Four Kids. Byung-uk Lee
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„Du frisst mir noch die Haare vom Kopf“, klagte er lächelnd und schmiss ihm noch ein paar Instantnudeln hin, die das Tier hastig vom Linoleumboden aufschleckte. Noch die dampfende Kunststoffschale vor sich blickte Soo-Jung aus dem Fenster. Der frische Regen hatte aufgehört und die feuchte Luft hüllte die Wohnblocks in einen grauen Dunst. In dieser Eintönigkeit strahlte die Stadt eine gewisse Schönheit aus, da sie sich nicht mehr so stark hinter funkelnden Reklametafeln verstecken konnte. Sie wirkte authentischer. Der Schauer hatte die Schminke abgewaschen und das wahre Gesicht der Stadt kam zum Vorschein. Er brauchte nicht lange, um zu Kräften zu kommen. Nur eine Nudelsuppe und gute Gesellschaft. Diesmal verließ er den Wohntrakt mit seinem Hund, um gemeinsam die asphaltierten Wege unsicher zu machen. Soo-Jung genoss diese kleinen Spaziergänge. So konnte er den Puls der Stadt fühlen und ihren vielfältigen Geruch einatmen. Ein olfaktorisches Sammelsurium aus Fischmarkt, Abgasen und Schweißgeruch. An jeder Straßenecke brüllten Händler ihre Verkaufsparolen und lieferten sich Preisschlachten, um die Konkurrenz auszustechen. Früher schwang man die Keule, heute die Zunge.
Den frischesten Tintenfisch, hier nur bei uns!
Brauchen Sie ein neues Radio?
Gefällt Ihnen die Musik? Ich habe noch mehr davon. Folgen Sie mir in den Laden!
Perlenketten in verschiedenen Farben! Deine Freundin wird es dir danken!
„Ja, meine Freundin“, wiederholte Soo-Jung und entschied sich für eine Kette mit bunten Strasssteinchen. Es kam ihm zwar ein bisschen albern vor und er wusste nicht, wie Hyuna darauf reagieren würde, aber was wäre das Leben schon ohne Risiken.
Das Internetcafé, das er ansteuerte, war früher ein alter Schallplattenladen gewesen. Man stellte einfach ein paar Rechner rein und bot dazu den surfenden Gästen einige Getränke an, und schon hatte der Papagei die Farbe gewechselt. Am Empfangstisch saß ein junger Mann mit Strubbelhaar, das sich auftürmte wie ein Vogelnest.
„Alles klar bei dir, Cheol-Hee?“
Der junge Mann zupfte sich sein grünes T-Shirt zurecht und schob seine randlose Designerbrille ein Stück weiter den Nasenrücken hoch, bevor er zu Soo-Jung hochblinzelte, als würde er in die Sonne starren.
„Ach, welch eine Überraschung. Dich werde ich wohl nie los. Hast du kein Leben?“, scherzte er.
Kurt Cobain huschte zwischen Soo-Jungs Beinen umher.
„Flohfänger sind hier eigentlich nicht erlaubt.“
„Mach eine Ausnahme. Wir sind doch Freunde.“
„Ja, ja du mich auch“, sagte Cheol-Hee lachend. „Du kannst ihn bei mir lassen. Die Nummer 12 ist frei.“
Es war mittlerweile Brauch, dass sich Soo-Jung einen Smalltalk mit dem sympathischen Informatikstudenten lieferte. Cheol-Hee arbeitete hier, um sein Studium zu finanzieren. Er bekam die Stelle nur, weil der Besitzer ein Geizhals war und Cheol-Hee nicht nur den Portier spielen musste, sondern auch nebenbei die Computer warten durfte. Soo-Jung ließ seinen Blick durch den schmucklosen Raum wandern. Trotzdem mochte er die Atmosphäre hier. Das synchrone Raunen der PC-Lüfter, das unkoordinierte Klicken von Mäusen und das Klappern der Tastaturen wie lose Schrauben im Werkzeugkasten auf der Ladefläche eines Pickups, während der Wagen über unzählige Unebenheiten fuhr. Alles zusammen ergab eine digitale Symphonie. Nachdem er sich aus dem Kühlschrank eine Zitronenlimo genommen hatte, nahm er seinen Platz ein. Hier lief alles so ab, wie in einem anständigen Wohnhaus. Jeder scherte sich um seinen eigenen Kram. Für Laien war es nur eine Ansammlung flimmernder Bildschirme, aber Soo-Jung studierte gerne das Mienenspiel der übrigen Gäste. Konzentriert verkrampfte, amüsierte, verärgerte und sanft verzauberte Gesichter, alle hier Seite an Seite in den Zauberkasten starrend. Der Klappstuhl vor seinem Rechner bot zwar nicht viel Komfort, aber das war Soo-Jung nicht wichtig, solange ihm ein erfrischendes Getränk die Kehle runterlief und er über digitale Autobahnen ein anregendes Gespräch führen konnte. War er erstmal drin, unterschied er sich kaum von den anderen Zombies hier, die mit fahlen Gesichtern in ihren Welten versanken und die reale Welt immer mehr zur digitalen wurde. Er machte sich daher keine Illusion, dass er anders war.
Bluebird27 war da und Browneyes55 übernahm das Ruder, da zunächst keine Reaktion erfolgte.
Browneyes55: Wen haben wir denn hier? ;)
Bluebird27: Wie schön, dass du auch mal wieder hier auftauchst.
Browneyes55: Wer bist du, meine Mutter? War beschäftigt.
Bluebird27: Lass uns mal wieder ein Bier trinken gehen. Diesmal zahle ich.
Browneyes55: Klar, wie wäre es mit heute. Ist mein freier Tag.
Bluebird27: Der feine Herr hat heute also frei. Sehr gerne, meine Mutter hat wieder die Putenrunde ins Haus geholt. Ich muss hier weg.
Browneyes55: ????
Bluebird27: Stell dir 3 Bonzenweiber vor, die den ganzen Tag darüber tratschen, wie toll doch ihre Kinder sind und wo es die besten Friseure gibt. Dieses oberflächliche Gehabe, das hält kein Mensch aus.
Browneyes55: Klingt als hättest du eine Menge Spaß.
Bluebird27: Du kannst mich mal. Mein Vater macht allerdings Stress, wenn ich jetzt wieder das Haus verlasse und den ganzen Abend durch die Gegend streife. Ach was soll´s. Ich komme raus. Pfeif auf ihn.
Digitale Delikatessen
Cheol-Hee hatte sich über Soo-Jungs plötzlichen Aufbruch zwar gewundert, aber er hatte ohnehin andere Dinge zu tun. Ruhig auf seinem Platz bleiben konnte er nicht. Die Computer waren teils so veraltet, dass die Beschwerden der Gäste stoßweise auf ihn einhagelten.
Dieses Mal hatte Haekwon den Treffpunkt bestimmt, was Soo-Jung Unbehagen bereitete. So chaotisch sein Tagesablauf auch wirkte, war er trotzdem jemand, der gern Kontrolle über das Chaos hatte. Selbst die spontansten Entscheidungen, waren nicht so spontan wie sie auf andere wirkten. Mit der Metro fuhr er einige Stationen bis zur Konkuk Universität. Die Horden von Studenten, die hier mit ihm ausstiegen, vermengten sich zu einem Stimmgewirr, aus dem Soo-Jung hauptsächlich Ängste und Sorgen heraushörte. Prüfungen, Abschlüsse und die Zukunft, darüber redeten die jungen Leute als stünden sie vor einem Untersuchungsausschuss, der ihre Leben bis ins kleinste Mosaik unter die Lupe nahm.
Durch die Menschenmenge erkannte er bereits Haekwon, der auf den von Straßenlampen beleuchteten Stufen vor dem quadratischen