Die Kestel Regression. Jürgen Ruhr

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Die Kestel Regression - Jürgen Ruhr

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ist Tobias Kestel und ich soll mich bei Schwester Rosi melden.“

      „Ach, du bist das! Sag das doch gleich. Ich bin die Rosi, das kommt von Roswitha. Wie sagt man zu dir? Tobi?“

      Tobias hätte am liebsten geantwortet: ‚Herr Kestel‘, doch er schluckte die Antwort herunter und meinte stattdessen kleinlaut: „Tobias, einfach nur Tobias.“

      „Na gut, Tobias“, krakeelte die Blonde mit ihrer unangenehmen Stimme. „Du musst allerdings hier etwas lauter sprechen. Die meisten Leute sind schwerhörig oder tragen Hörgeräte. Aber glaube mir, damit können die auch nicht besser hören. Oder sie wollen nicht, was aber auf das Gleiche hinauskommt.“

      Sie watschelte zu einer Kaffeemaschine und goss sich einen Becher ein. Dann kramte sie ein Brötchen hervor und biss herzhaft hinein. „Die Arbeit für Hilfskräfte beginnt um sieben Uhr und endet um fünfzehn Uhr. Fünfundvierzig Minuten Pause, keine Raucherpausen zwischendurch. Oder du gehst dreimal fünfzehn Minuten, dann kannste rauchen. Aber nicht einfach abhauen, sondern mich vorher fragen“, nuschelte sie mit vollem Mund und nahm einen tiefen Schluck Kaffee. „Du warst im Knast, nicht?“

      Tobias schüttelte den Kopf: „Nein, ich war in einer Klinik. Aber jetzt bin ich geheilt und entlassen.“

      „Klinik?“ Rosi sah ihn fragend an. „Doch nicht etwa inner Klapse?“

      „Psychiatrische Klinik. Ich bin - oder war - nicht verrückt.“

      „Na hoffentlich. Psychos können wir hier nicht gebrauchen. Aber das war ja auch wieder irgend so eine ‚Unter-der-Hand-Sache‘ zwischen den Chefs. Na mir soll’s recht sein, wir können hier jede helfende Hand gebrauchen. Ich sage nur ‚Pflegenotstand‘. Den Job will ja kaum noch jemand machen und die Politik kümmert sich um nichts. Die versauen alles nur immer mehr, wenn du weißt was ich meine.“

      Tobias nickte: „Ja.“

      Doch Rosi schien gar keine Antwort erwartet zu haben, denn sie fuhr, ohne sich unterbrechen zu lassen, einfach fort: „Nur noch Ausländer, aber ich habe ja nichts gegen Ausländer. Polen, Russen, sogar Asiaten. Und kein Schwein spricht vernünftig Deutsch. Ist doch richtig schön, dann mal wieder einen Deutschen hier zu sehen. Wenn auch nur als Aushilfe.“ Sie trank erneut, verschluckte sich und hustete ausgiebig. Dann musterte sie Tobias eingehend. „Du bist doch Deutscher, oder? Nicht, dass ich was gegen Ausländer hätte, aber ...“

      Tobias nickte erneut: „Ja.“

      „Na umso besser. Dann verstehste wenigstens, was ich sage.“

      Tobias hätte ihr am liebsten erklärt, dass er nicht alles verstanden hatte, als sie mit vollem Mund zu ihm sprach, doch er dachte an das junge Mädchen von eben und hütete sich davor, etwas Falsches zu sagen. Mit der Frau wollte er lieber keinen Ärger bekommen.

      Wieder blickte sie ihn an und schüttelte leicht den Kopf: „In den Klamotten kannste aber hier nicht arbeiten. Da biste ein bisschen overdressed!“

      Tobias sah an sich herunter. Er hatte heute Morgen extra einen dunkelblauen Anzug angezogen, um einen möglichst guten Eindruck zu machen. „Was muss ich denn hier tragen?“, fragte er.

      „Normale Kleidung. Jeans, T-Shirt und feste Schuhe. Aber sauber müssen die Sachen sein. Für heute kannste aber in deinem Anzug hier rumrennen. Ich zeige dir gleich erst mal alles, dann bekommst du einen Eindruck von der Station und den Bewohnern. Und in die Pflege brauchst du ohnehin nicht. Und wenn doch, dann nur als Hilfe für eine Fachkraft. Aber das lernst du noch alles. Learning by doing, kapiert?“

      Rosi stellte die Tasse neben die Kaffeemaschine und blickte auf ihre Uhr am Handgelenk. „So, Arbeitsbeginn“, stellte sie fest. „Für dich, ich muss immer etwas früher anfangen. Dann komm mal mit, Tobias Kechel!“

      „Kestel, Tobias Kestel“, korrigierte er sie. Doch das hörte Rosi nicht mehr, da sie bereits auf dem Flur unterwegs war. Tobias hatte Mühe, sie wieder einzuholen.

      „Du musst schon etwas zügiger gehen“, beschied sie ihm. „Wir haben keine Zeit zu vertrödeln, dafür gibt es zu viel Arbeit. Nicht rennen, aber zügig gehen.“ Sie zeigte auf eine Tür: „Hier ist die Toilette für die Angestellten. Dort drin gilt absolutes Rauchverbot! Wehe ich erwische jemanden, der dort raucht. Das wird mächtig Ärger geben.“

      „Ich bin Nichtraucher“, erklärte Tobias und folgte Rosi in einen Raum, der unschwer als Küche zu erkennen war.

      „Umso besser, das sind mir die liebsten. Das hier ist die Küche.“ Rosi kicherte. „Unschwer zu erkennen, was? Eine deiner Hauptaufgaben wird sein, bei der Zubereitung der Mahlzeiten zu helfen, Brote für die Bewohner zu schmieren, Kaffee zu kochen und dabei zu helfen, alles zu verteilen. Und hier herrscht absolutes Rauchverbot. Aber du bist ja Nichtraucher. Und es wird nichts gegessen. Wenn ich jemanden beim Essen erwische, dann gibt es Ärger. Mächtigen Ärger. Verstanden?“

      Tobias nickte: „Ja.“

      „Na hoffentlich. Dann komm weiter, ich zeige dir jetzt, wie du in den Keller gelangst. Dort hat der Hausmeister sein Büro und es kann durchaus sein, dass du ihm hin und wieder auch helfen musst. Wie steht es mit deinem handwerklichen Geschick? Kannst du so etwas? Ich meine, Sachen reparieren oder so?“

      „Ja.“

      „Gut.“ Schwester Rosi drückte den Rufknopf für den Aufzug, dessen Türen sich Sekunden später öffneten. Tobias ließ ihr den Vortritt, dann beeilte er sich in die kleine Kabine zu gelangen, bevor die Türen sich schlossen.

      „Der Hausmeister ist diese Woche in Urlaub. Irgendeine Sache mit einer Tante. Aber ich kann dir ja schon mal zeigen, wo das Büro ist.“ Der Aufzug hielt und sie betraten einen schmalen, düsteren Gang. Hier unten roch es feucht und modrig. Und ein wenig nach Motorenöl oder etwas Ähnlichem. Tobias konnte nicht ganz ausmachen, was das war.

      Rosi marschierte derweil zügig durch die Gänge und erklärte, was sich hinter den einzelnen Türen befand. Dabei beschränkte sie sich auf kürzeste Kommentare. „Hier ist die Wäschekammer, dort lagern Vorräte für die Pflege und da ist das Büro des Hausmeisters. Und weiter hinten befindet sich ein großer Raum mit Betten, Nachtstühlen und so weiter. Da lagern alle die Dinge, die wir nicht oben auf Station direkt brauchen.“

      Sie schwenkte herum und ging wieder in Richtung Aufzug. „Du lernst jetzt noch den Frühstücksraum oben auf Station kennen und dann kannst du auch schon mit der Arbeit beginnen. Zunächst musst du dich um’s Frühstück kümmern. Aber das wird dir Schwester Mila alles noch erklären.“

      Als sie in den Frühstücksraum kamen, saßen schon mehrere alte Leute an den Tischen. Die junge Frau, die Tobias fast umgerannt hatte, schenkte Kaffee aus und stellte Körbchen mit Brot und Brötchen auf die Tische.

      „Mila, komm mal her“, befahl Rosi in einem Ton, der unmittelbaren Gehorsam forderte. Die Angesprochene ließ alles liegen und stehen und eilte zu ihnen. „Das hier ist Tobias Kechel“, erklärte sie und zeigte unnötigerweise auf Tobias. Er wird dir in der Küche helfen, also erkläre ihm, was er zu machen hat. Und trödelt nicht herum, es gibt viel zu tun.“ Rosi nickte Tobias noch einmal kurz zu, drehte sich um und verließ den Raum. Bei einigen der alten Leute machte sich Unmut breit, da Mila nicht weiter aufdeckte.

      „Hallo Tobias“, meinte die junge Frau und hielt ihm die Hand hin. „Ich bin Milena Palasz, aber alle nennen mich nur Mila.“

      „Geht’s hier bald weiter? Wir haben Hunger“,

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