Adda Fried. Angelika Nickel
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»Das ist aber ’n Hammer. Der kennt noch nicht einmal die Namen von seinen Leuten. Anders als bei uns, wie, Edgar? Wir beiden wissen wenigstens, wie wir mit Vornamen heißen.«
»Hast Recht, Adda. Und jetzt lass uns endlich wieder aus dem Pommesberg raus gehen. Hier können wir ohnehin nichts mehr tun. Jetzt müssen andere ran.«
»Lässt du dir das einfach aus der Hand nehmen?«, wunderte sich Adda. »Das ist doch unser, äh, dein Fall!«
»Nee, nee, kannst beruhigt sein, niemand nimmt mir was aus der Hand. Nur, die hier«, er deutete auf die Leiche, »gehört jetzt erst einmal der Gerichtsmedizin und danach nehmen die Dinge ihren Lauf.«
»Gerichtsmedizin? Du, Edgar, da müssen wir hin. Auf der Stelle!« Adda stieg über das Geländer, während ihr Elfriede ihren Arm zur Hilfe entgegen streckte.
Ihr hinterher, kam Edgar. Der Kommissar hatte krebsrote Füße. »Komme mir vor, als wäre alles an mir eingefroren.«
»Oh, oh, das wollen wir für deine Frau aber nicht hoffen, mein Bester«, scherzte Adda, und zog sich dadurch, wieder einmal einen von Elfriedes tadelnden Blicken zu.
»Herr Bach, wo sind Sie? Gibt es in diesem Gebäude irgendwo einen Kaffee zum innerlichen Aufwärmen?«, rief Braun, der vor Kälte schlotterte.
»In der ersten Etage gibt es eine Cafeteria, dort können Sie sich Kaffee holen«, beantwortete die junge Frau, die die Gruppenführung innegehabt hatte, die Frage des Kommissars. »Dort ist heute zwar niemand, aber der Kaffeeautomat funktioniert auch so. Sie brauchen nur Kleingeld.«
»Dann nichts wie los und hinauf zur Cafeteria. Ich muss mich jetzt erst einmal von innen heraus aufwärmen. Vorher geht gar nichts mehr.« Er wandte sich an Adda: »Bevor wir beide« er deutete von ihr auf sich selbst, »uns in die nächste Kältekammer aufmachen, muss ich erst einmal einen heißen Kaffee haben. Du auch, Adda?«
»Ja, aber mit Zucker im Kaffee.«
Elfriede sah die beiden sprachlos an. Kaffee! Wie konnte ihre Mutter nur in solch einem Augenblick an Kaffee denken?
»Komm mit, Elfriede. Hast’s ja gehört, danach müssen wir drei auch noch in die Gerichtsmedizin.«
»Mutter!«, empörte sich Elfriede aufs Neue.
»Ja, ja, ich weiß. Deine schon einige Jahrzehnte.« Adda folgte Kommissar Edgar Braun in die Cafeteria, so dass Elfriede nichts anderes übrig blieb, als es ihnen gleichzutun, und mit ihnen mit zu gehen.
7 - Kühl gelagert
Adda trank ihren Kaffee in schnellen Zügen. Mit einem Blick auf den Kommissar, einem weiteren auf ihre Armbanduhr, stellte sie fest: »Für heute brauchen wir uns nichts mehr weiter vorzunehmen, Elfriede. Bis Edgar und ich erst noch im Leichenschauhaus waren …«
Elfriede riss ihre Augen weit auf. »Wo willst du hin? Ins Leichenschauhaus?« Verständnislos schüttelte sie kaum merklich, den Kopf. Das durfte doch alles gar nicht wahr sein. Ahnte Adda nicht, welches Risiko sie damit einging? Als wenn sie ohnehin nicht schon froh sein konnte, dass dieser Kommissar ihr regelrecht aus der Hand fraß, anstelle sich bei seiner Dienststelle nach Kommissarin Adda Fried zu erkundigen. »Meinst du nicht, dass es jetzt so langsam reicht, Adda!«
Braun blickte von seiner Tasse auf. »Aber, aber, junge Frau. Auch das gehört nun einmal zu unserem Beruf. Sicher, die Gerichtsmediziner tun ihre Arbeit, dennoch entbindet uns das nicht davon, uns auch noch in der Gerichtsmedizin, die Leichen nochmals näher anzusehen.«
»Leichen …« Elfriede schluckte. »Soll das heißen, dass dort unter dem Pommesberg mehr als nur eine Leiche liegt?«
»Aber ich bitte Sie, das war doch nur allgemein gesprochen.« Er wandte sich an Adda. »Für das, dass deine Tochter deine Assistentin ist, stellt sie aber recht eigenartige Fragen. Man könnte gerade meinen, dass sie Neuland betritt.«
Adda maß Elfriede mit einem strafenden Blick, während sie nach Edgar Brauns Hand suchte. »Nicht doch, Edgar. Sicher ist das auch für sie kein Neuland. Nur, du musst verstehen, es ist Samstag, da hat sie«, Adda korrigierte sich, »haben wir normalerweise frei. Und Elfriede geht in dieser Hinsicht sogar so weit, dass sie in dieser Zeit ganz vergisst, was sie ansonsten immer tut.« Sie flunkerte das Blaue vom Himmel, ohne auch nur den Schatten von Röte ins Gesicht zu bekommen; und innerlich amüsierte sie sich über diesen Kommissar, der doch tatsächlich, zu ihrem Glück, naiv genug war, ihr jedes Wort zu glauben. Nur mit ihrer Tochter war das so eine Sache. Die hielt nichts vom Flunkern, und das stand ihr zu allem Elend auch noch ins Gesicht geschrieben. Also musste sie noch mehr an Phantastischem aus sich heraus holen, damit auch ja nichts schief ging, und Braun ihr auch weiterhin aus der Hand fraß. Wie ein alter Gaul, dachte sie, und lächelte Braun zuckersüß an, und vergaß dabei auch nicht, ihren unschuldig wirkenden Augenaufschlag.
Edgar Braun musterte Elfriede mit ungläubigem Blick. »Ich kann ja verstehen, dass man am Wochenende seine Ruhe will, geht mir ja nichts anders. Aber, dass ich deswegen gleich so weit ginge und vergessen würde, dass ich Kommissar bin«, er räusperte sich, »also nein, so weit gehe noch nicht einmal ich. Von daher, Frau Wild …«
»Sie können Elfriede zu mir sagen, Herr Kommissar«, bot Elfriede dem Kommissar an, nicht ohne den Hintergedanken, dass es am Ende gut sein würde, hätten sie und ihre Mutter ein gutes Verhältnis zu dem Kommissar. Möglicherweise würde sich das im Ernstfall strafmildernd auswirken, wenn sie erst einmal aufgeflogen waren. Und sie würden auffliegen, dessen war sie sich hundertprozentig sicher. Über die damit verbundenen Folgen, wollte sie gar nicht richtig nachdenken. Und dennoch, dass es über kurz oder lang zu einer Anzeige wegen Amtsanmaßung kommen würde, davon ließ sie sich nicht abbringen. Richtig genommen beneidete sie ihre Mutter sogar ein wenig, dass sie dies alles so gelassen sah, und somit drauflos log, dass sich die Balken bogen. Frau Kommissarin; wie konnte sie nur!
»Gut, Elfriede. Wie gesagt, also ein klein wenig mehr von der Alltagseuphorie miteingebracht, kann auf Dauer nicht schaden. Von daher, als Assistentin Ihrer Mutter …«
»Wie bitte? Assistentin meiner …« Elfriede blies die Backen auf. »Wie kommen Sie denn darauf?«
»Das haben Sie doch selbst gesagt.« Brauns Kopf zeigte Richtung Fabrikhalle. »Dort unten war ’s. Ich hab’s genau gehört, als Sie diesem Bach gesagt haben, dass Sie …«
»Ach so, ja, natürlich.« Dass der Kommissar ihre Worte gehört hatte, damit hatte sie nicht gerechnet.
»Jetzt macht hier doch keine Wortspielerei um Dinge, die letztendlich