Empty Souls. Lena Clostermann

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Empty Souls - Lena Clostermann Empty Souls

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durchziehen kann. Ich fühle mich nicht wirklich sicher, weil ich keine Waffen bei mir trage. Ich muss meine Rolle perfekt spielen. Mir bleibt nichts anderes übrig. Ich habe schon lange aufgehört, mich aus bestimmten Situationen herauszuwünschen, es hat ohnehin kein Zweck.

      Mit einem Ruck kommen wir zum Stehen. Es ist so weit, wir sind in der Einheit. Mit einem Quietschen geht die Tür auf und ich klettere in das Ungewisse – Dunkle.

       »Los raus, Soldat, beeil dich«, kommt von einer männlichen, ausdruckslosen Stimme.

      Ich spüre wie es in mir wie verrückt zu brodeln beginnt, sich meine Hände zu Fäusten ballen und meine Atmung kürzer wird. Doch ich muss es unterdrücken, wenn ich hier wieder lebendig heraus will.

      Wir laufen durch einen dunklen Gang, bis wir vor einer Stahltür stehen bleiben. Der Mann neben mir legt seinen Finger auf einen Scanner, und die Tür öffnet sich. Mit dem Öffnen der Tür wird der dunkle Gang von hellem Licht durchflutet. Meine Augen gewöhnen sich nur langsam an die Helligkeit.

      Ein weißer Korridor liegt vor uns, und ich wage einen kurzen Blick zu dem Mann, damit ich ein Gesicht vor Augen habe. Seine Gesichtszüge wirken bedrohlich, er wirkt, als strotze er vor Selbstvertrauen. Er hat einen stabilen, trainierten Körper und Narben auf seinen nackten Unterarmen. Ich wende den Blick ab und schaue mich unauffällig um, während wir dem Korridor folgen. Zach hat mir den gesamten Aufbau und die Aufteilung der Einheit genau erklärt. Ich weiß, wo ich bin.

      Shit. Ich bin im verdammten Hauptgebäude des Obersten. Der weiße Korridor zieht sich in die Länge, und rechts an der Wand hängen in regelmäßigen Abständen Porträts des ranghöchsten Obersten. Immer dasselbe Porträt.

      »Du kommst in Sektor E. Deine Nummer lautet E0489.«

      Irgendetwas in mir signalisiert mir, dass etwas nicht stimmt. Es ist zu einfach, doch momentan muss ich es erst einmal so hinnehmen. Der Mann führt mich aus dem Gebäude.

      Unfassbar.

      Ich habe gewusst, dass die Einheit riesig ist, doch es ist unvorstellbar. Ich stehe auf einer Art gigantischem Platz ohne jegliche Pflanze oder Farbe. Alles ist grau und trist. Ich sehe auch hochmoderne Gebäude, es ist geradezu wie in einem Science-Fiction-Film. Wenn ich diesen Platz überqueren sollte, wäre ich vermutlich einen ganzen Tag unterwegs. Die Einheit ist eine eingezäunte Stadt.

      Der Mann mustert mich und blickt sich um. »Das hier ist die Plane. Willkommen in der Einheit, Soldat. In vierzehn Tagen bekommst du eine Auffrischung des Mittels. Außerdem wirst du ärztlich behandelt und durchgecheckt. Bis dahin wirst du dich ruhig verhalten und deine Ausbildung anfangen. Ich bin übrigens der Ausbilder deines Abschnitts. Wir werden uns öfter begegnen.«

      Alles klar. Ich habe genau vierzehn Tage, um hier wieder rechtzeitig rauszukommen – und dem Ausbilder so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen.

      »Du wirst mich Sir G40 nennen, Soldat.«

       Ich antworte einfach das Erste, was mir in den Sinn kommt: »Jawohl, Sir G40.«

      »Komm mit, die anderen sind gerade beim Schießtraining«, sagt G40.

      Ich folge ihm über die Plane zu einem hochmodernen Gebäude, das sich ziemlich in die Breite zieht. Es besteht aus sehr viel Glas, so wie auch das Hauptgebäude des Obersten, doch von draußen kann man nicht hineinschauen. Ich bin mir aber sicher, dass man von innen sehr gut hinausschauen kann. Am Eingang angekommen scannt G40 wieder seinen Fingerabdruck, und die Tür gleitet blitzschnell auf. Mit einer Handbewegung bedeutet er mir, einzutreten. Alles ist wie im Film. Am liebsten würde ich mich in alle Richtungen umblicken und diese neue Welt bestaunen, mich davor fürchten und mir alles ganz genau einprägen. Doch ich brauche meine gesamte Konzentration, um meine Maske zu bewahren.

      Er bleibt vor einer weiteren Tür stehen, und abermals legt er den Finger auf einen Scanner. Wir betreten eine Halle, und ich sehe, wie die Hüllen unter höchster Konzentration ihre Techniken trainieren. Die rechte Wand hängt voller Waffen, angefangen von Pistolen über Langwaffen und Revolver bis hin zu Flinten. Es ist erschreckend, wenn man bedenkt, dass wir eigentlich noch Kinder sind. Ich merke, dass G40 mich mustert, und versuche, so gleichgültig wie nur möglich zu wirken.

      »Nun, Soldat, das hier ist dein Abschnitt. Ich werde dir nun deinen Paten für die erste Zeit hier zuweisen.«

      Er setzt sich wieder in Bewegung und ich folge ihm. Wir steuern geradewegs auf ein Mädchen zu, das konzentriert und mit versteinerter Miene seine Waffe hält. Sie hat hellblondes Haar und scheint sich mit der Waffe bestens auszukennen.

      »E0225 ist eine der Besten aus diesem Regiment«, sagt er, während er sie von oben bis unten mustert. Ich mustere sie auch und habe das dumpfe Gefühl, sie von irgendwoher zu kennen.

      Es ist wie ein Schlag auf den Hinterkopf. Shit. Ich hätte es wissen müssen.

      Kapitel VIER

       Wo viel Gefühl ist, ist auch viel Leid. (Leonardo da Vinci)

      »E0225, konzentrier dich, sonst wirst du es nicht richtig hinbekommen!«

      G40 zeigt mit dem Finger auf mich, und mein Magen zieht sich unweigerlich zusammen. Nicht richtig hinbekommen, jemanden zu töten …

      »Ich werde alles tun, um es richtig auszuführen«, sage ich und ziele abermals mit meiner Waffe, als ich plötzlich aus dem Augenwinkel bemerke, dass ein Junge mir zuschaut. Ich war so mit meiner Haltung beschäftigt, dass ich gar nicht bemerkt habe, dass G40 nicht allein ist.

      »E0225, lass dich von dem Neuling nicht ablenken. Deine Leistungen sind äußerst wichtig.«

      Ich sehe den Jungen kurz an. Mit seinen grünen Augen mustert er mich. Etwas krampft sich tief in mir zusammen und ich nehme ein deutliches Ziehen wahr. Verdammt, ich werde jetzt nicht wegen eines Jungen aus der Rolle fallen! Und doch bin ich innerlich merkwürdig nervös. Kurz – nur ganz kurz – bleibt mir unter seinem Blick die Luft weg. »Hallo, ich bin E0225.«

      Er erwidert meinen Blick. Der Ausdruck kommt mir anders vor, irgendwie lebendiger als der Ausdruck bei den anderen Hüllen. »Hallo E0225, ich bin E0489«, sagt er.

      G40 schaut mich kurz an. »Die Kennenlernstunde ist beendet. Soldat, du wirst E0225 jetzt zuschauen. Und du, E0225, musst mehr Kraft in den Armen aufbauen.« Dann geht er weg und lässt mich mit dem Neuen allein.

      Der Junge muss ungefähr in meinem Alter sein. Seine dunkelblonden Haare kleben an der verschwitzten Stirn, als wäre er schon länger unterwegs gewesen. Seine Augen strahlen in einem ähnlichen Grün wie meine, nur dunkler. Er ist außerdem ziemlich groß, und in seinem Gesicht sind einige Blutergüsse und kleinere Schrammen zu erkennen. Ein kleiner, silberner Ring steckt in seiner linken Augenbraue, was auffällt, zumal es ihn individuell macht. Er trägt den grauen Overall, der mich an einen Strampler erinnert, doch an ihm sieht er männlich aus.

      Er wirkt ziemlich angespannt. Vielleicht hat er das Mittel erst vor Kurzem injiziert bekommen. Vielleicht wurde er ja erst ganz frisch aufgelesen und hierhergebracht. Ich bin die Blicke aus leeren Augen gewöhnt, doch unter seinem fühle ich mich durchdringbar.

      Ich muss mir meinen Respekt selbst verdienen, auch bei dem neuen Schönling. Mit einer Drehung zur Zielscheibe hebe ich die Waffe, fokussiere auf das Ziel, und mit einem lauten Knall verlässt die Kugel den Lauf. Sie trifft genau ins Schwarze. Ich drehe mich mit einem strammen

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