Kaana. Rudolf Jedele

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Kaana - Rudolf Jedele

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bewegte sich immer noch sehr vorsichtig und förderte neben seinen gesuchten Gegenständen zwei große, schwarze Skorpione zu Tage und ein halbes Dutzend unterschiedlicher Spinnen und von jedem dieser Lebewesen wusste Hasket zu sagen, wie schnell ihr Gift wirkte. Joel schüttelte sich und meinte:

      „Ich verstehe nicht, wie Menschen einem Geistwesen wie Sheehano anhängen können. Wer Lebensräume für solche Kreaturen schafft, sollte von der Erde verbannt werden.“

      „Glaubst du, sie wären schrecklicher als Hyänen und Sheena, als Löwen, Wölfe und eure Jagdleoparden und Kangals? Ich glaube nicht. Sie sind, ich sagte es bereits, nur kleiner und etwas tückischer.“

      Hasket hatte sich wieder gefangen und war in der Lage, in einem ganz natürlichen Ton mit Joel zu sprechen, doch der Schreck auf dessen Reaktion kurz zuvor, saß ihm immer noch tief in den Gliedern. Doch nun öffnete er einen der Säcke, griff hinein und holte eine Handvoll Datteln hervor. Er reichte sie Joel und forderte ihn auf, sie zu versuchen. Er selbst steckte sich ebenfalls eine Dattel in den Mund, zerkaute sie, spuckte ein paar Kerne aus und schluckte den Rest hinunter.

      Die Datteln waren weich und reif und sehr, sehr süß. Das erstaunlichste an ihnen war, dass Joel schon nach dem er die dritte Frucht gegessen hatte, einen sanften Strom Lebenskraft und Energie durch seinen Körper fließen spürte und er begriff, dass diese kleinen Früchte nahrhafter waren, als alles andere, das er je zu sich genommen hatte. Von diesen Datteln würden zwei oder drei Handvoll genügen, um seinen Goldfalben den ganzen Tag mit Kraft und Ausdauer zu versorgen. Er hielt dem Hengst ein paar der Früchte hin und freute sich, dass dieser die Datteln nach anfänglichem Zögern gerne verzehrte und sogar noch nach mehr verlangte. Joel gab ihm eine Handvoll davon, danach war der Hengst zufrieden und rupfte ein wenig an den dürren Wintergräsern am Rand der Quelle. Joel aber staunte. Unter diesen Umständen schien es gar nicht so schwierig zu sein, den Hengst gesund und munter durch das Sheenland zu bringen. Zumindest das Futterproblem war kleiner, als er befürchtet hatte.

      Sie rasteten bis zum Einbruch der Dunkelheit an der Quelle und während dieser Zeit hatte auch der Kangal Gelegenheit, seine zukünftige Nahrungsgrundlage schon mal zu testen. Der riesige Hund hatte einen vorsichtigen Ausflug in den Sand hinaus unternommen und war einer etwa zwei Fuß langen, gelbgrauen Echse begegnet. Die Echse hatte nie zuvor einen Kangal gesehen und so versteckte sie sich nicht vor dem fremden Tier und der Hund betrachtete sie als willkommene Beute. Ein blitzschnelles Zuschnappen, dann hatte er die Echse am Genick gepackt und sie hing leblos in seinem Fang. Der Kangal trug die Echse an den Lagerplatz bei der Quelle und Joel hatte Muße, das fremdartige Tier zu betrachten. Es glich in etwa einer großen Eidechse, nur mit dem Unterschied, dass es auf seinem Rücken einen Kamm besaß, aus dem Stacheln von der Länge eines Fingers hervor ragten.

      „Eine Agame. Man kann sie bedenkenlos essen, nur vor den Stacheln am Rücken sollte man sich in Acht nehmen. Ihr Gift ist nicht direkt gefährlich, doch es hat eine sehr stark ermüdende Wirkung. Ein kleiner Stich mit einem der Stacheln genügt, um einen Menschen zwei Tage ununterbrochen schlafen zu lassen.“

      Haskets Grinsen bei dieser Information hatte geradezu etwas Spitzbübisches an sich, das Laakon gleich darauf erklärte.

      „Wir verwenden das Gift dieser Stacheln, wenn wir – sehr selten – bei den Iboa auf Beutezug gehen. Axilara hat uns gelehrt, wie wir diese Stacheln aus schlanken Blasrohren verschießen können. Wenn du von einem solchen Stachelpfeil getroffen wirst, denkst du zunächst, ein Insekt habe dich gestochen. Doch kaum zwanzig Atemzüge später schläfst du tief und fest und hast die süßesten Träume. An den Stich aber erinnerst du dich nicht mehr, wenn du wieder aufwachst.“

      Joel schüttelte den Kopf. Die Welt Sheehanos schien nicht weniger voller Wunder zu sein, als Kaana. Nur waren die Wunder eben von anderer Art.

      Der Kangal verspeiste die Agame in kürzester Zeit und mit echtem Appetit, doch entweder hatte er – unwahrscheinlich – Laakons Erklärung verstanden oder aber sein Instinkt warnte ihn vor den Stacheln auf dem Rücken des Tiers. Sie blieben mitsamt der zähen Lederhaut, den Krallen und Knochen der Echse vom Festmahl des Hundes übrig. Hasket sammelt die Stacheln vorsichtig ein und verstaute sie in einem Säckchen aus einem schillernden Leder, das Joel schon mehrfach an seinem Gürtel gesehen und bewundert hatte.

      Dann ging die Sonne unter und im nächsten Augenblick begriff Joel, was ihm seine Begleiter hinsichtlich der Nachtkälte im Sheenland erzählt hatten.

      Es war, als würde man kristallenes Eis über einen ausschütten. Der Horizont im Westen glühte noch rot, da rollte die Kälte wie eine gigantische Woge über sie hinweg und es war eine vollkommen andere Art von Kälte, als Joel sie bis dahin erlebt hatte. Er kannte die klirrende Kälte am Fuß des Hiron – Gebirges und die heimtückische, weil kaum spürbare Kälte in den Nächten der Steppe, die ehemals Heimat der siebten Sippe gewesen war.

      Die Kälte des Sheenlands war anders. Wie eine Art eisiger Staub legte sie sich auf die Haut und man hatte das Bedürfnis, sie einfach wegzuwischen, doch das ging leider nicht. Sie haftete an der Haut und nach wenigen Atemzügen begann man zu zittern. Joel ahnte, dass ein nackter oder nur wenig geschützter Mensch unter dieser Kälte in weniger als einer halben Nacht den Tod finden würde.

      Ebenso wie Laakon und Hasket beeilte er sich deshalb, den schweren Ledermantel vom Sattel seines Hengstes zu lösen und ihn überzustreifen und freute sich an dem Gefühl der heimeligen Wärme, die sich sofort unter dem schwarzen Rindleder einstellte.

      Laakon und Hasket aber begannen nun in fliegender Hast ihre Mulis zu satteln und drängten zum Aufbruch. Als sie auf ihren Reittieren saßen und in die klare Nacht hinaus zu reiten begannen, in die schwarzgelbe Welt des nächtlichen Sheenland, erklärte Hasket:

      „Wir müssen uns bewegen und wir müssen darauf achten, dass wir die ganze Nacht in Bewegung bleiben, denn sonst frisst uns die Kälte auf. Du wirst in kurzer Zeit immer steifer und unbeweglicher und dann wirst du müde und schläfst ein. Das ist dann das Ende.“

      „Verflucht sei Sheehano, dass er ein solches Land und eine solche Kälte erschaffen hat. Ich sehe keinen Sinn in der Existenz eines solchen Landes.“

      „Darüber kannst du mit Axilara reden, wenn wir Oasa erreicht haben. Danach denkst du vielleicht anders. Ach ja, weißt du wie die Iboa diese Kälte nennen? Nein, du kannst es ja nicht wissen. Sie haben ihr den Namen „Bewahrer“ gegeben, denn wer in der Kälte der Nacht stirbt, verwest nicht sondern wird zur Mumie und seine Gesichtszüge sind noch in tausend Jahren zu erkennen.“

      Joels Hengst blieb am Rand des Sandes stehen, ohne dass ihm sein Reiter das Signal dazu gegeben hätte und Joel ließ ihm diesen Ungehorsam anstandslos durchgehen, denn er verstand das Tier nur zu gut. Auch in seinem eigenen Innern schrillten die Alarmsignale. Wäre da nicht der Kangal gewesen, der bereits ein paar hundert Schritte voraus gelaufen war und nun wie eine goldene Silhouette auf dem Kamm einer Düne stand und ihnen lange entgegen sah, ehe er ein ermutigendes tiefes Gebell hören ließ, wahrscheinlich hätte er den Hengst gewendet und wäre in seine Heimat zurück gekehrt.

      Dann aber tat der Hengst die entscheidenden Schritte und plötzlich wurde es auch Joel etwas leichter in der Brust. Er fügte sich in das Unvermeidliche und beschloss, so schnell wie möglich zu lernen, auch in einem solchen Land überleben zu können. Die ersten Schritte dazu waren bereits getan. Der Goldfalbe mochte die Datteln und der Kangal die großen Echsen, also mussten sie nicht verhungern. Joel konnte sich von beidem ernähren, von Datteln und dem Fleisch der Echsen, also blieb noch die Kunst, Wasser aufzuspüren und den tödlichen Gefahren der Sheenlandkreaturen aus dem Weg zu gehen, dann musste es zu schaffen sein. Ein Krieger und Kentaur, so beschloss Joel, konnte auch in Sheehanos Grenzen überleben.

      Sie ritten die ganze Nacht und Joel konnte sich nicht

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