgebrauch halten.

      El Perdido konnte unbesorgt mit seiner ganzen Horde über den Rio Grande ziehen, denn während seiner Abwesenheit blieb Presidio geschützt. Dort waren inzwischen zweihundert Lanzenreiter der Armee, eine Kompanie Infanterie und sogar eine Kanone stationiert. Die wachsende Truppe wurde durch Wagenzüge aus Chihuahua versorgt, die zugleich wichtigen Nachschub für El Perdido lieferten: Pulver, Blei, Gussformen und Waffen.

      Vor zwei Tagen war ein solcher Wagenzug eingetroffen und El Perdidos Männer seitdem dabei, ihre Ausrüstung für einen langen Ritt über die Grenze zu vervollständigen. Die Vorbereitungen waren nun abgeschlossen und El Perdido ritt zum Zeltlager der Armee hinüber, um mit dem dortigen Befehlshaber, Capitan Ruiz de Lopez, zu sprechen. El Perdido bedauerte immer wieder, dass man ihm den Rang eines Colonello nur inoffiziell zustand. Er besaß keine Befehlsgewalt über den Capitan. In seinen Augen war de Lopez ein hochnäsiger Bastard, der keine Ahnung vom Kampf hatte, da der adlige Offizier den von El Perdido bevorzugten Hinterhalt als unsoldatisch erachtete.

      Das Militärlager bot einen prachtvollen geordneten Anblick. Überall waren die schmucken Uniformen der mexikanischen Armee zu sehen. Während Infanteristen und Artilleristen hohe Tschakos trugen, bestand die Kopfbedeckung der Lanzenreiter aus flachen steifen Hüten, mit relativ schmaler Krempe. Breite grüne Bänder an den Hüten sowie der grüne Besatz der grauen Hosen und kurzen grauen Jacken, wiesen auf die Regimentszugehörigkeit hin. Reiter übten mit den drei Meter langen Lanzen, die kurz hinter der nadelscharfen langen Spitze mit einem Wimpel geschmückt waren.

      El Perdido hielt nichts von Lanzen. Sicher, sie waren furchteinflößend, doch war man an ihrer Spitze vorbei, war der Reiter leichte Beute. Außerdem bevorzugte der Banditenführer Waffen, die auf Distanz wirkten.

      El Perdido war eine durchaus gepflegte und respektheischende Gestalt. Hochgewachsen, mit einem fein geschnittenen Gesicht, welches nicht ahnen ließ, zu welchen Grausamkeiten sein Besitzer fähig war. Er trug einen sauber gestutzten Vollbart, einen reich bestickten grünen Anzug mit Weste und grellroter Schärpe sowie einen breiten cremefarbenen Sombrero, dessen Rand mit Gold bestickt war.

      Die beiden Infanteristen, welche vor dem Zelt des Capitan Wache hielten, salutierten und einer rief ins Innere, dass El Perdido eingetroffen sei. Augenblicke später trat Capitan de Lopez ins Freie. Er blinzelte gegen das grelle Sonnenlicht und rückte seinen Hut zurecht.

      „Ich vermute, Ihre Truppe ist nun bereit, Senor?“ Der Capitan zögerte ein wenig, bevor er den Begriff der „Truppe“ verwendete und zeigte seinem Gegenüber damit an, was er von dessen Männern hielt.

      „Ich werde jetzt nach Texas abrücken“, antwortete El Perdido. Er blieb auf seinem Pferd sitzen und sah auf den Capitan hinunter. Seinerseits eine deutliche Geste, dass er den Offizier kaum respektierte. „Meine Truppe wird drei bis vier Wochen unterwegs sein. Meine Späher haben mir berichtet, dass es ein paar lohnende Ziele gibt.“

      „Ich verstehe.“ De Lopez mochte den Banditenführer nicht, aber er erkannte dessen Nützlichkeit durchaus an. Die Banditen fügten den Texanern Verluste zu, stifteten Unfrieden jenseits des Rio Grande, und hatte gute Kontakte zu einigen Apachen, die sie mit nützlichen Informationen versorgten. „Dann werde ich Sie in drei bis vier Wochen zurückerwarten.“

      Sie nickten sich zu, dann zog El Perdido seinen starken Hengst herum und trabte dorthin, wo sich seine Männer bereits versammelten.

      Die zweihundert Reiter boten ein malerisches Bild. Manche trugen Teile von Uniformen, zivile Anzüge oder die Kleidung von Vaqueros, wieder andere die einfache Tracht der Peones, mit weißen Leinenhosen und weißem Hemd. Sie alle besaßen Ponchos und breite Sombreros. Einige Reiter waren barfüßig, doch die meisten besaßen gute Stiefel, die nicht immer ehrlich erworben waren. So bunt wie die Kleidung, war auch die Zusammenstellung der Waffen. Nahezu jeder besaß eine Machete und mindestens eine Schusswaffe. Nicht selten waren es zwei oder drei einschüssige Pistolen und dazu ein Gewehr. Glattläufige Musketen und gezogene Jagdflinten, es gab sogar ein paar Plunderbüchsen, aus deren Trichtermündungen man Metallteile und auch kleine Steine verschießen konnte.

      El Perdido sah seinen Stellvertreter herangaloppieren. Der „Teniente“ Juan war ein Bulle von Mann und ein Garant für die Disziplin der Männer. Niemand legte sich mit Juan an und wer es doch riskierte, lernte auf eine sehr harte Tour, den Befehlen von El Perdido ohne Widerspruch zu folgen.

      „Die Männer sind begierig darauf, dass es endlich losgeht“, meldete Juan grinsend. „Ich habe durchblicken lassen, dass uns diesmal besonders reiche Beute winkt.“

      „Ein wenig Motivation kann niemals schaden“, meinte El Perdido. „Und Vorsicht ebenso wenig. Schädelschläger wartet jenseits des Rio auf uns. Angeblich hat er wertvolle Nachrichten für uns, aber du weiß ja, was man von Apachen zu halten hat.“

      „Ich habe dafür gesorgt, dass wir ein paar Dinge dabei haben, die den Bastard bei Laune halten werden“, versicherte Juan.

      Minuten später brach die Reiterschar auf. Die Männer waren gut gelaunt und sangen lauthals, während sie Presidio del Norte hinter sich ließen. Die Dorfbewohner sahen ihnen nach und waren größtenteils froh, dass die Reiter ihnen nun den Rücken zuwandten. Das galt vor allem für die männlichen Dorfbewohner, die kaum in der Lage waren, über Tugend oder Untugend ihrer Frauen zu wachen.

      Der

Скачать книгу