Die Pferdesoldaten 06 - Keine Gnade für Farrington. Michael Schenk

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Die Pferdesoldaten 06 - Keine Gnade für Farrington - Michael Schenk Die Pferdesoldaten

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      Many Horses lachte leise. „Für euch sind schwarze Menschen wie Pferde. Wir führen keine Kriege wegen Pferden.“ Er lachte erneut. „Aber es bereitet uns Freude, in das Gebiet der Crows zu reiten, ihnen Pferde zu stehlen und bei der Gelegenheit auch ein paar Skalpe zu erbeuten.“

      „So etwas ist barbarisch“, entfuhr es Josefine.

      „Josefine!“, mahnte ihr Vater.

      „Einen besiegten Feind zu verstümmeln ist barbarisch“, bekräftigte die junge Frau.

      „Es ist ein Ritual, dass von unseren Vorfahren schon lange praktiziert wurde, bevor der erste von euch Weißen unser Land betrat.“ Many Horses erwiderte Josefines Blick. „Für uns ist es eine Trophäe und der Beweis für die Tapferkeit des Kriegers. Ihr Weißen hingegen bezahlt sogar für Skalpe. Wenigstens, wenn es die von Indianern sind.“

      Graf von Trauenstein runzelte die Stirn, doch seine Tochter nickte. „Der Chief hat recht, Vater. In einer der älteren Zeitungen stand, dass man in Texas Prämien für Indianerskalpe bezahlt hat.“

      „Nun, ich finde die rituellen Tänze unserer roten Freunde weitaus interessanter“, versuchte der Graf das Gespräch auf ein anderes Gebiet zu lenken. Die Deutschen fanden einige der Gebräuche der Sioux äußerst befremdlich und sogar barbarisch, doch sie lebten in Farrington, da die Indianer ihnen dies erlaubt hatten und fanden es daher unangemessen, die Indianer zu kritisieren.

      „Bei dem großen Pow Wow wird es viele Tänze geben“, ging Many Horses auf den Gesprächswechsel ein. „Und viele Gespräche. Über die Weißen und ihren Krieg.“

      „Auch bei uns spricht man über diesen Krieg, mein roter Freund. Glücklicherweise berührt er uns nicht. Farrington liegt weitab. Wir und unsere roten Freunde werden von den Wirren dieses Konfliktes verschont bleiben.“

      Kapitel 2 Kein Mann des Nordens

      Der ehemalige Handelsposten der American Fur Company lag direkt im Norden von Josefine´s Saloon, gute zweihundert Yards von diesem entfernt. Dreihundert Yards weiter begann der nördliche Wald. Von der einstigen Anlage standen nur noch zwei massive Blockhäuser. Eines von ihnen bewohnte Pecos Bill mit seiner Frau Little Bird, in dem anderen handelte er mit den Indianern.

      Am Pecos River in Texas geboren, trug der Fluss zur Namensgebung von Bill bei, als dieser vor etlichen Jahren von der Abenteuerlust gepackt wurde und als Trapper in den Norden ging. Er schloss sich der AFC an und war mit einem ihrer Fallenstellertrupps unterwegs. Während einer dieser Unternehmungen wurde er bei einem Unfall verletzt und die Kameraden ließen ihn bei einer Gruppe befreundeter Santee-Sioux zurück, die ihn gesund pflegten. Während seiner Genesung lernte er Little Bird kennen und lieben. Damals war der „kleine Vogel“ eine zierliche Schönheit, inzwischen hingegen sichtlich gerundet. Doch sie war eine gute und folgsame Frau und hatte viel dazu beigetragen, dass Pecos Bill zu einem erfolgreichen Händler wurde, als er den Handelsposten in Farrington übernahm.

      Bill war groß und stämmig, und trug einen dichten schwarzen Vollbart, in dem sich die ersten silbergrauen Haare zeigten. Er trug bequeme Mokassins, eine der robusten Hosen von Levi Strauss und darüber ein Lederhemd, welches seine Frau liebevoll mit indianischen Stickereien verziert hatte. An Stelle eines Hutes bevorzugte er eine Fellmütze.

      Bill und Little Bird machten Inventur und gingen durch die Regale im Verkaufsraum. Die Waren ähnelten jenen im Gemischtwarenladen von Josefine, in deren Saloon, und doch gab es Unterschiede. Hier waren die Stoffballen nicht so fein, denn Indianerinnen interessierten sich nicht für die Kleider der Weißen, an Stelle von feinem Porzellan gab es hier Keramik und emailliertes Blechgeschirr, bunte Wolldecken, Werkzeuge, Glasperlen und viele andere Dinge, die ein Indianerherz höher schlagen ließen.

      Das Ehepaar wechselte gerade zum nächsten Regal, als Hubertus Keil, der Schmied der Siedlung, zu ihnen in den Laden kam. Keil entsprach nicht den allgemeinen Vorstellungen eines Schmiedes, denn er war klein und von zierlicher Gestalt, wenn auch durchaus muskulös. Dennoch war er unbestritten ein Könner seines Handwerks. Es gab in Farrington kaum einen Nagel, Beschlag oder ein Werkzeug, welches nicht unter seinen Händen entstanden war.

      Für Bill und seine Frau war der Schmied ein wertvoller Handelspartner, denn Messer und Beile gehörten nicht zu jenen Waren, deren Handel mit Indianern verboten war. Die Roten schätzten die schweren und scharfen Klingen, die Keil schmiedete und ebenso die Axtköpfe, die er fertigte und die nicht nur dazu geeignet waren, in Holz geschlagen zu werden.

      In den letzten Tagen hatte Keil an einem Auftrag von Bill gearbeitet und präsentierte nun stolz das Ergebnis. Er trat an die Ladentheke, schlug ein gefaltetes Tuch auseinander und ließ dreieckige metallene Spitzen auf den Tresen regnen. „Einhundert Stück, Bill. Allerbeste Qualität. Gehärtet und geschärft. Die gehen durch jedes Büffelfell, wie ein glühendes Messer durch Butter.“

      Bill nahm eine der Pfeilspitzen und begutachtete sie. „Gute Arbeit, Hubertus. Wie von dir nicht anders zu erwarten.“

      Der Schmied grinste erfreut. „Und rechtzeitig zur Jagdsaison auf die Büffel fertig geworden.“

      „Das wird Sitting Horse freuen“, meinte der Händler. „Er soll dieses Jahr die Büffeljagd anführen und er schätzt deine Pfeilspitzen.“

      „Ja, unsere heidnischen Brüder wissen Qualität zu schätzen.“ Keil leckte sich über die Lippen. „Du wirst sicher einen guten Preis mit ihnen aushandeln.“

      Pecos Bill lächelte. „Darauf kannst du wetten. Was bekommst du für die Pfeilspitzen?“

      Der Schmied nannte seinen Preis und der Händler trat an die Kasse und bezahlte. Little Bird nahm das Hauptbuch, trug Pfeilspitzen und Betrag sorgfältig ein. Bill hatte seiner Frau das Schreiben und Lesen beigebracht und er musste sich eingestehen, dass ihre Schrift sehr viel besser, als die seine war.

      „Hast du die neue Zeitung schon gelesen?“ Keil steckte die Handvoll Münzen in die Hemdtasche. „Kam vorgestern mit der Kutsche.“

      „Bin noch nicht dazu gekommen, Josefine´s Saloon aufzusuchen“, brummte Bill. „Wir machen gerade Inventur, um festzustellen, was wir noch bestellen müssen.“

      „Gibt eine Menge Neuigkeiten. Man will eine neue Bahnlinie und eine Telegrafenlinie entlang der Postkutschenstraße errichten. Das bedeutet, dass wir an den Zugverkehr und den Telegrafen angeschlossen werden. Nun ja, man baut die Bahnlinie natürlich nicht wegen uns. Dafür ist Farrington einfach zu bedeutungslos. Aber wir werden davon profitieren.“

      Bill schnaubte leise. „Verdammt, das hört sich nicht gut an. Vor allem das mit der Eisenbahn. Das wird Unruhe bei den roten Brüdern hervorrufen.“

      „Warum sollte das die Indianer beunruhigen?“

      Der Händler seufzte. „Weil die Bahnlinie sicher durch das Indianergebiet führt. Indianer mögen das Feuerross jedoch überhaupt nicht.“ Er sah das Unverständnis im Gesicht des Schmiedes und seufzte erneut. „Mann, die Bahn wird durch das Büffelgebiet und die Jagdgründe der Sioux verlaufen. Das wird den Büffeln nicht gefallen und damit auch den Roten nicht.“

      „Meinst du, die Bahn vertreibt die Büffel?“

      „Die Bahn vielleicht nicht, aber auf jeden Fall die schießwütigen Passagiere, welche die Büffel aus den Waggons heraus abknallen. Ist schon oft genug im Gebiet anderer Stämme vorgekommen. Die Roten mögen sich ja gelegentlich untereinander

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