Kaana. Rudolf Jedele

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Kaana - Rudolf Jedele

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konnte es kaum mehr erwarten, bis Joel abgesprungen war und ihm die Zügel des Hengstes reichte. Allerdings war die Enttäuschung gleich einmal riesig, denn der Goldfalbe sah auf Laakon hinab und begann sofort weg zu tanzen, kaum dass dieser versuchte seinen linken Fuß in den Steigbügel zu bringen.

      Laakon fluchte lautlos in sich hinein. Weshalb musste ausgerechnet Joel ein derartig großes Pferd reiten? Und wieso blieb der Hengst nicht einfach stehen? Zu guter Letzt erinnerte sich Laakon, wie Joel auf den Hengst stieg. Er legte also ebenfalls die Linke an das Sattelhorn, schwang das rechte Bein in die Höhe und sprang. Er schaffte es tatsächlich, auf den Rücken des Hengstes zu kommen, doch im nächsten Augenblick wünschte er sich, es nicht geschafft zu haben. Es war ein wundersames Gefühl, so durch die Luft zu fliegen und er glaubte schier unendlich lange zu fliegen. Als er dann jedoch mit dem Steiß auf dem knüppelhart gefrorenen Steppenboden aufschlug, brach das wunderbare Gefühl abrupt ab und wurde zu neuen Schmerzen.

      „Was ist los? Weshalb bleibst du nicht einfach sitzen, wenn du schon mal oben bist? Willst du es noch mal versuchen?“

      Nein, Laakon wollte nicht. Nicht an diesem Tag. Lieber kletterte er wieder auf sein sanftes Muli und wollte vorerst noch kein Kentaur sein. Joels süffisantes Grinsen hielt sich fast den ganzen Tag und wann immer sich seine Blicke mit denen Laakons trafen, hielt er ihm wie einladend die Zügel des Hengstes hin und grinste hämisch dabei.

      Auch Hasket konnte sich ein boshaftes Grinsen nicht verkneifen. Doch auch er bekam an diesem Tag seine Lehre.

      Hasket war weniger von Joels Reitkünsten fasziniert, sondern von der eigenartig selbstverständlichen Art, wie der riesige Kangal mit dem jungen Krieger kommunizierte und versuchte, ihm praktisch jeden Wunsch und jeden Befehl von den Augen abzulesen. Ein kurzes Schnalzen und ein winziger Fingerzeig genügte und der Hund rannte voraus und überprüfte die Wege, die vor ihnen lagen. Ein anderer Fingerzeig machte ihn zum linken, ein weiterer zum rechten Flankenschutz. Ein winziges Schnippen mit den Fingerspitzen sagte dem Hund, dass er jagen gehen durfte und ein kaum hörbarer Pfiff rief ihn auch aus tausend Schritt Entfernung in höchstem Tempo an Joels Seite. Die Schutzfunktionen um Joel und das abendliche Lager herum übernahm der Hund unaufgefordert und ohne konkrete Anweisungen und wenn es nichts zu bewachen gab, lag er in unmittelbarer Nähe von Joel und wehe irgendwer hätte versucht, Joel auch nur mit der Fingerkuppe anzutasten. Selbst ihn streng anzuschauen konnte zu einem Problem werden.

      Haskets Leidenschaft für das Reiten hielt sich Grenzen, doch einen solchen Hund hätte er nur zu gerne besessen. Was lag näher, als die Zuneigung des Hundes zu gewinnen zu versuchen und ihn Joel eventuell sogar abspenstig zu machen?

      Hasket begann den Hund zu füttern, ihm das Fell zu kraulen und ihn mit einer Karde zu bürsten. Einmal trat sich der Kangal einen Dorn in den Fuß und Hasket entfernte ihn, nahm dem Hund seine Schmerzen, was ihm ein freundliches Schwanzwedeln eintrug.

      Am Abend des zehnten Tages saßen sie am Lagerfeuer, brieten ein paar Steppenhühner, die sie unterwegs erlegt hatten und unterhielten sich über belanglose Dinge. Der Kangal lag neben Joel und hatte seine Schnauze auf dessen Stiefelspitze abgelegt. Joel ließ ihn liegen, doch er bewegte keinen Finger, um dem Hund zum Beispiel den Kopf zu streicheln oder dergleichen. Er akzeptierte nur, dass dieser den Kopf auf seiner, Joels Fußspitze ablegen durfte. Da versuchte Hasket den Rüden zu sich herüber zu locken. Er schmeichelte ihm, er bot ihm kleine Fleischstückchen aus seiner Jagdtasche an und sprach ihn mit weicher Stimme an. Der Kangal ignorierte ihn einfach. Das machte Hasket sauer. Er murrte Joel an:

      „Wie hast du diesen Hund bloß so verhexen können? Ich bemühe mich Tag für Tag um ihn und er lässt sich meine Bemühungen immer gefallen, doch wenn er in deiner Nähe sein kann, vergisst er alles andere auf der Welt. Wie ist das möglich, was hast du mit ihm angestellt?“

      „Nichts. Nicht das Geringste. Ich habe ihn am Anfang nicht einmal haben wollen, doch er hat sich derart beharrlich an meine Fersen gehängt, dass ich mich an ihn gewöhnt habe. Und seither ist er bei mir. Ich gebe ihm ab und zu etwas zu fressen, doch mehr verlangt er nicht von mir und mehr wäre ich auch kaum bereit, ihm zu geben. Er hat mich ausgesucht, nicht ich ihn.“

      „Was glaubst du, würde er tun, wenn ich dich jetzt angreifen würde?“

      „Versuche es, aber ich rate dir, strecke keine Hand nach mir aus, denn er würde dir den Arm abreißen. Nimm das Aststück da und schlage nach mir.“

      Hasket bückte sich nach einem schlanken, etwa drei Fuß langen Stück von einem Ast, hob es hoch und versuchte es in Joels Richtung zu bewegen. Eine ganz flüchtige Bewegung nur und sogar im Sitzen ausgeführt, doch im selben Augenblick spürte er den heißen Atem des Hundes in seinem Gesicht und dann spürte er die scharfen Reißzähne an seiner Kehle und ließ den Stock fallen, als wäre er aus glühendem Metall. Der Hund ließ Haskets Hals los und tat sich wieder nieder, als wäre nichts geschehen. Doch nun lag sein Rachen auf Haskets Fuß und als dieser versuchte, die Fußspitze dort weg zu ziehen, hörte er ein warnendes Knurren, das ihm sagte, er möge doch seinen Fuß ruhig halten.

      Jetzt war es Laakon, der spöttisch grinste.

      Etwas allerdings hatte Hasket mit seinen Bemühungen um den Kangal erreicht. Mit diesem Abend beginnend, ließ der Hund sich von keinem anderen Menschen als Joel mehr anfassen. Nie mehr, so lange er lebte. Es war, als hätte sich ein tief verwurzeltes Misstrauen gegenüber fremden Menschen in seinem Wesen eingeschlichen.

      Am fünfzehnten Tag überquerten sie den Maron an einer geeigneten Stelle mit einem an der Furt liegenden Floss und zwei weitere Tage später hatten sie endgültig die Grenze Kaanas erreicht und Joel sah zum ersten Mal über ein Landschaftsbild des Sheenlands hinaus. Er sah Bilder, die in ihm sofort ein Gefühl des Unbehagens erwachen ließ.

      Es war bereits Nachmittag, als sie über einen Hügelkamm ritten und an dessen Fuß er und die Sheehano Sheenland erreichten. Der Übergang vom fruchtbaren Land Kaana zur sandigen Öde des Sheenlands war nicht fließend sondern abrupt und innerhalb von wenigen Schritten zu vollziehen.

      Joel parierte seinen Hengst und sah in das fahle Gelb hinaus, das sich vor ihm ausbreitete es gab keinen Instinkt, der ihn nicht davor warnte, den nächsten Schritt zu wagen und den Hengst in den Sand hinaus zu lenken. Dort draußen, so sagten ihm alle seine Gefühle, lauerten auf ein Lebewesen Kaanas nur Verderben und Tod. Wohin er auch blickte, nirgendwo war Leben zu erkennen, denn alles Leben spielte sich im Verborgenen ab. Unter dem Sand, im Schatten von Steinen und im Wurzelwerk der wenigen verdorrten Dornenbüsche, die Joel in großen Abständen zu einander stehen sah.

      „Das also ist Sheehanos Land? Dies ist Sheenland? Sie ist noch schrecklicher, als ich es in meinen schlimmsten Alpträumen gesehen habe. Wie lange werden wir durch diese Einöde reiten müssen?“

      „Einen Tag bis zu einer kleinen Wasserstelle, danach zehn Tage bis zur ersten großen Wasserstelle. Wenn wir diese gut hinter uns gebracht haben sind es noch weitere elf Tage bis Oasa. Es wird nicht leicht, doch wir haben es nun schon so oft geschafft, du wirst es ebenfalls schaffen.“

      Joel sah zu Laakon hinüber und wunderte sich. Hier, am Rande des Sheenlands hatte der junge Mann sich schlagartig verändert. Er strahlte ein vollkommen anderes, weitaus stärkeres Selbstbewusstsein aus und alles an ihm wirkte härter. Selbst der Klang seiner Stimme hatte plötzlich etwas metallisches gehabt und als Hasket Laakons Worte zu ergänzen begann, konnte Joel auch aus dessen Stimme den neuen Unterton heraus hören.

      „Du wirst gleich alles hinter dir lassen, was dein bisheriges Leben geprägt hat. Nichts von dem was vor dir liegt, wird dir vertraut sein, unwissend wie ein neugeborenes Kind wirst du durch dieses Land irren und jeder Schritt bringt dich dem Tod näher, es sei denn, du hältst dich an

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