Der 7. Lehrling. Volker Hesse

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Der 7. Lehrling - Volker Hesse

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eine kleine Verbeugung vor ihr, woraufhin Finja lachend errötete und sich dann Quentin zuwandte: „Quentin, Du kannst das Gespann rückwärts in die Mühle dirigieren und dann das Mehl aufladen! Und Ihr, Meister Charmeur“, wandte sie sich an den Bäcker, „kommt herein und trinkt eine Kleinigkeit mit uns!“

      Quentin ging zu dem Zugpferd und streichelte ihm über die Nüstern. Das Pferd stupste mit seinem Kopf an Quentins Brust und ließ sich willig streicheln. Seltsam, Tiere hatten immer sofort Vertrauen zu ihm. Aber besser so als andersherum, dachte sich Quentin und schickte sich an, das Gespann zur Tür zu bugsieren.

      Als die Mitte des Wagens unter dem Ende der Laufschiene angekommen war, hielt er und kurbelte die Bremse fest. Dann hängte er dem Pferd einen Hafersack über den Kopf, damit es fressen konnte, während er den Wagen belud.

      Es war eine echte Knochenarbeit. Wer schon dachte, dass ein Sack Getreide schwer war, der sollte sich mal an einem Sack Mehl versuchen! Quentin schwitzte und ächzte. Nach einer Weile war es geschafft, und Quentin genehmigte sich einen großen Schluck Wasser.

      Er nahm dem Pferd den Hafersack ab und führte das Gespann in den Schatten. Dann ging er ins Haus, um Bescheid zu geben, dass die Arbeit erledigt sei.

      Gemeinsam kamen alle wieder heraus. Der Bäcker verabschiedete sich von den Müllersleuten und bestieg seinen Kutschbock. Er winkte Quentin zu sich und drückte ihm ein paar Münzen in die Hand. „Kleines Trinkgeld für die Schufterei. Aber nicht gleich in die Schänke bringen“, grinste er ihm breit zu. Quentin bedankte sich artig und trat von dem Wagen zurück.

      Plötzlich ertönte wütendes Hundegebell aus einer Seitengasse. Um die Ecke kamen zwei Hunde geschossen, einer davon mit eingezogenem Schwanz offensichtlich auf der Flucht, der andere mit hochgezogenen Lefzen laut kläffend hinterher. Sie achteten bei ihrer Jagd auf nichts und niemanden und rasten mit Höchstgeschwindigkeit dicht am Pferdegespann vorbei. Das war dem gemütlichen Zugpferd dann doch zu viel! Es stieg auf die Hinterhand und wieherte verängstigt.

      Finja hatte vorn am Zaumzeug gestanden und das Pferd gehalten, während der Bäcker aufgestiegen war. Jetzt hatte das Pferd sie umgeworfen. Finja lag auf dem Rücken halb unter dem Tier, das vor Angst und Schrecken wild um sich schlug, und hielt sich die Arme schützend vors Gesicht.

      Der Bäcker hielt die Zügel so fest, wie er nur konnte. Zum Glück war die Bremse noch angezogen, sonst wäre das Pferd mitsamt Wagen und Ladung durchgegangen und hätte Finja am Ende noch überrollt.

      Quentin sprang herbei. Er griff der völlig verängstigten Finja unter die Achseln und zog sie aus der Gefahrenzone. Dann lief er zum Pferd zurück und sprach beruhigend auf das Tier ein. Seine Stimme brachte das Pferd langsam wieder zur Vernunft. Zitternd rieb das Tier schließlich seinen Kopf an Quentins Schulter.

      Falk war zu Finja gerannt, nachdem Quentin sie unter dem Pferd weggezogen hatte, und neben ihr niedergekniet. Von dort aus hatte er der Situation ungläubig zugeschaut. „Wie hast Du das gemacht, Quentin?“, fragte er den Jungen. Quentin zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht, aber ich hatte noch nie Probleme mit Tieren“, antwortete er. Falk schüttelte den Kopf. „Es ist schon merkwürdig. Cedrik, mein letzter zweiter Geselle konnte auch so gut mit Tieren umgehen. Ihr beide müsst aus dem gleichen Holz geschnitzt sein!“

      Wenn Falk gewusst hätte …

      #

      Milans Weg war immer ungemütlicher geworden. Am Vormittag war das Gelände nur bewaldet und hügelig gewesen, aber jetzt lag eine richtige Bergkette vor ihm. Zu dumm, dass er querfeldein gewandert war! Jetzt sah er nirgendwo einen Weg oder eine Straße, die ihn zu einem Pass geführt hätten.

      Das würde kein Zuckerschlecken werden, so viel war sicher. Er schätzte, dass es noch etwa vier Stunden bis zum Bergkamm waren – wenn alles gut lief. Allerdings würde es nach weiteren zwei Stunden anfangen zu dämmern. Hoffentlich war er bis dahin auf der anderen Seite wieder herabgestiegen. Ansonsten würde es bestimmt eine ziemlich kalte Nacht werden.

      Milan zog die Trageriemen seines Rucksacks ein wenig fester und machte sich an den Aufstieg. Das Gelände vor ihm war schwierig: Überall lagen mannshohe Felsblöcke, die ihm die Sicht versperrten, dazwischen tückisches Geröll. Mehrmals rutschte er zwischen den losen Steinen aus. Dabei hatte sich bereits die ersten blauen Flecken eingefangen und die Hände aufgeschürft.

      Milan zwang sich zur Besonnenheit. Er durfte nicht riskieren, sich ernsthaft zu verletzen, nur weil er zu ungeduldig war! Es gibt immer mehrere Wege, über einen Berg hinüberzukommen, er hatte nur offensichtlich das Pech, nicht gerade die komfortabelste Möglichkeit erwischt zu haben.

      Langsamer als bisher setzte er seinen Aufstieg fort. Mittlerweile hatte er schon eine beachtliche Höhe erreicht, aber der Bergkamm war immer noch weit entfernt. Die Sonne hatte schon die Hälfte ihrer Strecke vom Mittag zur Abenddämmerung zurückgelegt, aber Milan ließ sich nicht entmutigen. Mit eisernem Willen erklomm er Felsvorsprünge, überwand Geröllfelder, sprang über eiskalte Gebirgsbäche und kämpfte sich so Stück für Stück den Berg hinauf.

      Endlich war Milan oben angekommen. Aber das, was er jetzt sah, beseitigte seine Euphorie mit einem Schlag. Vor ihm breitete sich von Horizont zu Horizont eine Hochebene aus. Und mitten durch dieses Plateau zog sich von links nach rechts und damit genau durch seinen Weg eine breite Schlucht.

      #

      Falk hatte Finjas Knöchel schon den ganzen Nachmittag mit feuchten Tüchern gekühlt. Nachdem der erste Schreck vorbei gewesen war, hatte Finja festgestellt, dass das Pferd ihr ordentlich ans Bein getreten hatte, als sie darunter lag. Der Knöchel war zwar nicht gebrochen, aber die Prellung so schmerzhaft, dass sie kaum auftreten konnte.

      In der Zwischenzeit war der erste Geselle mit einem kleinen Fuhrwerk angekommen. Er hieß Medard und war schon einige Jahre bei Falk. Medard war ein wortkarger, fast schon griesgrämiger Zeitgenosse, aber Falk schien seine Arbeit zu schätzen. Außer einem kurzen „Hallo!“ und einem knappen Bericht über seine Reise hatte Medard bisher kein Wort herausgebracht. Falk hatte ihn mit Mehl in ein Dorf geschickt, das zwei Tagesreisen mit dem Gespann entfernt war. Nun war Medard wieder zurückgekehrt.

      Stumm übernahm er die Arbeit des Müllers, der sich im Moment um seine Frau kümmerte. Quentin ging ihm dabei zur Hand. Er hatte zweimal versucht, mit Medard ins Gespräch zu kommen, aber der hatte einfach nicht geantwortet. Auch gut, dachte Quentin bei sich, dann eben nicht.

      Sie arbeiteten auch ohne Worte recht gut zusammen. Quentin wusste ja von zuhause alle Arbeitsschritte ganz genau und konnte sich so immer vorstellen, was Medard als Nächstes tun oder brauchen würde. Falk hatte ein paar Mal in die Mühle hineingeschaut, aber als er sah, dass die beiden alles richtig machten, war er schnell wieder verschwunden.

      #

      Enttäuscht setzte sich Milan an den Rand des Abgrundes und dachte nach. Die Schlucht war viel zu breit, um hinüberzuspringen. Die Wände waren zu steil und zu tief, um ohne Seil hinab- und wieder hinaufzuklettern. Ein Ende der Schlucht war in beiden Richtungen nicht zu erkennen. Wie sollte er es nur rechtzeitig nach Filitosa schaffen?

      Dem Stand der Sonne nach zu urteilen würde es in zwei Stunden dunkel sein. Ein heftiger Wind pfiff über die kahle Hochfläche und ließ Milan frösteln. Auch das noch! Nicht nur, dass er keine Idee hatte, wie er über die Schlucht kommen sollte, jetzt stand ihm auch noch eine eisige Nacht bevor!

      Wütend sprang er auf, nahm einen Stein und warf ihn mit aller Kraft. Den Aufprall des Steins sah er allerdings nicht, denn sein Blick war beim Werfen zufällig an einer entfernten Stelle

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