Carola Pütz - Verlorene Seelen. Michael Wagner J.

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Carola Pütz - Verlorene Seelen - Michael Wagner J.

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diesen vielversprechenden Abend. Ich finde es interessant, wie viele kultivierte Menschen man an einem solchen Ort trifft. Ich hatte keinerlei Erwartungen an Bad Elster, als ich erfuhr, dass ich hier meinen Kuraufenthalt verbringen würde. Der Name klingt wie aus einem Roman. Und jetzt stehen wir hier.«

      »Ja«, sagte Carola lachend, »mir ging es ähnlich. Der Ort nimmt einen mit seinem Charme gefangen.«

      Etwas drang an ihr Ohr. Fremd und doch ein wenig vertraut. Der Schweizer Dialekt, den sie schon einmal gehört hatte. Sie sah sich um, tatsächlich, keine drei Meter entfernt stand der Mann, der ihr am Nachmittag in der Albert Quelle begegnet war. Er unterhielt sich angeregt. Silvia Schleisieck fing ihren Blick auf.

      »Sie haben einen vortrefflichen Geschmack. Nicht meine Altersklasse, aber sehr attraktiv.« Sie schmunzelte.

      Carola fühlte sich ertappt. »Entschuldigung.«

      »Wofür? Wir sind doch hier, um uns zu amüsieren.«

      Sie antwortete mit einem verlegenen Lächeln. Wieder schaute sie zu dem Fremden herüber. Diesmal bemerkte er ihren Blick. Die Fältchen um seine Augen vereinigten sich zu einem Lächeln. Sekunden später machten auch die Muskeln um den Mund mit. Er hatte sie erkannt und legte die Hand auf die Schulter seines Begleiters. Carola schaute ihn nun unverwandt an. Sie fand, er hatte etwas Aristokratisches an sich. Die graumelierten Haare, das kleine Bärtchen am Kinn. Ein attraktiver Mann. Die Fliege, die er zu einem schwarzen Anzug trug, stand keck ab.

      Wieso auch immer, sie stellte sich vor, er trüge einen Schottenrock und musste lachen. Wie kam sie auf so eine blöde Idee? Mit einem Seitenblick erhaschte er noch so eben ihr Lachen. Er reichte dem Mann zum Abschied die Hand.

      »Der Mann kommt rüber«, sagte Silvia Schleisieck und drehte sich in Carolas Blickfeld. Sie sollte recht behalten. Mit einer eleganten Bewegung wich der Mann einem Kellner mit einem gefüllten Tablett aus. Sechs Schritte zählte Carola.

      Mit einem Lächeln stand er vor ihnen.

      »Ich hoffe, ich bin nicht der Grund für Ihr Amüsement«, sagte er.

       Dieser Akzent.

      »Nein, bestimmt nicht«, log sie.

       Glaubte er ihr?

      »Darf ich mich Ihnen vorstellen? Mein Name ist Reto Winterhalter, ich komme aus Basel in der Schweiz.« Frau Schleisieck hielt ihm ihre Hand hin. Zu ihrer Verwunderung ergriff er sie und deutete einen Handkuss an.

      »Sehr angenehm, Silvia Schleisieck«, antwortete sie sichtlich überrascht. Dann wandte er sich Carola zu. Wieder ein Handkuss. Dabei versuchte er, ihren Blick zu erhaschen. Sein herausfordernder Blick ärgerte sie ein wenig und verunsicherte sie obendrein.

      Daher vergaß sie total, sich vorzustellen.

      »Sehr angenehm, Carola Pütz, ich komme aus Frankfurt«, erwiderte sie mit einer Verspätung von ein paar Sekunden, die ihre innere Verwirrung offenbarte.

       Bemerkte er das etwa?

      »Das Konzert ist fantastisch«, sagte er nonchalant, »Was denken die Damen?«

      »Ja, fantastisch.«

      Ihr fiel nichts anderes ein, als das Wort wie ein Papagei zu wiederholen. Es ärgerte sie, dass sie sich benahm wie ein schüchterner Teenager.

      »Sind Sie auch Kurgast im Ort?«, fragte Silvia Schleisieck interessiert.

      »Nein«, antwortete er mit einem dunklen Unterton in der Stimme, der nicht zu seinem Gehabe passen wollte, »Ich bin beruflich hier. Leider.«

      Carola sah ihre Chance, etwas Schlaues zu sagen. »Seien Sie froh, folglich müssen Sie auch keine Krankheit auskurieren.«

      Er lachte. »Da haben Sie recht. Wenn ich das bemerken darf, Sie sehen auch beide nicht so aus. Das meine ich als Kompliment.«

      Eine kleine Glocke erklang dreimal, das Zeichen, sich wieder auf die Plätze zu begeben.

      »Sehen wir uns in der nächsten Pause?«, fragte er.

      Nach einem schnellen Seitenblick auf Carola antwortete Frau Schleisieck: »Gerne.«

      Durch die nächste Tür gingen sie noch gemeinsam, dann verschwand Reto Winterhalter in den hinteren Teil des Theaters.

      »Sehr charmant, dieser Schweizer. Und verdammt gut aussehend.«

      »Das weiß er aber auch«, antwortete Carola.

      »Ich mag selbstbewusste Männer. Waschlappen gibt es genug auf der Welt.«

      Carola hatte das Gefühl, etwas entgegnen zu müssen, ließ es aber sein.

       Warum war das so?

      Sie kam nicht dazu, weiter darüber nachzudenken, denn der dritte Satz begann mit dem Scherzo. Sofort nahm Dvorák sie mit seiner Musik gefangen, und sie vergaß den Schweizer Charmeur für ein paar Minuten.

      *

      Einen Moment lang zögerte Carola. Reto Winterhalter hatte sie für den nächsten Tag auf einen Kaffee eingeladen. Sie standen bereits im Foyer des Theaters. Silvia Schleisieck hatte sich entschuldigt und war auf die Toilette gegangen. Er nutzte die Gelegenheit, sie alleine sprechen zu können.

      Sie befand sich in Zwiesprache mit sich selbst. Auf ihrer Schulter saßen ein Engelchen und ein Teufelchen. Jedes flüsterte ihr etwas anderes ins Ohr.

      Das eine flüsterte ihr zu: »Pass auf!« Das andere sagte: »Was ist denn dabei?«

      Einem spontanen Entschluss folgend, ließ sie alle Vorsicht fahren. Was gab es gegen einen harmlosen Kaffee einzuwenden?

      »Ja, gerne.«

      Ein flüchtiges Lächeln flog über seine Lippen.

      »Wie schön. Darf ich Sie nach Hause begleiten? Dann weiß ich auch, wo ich Sie morgen abholen kann«, sagte er.

      »Kennen Sie die Kurklinik ‚Sachsenglück‘?«

      »Sicher, die liegt in der Nähe meiner Pension«, antwortete er und zupfte an seinem Schal.

      »Ach ja? Darf ich fragen, was Sie beruflich machen, Herr Winterhalter?«

      »Ich bin Journalist«, sagte er, »Aber ich möchte Sie nicht mit Details aus meinem Leben langweilen.«

      »Keine Angst. Wenn das passiert, sage ich es sofort«, versprach sie kokett und wunderte sich über sich selbst.

      Silvia Schleisieck gesellte sich zu Ihnen. Als sie kurze Zeit später durch die Tür ins Freie traten, sprang ihnen die Kälte förmlich ins Gesicht. Die zusätzlichen Strahler waren bereits erloschen, Arbeiter beeilten sich und rollten den roten Teppich zusammen. Sie gingen seitlich die Treppe hinunter, um die Arbeiten nicht zu stören.

      »Uuh,

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