Pferdesoldaten 1 - Vorposten am Rio Grande. Michael Schenk
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Pferdesoldaten 1 - Vorposten am Rio Grande - Michael Schenk страница 8
Die Horde folgte dem Rio Conchos und je näher sie seiner Einmündung in den Rio Grande kam, desto mächtiger schienen die Berge vor ihnen aufzuragen. Vor ihnen und links die langgezogene Bergkette der Guadalupes und rechts die der östlichen Sierra Madre. Die Berge waren keineswegs so undurchdringlich, wie sie auf die Entfernung wirkten. Es gab eine Vielzahl von Schleichpfaden sowie eine Reihe von Pässen und Schluchten, die auch von schweren Frachtwagen genutzt werden konnten. Es gab karge Täler und solche, die eine unerwartete Vielfalt von Leben bargen. Auch entlang des Rio Grande gab es fruchtbaren Boden, auf dem keineswegs nur Kakteenfelder gediehen.
Die Truppe von El Perdido ritt gemächlich zur Einmündung des Rio Conchos. Ein kleines Stück weiter nördlich lag eine Furt, die man bequem nutzen konnte und die auch für schwere Wagen passierbar war. Bis hierher hatte der Mexikaner auf Vorsichtsmaßnahmen verzichtet. Die Indianer in dieser Gegend waren ihm wohlgesonnen, denn El Perdido hielt sie durch großzügige Geschenke gewogen. Geschenke, die sich auszahlten, denn die Indianer streiften überall umher und verrieten den Mexikanern, wo sich Weiße sehen ließen.
Nach dem durchfurten des Rio Grande wurde El Perdido jedoch vorsichtig. Er teilte Vorhut, Nachhut und dort, wo das Gelände weit genug war, auch Flankenschutz ein. In diesem Bereich streiften die Krieger der Apachen und der Comanchen umher und beide Völker waren seit jeher Feinde. So gefürchtet die Apachen selbst auch sein mochten, vor den Comanchen hatten sie großen Respekt. Während die Apachen überwiegend zu Fuß kämpften, waren ihre Gegner überragende Reiter und hatten die Apachen immer weiter in die Berge zurück gedrängt. El Perdido machte sich diese Gegnerschaft zunutze und versorgte die Apachen immer wieder mit Nachschub an Waffen.
Nun hoffte er darauf, einen der Unterhäuptlinge der Mescaleros zu treffen. Schädelschläger hatte seinen Namen nach einem Kampf erhalten, bei dem es ihm gelungen war, zwei Comanchen mit seiner Schädelkeule zu töten. Das hatte ihm seinen Namen, Ruhm und die Gefolgschaft einer Handvoll anderer Krieger eingebracht.
Grenzpatrouillen brauchten sie nicht zu fürchten. Die beiden Forts der Texaner lagen weit im Süden oder Norden. Sie überließen es gelegentlichen Patrouillen der texanischen Ranger, den Mittelteil des Flusses zu bestreifen. Da Comanchen und Apachen wieder sehr aktiv waren, ließen sich die Texaner hier wohlweislich kaum blicken. Dennoch bestand die Gefahr der Entdeckung. Nicht nur durch Indianer, sondern auch durch die wenigen Weißen, die den Mut besaßen, sich hier herumzutreiben. Pelztiere, Wildpferde und Büffel stellten für Fänger und Jäger eine große Verlockung dar. Knapp vierzig Meilen südlich, dort wo der Rio eine große Biegung machte, gab es sogar einen befestigten Handelsposten der Amerikanischen Pelzhandelsgesellschaft.
Teniente Juan kam an El Perdidos Seite geritten. „Was meinst du, Jefe, ob wir uns die Pelzjäger diesmal vorknöpfen können?“
El Perdido schätzte die Bezeichnung „Jefe“ nicht. Er war nicht der Boss einer wilden Horde, sondern der Colonello einer tapferen Patrioten-Truppe. Er ließ es Juan diesmal durchgehen, denn er dachte ebenfalls an den Handelsposten. „Eine lohnende Beute, ja. Aber dort treiben sich meist dreißig oder sogar vierzig der verdammten Jäger herum. Du weißt, diese Kerle schießen mit ihren weit tragenden Gewehren wie die Teufel.“ Er spuckte aus. „Und der verdammte Handelsposten ist gut befestigt. Die Tejanos würden viele unserer Hombres aus den Sätteln schießen. Ja, wenn ein guter Teil dieser Bastardos auf einem Jagdzug ist, dann lohnt sich das Risiko, mein Freund. Aber um das zu wissen, müssten wir den Posten über viele Wochen beobachten.“
„Wir sollten unseren Freund Schädelschläger fragen. Er weiß sicher etwas, denn seine Krieger treiben sich dort in der Gegend herum.“
„Er würde gerne die Schädel der Weißen einschlagen, aber auch er fürchtet ihre Gewehre. Sie haben schreckliche Gewehre, die über zweihundert oder sogar dreihundert Meter treffen können. Gute Gewehre mit gezogenen Läufen, mein Freund. Wir haben nur zwei oder drei solcher Waffen, die meisten taugen für kaum mehr als hundert Meter. Rechne dir aus, wie da unsere Chancen wären. Nein, die Jäger überwältigen wir nur aus dem Hinterhalt und wenn wir blitzschnell zuschlagen.“
„Verdammt.“ Juan nahm ein paar Schlucke aus seiner Feldflasche. „Und wohin reiten wir dann?“
„Falls unser indianischer Freund nichts Lohnendes weiß, dann reiten wir nach Südosten. Inzwischen trauen sich die ersten Siedler der Tejanos bis in die Sierra Madre hinein. Wir werden schon etwas finden.“
Der Fluss lag jetzt hinter ihnen. Sie bewegten sich auf einer hügeligen Ebene, rechts und links die aufragenden Berge neben sich. Einer der Flankenreiter schwenkte seinen Sombrero auf eine ganz bestimmte Weise und stieß dazu einen gellenden Pfiff aus.
„Endlich“, knurrte El Perdido. „Ich dachte schon, dieser verfluchte Apache taucht überhaupt nicht mehr auf.“
Die beiden Männer ritten zu dem Hügel, auf dem der Flankenreiter wartete, gefolgt von einer Schar Männer, die ihre Waffen bereithielten.
Ein Stück unterhalb des Hügels stand ein einzelner Apache. Bis auf seinen Lendenschurz und die typischen Apachen-Mokassins mit den nach oben gebogenen Spitzen, war er nackt. In einer seiner Hände hielt er einen beeindruckenden Schädelbrecher. Ein langer hölzerner Schaft, an dem ein schwerer Stein befestigt war. Schwer genug, um sogar den massiven Brustpanzer eines spanischen Conquistadore zu zertrümmern. Er trug ein schmuckloses Stirnband. Um den Hals hing ein Lederriemen mit einem kleinen Beutel und einer spanischen Dublone. Vorne im Gurt des Lendenschurzes steckten ein Messer und eine Steinschloßpistole. Die Haut besaß einen dunklen kupferbraunen Teint. Das Alter des Mannes war schwer einzuschätzen.
„Er ist alleine“, meldete der Flankenreiter.
„Idiot“, knurrte Juan. „Die anderen siehst du nur nicht.“
El Perdido und sein Stellvertreter wussten, dass sich mindestens ein Dutzend Apachen vor ihren Blicken verbarg. Wahrscheinlich in unmittelbarer Nähe, dennoch war nichts von ihnen zu entdecken, so aufmerksam sich die Mexikaner auch umsahen. Sie mussten neidlos anerkennen, wie perfekt sich die Indianer ihrer Umgebung anpassten.
„Hallo, Schädelschläger, mein Freund, mein Bruder.“ El Perdido breitete theatralisch die Arme aus und lächelte breit. „Es tut gut, dich zu sehen.“ Er senkte die Stimme. „Unser Freund sieht recht übellaunig aus.“
„Unser Freund sieht immer übellaunig aus“, raunte Juan ebenso leise. „Soll ich die Geschenke holen?“
„Ja, wenn der Bastard sieht, was wir für ihn haben, wird er sicher zugänglicher.“ Erneut hob El Perdido seine Stimme. „Ich habe Geschenke für meinen guten Freund Schädelschläger mitgebracht. Sie werden dein Herz erfreuen. Vorwärts, Juan, lass unserem Freund die Geschenke bringen.“
Juan machte ein paar Gesten in Richtung der Haupttruppe und zwei Männer trieben zwei Packtiere heran.
„Was für Geschenke?“ Die Stimme des Apachen klang abweisend, aber El Perdido war klar, dass dies zur Verhandlungstaktik des Unterhäuptlings gehörte. Dieser würde so tun, als seien die Waren nichts wert, um so noch mehr herauszuschlagen. El Perdido wusste, wie er seinen Verhandlungspartner anpacken musste.
„Geschenke, die eines großen Kriegers würdig sind“, versicherte der Banditen-Führer.
Die Packtiere waren heran und El Perdido gab einem der Männer einen herrischen Wink, der daraufhin hastig eine der Lasten öffnete und ein Gewehr