Die Pferdesoldaten 06 - Keine Gnade für Farrington. Michael Schenk
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Larner bemerkte den Blick, den der Graf dem Hornisten zuwarf. „Das ist Mark Dunhill, Mayor. Noch recht jung, aber so ist das nun einmal in einer Freiwilligentruppe. Ein Drittel meiner Kompanie ist eigentlich zu alt für den Felddienst, ein Drittel eigentlich zu jung. Und jene, die im richtigen Alter sind, müssen das Reiten erst noch lernen.“
„Sie zeichnen da ein düsteres Bild über die Leistungsfähigkeit Ihrer Truppe, Captain.“ Von Trauenstein sah dankbar zu Tür, als Josefine mit einem Tablett herein kam und den Männern Kaffee ausschenkte. Als sei dies selbstverständlich, nahm die junge Frau auf einem der gepolsterten Stühle platz.
„Die Truppe ist gut, auch wenn sie noch etwas Feinschliff gebrauchen kann.“ Larner nippte an dem Kaffe und nickte Josefine anerkennend zu. „Ausgezeichnet, Miss. Der hebt einen müden alten Krieger wieder in den Sattel.“
Von Trauenstein trommelte ungeduldig mit den Fingern auf die Schreibtischplatte. „Mister Larner, wenn Sie bitte die Freundlichkeit hätten…?“
„Verzeihung, natürlich.“ Der Captain stellte die Tasse auf einem kleinen Tisch ab. „Nun, sehen Sie, Mayor, ich erwähnte vorhin, dass die U.S.-Armee viele Forts und Camps geräumt hat. Diese Truppen fehlen nun in den Indianergebieten und man sorgt sich über die Möglichkeit, dass die Abwesenheit von Truppen die Indianer zu Aufständen ermuntern könnte.“
„Unsinn, Captain. Wir leben hier seit vielen Jahren in Frieden mit den Sioux.“
„Kein Unsinn, Mister von Trauenstein. Es ist die bittere Wahrheit. Haben Sie von Neu Ulm gehört? Eine nette kleine Stadt in Minnesota, die vergangenes Jahr von den Santee-Sioux angegriffen wurde. Man berichtet von fünfhundert bis achthundert ermordeten Weißen.“
„Gütiger Herrgott“, ächzte Josefine.
Der Graf war sichtlich erschüttert. „Ich versichere Ihnen, dass unsere Indianer hier friedlich sind.“
Larner seufzte vernehmlich. „Das waren die Santee wahrscheinlich auch. Aber man hat dem Stamm sehr übel mitgespielt. Seitens der Regierung und seitens der Siedler. Man ist immer wieder in das Stammesgebiet eingedrungen und die Regierung hat nicht geliefert, was den Santee vertraglich zugesichert worden war. Schließlich kam es bei dem Stamm zu einer Hungersnot, weil Lebensmittel fehlten. Bei der Suche nach Nahrung sind ein paar Krieger und ein paar Siedler aufeinander losgegangen. Das Ganze gipfelte dann im Angriff der Indianer auf die Stadt. Sie konnten Neu Ulm zwar nicht einnehmen, aber die Lage für die Siedler wurde so bedrohlich, dass über 2.000 Menschen evakuiert werden mussten. Schließlich hat Colonel Sibley die Santee am Wood Lake entscheidend geschlagen. Achtunddreißig von ihnen wurden öffentlich gehenkt.“
„Gütiger Herrgott“, kam es erneut von Josefine. „Das ist ja schrecklich.“
„Sie scheinen Verständnis für die Indianer zu haben, Captain Larner“, stellte von Trauenstein fest.
Larner zuckte mit den Schultern. „Nicht für die Morde, die sie an Frauen und Kindern begangen haben, Mayor. Aber es war nicht das erste Mal, das man Indianer betrog und wird sicher nicht das letzte Mal gewesen sein. Ich bin Soldat und kein Narr. Letztlich sind es die einfachen Siedler und die Armee, welche es ausbaden müssen.“
„Und die Indianer“, fügte Josefine hinzu.
„Ja, und die Indianer.“ Der Captain nippte erneut an seinem Kaffee. „Mag sein, dass der Stamm hier friedlich ist, doch das muss nicht so bleiben. Es gibt eine ganze Menge Stämme, unter denen es zu Unruhen kommen kann. Jetzt, da sie glauben, dass sich die Armee von der Indianergrenze zurückgezogen hat. Was allerdings ein Irrtum ist.“
„Ich verstehe. Sie und Ihre Kompanie wollen also Präsenz zeigen.“
„Mehr als das, Mayor. Überall in den Grenzgebieten werden Freiwilligen-Regimenter aufgestellt. Kavallerie, Infanterie und auch Artillerie, um die geräumten Armeeposten zu besetzen oder sogar neue zu errichten. Farrington liegt strategisch günstig, Mister von Trauenstein, und der Gouverneur von Wisconsin hat sich entschlossen, hier ein Fort zu bauen.“
Kapitel 4 Bürgerversammlung
Die Nachricht, dass in Farrington ein Fort gebaut werden sollte, traf die Siedler vollkommen unvorbereitet und löste gemischte Empfindungen aus. Noch während die Kompanie von Captain Larner aus der Stadt ritt, um am anderen Ufer des Rual Rivers nach einem geeigneten Standort für das Fort zu suchen, setzte unter den Siedlern eine erregte Diskussion ein.
„Ladies und Gentlemen.“ Der Graf hob die Arme und bat um Aufmerksamkeit. „Diese Nachricht hat uns alle überrascht und ich berufe hiermit eine Bürgerversammlung im Saloon ein, damit wir über die Situation beraten können. Gebt allen Bescheid, dass wir uns in einer Stunde dort versammeln.“
Pfarrer Dörner läutete die kleine Kirchenglocke, welche, abgesehen von den Gottesdiensten, nur in Notfällen ertönte, damit sich alle Bewohner versammelten. Pecos Bill und seine Frau Little Bird traten als Letzte in den Saloon. Es war selten, dass sich hier alle einfanden und es gab nicht genug Sitzplätze, so dass einige sich an der Verkaufstheke einfanden oder auf den Treppenstufen ins Obergeschoss niederließen.
Graf von Trauenstein, Josefine und der Pfarrer nahmen hinter einem kleinen Tisch Platz, der auf der kleinen Bühne stand, die sonst dem Theater oder musikalischen Vorführungen diente.
„Ich denke, die Tatsache, dass die Armee hier ein Fort errichten will, hat uns alle überrascht“, eröffnete von Trauenstein.
Noch bevor er fortfahren konnte, erhob sich der Schmied mit gerötetem Gesicht. „Verdammt, das kann man wohl sagen, Bürgermeister. Darf die Armee das überhaupt? Das hier ist doch unsere Stadt.“
„Genau genommen, ist es das Stammesgebiet der Sioux, die uns freundlicherweise erlaubt haben, hier zu siedeln“, korrigierte der Pfarrer.
„Also Indianergebiet!“, rief ein anderer. „Da dürfen die das doch erst recht nicht.“
Doktor Penzlau hob die Hand. „Ganz genau betrachtet, beanspruchen die Sioux zwar dieses Gebiet, der Vertrag mit der Regierung in Washington besagt jedoch, dass unsere Farrington noch außerhalb befindet. Offiziell beginnt das Land von Many Horses am Waldrand.“
„Also, ich finde es gut, dass die Armee hier ist“, sagte die Schneiderin. „Die Indianer von Many Horses mögen ja friedlich sein, aber man hat doch oft genug gehört, zu welchen Grausamkeiten die Wilden fähig sind. Jetzt ist die Armee da, die uns beschützen kann.“
„Die Indianer waren immer friedlich“, wandte der Schmied erneut ein, „aber diese Amerikaner verletzen immer wieder die Verträge. Irgendwann beginnen sich die Indianer natürlich zu wehren. Dass die Armee jetzt in der Stadt ist, das wird Many Horses und seinen Sioux überhaupt nicht gefallen.“
Josefine bat ums Wort. „Many Horses will Frieden. Er hat die Patrouillen der Armee immer akzeptiert und würde sicher weiterhin Frieden halten, wenn die Kavallerie Farrington wieder verlässt. Aber die Tatsache, dass die Armee ein Fort so nahe an ihrem Stammesgebiet baut, das wird unsere roten Freunde bis aufs Blut reizen.“
„So ist es“, meldete sich nun auch Pecos Bill zu Wort. „Die Anwesenheit der Kavallerie bringt uns und unser friedliches Zusammenleben mit Many Horses in Gefahr. Der Graf