Carola Pütz - Verlorene Seelen. Michael Wagner J.

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Carola Pütz - Verlorene Seelen - Michael Wagner J.

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keine Antwort, da die Beamten sich mittlerweile auf der anderen Seite des Schwimmbeckens der Tür näherten, dorthin, wo die Wasserspuren hinführten.

      Der Mann drehte sich kurz zu den Beamten um, schüttelte den Kopf und bedeutete den Tatortermittlern, sich sofort um die Tote zu kümmern.

      »Darf ich Sie bitten zu gehen. Ich sehe keine Notwendigkeit für Ihre Anwesenheit, oder täusche ich mich da? Wer sind Sie?«

      Carola musterte den Mann, der vor ihnen zum Stehen kam.

      »Guten Tag, Herr Kommissar. Welche Frage darf ich denn zuerst beantworten?«, fragte Carola Pütz und reichte dem Mann die Hand.

      »Fangen wir doch mit Ihrem Namen an«, antwortete er und warf auch Winterhalter einen Blick zu.

      »Mein Name ist Carola Pütz, ich bin Gerichtsmedizinerin«, war ihre knappe Antwort.

      Er blickte sie erstaunt an. »Gerichtsmedizinerin? Ich bin über keine neue Kollegin informiert. Woher kommen Sie?«

      »Ich bin per Zufall hier. Zurzeit bin ich Patientin hier in der Klinik.«

      Als der Kommissar das Wort Patientin hörte, veränderte sich sein Gesichtsausdruck.

      »Dann haben Sie hier am Tatort nichts verloren. Darf ich Sie bitten zu gehen? Sie behindern sonst eine polizeiliche Ermittlung.«

      »Wann kommt denn Ihre gerichtsmedizinische Unterstützung?«, fragte Carola trotzig.

      »Das kann ich Ihnen noch nicht sagen. Außerdem geht es Sie nichts an. Bitte verlassen Sie jetzt meinen Tatort, Frau Doktor.« Seine Geste war unmissverständlich.

      »Wie Sie wollen, Herr Kommissar. Ich hätte Ihnen gerne meine Unterstützung angeboten. Aber wenn Sie nicht wollen, bitte.«

      Ihre Stimme klang besorgt. Warum auch immer, Carola hatte das Gefühl, dass dieser Kommissar nicht an der Aufklärung interessiert war. Wieso man auch immer auf solch eine Idee kommen konnte. Vielleicht, weil sie niemandem voll und ganz vertraute. Wenn sie eine Arbeit selbst erledigte, war sie sicher, alles bedacht zu haben. Dieses Gefühl der Sicherheit und des Vertrauens hatte sie nicht bei vielen. Wenn sie ehrlich war, bei niemandem.

      »Lassen Sie uns gehen, bitte«, sagte sie zu Reto Winterhalter und man hörte ihr noch immer die Erregung an. Ohne einen Gruß ließ sie den Kommissar, dessen Namen sie nicht einmal erfragt hatte, stehen und ging in Richtung der Treppe davon.

      Vor ihren Augen tanzten plötzlich schwarze Punkte. Ihr wurde schwindelig, sie hielt sich am Geländer fest. Winterhalter bemerkte es und stützte sie.

      »Was haben Sie denn?«, fragte er und klang dabei aufrichtig besorgt.

      »Es ist nichts, nur die Luft hier drin ist nicht gut.«

      »Aha, also die Luft. Warum sind Sie eigentlich in der Klinik?«, erkundigte er sich.

      Carola überlegte kurz, ihn anzulügen, doch dann sagte sie: »Ich hatte einen Herzinfarkt.«

      »Ach du«, sagte er und schlug sich mit der flachen Hand leicht vor die Stirn, »Und ich Idiot schleppe Sie auch noch hier herein. Kommen Sie, ich bitte vielmals um Entschuldigung, Frau Doktor.«

      Seine Bestürzung schien nicht gespielt zu sein.

      »Ist schon gut«, sagte Carola, nachdem ihr Winterhalter die Eingangstür aufgehalten hatte und sie die frische Luft in ihre Lungen sog.

      »Nein, bei Gott. So ist es bei uns Presseleuten. Wenn sie etwas wittern, gehen sie drauf los.«

      Carola lächelte. »Bei uns Tatortermittlern ist es auch nicht anders. Neugier ist berufsbedingt.«

      Es herrschte Aufregung in der Eingangshalle der Klinik. Sie und Winterhalter besaßen einen Informationsvorsprung, den sie nicht mit den Kurgästen vor der Tür teilen wollten. Die Leute ahnten bereits etwas und starrten zu ihnen herüber. Bevor sie anfingen, sie mit Fragen zu löchern, flüchteten Carola und Winterhalter in den Kurpark.

      Die Chursächsischen Winterträume fanden ein jähes Ende.

      *

      Gegen halb zwei in der Nacht fuhr der Leichenwagen langsam die Auffahrt hinunter, nur zwei Menschen wurden Zeuge. Die Polizei versiegelte den Tatort, eine Gerichtsmedizinerin erschien nicht vor Ort. Carola schimpfte über die schludrige Arbeit der Behörde.

      »Sie bekommt jetzt die Kleine auf den Leichentisch und hat keine Ahnung, wie es am Tatort aussieht«, sagte sie aufgebracht.

      »Ist es denn nicht meist so?«

      »Ja, leider ist es so. Wir haben viel zu wenig hervorragende Gerichtsmediziner in Deutschland. Und die wenigen richtig Guten sind überlastet.«

      »Es ist bei uns in der Schweiz auch nicht anders«, sagte Winterhalter. Langsam rollte der letzte Polizeiwagen an ihnen vorbei. Darin saß der Beamte, der sie befragt hatte, er nahm keinerlei Notiz von ihnen. Als die letzten roten Rückleuchten der Fahrzeuge aus der Einfahrt verschwunden waren, drehte sich Carola zu ihm herum.

      »Es tut mir leid, aber ich bin hundemüde. Wenn Sie wollen, treffen wir uns morgen nachmittag auf einen Kaffee. Ich würde gern mehr über Ihren Beruf erfahren. Bis jetzt klingt es sehr vielversprechend.«

      Winterhalter nickte.

      Sie zückte ihr Smartphone und er diktierte ihr seine Nummer.

      Carola wählte kurz durch, sodass auch er ihre Nummer erhielt.

      Sie verabschiedeten sich mit einem Händedruck. Hinter der Eingangstüre sah sie ihm heimlich nach, bis sich seine Gestalt in der Dunkelheit verlor.

      Wie sehr hatte sich die junge Frau gegen ihr Schicksal gewehrt? Der Gedanke kreiste in ihrem Kopf. Hin und her. Die halbe Nacht, genauer gesagt die zweite Hälfte der Nacht. Die erste Hälfte hatte sie mit Reto Winterhalter im Klinikpark zugebracht.

       Reto.

      Was für ein Name. Der wird vermutlich nur in der Schweiz vergeben. Mit einem Lächeln dachte sie an den Dialekt. Er gefiel ihr, aber nicht nur der Dialekt. Dieser Mann hatte Eindruck auf sie gemacht.

      Sie kannten sich erst kurz und doch ermittelten sie bereits zusammen. Oder wie auch immer man das Vorgehen im Schwimmbad nennen wollte. Winterhalter war eine charismatische Person.

      Auch die Thematik, die er skizzenhaft angerissen hatte, fand ihre volle Aufmerksamkeit. Er recherchierte im Auftrag seiner Zeitung an der Grenze zur Tschechischen Republik, aus diesem Grund hielt er sich hier auf. Details seiner Recherche hatte er ihr allerdings verschwiegen.

      Er wollte sie beim Kaffee am Nachmittag einweihen. Sie verbuchte es als Beweis seines Vertrauens.

      Sie freute sich auf das Treffen, aber sie hatte auch Angst vor der Gewissheit. Ein Mann wie er würde sicher nicht aus der Schweiz anreisen, um über eine Nichtigkeit zu berichten. Nicht einmal eine kleine Andeutung hatte er gemacht.

      Kurz bevor sie sich verabschiedeten, hatte er nur noch

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