Geschwisterliebe. Detlef Wolf

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Geschwisterliebe - Detlef Wolf страница 20

Geschwisterliebe - Detlef Wolf

Скачать книгу

alles ist so riesig hier.“ Er sah aus dem Fenster. „Und der tolle Garten. Irre!“

      „Nein, das ist mein Haus“, antwortete Stephan. „Bis Ihr kamt, hab ich hier allein gewohnt. Jetzt wohnen wir hier zu dritt.“

      „Aber das ist doch viel zu groß. Da verläuft man sich ja.“

      „Keine Sorge. Du wirst Dich schon zurechtfinden. Wenn Du erst mal wieder auf dem Damm bist, kannst Du Dir in Ruhe alles ansehen. Nicole kennt sich schon aus. Die hat sich auch noch nie verlaufen, oder?“ Er sah das Mädchen an.

      Nicole schüttelte den Kopf. „Nee, verlaufen nicht. Aber riesig ist es schon.“

      „Gut“, sagte Stephan. „Dann schlag ich vor, wir gehen jetzt mal nach oben, damit Kevin wieder ins Bett kommt. Und dann hätt ich noch was mit Euch zu besprechen.“

      Er wartete, bis Kevin sich wieder hingelegt hatte. „Setz Dich“, sagte er zu Nicole und deutete auf den Sessel. Er selbst setzte sich auf den Schreibtischstuhl. „Paßt auf, Ihr beiden. Als erstes müssen wir mal über Kevin sprechen.“ Er sah den Jungen an. „Du hast ja gehört, was die Schwester heute morgen im Krankenhaus gesagt hat. Du mußt Dich regelmäßig mit der Salbe einschmieren und Du sollst in die Badewanne. Allein wirst Du das aber nicht können. Hättest Du was dagegen, wenn Deine Schwester Dir dabei hilft?“

      Kevin schüttelte den Kopf. „Nee, überhaupt nicht. Wir haben uns doch immer gegenseitig verarztet. So gut’s ging, jedenfalls“, fügte er leise hinzu.

      „Dann macht das hier mal genauso. Die Medikamente hab ich mitgebracht. Ich nehme an, es ist Dir lieber, wenn Nicole Dich verarztet, als wenn ich das mache, oder?“

      Kevin zuckte mit den Achseln.

      „Na schön. Und jetzt zu Dir.“ Er wandte sich an Nicole. „Ich habe heute Mittag mit einer Freundin gesprochen. Die ist Anwältin, und sie will uns helfen, damit wir keinen Ärger bekommen und ihr hier bei mir bleiben könnt. Außerdem hat sie gesagt, sie würde mit Dir zum Arzt gehen, wenn Du das willst. Und Du sollst ja unbedingt zu einem Arzt. Sie hat mir ihre Frauenärztin empfohlen, Frau Doktor Mälzer. Kennst Du die?“

      „Nein“, antwortete Nicole kopfschüttelnd. „Ich war noch nie beim Arzt. Und bei einer Frauenärztin schon gar nicht. Ich will auch gar nicht dahin. Warum kann Kevin mich nicht auch mit der Salbe einschmieren, und dann ist es doch gut.“

      „Ich fürchte, nicht“, widersprach Stephan. „Ich fürchte nämlich, Du bist auch noch an anderen Stellen verletzt, und deshalb solltest Du Dich unbedingt behandeln lassen. Patrizia, das ist die Anwältin, meine Freundin, meint das auch.“

      „Und ich auch“, stimmte Kevin zu. „Warum willst Du da nicht hingehen? Die tun Dir doch nix. Im Gegenteil. Dann kann Dir endlich mal jemand richtig helfen. Ich konnte das ja nie. Und Du bist so kaputt da unten, das ist ja schlimm.“

      „Weißt Du denn, wie das aussieht bei ihr?“ erkundigte Stephan sich.

      „Na klar. Ich hab Ihr doch immer das Blut abgewaschen, wenn sie vor Schmerzen kaum noch Luft gekriegt hat. Ich weiß genau wie das aussieht.“

      Zusammengesunken saß Nicole in ihrem Sessel und starrte auf den Boden. Tränen liefen ihr übers Gesicht. Kevin sprang aus dem Bett und umarmte sie. „Nicht weinen, Nicci“, versuchte er sie zu trösten. „Guck mal, die wollen Dir doch alle nur helfen. Geh doch einfach hin zu der Ärztin.“

      Nicole sah ihren Bruder an. „Meinst Du wirklich?“

      Er nickte und drückte sie an sich. Leise stand Stephan auf und schlich aus dem Zimmer. Kurz darauf kam Nicole in sein Arbeitszimmer. Verlegen blieb sie vor seinem Schreibtisch stehen. Stephan sah sie abwartend an.

      „Also gut, ich mach’s“, sagte sie. „Aber Du sollst mitkommen, nicht Deine Freundin.“

      „Na klar, bring ich Dich dahin. Gar keine Frage.“ Stephan griff zum Telephon und schaltete den Lautsprecher ein. „Patrizia? Ich hab mit Nicole gesprochen. Sie ist einverstanden. Könntest Du bitte einen Termin bei Deiner Ärztin ausmachen?“

      „Hab ich schon“, antwortete Patrizia. „Ich dachte mir, daß Du sie überzeugen konntest.“

      „Ich gar nicht. Ihr Bruder hat das gemacht.“

      „Um so besser. Sie soll morgen Mittag gleich nach der Schule hingehen. Soll ich mitkommen?“

      „Nicht nötig. Sie will, daß ich mitkomme.“

      „Auch gut. Wenn sie nur überhaupt geht.“

      „Macht sie. Und Dir vielen Dank. Du bist wirklich prima.“

      Patrizia schmatzte einen Kuß durchs Telephon und legte dann auf.

      „So, Mäuschen, das hätten wir“, meinte Stephan erleichtert.

      Nicole kicherte. „Das ist immer so süß, wenn Du das sagst.“

      Stephan zwinkerte ihr zu.

      Sie stand auf. „Darf ich jetzt meine Hausaufgaben machen?“

      Stephan sah sie schief an. „Was ist das für eine Frage? Natürlich darfst Du Deine Hausaufgaben machen.“

      „Und die Küche?“

      „Also da mach Du Dir mal gar keine Sorgen drum, meine Süße“, sagte Stephan lachend. „Um die kümmere ich mich schon. Mach Du mal schön Deine Schularbeiten, und wenn Kevin aufgewacht ist, dann kannst Du ihm ja beim Baden helfen. Das ist mir viel wichtiger, als daß Du unbedingt die Küche aufräumst.“

      ***

      Nicole nickte und ging hinaus. Kevin schlief tatsächlich, als sie nach oben kam. Sie ließ die Badezimmertüren offen und setzte sich an ihren Schreibtisch. Ein bißchen mußte sie weinen, weil sie ihr Glück gar nicht begreifen konnte. Aber dann wischte sie sich energisch die Tränen weg und machte sich an ihre Hausaufgaben.

      Danach ging sie wieder zu Kevin hinüber. Er war wach und lächelte sie an. „Na Du“, sagte er.

      „Willst Du jetzt mal in die Badewanne?“ fragte sie ihn.

      Er nickte und schlug die Decke zurück. Gemeinsam gingen sie ins Badezimmer. Nicole drehte das Wasser auf, während Kevin sich auszog. „Ich weiß gar nicht, wie ich Dir da helfen soll. Die Wanne ist ja riesig, da komm ich ja gar nicht an Dich ran.“

      „Komm doch einfach mit rein“, schlug er vor.

      Sie sah ihn skeptisch an. „Meinst Du?“

      „Warum denn nicht? Die Wanne ist doch groß genug. Hast Du selber gesagt. Also haben wir auch beide Platz darin.“ Er stieg in die Wanne und legte sich behaglich in das warme Wasser. „Also, was ist jetzt?“ fragte er sie, als sie zögernd davorstand. „Kommst Du jetzt rein oder nicht?“

      Nicole nickte und zog sich ebenfalls aus. Kevin sah sie an. „Gut, daß Du jetzt doch zum Arzt gehst“, meinte er. „Du siehst wirklich schlimm aus.“

      Die Wanne war groß genug, daß sie sich neben ihren Bruder setzen konnte. Kevin legte ihr den Arm um die Schultern. Sie lehnte

Скачать книгу