Was zu beweisen wäre. Jürgen Heller

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Was zu beweisen wäre - Jürgen Heller

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ein vages Gefühl, so als ob ihm etwas unangenehmes widerfahren ist. Es ist Sonntag, das heißt, keine Rasur. Diese Angewohnheit pflegt er seit Jahrzehnten und obwohl er keinen starken Bartwuchs hat, empfindet er sie als zusätzliche Freiheit. Er hat frisch geduscht, neue Sachen angezogen und fühlt eine gewisse Spannung ob der Ereignisse, die vor ihm liegen. Als er den Frühstücksraum betritt, ist es genau 8:00 Uhr und er ist der einzige. Es sind auch keine weiteren Tische eingedeckt, offenbar sind alle Gäste schon unterwegs.

      Anna stellt, gutgelaunt und strahlend, den Tee auf seinen Tisch. Sie trägt ein Dirndl, in blau und rot, mit einer weißen Bluse und hat das Haar hochgesteckt. Sie wirkt frisch und munter, keine Spuren einer zu kurzen Nacht. Er kann kaum den Blick abwenden, besonders als er im Vorbeigehen ihren Duft wahrnimmt.

      "Na, wie war euer Frauenabend? Bist du mir treu geblieben?"

      "Ich bin die treueste Frau der Welt, was glaubst' denn. Ich weiß nur nicht, ob dir das etwas nützt."

       Danke, das hat gesessen. Ich glaube, ich muss mich wirklich etwas bremsen.

      "Entschuldige bitte, ich wollte nicht unverschämt werden. Es geht mich auch nichts an. Ich hoffe nur, ihr hattet einen schönen Abend. Wir Männer hatten jedenfalls einen."

      "Komm Bruno, nicht so zimperlich. Ich verstehe ja deinen Humor. Keine Sorge, dass ich dich zu ernst nehme."

      Helles Lachen, Bruno ist beeindruckt und wechselt schnell das Thema.

      "Ich gehe nachher zur Bergwacht, um die Adresse des Busfahrers rauszukriegen. Mal sehen, was daraus wird."

      "Bruno, nicht eingeschnappt sein. Ich habe es nicht böse gemeint und unser Frauenabend war sehr lustig. Es gab keinerlei Stress, auch nicht mit einem Mann. – Ich hoffe, dass du in der Sache weiter kommst. Geht Carla mit?"

      „Ne, ich denke nicht.“

      Bruno ist mit dem Frühstück fertig und geht auf sein Zimmer, um sich fertig anzuziehen. Dann wirft er einen Blick auf sein Handy.

       Scheiße, wieder ist der Akku leer. Immer, wenn man das Ding mal braucht.

      Er klettert in sein Auto und fährt in den Ort. Direkt an der Zufahrtstraße zur Elfergondel befindet sich das Gebäude der Bergwacht. Es ist 9:15 Uhr und er betritt das Haus. Er befindet sich in einem langen, quer liegenden Flur. Auf beiden Seiten befinden sich Türen. Er geht willkürlich auf die erste beste zu und versucht das Namensschild neben der Tür zu entziffern.

      DI Hermann Gleyer

      Leitung

       Oh, ein Berufskollege, das muss ja gut gehen.

      Er klopft moderat aber deutlich hörbar an und will die Klinke drücken. Die Tür ist zu. Er schaut sich um, keiner zu sehen. Ein vertrautes Geräusch bringt ihn zum lächeln, eine Klospülung. Dann hört er noch einen Händetrockner, einen von diesen Turbotrocknern, die zwar laut aber auch sehr schnell sind, 10 Sekunden und die Hände sind trocken. Und so lange dauert es bis Diplom-Ingenieur Hermann Gleyer mit dynamischen Schritten auf ihn zukommt.

      Der Leiter der Bergwacht bietet ihm den Platz vor seinem Schreibtisch an, hinter dem er selber Platz nimmt. Einen Kaffee lehnt Bruno dankend ab. Nun sitzen sie sich gegenüber. Hermann Gleyer sieht sehr sympathisch aus, hat dieses typische Alpinistengesicht, von der Sonne gebräunt aber eben auch markante Falten um Augen und Mund. Deshalb tut sich Bruno auch mit der Alterseinschätzung schwer, sein Gegenüber könnte unter 50 aber auch über 60 sein. Er schaut Bruno aus dunklen Augen interessiert an.

      "Du bist also der Bruno aus Berlin. Habe schon viel von dir gehört, bist ja sozusagen schon fast ein Stubaier. Was darf ich für dich tun, wie kann ich helfen?"

      Bruno ist etwas verunsichert, weiß nicht ob er jetzt auch du sagen soll und versucht die direkte Anrede zu vermeiden.

      "Nun es geht um die Vermissten, Herr und Frau Weißensee. Das sind die Eltern meiner Lebensgefährtin. Wir sind extra aus Berlin hierher gekommen, weil es hieß, die beiden wären am Gletscher verunglückt. Aber nun hat man sie noch nicht gefunden und ich wollte Sie fragen..."

      "Also jetzt hörst du mir erst einmal zu. Erstens heiße ich Hermann, auch für dich. Schließlich bist du ein Freund von Hans und Anna und die sind auch meine Freunde. Und nun zu den beiden Verschollenen. Wir haben unmittelbar nach der ersten Vermisstenmeldung, am Freitagabend um ca. 21:00 Uhr mit der Suche begonnen. Wir hatten 32 Männer im Einsatz mit Lampen und Ortungsgeräten. 5 Kollegen waren mit ihren Hunden dabei. Wir haben bis nach Mitternacht mit Unterstützung der noch anwesenden Mitarbeiter der Gletscherbahn und einigen Leuten von der Dresdner Hütte gesucht, ohne auch nur eine Spur zu finden. Dann mussten wir abbrechen, die Leute waren erschöpft und es gab auch keinen einzigen Hinweis, wo wir noch hätten suchen sollen. In höhere Regionen zu steigen, wäre in der Dunkelheit zu gefährlich gewesen. Gestern morgen haben wir um 6:00 Uhr weiter gemacht. Ab 7:00 Uhr war der Hubschrauber im Einsatz, mit allem technischen Equipment, einschließlich Wärmebildkamera. Die Leute sind wirklich sehr professionell. Sie haben auch den ganzen Umkreis Richtung Ötztal mit einbezogen. Keine einzige Spur, einfach nichts. Wir müssen dabei beachten, dass es sich ja um ältere Leute handelt, die zudem ohne Skier, sondern zu Fuß unterwegs waren. Das schränkt ja die Möglichkeiten am Gletscher zu dieser Jahreszeit erheblich ein."

      Bruno hört aufmerksam zu.

      "Hast du jetzt doch einen Kaffee?"

      Hermann Gleyer steht auf und geht zum Fensterbrett, auf dem eine rote Kaffeemaschine steht. Er legt ein Pad ein und stellt eine Tasse unter den Auslass. Nach ein paar Sekunden bereitet er einen zweiten für sich. Bruno möchte ihn schwarz und er selber nimmt Zucker und Milch.

      "Also mir kam erstmals gestern Mittag der Verdacht, dass wir eventuell an der falschen Stelle suchen. Es ist noch nie vorgekommen, ich betone, noch nie, dass wir völlig ohne Ergebnis gesucht haben. Wir kommen nicht immer und überall gleich da hin, wo wir hin wollen. Aber dass wir nicht mal mehr eine Idee haben, wo man noch suchen könnte..."

      "Und dann habt Ihr den Busfahrer getroffen, einfach so?"

      "Nein, das kann ich erklären. Der Busfahrer ist ein Cousin von mir, auch ein Gleyer, Roman mit Vornamen. Unsere Väter sind Brüder. Ich habe auf dem Weg von der Talstation zu meinem Auto nur gesehen, dass ein Gendarm, also ein Polizist bei seinem Bus stand und mit ihm sprach. Roman fährt seit Jahren die Strecke Mutterberg bis Innsbruck und zurück. Insofern war es kein so großer Zufall, dass ich ihn dort gesehen habe. Irgendwie war ich aber neugierig und wartete bis der Polizist wieder ging. Dann bin ich zu Roman hin und wollte wissen, was denn der Gendarm wichtiges zu fragen hatte. Er hat mir erklärt, dass der ihm ein Foto von einem älteren Ehepaar gezeigt hat und wissen wollte, ob er sich an die erinnern kann. Er hat denen dann geantwortet, dass er zwei ältere Leute mit hinunter nach Neustift genommen hat. Er konnte aber nicht bestätigen, dass es sich um die beiden auf dem Foto handelt."

      "Versteh mich nicht falsch, aber ich würde gerne mit deinem Cousin selber reden, kannst du mir da helfen?"

      Es ist kein Problem für Hermann Gleyer. Er ruft noch in Brunos Gegenwart seinen Cousin auf dem Handy an. Von ihm erfährt er, dass der gerade mit dem Linienbus auf dem Weg nach Neustift ist. Dort würde er in ca. 10 Minuten ankommen, müsste den Bus in die Garage fahren und den entgegenkommenden Bus übernehmen. Da bleibt etwas Zeit.

      "Das

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