Pferdesoldaten 1 - Vorposten am Rio Grande. Michael Schenk

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Pferdesoldaten 1 - Vorposten am Rio Grande - Michael Schenk Pferdesoldaten

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sich von den schmalen Überbleibseln seines Soldes leisten konnte. Im Grunde war sie ein Depot, in dem es alles gab, was der Soldat benötigte, denn viele Dinge des täglichen Lebens wurden ihm nicht von der Armee gestellt, sondern mussten vom Sold gekauft werden. Da die Marketenderei zu diesen Zeiten von der Armee betrieben wurde, war dies kein schlechtes Geschäft – für die Armee. Waren die beiden Sockenpaare vor der Zeit durchgelaufen, die der Dragoner mit der Uniform erhielt, dann musste er sich den Ersatz in der Marketenderei kaufen. Immerhin führte der zuständige Lieutenant sehr genau Buch, denn Ausrüstungsteile, die im Einsatz oder durch Feindeinwirkung verloren gingen, gingen zu Lasten der Armee.

      Zu den Vergnügungen, welche der Soldat hier erwerben konnte, gehörten Tabak, Rum und Whiskey. Doch mehr als einen Schluck pro Tag gab es nicht. Es sei denn, man kannte einen der Abstinenzler, der seine Ration abtrat. Die Hoffnung, durch das Einbinden zahlreicher Abstinenzler einen Rausch zu erlangen, erfüllte sich allerdings nie. So groß ein Camp für fünf Kompanien auch zu sein schien, die Marketender bewiesen ein schier unmenschliches Gedächtnis und wussten, wer den Alkohol schätzte, und wer nicht.

      Schmitt gab seinen Männern einen Rum aus. Er war preiswerter als Whiskey. Mit neun Dollar und fünfzig Cent, die er als Monatssold eines Corporal verdiente, kam er so gerade über die Runden. Er selbst trank einen Glas Wasser, welches durch Zitrone etwas Geschmack erhielt. Das Getränk wurde den Dragonern oft ausgeschenkt, denn es beugte Skorbut vor. Der Major hatte angekündigt, er werde Schmitt später zum Rapport holen lassen und der Corporal hatte nicht die Absicht, dem Offizier mit einer Alkoholfahne gegenüber zu treten.

      Während seine Männer an dem einfachen Holztisch saßen, schlenderte Schmitt durch die aufgestellten Regale und kaufte schließlich eine kleine Dose mit Wagenfett. Es war preiswerter als Lederfett und würde gleich mehrere Dienste leisten. Das Lederzeug geschmeidig halten, wunde Stellen seines Pferdes schützen und, wenn man die Socken gut damit einrieb, Druckstellen an den Füßen verhindern.

      Die Marketenderei begann sich mit anderen Soldaten zu füllen. Schmitt blickte zur provisorischen Kommandantur. Eben setzte ein Hornist sein Horn an und blies den Offiziersruf. Der Corporal stieß ein missmutiges Knurren aus. Offensichtlich versammelte der Major erst die Offiziere. Wahrscheinlich wollte er den Inhalt der Depeschen mit ihnen besprechen. Es würde wohl noch eine Weile dauern, bis er Schmitt zu sich beorderte.

      Die anwesenden Offiziere strömten zum Zelt des Majors und es dauerte eine gute Stunde, bis sich die dortige Versammlung wieder auflöste. Inzwischen wurde es Zeit für den Abendappell. Die Arbeitskommandos rückten ein, die Soldaten überprüften ihre Uniformen und folgten dann dem Signal zum Antreten. Nachdem das Sternenbanner eingeholt worden war, kam ein Sergeant zu Schmitt und teilte ihm mit, dass der Major ihn nun erwarte.

      Friedrich überprüfte nochmals die eigene Uniform und trat dann zum Zelt des Kommandeurs. Der Posten stampfte kurz mit dem Stiefel auf und von drinnen kam die Aufforderung einzutreten.

      Zu Schmitts Überraschung saßen nicht nur der Major und Adjutant Holmes an dem kleinen Kartentisch, sondern auch Schmitts Kompanie-Führer Captain Dunhill und der Captain der neu eingetroffenen Kompanie.

      Schmitt machte seine Meldung, wobei sich der Major vor allem für einen einzigen Umstand interessierte. „Sie sind sich sicher, Corporal, dass der Meldereiter durch einen Unfall ums Leben kam?“

      „Ja, Sir. Hat sich den Hals gebrochen, als der Gaul stürzte.“

      „Es gab definitiv keine Anzeichen äußerer Einwirkung?“

      „Äh, nein, Sir. Keine erkennbaren Wunden, Sir. Sofern sich das beim Zustand des Toten noch feststellen ließ.“

      „Verstehe. Danke, Corporal. Das wäre es. Sie können wegtreten.“

      „Sir.“

      Schmitt trat ab und Major Mason wartete, bis sich die Schritte des Corporals entfernt hatten. Dann lehnte er sich in seinem Klappstuhl zurück und schien einen Moment zu überlegen, bevor er das Wort an die anderen Offiziere wandte.

      „Nun, Gentlemen, diese Depeschen haben uns ein paar überraschende Neuigkeiten beschert. Zunächst zu der Erfreulichen: Ab sofort sind wir offiziell das First Regiment of United States Dragoons. Was bedeutet, dass der Kongress endlich die Aufstellung des zweiten Dragoner-Regiments bewilligt hat. Die Rekrutierungen und Ausbildungen in Leavenworth laufen bereits.“

      „Bravo“, sagte Captain Dunhill erfreut.

      Mason sah ihn seufzend an. „Nicht unbedingt ein Grund zur Freude, Matt. Leavenworth schreit händeringend nach erfahrenen Offizieren und Unteroffizieren, um ein stützendes Korsett für das neue Regiment zu bilden.“

      „Verdammt“, brummte Dunhill prompt. Er zwirbelte eine Spitze seines schneidigen Dragonerbärtchens. „Wir haben doch selbst kaum genug Leute. Das Fieber im letzten Jahr hat uns mächtig zugesetzt. Dazu die Verluste dieses Jahres. Wir sind noch längst nicht auf Sollstärke. Meine B-Kompanie hat gerade Mal siebenundfünfzig Mann, alle Offiziere eingeschlossen. Das sind vierzehn Mann, die mir fehlen, Sir.“

      „Jammern nutzt uns nichts, Matt. Es geht allen Kompanien so.“ Mason wandte den Blick zu der schweigsamen Ordonanz im Hintergrund. Ein verlässlicher Dragoner, der über alles, was er hörte oder sah, strengstes Stillschweigen bewahren würde. „Joe, seien Sie so freundlich und schenken Sie den Gentlemen und mir einen Port ein.“

      Mason schätzte auch harte Drinks, aber bei dem, was sie zu besprechen hatten, galt es klaren Kopf zu bewahren und so schenkte die Ordonanz einen leichten Portwein ein.

      „Also, es gibt ein zweites Regiment, das aber wohl erst im kommenden Jahr einsatzbereit sein dürfte. Bis dahin liegt es an uns, die Ordnung und Sicherheit zu gewährleisten. Siedlertrecks und Frachtzüge eskortieren, marodierende Banditen und Indianer im Zaum halten und den Frieden mit den anderen Stämmen zu gewährleisten. Dazu Streifendienst und das Kartografieren unseres Bereiches. Eine Menge Arbeit für unsere geschwächten Kompanien. B, C, D, H und I haben wir hier im Camp, A ist im Hauptquartier in Leavenworth und bildet die Männer der Zweiten aus, E und F sind am Mississippi und K in unserem alten Stützpunkt, Fort Gibson. Von dort kommt ja G zu uns, die man dankenswerterweise zu uns abgestellt hat.“

      Captain Walters, Befehlshaber der neu eingetroffenen G-Kompanie nickte mit einem freundlichen Lächeln. „Ist mir eine Ehre, Sir.“

      Dunhill hob eine Augenbraue und versuchte den anderen Captain einzuschätzen. War dieser einfach nur höflich oder versuchte er guten Wind beim Major zu machen? Aber für so etwas war Mason nicht empfänglich. Der war ein Gentleman und ein harter, aber sehr gerechter Vorgesetzter.

      „Die Verstärkung durch G kommt gerade rechtzeitig“, fuhr der Major fort. „Mit den Depeschen kam auch ein Befehl, der uns eine zusätzliche Aufgabe einbringt. Noch dazu eine recht, äh, heikle Aufgabe. Wie Sie wissen, Gentlemen, ist Texas in diesem Jahr unabhängig geworden. Die Texaner unter Sam Houston haben den mexikanischen Generalissimo de Santa Anna am San Jacinto Fluss geschlagen und eine Republik gegründet.“

      „Ja, da war doch diese Schlacht um diese alte Mission, Sir, die das Ganze ausgelöst hat.“

      „Alamo, Matt. Nun, jedenfalls ist Texas jetzt eine Republik und die Mexikaner sind darüber nicht sehr glücklich. Sie starten immer wieder Überfälle auf texanisches Gebiet. Sam Houston und etliche texanische Politiker wissen, wie schwierig es wird, den Mexikanern auf Dauer zu widerstehen, denn Santa Anna rüstet mächtig auf. Daher gibt es in Texas Bestrebungen, sich der Staatenunion der U.S.A. anzuschließen.“ Der Major vernahm das überraschte Murmeln der Offiziere und lächelte. „Und damit beginnt unser Problem, Gentlemen. Die Union ist dem Ansinnen von Texas durchaus

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