Four Kids. Byung-uk Lee

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Four Kids - Byung-uk Lee

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er vor Wut. Was bildete sich diese alte Schachtel ein? Er war nicht wütend, weil Frau No ihn in ein schlechtes Licht rückte, sondern weil ihm jedes Mal sein Herz blutete, wenn er sah, dass sich seine Mutter rechtfertigen musste.

      „Also… “ Sie konnte den Satz nicht beenden. Es war eine Folter der ganz anderen Art.

      Frau No blickte sie lächelnd an. Es war aber keineswegs ein freundliches Lächeln, vielmehr sollte es ihren Triumph über Yeon-Woo ausdrücken.

      „Jedenfalls kommen im nächsten Jahr viele Kosten auf uns zu. Neben den Studiengebühren muss er ja schließlich eine schöne Wohnung finden und habt ihr euch mal die hohen Mietpreise angesehen?“ Frau No befreite seine Mutter von der Last ihrer Antwort und setzte ihr eigenes sinnloses Geschwafel fort.

      Haekwon saß lieber in seinem Zimmer, aber er wollte die Gespräche heimlich belauschen. Seine Mutter sollte nicht allein dastehen. Wenn es zu hart für sie werden sollte, würde er gegebenenfalls einschreiten und sie verteidigen. Der Ruf der Familie hin oder her, verdammt sei er. Sollten bestimmte Grenzen überschritten werden, dann würde er kräftig auf den Tisch hauen und der Schikane ein Ende bereiten. Allerdings kannte selbst Frau No glücklicherweise Grenzen und legte nicht zu lange ihren Finger in die Wunde seiner Mutter. Am liebsten hätte er Yeon-Woo mit einem guten Schulabschluss glücklich gemacht, aber er war nun mal nicht der Intelligenteste. Er konnte ihr nur seine Liebe und Zuneigung offerieren, aber das war meist nicht genug, um sich in dieser Welt zu beweisen.

      Sein Vater, Hee-Chul, betrat mit einem erschöpften Gesichtsausdruck die Wohnung.

      „Herr Kim, schön, dass Sie da sind. Leisten Sie uns doch Gesellschaft.“ Frau No ergriff das Wort. Sie tat so, als ob es ihre Wohnung war und bot seinem Vater einen Stuhl an.

      „Das ist sehr freundlich von Ihnen, Frau No. Aber ich muss mich erst umziehen.“

      Er hatte wieder seinen schwarzen Anzug an und um seinen Hals schnürte sich die knallrote Krawatte, die Haekwon ihm zu Weihnachten geschenkt hatte. Da er ein erfolgreicher Unternehmer war, wollte sich Frau No bei ihm einschmeicheln, um sich Vorteile zu verschaffen.

       Kim Papier, da Ihre Ideen es verdient haben. Kim Papier sorgt für Inspiration.

      Das waren die Slogans, die überall in der Stadt plakatiert waren. Als führender Hersteller von Schreibwarenartikeln konnten sie sich zwar ein eigenes Haus leisten, aber aus irgendeinem Grund hatte sich Hee-Chul damals für ein Apartment entschieden.

      „Aber bleiben Sie nicht zu lange fern“, scherzte Frau No, während sie seinem Vater einen verführerischen Blick zuwarf.

      Haekwons Vater wischte sich mit dem Handrücken über die verschwitzte Stirn und lächelte mild.

      „Keine Sorge, Frau No. Ich werde nicht lange benötigen.“

      Gedankenverloren kaute Frau Oh auf dem zähen Stück Reiskuchen, während Yeon-Woo verstört einen Schluck Kaffee trank.

      Spät abends lag Haekwon auf dem Bett. Seine bleichen Arme hinter dem Kopf verschränkt und die ebenso bleiche Zimmerdecke anstarrend, konnte er seine Eltern aus dem Schlafzimmer hören.

      „Du lässt dich von dieser Frau einwickeln.“ Die Eifersucht seiner Mutter spürte man selbst durch die dicken Wände.

      „Ich habe doch gar nichts gemacht“, verteidigte sich Hee-Chul.

      „Das glaubst du doch wohl selbst nicht. Denkst du etwa ich merke nicht, was hier läuft? Denkst du ich bin blind? Diese Frau baggert dich ständig an und ich sehe doch immer deinen leicht verstohlenen Blick, wenn du ihr ins Gesicht schaust.“

      „Du spinnst doch“, erklang wieder etwas dumpfer die Stimme seines Vaters. Anscheinend hatte er sich weiter von der Wand wegbewegt. „Wenn es dir nicht passt, dann lade sie doch nicht ein“, fügte er nach einer kleinen Pause hinzu.

      Schweigen. Mit diesem Argument schien er Yeon-Woo mundtot gemacht zu haben. Haekwon glaubte, sie leise weinen zu hören, oder vielleicht bildete er sich das nur ein. Mühsam richtete er sich auf, um dieser Daily Soap, die er fast jede Woche zu hören bekam, selbst zu beenden. Nun switchte er wieder auf den Laptopmodus um. Das Kunststoffgehäuse lockte ihn wie der Käsegeruch die Maus. Ein Knopfdruck und sein elektronischer Freund erwachte zum Leben. Elektrische Impulse durchzuckten das Gerät, um gehorsam die Befehle seines Herrchens entgegenzunehmen. Eingekeilt zwischen schrill leuchtender Werbung für Software, Fastfood und die neuesten Automodelle entdeckte er in der exklusiven Chatliste zum Thema Sonstiges den Namen, Browneyes55. Er war also wieder online und bereit für eine weitere Runde verbalen Kräftemessens.

       Browneyes55: Du bist heute spät dran.

       Bluebird27: Ja, hatte zu tun.

       Browneyes55: Was denn?

       Bluebird27: Privatsache. Was hast du denn heute gemacht?

       Browneyes55: Was schon! Musste arbeiten.

       Bluebird27: Wo?

       Browneyes55: Im Prinzip überall in der Stadt.

       Bluebird27: Verstehe ich nicht.

       Browneyes55: Liefere Champong und andere Nudelgerichte für einen Imbiss aus.

       Bluebird27: Musst du nicht zur Schule gehen?

      Die nächste Zeile blieb leer. Haekwon musste einen empfindlichen Nerv getroffen haben. Er verspürte Groll gegen sich selbst, da er mit seiner schwachsinnigen Neugier möglicherweise den interessantesten Chatpartner seit Monaten in die Flucht getrieben hatte. Er, der reiche Sprössling eines erfolgreichen Schreibwarenherstellers, interessierte sich für einen Lieferjungen. Der Gedanke war so absurd, dass Haekwon selbst darüber schmunzeln musste, aber er war auch ein wenig traurig. Er legte sich wieder ins Bett, um das Deckenspannen fortzusetzen. Vermutlich schliefen seine Eltern bereits, denn das Drama, das sich nebenan abgespielt hatte, war verstummt. Schlurfenden Schrittes ging er in die Küche, um sich ein Glas Milch einzugießen, die seiner Schlaflosigkeit den Kampf ansagen sollte. Auf der Wohnzimmercouch lag ein dunkler Haufen, eingehüllt in dünnen Decken.

      „Haekwon?“, die zurückhaltende Stimme seines Vaters erklang. Die gleiche Stimme, mit der er Konferenzen abhielt und Untergebene zurechtwies. Haekwon fragte sich, wie Hee-Chul so weit aufsteigen konnte, als er seinen Vater in fast devoter Haltung auf der Couch liegen sah.

      „Ja“, erwiderte er nur, um einem längeren Gespräch zu entgehen.

      „Warum bist du so spät noch wach?“, fragte Hee-Chul.

      „Ich kann nicht schlafen.“

      Das Glas in der Hand fühlte sich noch kalt an, aber je länger sich das Gespräch mit seinem Alten hinziehen würde, desto größer war die Gefahr, dass der Inhalt seinen Weg in die Toilettenschüssel finden würde.

      „Und wieso schläfst du im Wohnzimmer?“

      Es glich einem Kraftakt, aber etwas unbeholfen schaffte es sein Vater, sich aufzurichten. Den Oberkörper nach vorne gebeugt saß er da. Die schlaffe Haut seiner Arme wurde von steifen Schenkeln flach gedrückt. Sorgenvoll raufte er sich die Haare, während er auf die bunten Muster des Teppichs blickte.

      „Deine

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