Die Pferdesoldaten 06 - Keine Gnade für Farrington. Michael Schenk

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Die Pferdesoldaten 06 - Keine Gnade für Farrington - Michael Schenk Die Pferdesoldaten

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Frau die Richtigen waren, um fairen Handel mit den Sioux zu treiben und darauf zu achten, dass in ihrem Laden nichts angeboten wurde, was zu den verbotenen Waren gehörte: Schusswaffen und Alkohol.

      Von Trauenstein besprach dies mit Chief Many Horses und dieser stimmte dem Plan zu. Er kannte die verhängnisvolle Faszination, die Alkohol auf seine roten Brüder ausüben konnte und wollte verhindern, dass diese in Josefine´s Saloon mit der Versuchung konfrontiert wurden. Der Handel mit Waffen und Munition war nicht generell verboten, beschränkte sich jedoch auf jene, die für die Jagd Verwendung fanden. Die Sioux benutzten ohnehin lieber ihre nahezu lautlosen Bogen, an Stelle der lauten Schusswaffen der Weißen.

      Das Verhältnis zwischen Indianern und Deutschen festigte sich in den Jahren. Nicht allein auf Grund des gegenseitigen Handels, sondern vor allem wegen Doktor Penzlau. Der Arzt der deutschen Siedlung und der Medizinmann des Stammes besuchten sich oft und gegenseitig, um voneinander zu lernen. Das Wissen um die heilende Wirkung von Pflanzen wandte Penzlau gerne an, da Medikamente selten und teuer waren. Der Doktor hingegen konnte dem Medizinmann beweisen, dass die Kunst der weißen Medizin bei schweren Verwundungen von Nutzen war. Aus dem gegenseitigen Respekt der Männer entwickelte sich zunehmend eine Freundschaft.

      Dies galt auch für das Verhältnis von Many Horses und dem Grafen. Beide empfanden Verantwortung für ihre jeweiligen Gemeinschaften und bewiesen, dass gegenseitiger Respekt und Verständnis die Grundlage eines friedlichen Miteinanders waren.

      Immer wieder wurden Siedler zu den Stammesfesten der Sioux eingeladen, umgekehrt besuchten diese die Vorführungen der kleinen Theatergruppe.

      Farrington lag direkt an der Grenze zum Stammesgebiet und begann zu wachsen. Die kleine Siedlung wurde von der Zivilisation nicht ignoriert. Vor einem knappen Jahr war ein Trupp Vermessungsingenieure erschienen und man hatte eine weitere Route für die Postkutschen geplant, welche immer mehr Städte und Dörfer miteinander verbanden. Vielleicht würde Farrington sogar eines Tages über eine Bahnstation verfügen, doch für die Bewohner war es schon ein gewaltiger Fortschritt, dass nun einmal in der Woche die Überlandkutsche eintraf. Zwar beförderte sie nur selten Passagiere, aber sie brachte Neuigkeiten und Zeitschriften. Die Damen waren vor allem von den Katalogen der großen Warenhäuser begeistert. Auch wenn man sich die meisten Dinge nicht hätte leisten können, so gaben die abgebildeten Kleider und Accessoires doch Anregungen für die eigenen Näharbeiten. In Josefine´s Saloon entwickelte sich zunehmend ein bescheidener Bestellhandel.

      Das Leben in Farrington verlief in friedlichen und geordneten Bahnen und schien von den Ereignissen außerhalb unberührt.

      Bis zu jenem Tag, an dem die Kutsche eine Zeitschrift mitbrachte, in der von Krieg die Rede war.

      Krieg zwischen den Unionsstaaten des Nordens und den konföderierten Staaten des Südens.

      Diese Neuigkeit schien Farrington in seiner beschaulichen Ruhe kaum zu betreffen und doch elektrisierte sie seine Bewohner und auch den Stamm von Many Horses. Letzteren so sehr, dass er nach Farrington kam, um dort mit dem Grafen zu sprechen.

      Krieg war nie ein Thema zwischen Sioux und deutschen Siedlern gewesen, doch die Nachricht aus dem Osten zwang es ihnen auf.

      Es gab eine breite Veranda vor dem großen Bürgermeisteramt, auf der Tische und Stühle standen. Doch von Trauenstein hatte es sich angewöhnt, zu Ehren seines indianischen Gastes mit einer Decke Vorlieb zu nehmen. Many Horses schätzte diesen Respektbeweis und er schätzte ebenso die selbstgemachte Zitronenlimonade, die Josefine ihnen beiden brachte.

      „Ich habe frischen Apfelpfannkuchen, Chief“, berichtete Josefine. „Es wäre mir eine Freude, wenn ich Ihnen einen ordentlichen Teller mitgeben dürfte.“

      „Mein Weib und meine Enkel mögen eure deutschen Apfelpfannkuchen. Ich werde sie ihnen gerne mitbringen.“ Der Chief lächelte sanft. „Auch ich bin ihm nicht abgeneigt.“

      Many Horses beherrschte die Sprache des weißen Mannes, das Englische, nahezu perfekt und hatten sich inzwischen, da es ihm Vergnügen bereitete, sogar ein paar Worte Deutsch angeeignet. Von Trauenstein fiel es hingegen schwer, die Stammessprache der Lakota zu erlernen und seine diesbezüglichen Versuche riefen immer wieder ein freundliches Lächeln bei Many Horses hervor. Die beiden Männer verstanden und vertrauten einander, was vor allem daran lag, dass sie ehrlich miteinander umgingen und Unstimmigkeiten, die zwischen Deutschen und Indianern auftreten konnten, stets gemeinsam regelten.

      Von Trauenstein kannte inzwischen die Angewohnheit seines Gastes, erst ein wenig über die täglichen Dinge des Lebens zu plaudern, bevor man zum eigentlich Grund eines Zusammentreffens kam.

      So redeten sie eine Weile über die anstehende Büffeljagd und welche Bedeutung der Büffel für das Leben des roten Volkes besaß, und der Graf bedankte sich für das Angebot, dass zwei Männer aus Farrington die Jagdgruppe der Sioux begleiten sollten. Von Trauenstein berichtete über die Arbeiten an den Bewässerungsgräben für eines der Felder und was man sich davon erhoffte.

      Many Horses waren die Arbeiten an zwei Häusern im Osten der Stadt aufgefallen und er erkundigte sich nach deren Zweck.

      „Wir hoffen, hier eine Pferdewechselstation für die Überlandkutsche einrichten zu können“, erklärte von Trauenstein. „Inzwischen führt ja die neue Straße durch unseren Ort und die Postkutsche kommt einmal in der Woche. Wir wollen Pferdewechsel und einen bequemen Aufenthalt für die Passagiere anbieten. Das bringt uns zusätzliche Einnahmen, die wir wiederum in Farrington investieren können. Das andere Gebäude wird unser Schulhaus.“

      „Ihr wollt weiter wachsen, Weißhaar?“

      „Wir brauchen dringend eine Schule. Inzwischen leben viele Kinder bei uns, die unterrichtet werden müssen. Momentan behelfen wir uns, in dem meine Tochter Josefina und zwei der anderen Frauen in ihrem Saloon unterrichtet, aber das ist keine wirkliche Lösung. Wir brauchen ein Schulhaus und Unterrichtsmaterial, wie zum Beispiel Tafel, Schreibhefte und Bücher, sowie einen Lehrer oder eine Lehrerin.“

      „Wir brauchen so etwas nicht“, erwiderte Many Horses lächelnd. „Unsere Mädchen lernen von den Frauen und unsere Jungen von den Kriegern. Jeder lernt, was er wissen muss.“

      „Das ist wohl wahr“, gab von Trauenstein zu. „Für euer Volk ist es wohl auch die richtige Lösung, denn euer Stamm bleibt stets beisammen. Doch einige unserer Kinder werden irgendwann Farrington verlassen und, wie man so schön sagt, hinaus in die Welt ziehen. Dann müssen sie lesen und schreiben und rechnen können, und eine Vorstellung davon haben, wie es in den großen Städten zugeht.“

      „Die großen Städte der Weißen…“ Many Horses schüttelte den Kopf. „Häuser aus Stein und schlechte Luft. Krankheiten und Menschen, die einander nicht kennen. Kein Blick für die Schönheit der Natur. Nur das Streben nach Gold und Vergnügen.“

      „Ein etwas einseitiges Bild, mein roter Freund, welches du da zeichnest, auch wenn Einiges davon wahr ist. Mich selbst würde es auch nie wieder in eine große Stadt ziehen.“ Von Trauenstein seufzte. „Aber ich kenne den Drang der Jugend und unsere Pflicht ist es, unsere Kinder auf das künftige Leben vorzubereiten.“

      „Ihr lebt hier und ihr lebt gut. Ihr züchtet Vieh und bestellt eure Felder. Wenn euch die Abenteuerlust packt, so könnt ihr mit uns auf die Büffeljagd gehen.“ Der alte Häuptling lächelte. „Oder auf den Kriegspfad, wenn sich eure Knaben als Männer erweisen wollen.“

      Die Deutschen wussten, dass es immer wieder zu Kämpfen zwischen verfeindeten indianischen Stämmen kam. Bislang war dies nie ein Thema gewesen und der Graf ahnte, dass der Chief damit zu dem Thema überleiten wollte, dass der Grund für seinen Besuch war.

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