Die Pferdesoldaten 06 - Keine Gnade für Farrington. Michael Schenk
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„Manche Völker wachsen sehr schnell und wollen sich ausbreiten. Doch in den meisten Kriegen geht es wohl um verletzten Stolz oder um wertvolle Ressourcen.“
„Ressourcen?“
„Wertvolle Dinge, die im Boden verborgen sind.“
„So wie das glänzende Gold, welches die Weißen so schnell verrückt macht?“
„Auch, aber ich meine eher Eisenerz, Kohle und ähnliche Dinge. Rohstoffe, die man benötigt, um eine Industrienation aufzubauen.“
„Was ist… Industrie?“
„Maschinen.“ Der Graf seufzte erneut. „Dampfkraft, Elektrizität, Gas… Aber vor allem Maschinen, mit denen man Dinge herstellen kann.“
„Dinge stellt man mit den Händen her.“
„Nun, in vielen Ländern tun dies Maschinen, auch wenn sie natürlich von Händen bedient werden.“
„Wenn die… Maschinen… von Händen bedient werden… Warum benutzt man die Hände dann nicht, um die Dinge direkt mit ihnen zu fertigen?“
„Weil Maschinen schneller sind und größere Mengen produzieren. Dadurch kann man Waren herstellen, mit denen man Handel treibt.“
„Handel ist gut, wenn er fair ist und allen nutzt“, meinte Many Horses. „Wer miteinander handelt, der macht keinen Krieg.“
Von Trauenstein wusste es besser, wollte aber nicht widersprechen. Er kannte die einfache Lebenseinstellung seines Gegenübers und beneidete ihn darum.
„Unser Volk wird im Sommer ein großes Pow Wow abhalten“, sagte der Chief mit ernstem Gesicht. „Die Abgeordneten aller Stämme der Dakota und Lakota werden sich versammeln und wahrscheinlich auch einige unserer Vettern, der Cheyennes. Die Häuptlinge der Mdewakanton, der Wahpekute, der Sisseton, der Santee und Wahpeton werden kommen. Ebenso die der Yankton, der Yanktonai, der Hunkpapa, der Sihasapa, der Minneconjou, der Itazipco, der Brulé und Oglalla. Sicher auch die Brüder der Assiniboine und Stoney.“ Der Chief nickte zu seinen Worten. „Es wird ein wahrhaftig großes Pow Wow.“
„Ich wusste nicht, das euer Volk so viele Stämme hat“, gab von Trauenstein zu. „Ich habe auch noch nie von so einem großen Zusammentreffen gehört. Wenn sich so viele eurer Chiefs versammeln, dann geht es sicher um Dinge von großer Bedeutung.“
„Es geht um Krieg.“ Many Horses nippte an seiner Zitronenlimonade. „Nein, nicht darum, dass wir das Kriegsbeil ausgraben, mein weißer Freund. Doch die Weißen führen Krieg.“
„Ja, davon haben wir erfahren“, gestand von Trauenstein. „Der Norden kämpft gegen den Süden. Seit zwei Jahren und nun, im Jahre des Herrn 1863, sieht es nicht so aus, als fände dieser schreckliche Krieg ein baldiges Ende. Es ist eine Schande, dass sich dieses großartige Land im Bruderkrampf zerfleischen will. Doch gestatte mir die Frage, mein ehrenwerter roter Freund, was hat dies mit dem Volk der Sioux zu tun?“
„Der große weiße Vater in Washington ruft seine Soldaten zu sich. Die Späher der Stämme berichten, dass sie die Forts verlassen und nach Süden oder Osten gehen. Nur wenige bleiben an den Grenzen zu unseren Gebieten.“
„Ich weiß, dass es immer wieder Kämpfe zwischen dem roten und dem weißen Mann gegeben hat.“ Das Gesicht des Grafen wirkte betrübt. Er zuckte zusammen. „Unter euch gibt es viel Hass gegenüber dem weißen Mann.“
Many Horses nickte erneut. „Du brauchst dich nicht zu sorgen, Weißhaar. Du und die deinen, ihr steht unter dem Schutz von Many Horses. Kein roter Krieger wird die Hand gegen euch erheben.“
„Wir alle wissen, dass Chief Many Horses ein Mann von großer Ehre ist“, versicherte der Graf. „Doch du sagst, dass ich und die meinen uns nicht zu sorgen brauchen… Was ist jedoch mit den anderen Weißen?“
Many Horses zuckte mit den Schultern. „Es gibt Worte auf sprechendem Papier, die den Frieden vereinbaren. Die Stämme der Lakota und Dakota werden zu ihrem gegebenen Zeichen auf dem Papier stehen und den Frieden achten. Dennoch müssen wir beraten, was der Krieg der Weißen für uns bedeuten mag. Wir wollen wissen, ob sich die weißen Soldaten endgültig zurückziehen oder ob sie eines Tages wiederkehren.“
„Ja, das verstehe ich.“ Von Trauenstein hatte nur wenig Verständnis für das angespannte Verhältnis zwischen roten und weißen Amerikanern. Während die meisten Weißen die Indianer als gottlose Wilde betrachteten, hatten die Deutschen sie als faire Vertragspartner erlebt und fühlten sich im Land der Sioux sicher und heimisch. „Dies ist ein großes Land. Hier gibt es doch Raum genug für alle und ich verstehe nicht, warum man deswegen Kriege führt.“
„Ihr Weißen lebt anders, als wir Indianer. Ihr siedelt an einem festen Ort, betreibt Viehzucht und Ackerbau. Der rote Mann hingegen folgt dem Büffel.“ Many Horses hielt das geleerte Glas seinem Gastgeber hin und der Graf schenkte nach. „Der weiße Mann kommt in unser Land und nimmt sich, was ihm gefällt. Er gründet seine Städte und vertreibt den Büffel. Der Weiße breitet sich immer weiter aus, mein weißhaariger Freund, und was man ihm nicht bereitwillig überlässt, das nimmt er sich mit Gewalt. Dann gibt es Krieg mit seinen Soldaten, bis man Frieden macht und einen Vertrag schließt. Mit jedem Vertrag wird das Land des roten Mannes kleiner und das Land des weißen Mannes größer.“ Die Stimme des Chiefs klang bitter. „Doch der Hunger der Weißen ist nicht zu stillen. Viele von uns hoffen, dass sich die Weißen nun gegenseitig umbringen.“ Er sah sein Gegenüber forschend an. „Weißt du, mein weißhaariger Freund, warum die Weißen jetzt in den Krieg ziehen?“
„Nun, ich muss zugeben, dass ich es nicht wirklich weiß“, räumte von Trauenstein ein. „In der Zeitung steht, dass es schon seit vielen Jahren Differenzen zwischen den Staaten des Nordens und des Südens gibt. Es geht wohl um Leibeigene und Sklaven.“
„Leibeigene und Sklaven?“
„Das sind Menschen, die anderen Menschen gehören und ihnen dienen müssen.“
„Menschen, die Menschen gehören?“ Many Horses überlegte angestrengt. „Ah, ich verstehe. Gelegentlich haben wir gefangene Crows oder deren Weiber die für uns arbeiten müssen.“
„Es sind keine Gefangenen. Die meisten Sklaven sind wohl Neger, die von dem fernen Kontinent Afrika stammen oder hier geboren wurden. Es gibt wohl Märkte, auf denen man mit ihnen handelt. Äh, wie Pferde, denke ich.“ Von Trauenstein sah sich um und rief seine Tochter herbei. „Josefine kann es besser erklären, Chief. Sie interessiert sich mehr für solche Dinge, als ich.“
Die junge Frau kam zu ihnen und der Chief gab ihre mit einer Geste zu verstehen, dass sie sich setzen solle. Dies war eigentlich ein Gespräch unter Männern, doch der Häuptling war wissbegierig und bereit, den Ausführungen von Josefine zuzuhören.
Was sie zu sagen hatte, traf bei Many Horses auf Unverständnis. „Für diese Menschen wäre es besser, tot zu sein. Wir könnten nicht einmal in festen Häusern leben, da wir uns dann wie Gefangene fühlen würden, doch ihr Weißen legt die schwarzen Menschen auch noch in Ketten, zwingt sie zur Arbeit und handelt sie wie Pferde.“
„Mein Vater und ich halten nichts von Sklaverei oder Leibeigenschaft“, versicherte Josefine. „Und viele andere Menschen verurteilen sie ebenfalls. Deswegen führen der Norden und der Süden ja auch Krieg gegeneinander. Der Süden hält Sklaven und der Norden will sie