Töchter aus Elysium. Werner Siegert

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Töchter aus Elysium - Werner Siegert

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von Feministinnen gäbe. Überhaupt seien sie ja alle leidenschaftliche Netzwerkerinnen. Jedes Mitglied dieser Community könne flächendeckend im ganzen Bundesgebiet bei Gleichgesinnten Gastfreundschaft genießen und Unterschlupf finden.

      Allmählich kehrte so etwas wie angespannte Ruhe ein. Der von Frau Möbius installierte Schwesternrat wollte lieber auf das natürliche Prinzip ‚Selbstorganisation’ vertrauen. Frauen seien darin ohnehin geübter als Männer, die stets eine Hierarchie bräuchten. Frauen aber kämen gut ohne ein Oben und Unten aus. Statt im Netz wurde mobil telefoniert.

      Die Büros und die Apartments der Leitungskräfte wurden ebenso versiegelt wie die Kellerräume. Aus Freiwilligen wurde ein Team von fünf Polizisten und Polizistinnen gebildet, die als Wache bis zum nächsten Tag zurückbleiben sollten. Ihnen wurden Zimmer im Sanatoriums-Trakt zur Verfügung gestellt, wo sie sich abwechselnd ausruhen konnten.

      Der VW-Bus mit dem inzwischen ermittelten Kennzeichen war bisher nirgendwo gesichtet worden. Der Vorsprung der Damen war jedoch inzwischen so groß, dass sie auch mit der alten Rostlaube - wie man so sagt - über alle Berge sein könnten.

      Frau Möbius würde sich in den kommenden Tagen durch mehrere CD arbeiten müssen, auf denen alle noch abrufbaren Mailbox-Nachrichten und Dialoge gespeichert worden waren. War das juristisch korrekt? Die Rechtsabteilung sagte Nein. Und konfiszierte erst einmal die Datenträger. Zudem wurde der Zugriff auf alle IT-Nummern und Passwörter, über die man auch vom Büro aus den Datenverkehr hätte kontrollieren können, bis zu einer richterlichen Entscheidung blockiert. Irgendwann wären sie dann veraltet; jedenfalls für die Spurensuche der Flüchtigen wertlos.

      5. Die Vernehmung der Dr. Winfriede Lepper

      Hauptkommissar Velmond hatte sich nicht danach gedrängt. Es wäre ihm lieber gewesen, sein Kollege Elsterhorst hätte diese Aufgabe übernommen, zumal er der Einzige war, der das nächtliche Gespräch der Vorstandsfrauen in der Halle nach dem Abtransport der Frau Dr. Berghoff mit angehört hatte. Aber Velmond war es letztlich, der ihre Überführung in Untersuchungshaft angeordnet hatte. Hier galt es nun schnell zu entscheiden, ob die Gründe für eine weitere Haft ausreichend erscheinen würden.

      Dass Frau Dr. Lepper eine Anwältin zu Hilfe rufen würde, war in Ordnung und zu erwarten. Frau RA Renate Hammer ließ in ihrer äußeren Erscheinung keinen Zweifel daran, dass sie ihrem Namen alle Ehre erweisen würde. Sie war wohl etwa gleichaltrig mit Frau Dr. Lepper. Frau Möbius hatte bereits die Personalien geklärt, Geburtsdatum 2.2.1960. Pharmazeutin. Beruf: Laborleiterin im Elysium-Institut für Phytologie und Naturmedizin.

      Velmond: „Frau Dr. Lepper, Sie werden beschuldigt, Frau Dr. Angela Berghoff im Keller des Instituts niedergeschlagen, lebensgefährlich verletzt und mehrere Stunden bewusst hilflos liegengelassen zu haben. Ferner stehen Sie unter Verdacht, Pharmazeutika ohne Genehmigung hergestellt und in Verkehr gebracht zu haben sowie an Patienten getestet zu haben. In einem Fall besteht der Verdacht auf tödlichen Ausgang. Was haben Sie zu diesen Anschuldigungen zu sagen?“

      RA Hammer: „Meine Mandantin muss sich zu allen diesen Vorwürfen überhaupt nicht äußern, da sie sich selbst im Vorgriff auf ein späteren Gerichtsverfahren belasten könnte!“

      Velmond: „Das ist sicher ihr Recht. Vielleicht will sie sich dennoch zu den Vorwürfen äußern?“

      Dr. Lepper: „Was würden Sie denn tun, wenn sich eine verdächtige Person widerrechtlich Zutritt zu Räumen verschafft, bei denen der Zutritt deutlich lesbar untersagt ist? Was würden Sie denn tun, wenn diese Person Datendiebstahl betreibt und von meinem eigenen Computer Rezepturen und Protokolle runter lädt, um sie vermutlich gegen das Institut und meine Person zu verwenden? Ich gebe zu, es kam zu einer Rangelei auf der Treppe. Ich entriss ihr die Diskette, sie stürzte unglücklich und zog sich die beschriebenen Verletzungen dabei selbst zu! Die Pharmazeutika, die Sie erwähnen, sind und waren keine zulassungspflichtigen. Es waren ausschließlich Placebos, bestehend aus Traubenzucker und Stärkemehl. Placebos sind die wirkungsvollsten Naturpräparate. Sie bestehen aus Naturprodukten und regen durch psychologische Aktivierungen erwiesenermaßen im Organismus der Patienten die Selbstheilungskräfte an. Ohne schädliche Nebenwirkungen“

      Velmond: „Wie kommt es, dass an den Spitzen Ihrer Schuhe Hautfetzen aus der Stirnpartie der Frau Dr. Berghoff zu finden waren? Ebenso blutige Haare?“

      Dr. Lepper: „Als ich diese Person blutend liegen sah, bin ich nähergetreten und habe möglicherweise mit meinen Schuhen ihre Stirn berührt.“

      Velmond holt aus einer Mappe Fotos, legt sie Frau Lepper vor: „Dies sind die Fotos aus der Klinik, die unmittelbar nach der Einlieferung gemacht wurden. Bestehen Sie weiterhin auf Ihrer Aussage, dass diese Verletzungen lediglich auf ‚mögliche Berührungen’ zurückzuführen sind?“

      RA Hammer: „Frau Dr. Lepper wird auf diese Frage nicht antworten.“

      Dr. Lepper: „Die Experimente mit einem Libido-Hemmer, die angeblich in einem Falle tödlich verlaufen sein sollen, wurden vor meiner Zeit durchgeführt!“

      Velmond: „Sie haben in einem laut geführten, streiterfüllten Gespräch in der Halle, unmittelbar nach dem Abtransport der schwerstverletzten Dr. Berghoff gesagt, sie hätten die Schwerverletzte absichtlich mehrere Stunden, die Rede war sogar von Tagen und Nächten, im Keller liegen lassen. Überdies hätte man sie nie abtransportieren lassen dürfen, und Sie hofften, dass sie nie wieder zu Bewusstsein käme ....“

      Dr. Lepper: „Wer hat Ihnen denn das erzählt?“

      Velmond ruft den Zeugen Elsterhorst in den Raum.

      Elsterhorst: „Frau Dr. Lepper, ich habe Ihr Gespräch mit der Direktorin und Frau Hendrix in jener Nacht mitgehört und mir anschließend sofort Notizen gemacht. Der ziemlich genaue Wortlaut des Gesprächs ist hier auf diesem Karton notiert. Er entspricht dem, was Kollege Velmond soeben referiert hat!“

      Dr. Lepper: „Herr Hauptkommissar Elsterhorst, Sie tragen Hörhilfen. Können Sie beweisen, dass Sie in jener Nacht, als Sie durch Geräusche wach wurden, sofort Ihre Hörhilfen eingesetzt und aktiviert haben? Was Ihr Kollege soeben behauptet hat, ist kompletter Unsinn. Dieses Gespräch hat in dieser Form und mit diesem Inhalt nie stattgefunden!“

      Elsterhorst: „Das ist schon sehr dreist, Frau Dr. Lepper. Ich bin durch das Blaulicht des Krankenwagens geweckt worden, habe wie immer fast automatisch meine Hörhilfen eingesetzt, weil ich ja hören wollte, was da vor sich geht. Als der Wagen weggefahren war, habe ich mich den Flur entlang geschlichen und habe sie alle drei unten in der Halle laut und deutlich gehört. Ich bin Kriminal-Hauptkommissar. Glauben Sie im Ernst, ich will lauschen und vergesse meine Hörhilfen? Zudem stimmt die Realität mit dem Gesagten überein: Sie versprachen, die Blutflecken im Keller dreimal mit scharfen Putzmitteln so zu reinigen, dass sie niemand mehr analysieren könne. Genau dies ist geschehen. Sie haben die Hoffnung geäußert, dass Frau Dr. Berghoff nicht mehr lebend in der Klinik ankommt. Das ist gottlob nicht geschehen. Sie wollten ihr aber, falls sie mit dem Leben davon kommt, einen Krankenbesuch abstatten und dann - wörtlich! - ‚schwupps’.“

      Velmond: „Überdies haben Ihre Kolleginnen bei ihrer Flucht alle Computer mitgenommen, aber Ihren nicht. Weshalb? Weil Sie die Festplatte gelöscht hatten? Die ist jedoch inzwischen wieder revitalisiert worden. Somit wissen wir auch, dass die Experimente mit LibidEx sehr wohl zu Ihrer Zeit durchgeführt wurden. Zudem befindet sich der Patient Conrad Muhr, an dem Sie vor 14 Tagen die Experimente weitergeführt haben, noch immer in einem kritischen Zustand. Nach Aussagen eines weiteren Zeugen ist ein Patient nach einem ersten Experiment mit einem im Haus Elysium entwickelten libido-hemmenden Wirkstoff verstorben.

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