Adda Fried. Angelika Nickel

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Adda Fried - Angelika Nickel

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dann ist mir meins runtergefallen und kaputt war’s«, schwindelte Adda.

      »Adda!« Elfriede hoffte, dass die Fahrt nicht mehr lange dauerte, ansonsten würde Adda sie noch um Kopf und Kragen reden.

      »Was denn, Elfriede? Kann der Edgar doch ruhig wissen, dass mir das Ding kaputtgegangen ist.«

      »Ja, lasst mal gut sein, Mädels. Ich kenne einen, der besorgt mir so ’n Teil nochmals. Das kannst du dann haben.«

      »Danke, Edgar. Wusste doch, dass du ein ganz Lieber bist.«

      »Oh Adda.« Elfriede schüttelte nur noch den Kopf. Ihr fiel zu dem dreisten Verhalten ihrer Mutter nichts mehr ein.

      »Kommissar, schalt doch den Polizeifunk ein.«

      Edgar Braun schüttelte den Kopf. »Auf gar keinen Fall. Hinterher finden die noch ‘ne Leiche. Nein danke, mein Bedarf ist für heute gedeckt.«

      »Tatsächlich? Ich hätte noch Bedarf. Eine Leiche mehr oder weniger … Der Samstag ist ohnehin …«

      »Adda!«

      »Schon gut, Elfriede!« Adda schmollte den Rest der Fahrt. Was Langweiler, die beiden! Edgar will nur noch den Rest des Samstags freihaben, und meine Tochter macht sich vor Angst bald in die Hosen; und ich, Adda Fried, ich kann jetzt gleich wieder daheim auf meiner Couch vor lauter Langeweile sterben.

      »Hör zu, Adda, gib mir einmal deine Nummer, ich ruf dich an, so wie’s die nächste Leiche hat. Versprochen.«

      »Ganz ehrlich?« Adda kritzelte bereits ihre Telefonnummer auf einen Zettel und reichte ihn Edgar.

      Verwundert, fragte er: »Deine Privatnummer?«

      »Ja, bin anders immer sehr schlecht zu erreichen. Von daher, besser du rufst mich zuhause an.«

      »Sag mal, spart deine Dienststelle auch an Handys?«

      »Sie soll nächste Woche eins bekommen.« Dir kauf ich jetzt endlich ein Handy, ob du willst oder nicht, schäumte Elfriede innerlich, ansonsten bringst du uns noch in Teufels Küche.

      Kurz danach verabschiedeten die Drei sich voneinander. Adda nicht, ohne Kommissar Edgar Braun das Versprechen, zum Leidwesen ihrer Tochter Elfriede, abgenommen zu haben, dass er sich auf jeden Fall beim nächsten Mord bei ihr meldete und sie mit on tour nahm.

      9 - Lucky old Lady

      Edgar Braun fuhr, nachdem er die beiden Mädels, wie er Adda Fried und ihre Tochter nannte, bei der Pommesfabrik abgesetzt hatte, an einer Parfümerie vorbei. Wie der Zufall es wollte, war direkt vor dem Laden ein Parkplatz. Sofort steuerte Braun darauf zu. Würde er seiner Frau ausnahmsweise einmal etwas anderes, anstelle von Blumen, mitbringen. Noch hatte er den Namen des Parfüms im Kopf.

      Braun stieg aus, besah sich die Auslage, konnte das Parfüm allerdings nirgendwo entdecken. Kurzerhand betrat er den Laden. Eine Verkäuferin, Ende fünfzig, wie Braun sie mit geschultem Auge schätzte, eilte ihm dienstbeflissen entgegen.

      »Guten Tag, der Herr. Kann ich Ihnen behilflich sein? Oder wissen Sie bereits, nach was Sie suchen?«, fragte sie geschäftstüchtig.

      Braun kratzte sich am Kopf. »Lucky old Lady«, antwortete er.

      »Was erlauben Sie sich! So spricht man doch nicht mit einer Dame, und schon gar nicht mit einer, in meinem Alter.« Die Verkäuferin sah ihn aus böse funkelnden Augen heraus an.

      »Nein, ich mein doch nicht Sie!«, verteidigte sich Braun. »Das Parfüm, das ich suche, das heißt so.«

      »Noch nie davon gehört. Warten Sie, ich sehe einmal im Angebot nach.« Sie ging an den PC und durchstöberte die Internetangebote. Nicht lange und sie fand, nach was der Kommissar suchte. »Da ist es ja. Wie groß soll der Flakon denn sein?«

      Braun überlegte, zeigte mit den Fingern eine Größe an.

      »Wie ist es, möchten Sie fünfzig oder einhundert Milliliter?«

      »Na was weiß ich. Eben so viel!« Wieder zeigte er eine Größe an.

      Die Verkäuferin nickte. »Gut, ich schätze, Sie wünschen die große Größe. Wenn Sie möchten, kann ich es per Express bestellen, so dass es heute Abend, noch vor Ladenschluss, geliefert wird.«

      Braun senkte den Blick und schaute auf seine Uhr. Es war kurz vor siebzehn Uhr. Waltraud würde ohnehin nicht zuhause sein. Sicherlich war sie noch bei ihrer Schwester. Er sah die Verkäuferin an. »Gibt’s hier in der Nähe einen Burgerschuppen?«

      »Wie bitte?«

      »Na ja, ‘nen McDonald’s oder einen Burger King

      »Ach, das meinen Sie. Ja, nur ein paar Meter weiter, an der Ecke rechts gehen, und Sie sehen die Burgerläden. Sind dicht an dicht.«

      »Fein«, freute Edgar sich, dem der Magen unterdessen bereits bis zur Peinlichkeit knurrte. »Ich hole das Parfüm später noch ab. Wie lange haben Sie geöffnet?«

      »Bis einundzwanzig Uhr. Sie müssen allerdings auch nicht bis zur letzten Minute mit der Abholung warten.«

      »Ja, ja, bin schon rechtzeitig wieder da. Bis später.« Braun verließ den Laden, ging zu seinem Wagen, legte sein Hinweisschild Kriminalpolizei im Einsatz aufs Armaturenbrett, und machte sich anschließend auf den Weg zu einem der Fast-Food-Läden.

      Ungefähr drei Stunden später stand er wieder in der Parfümerie. Die Verkäuferin verpackte das Parfüm als Geschenk; danach bezahlte Braun, ging zurück zu seinem Wagen und setzte sich hinein.

      Er öffnete den Knopf seiner Hose. Nach zwei Riesenburgern mit viel Käse, einer großen Portion Farmer Potatoes, normalerweise aß er viel lieber Pommes, doch darauf war ihm für heute der Appetit gründlich vergangen, einem Countrysalad, einer süßen Tasche und einem Softeis zum Schluss, und zwei Schokoshakes, fühlte sich sein Bauch an, als wollte er ihm jeden Moment um die Ohren fliegen. Er sah bereits die Schlagzeilen vor sich

       Kommissar an Fressgier geplatzt

      Gleich darauf tauchte ein Gesicht vor seinem geistigen Auge auf. »Adda Fried. Der Kommissar war ein Freund von mir. Fassen Sie bloß nichts an, solange die Spurensicherung noch nicht da war!«, hörte er die Frau sagen

      Braun fuhr aus seinen Gedanken hoch. »Gütiger Gott, bloß nicht!«, stöhnte er, startete den Wagen, trat das Gaspedal durch und fuhr mit quietschenden Reifen aus dem Parkplatz heraus und ab nach Hause.

      Als er angefahren kam, sah er, wie die Lichter im ganzen Haus angingen. Ein Zeichen dafür, dass Waltraud gerade eben nach Hause gekommen war. Diese vielen Lichter, er schüttelte den Kopf, das tat sie immer, wenn sie alleine war und es draußen dunkelte. Wie oft er ihr schon gesagt hatte, dass genau damit jeder wusste, dass sie alleine war, immer dann, wenn das Haus festbeleuchtet war. Aber da redete er bei Waltraud gegen eine Wand. Für sie bedeutete viel Licht, viel Sicherheit; wenig Licht, so gut wie gar keine Sicherheit. Nun gut. Jeder, wie er es für sich brauchte.

      Edgar Braun

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