Empty Souls. Lena Clostermann

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Empty Souls - Lena Clostermann Empty Souls

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noch jetzt vor Wut schreien könnte.

      Und dann komme ich um die Ecke und reiße ihr den Boden unter den Füßen weg. Wer hätte gedacht, dass gerade sie eine von uns ist?

      Ich habe es nach dem Nahkampftraining vermutet. Davor wollte ich sie nur tot sehen. Unglaublich, wie sie zwei Jahre hier überstehen konnte. Ich bin schon nach ein paar Tagen an meine Grenzen gestoßen.

      »Dylan, wie viele seid ihr?«, fragt sie.

      »Mit mir sind wir zu fünft, aber es gibt bestimmt noch mehr Wache, da bin ich mir sicher.«

      Sie blickt skeptisch. Sie muss sich darauf einlassen. Ich kann sie nicht hierlassen. Nein, ich werde sie nicht hierlassen. »Du musst mir vertrauen, Ava. Wir brauchen dich. Du bist eine außergewöhnliche Kämpferin. Und du wirst die anderen auch mögen.«

      Ihre Mundwinkel bewegen sich ganz langsam nach oben. Endlich ein Lächeln. Ein Lächeln, das mir die Seele wärmt.

      »Wann?«, fragt sie.

      Nun lache ich auch. Ich mag sie jetzt schon.

       Sie ist nicht die, für die ich sie gehalten habe.

       Wach.

       Genau das ist sie, und ich hätte nie erwartet, dass man es so gut verbergen kann. Sie muss grausame Jahre in der Einheit verbracht haben. Ich will mir gar nicht ausmalen, wie es ihr innerlich geht, doch jetzt bietet sich ihr ein Ausweg. Es würde uns einen großen Schritt weiterbringen, sie in unserer kleinen Gruppe zu haben. Nur weiß ich noch nicht, wie genau wir hier rauskommen sollen. Der Gedanke daran macht mir im Moment echt zu schaffen. Zudem läuft mir die Zeit davon, aber ich werde schon dafür sorgen, dass wir beide hier wegkommen.

      Mein Körper reißt mich mit einem Zucken aus dem Schlaf. Ich öffne ruckartig meine schweren Augenlider, denn ich kann mich einfach nicht an diese schrill tönende Sirene gewöhnen. Und dazu kommt noch, dass dieser Overall unerträglich kratzt. Ich will meine richtige Kleidung wiederhaben. Die Sachen waren zwar dreckig und mit Löchern übersäht, aber sie sind viel bequemer als der Overall. Verdammt, ich hasse dieses Ding dermaßen! Ich bemerke neben mir eine Bewegung und weiß bereits, dass Ava sich nun fertig machen wird, um ihre Maske aufrechtzuerhalten. Genau das sollte ich auch versuchen, bevor jemand auf die Idee kommt, mich auszuliefern oder gar zu erschießen.

      Wir sind auf den Weg zur Plane, wo der Oberste das Wort erhebt. Ich schaue auf den Boden, dann in den Himmel. Ich spüre, wie Ava mich unauffällig beobachtet. Was sie sich wohl denkt?

      »E0225, weißt du eigentlich, wie groß die Plane ist?«, frage ich, um ihr zu zeigen, dass sie nicht mehr allein ist.

      Ich bin jetzt da. Ich bin da, um zu helfen.

      Sie schaut mich an, und in ihrem Blick ist eine gewisse Wärme. »Ich weiß nicht recht, E0489, aber sie ist gigantisch.«

      Ich muss ein Lächeln unterdrücken.

      Was für eine Ironie.

      Wir kommen zum Stehen. Ich schaue für einen Sekundenbruchteil zu Ava hinüber, doch ihr Blick ist starr auf die Rednertribüne gerichtet.

      Nun steht uns wieder ein Theorieteil bei G40 bevor. Wir sind in einem kleinen Raum, der mich an einen Klassenraum von früher erinnert, doch hier ist alles viel moderner. Es gibt auch hier keine Farbe, alles ist nur weiß und grau.

      Ich setze mich neben einen Jungen aus meinem Abschnitt und sehe mich instinktiv nach Ava um. Sie sitzt am anderen Ende des Raums. Plötzlich schwingt die Tür auf und G40 betritt den Raum. Alle stehen auf, salutieren und warten, bis sie sich wieder setzen dürfen.

      »Setzt euch, Soldaten!«, sagt G40, und wir setzen uns augenblicklich.

      »E0225 und E0489, auf ein kurzes Gespräch. Sofort.« G40 zeigt auf die Tür, die zum Nebenraum führt.

      Ich spüre, wie mein Herz anfängt, schneller zu schlagen. Weiß er über uns Bescheid?

      Ava steht auf und macht sich auf den Weg. Ich tue es ihr gleich und folge beiden in den anderen Raum. G40 schließt die Tür und gibt uns zu verstehen, dass wir uns auf die zwei freien Stühle vor dem Pult setzen sollen. Er selbst nimmt hinter dem Pult Platz.

      Zunächst herrscht eine unangenehme Stille. Dann holt G40 tief Luft und sagt: »Ihr habt die Wahrheit verdient. Verurteilt mich nicht gleich, sondern hört mir bitte bis zum Schluss zu.«

      Auf einmal ist er nicht mehr der strenge Ausbilder, sondern ein Mann, der zu wenig geschlafen hat und irgendwie versucht, alles wieder in Ordnung zu bringen, ein gewöhnlicher junger Mann, der uns etwas mitteilen möchte. Im selben Moment weiß ich, dass er ebenfalls wach ist. Ich sehe es an seiner plötzlich veränderten Mimik, an der Haltung, der Art, wie er gerade geredet hat.

      »Sie sind wach«, stelle ich fest.

      Ich bin mir hundertprozentig sicher, doch ich merke erst jetzt, dass ich es laut ausgesprochen habe, denn Ava ist leichenblass, und G40 fehlen die Worte. Gut gemacht, jetzt ist es noch unangenehmer als zu Beginn. Wie schaffe ich es bloß immer, aus verdammt miesen Momenten noch verdammt miesere zu machen?

      »Hört zu. Ja, ich bin genauso wach wie ihr. Und ich weiß, dass ihr es voneinander bereits wisst. Es war nur eine Frage der Zeit. Nun, ich werde euch beiden hier raushelfen, denn auf eigene Faust würdet ihr nicht weit kommen ...«

      »Stopp!«

      Mich erschreckt Avas plötzlicher Ausruf. Ich schaue sie an, und ihr Gesichtsausdruck ist von Wut verzerrt. Sie sieht aus, als wollte sie G40 am liebsten eine reinhauen.

      »Moment mal. Ich bin seit einer verfluchten Ewigkeit hier drin, und Sie kommen nicht früher auf die Idee, mir irgendetwas zu erzählen?«

      Ich schätze, so hat sie noch nie mit einem ihrer Ausbilder gesprochen, aber ich kann ihre Wut sehr gut nachempfinden.

      Sie will eben noch einmal ansetzen, aber G40 kommt ihr zuvor. »Jetzt beruhig dich mal ganz schnell wieder. Nur meinetwegen lebst du überhaupt noch. Also, fahr – einen – Gang – runter«, sagt er beschwichtigend. Er betont jede Silbe einzeln, um klarzumachen, wer hier immer noch das Sagen hat.

      »Ich meine ja nur – dieser tägliche Drill, und ...« Es klingt nun ruhiger, fast kläglich.

      »Alles nur zu deinem Besten, glaub mir«, erwidert G40 besonnen.

      Es scheint, als hätte Ava sich gezwungenermaßen wieder im Griff.

      »Es gibt nur einen Weg für euch, um hier rauszukommen, nämlich den durch die unterirdischen Gänge. Von denen weiß so gut wie niemand was, nicht mal der höchste Oberste.«

      »Und wohin genau führen die?«, frage ich.

      »An die Waldgrenze.«

      »Wieso hilfst du uns?« Ava spricht leise und doch mit so viel Energie in ihrer Stimme.

      G40 dreht sich zu ihr. »Ich habe meine persönlichen Gründe, doch du musst eines wissen. Dort draußen kennt man dich. Der Oberste hat dich mit deinen Leistungen und deinem Ruf dafür missbraucht, die Rebellen zu bedrohen. Du musst aufpassen, denn viele da draußen wollen dich tot sehen.«

      Ich

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