Der 7. Lehrling. Volker Hesse

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Der 7. Lehrling - Volker Hesse

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      Meara sank todmüde ins Heu. Sie hatte mindestens einen halben Tag verloren, weil sie auf ihrem Weg auf ein großes Moor gestoßen war. Der Schutzschild funktionierte zwar bei Hindernissen, die ihr im Weg waren, aber festen Boden brauchte sie trotzdem unter den Füßen. Es war Meara nichts anderes übrig geblieben, als um das Moor herumzuwandern.

      Mehrmals war sie bis über die Knie in den tückischen Grund eingesunken, weil sie dachte, der Boden sei fest. Irgendwann hatte sie sich dann entschieden, langsamer zu gehen und genauer auf die Stellen zu schauen, auf die sie ihren Fuß setzen wollte. Ab diesem Zeitpunkt ging es wesentlich besser, und im Ergebnis kam sie so schneller voran, als wenn sie sich alle Stunde mühsam aus dem Morast herausarbeiten musste.

      Bei Einbruch der Nacht war sie dann auf die Hütte eines Torfstechers gestoßen. Für ein paar Münzen war dieser bereit, ihr etwas zu essen und einen Schlafplatz zu geben.

      Nun lag sie also im Heu und war wütend auf sich selbst. Dabei konnte sie ja eigentlich gar nichts dafür, dass das Moor auf ihrem Weg lag. Aber wenn das noch ein paar Mal passierte, würde sie niemals rechtzeitig ankommen!

      Auch Meara machte sich schon den ganzen Tag Gedanken darüber, was in Filitosa wohl vorgefallen sein würde. Aber sie konnte sich ebenso wenig wie Milan einen Reim darauf machen. Während sie noch vor sich hingrübelte, fiel sie in einen tiefen und traumlosen Schlaf.

      #

      Am nächsten Tag waren Filitosas Hähne auf ihren Misthaufen ziemlich erbost über die Magier: Als sie gerade anfangen wollten zu krähen und das Dorf zu wecken, mussten sie feststellen, dass die Arbeit überall bereits wieder begonnen hatte.

      Amina hatte sich am Vormittag mit Adina zum Frühstück verabredet. Sie tauschten sich über ihre jeweiligen Fortschritte aus. Es war alles sehr aufregend, da waren sich die Zwillinge einig.

      Amina war allerdings noch ein klein wenig aufgeregter als Adina. Sicher würde Milan auch kommen! Sie mochte den hochgewachsenen Schmiedegesellen schon seit langer Zeit. Leider hatte sie sich nie getraut, ihn anzusprechen, sondern ihn immer nur aus der Ferne bewundert. Wenn er in die Metzgerei kam, musste ihn sogar immer jemand anderes bedienen, weil Amina vor Aufregung keinen einzigen Ton herausbrachte. Dann war er auf Wanderschaft gegangen, und Amina war wochenlang untröstlich gewesen. Und nun würde sie ihn nach zwei Jahren endlich einmal wiedersehen!

      Adina war die Aufregung ihrer Schwester nicht entgangen. Sie freute sich für sie, konnte es aber auch nicht lassen, Amina aufzuziehen.

      Nachdem die beiden noch ein wenig herumgealbert hatten, ging jede wieder an ihre Arbeit. Ein weiterer langer Tag musste so gut es ging genutzt werden!

      Kläffende Hunde und bodenlose Tiefen

      Für Quentin begann der Morgen mit einem leckeren Frühstück, das Finja, die Müllersfrau, zubereitet hatte. Dann ging es nach nebenan in die Mühle. Falk, der Müller, war schon dort und legte gerade den Hebel um, der das Wasserrad über Nacht festgehalten hatte. Langsam fing die Welle an sich zu drehen, und die Mühlsteine begannen mit ihrem immer gleichen Lied.

      Quentin wusste noch von zuhause ganz genau, was jetzt zu tun war. Er schnappte sich einen Handfeger und fing an, die Mühlsteine akribisch zu reinigen. Dies musste jeden Morgen getan werden, damit nicht Mäusedreck und anderer Staub in das frische Mehl gelangten.

      Falk nickte Quentin anerkennend zu. Für ausgedehnte Unterhaltungen war es einfach zu laut in der Mühle. Quentin errötete verlegen grinsend und fegte noch emsiger auf den Steinen herum.

      Nachdem die Steine gereinigt waren, mussten die ersten Kornsäcke auf die Bühne gebracht werden. Quentin suchte nach einem Seil und fand es in der Nähe der Mühlsteine von der Decke hängend. Aber als Quentin das Seil nahm und zu den Kornsäcken ging, war irgendetwas anders als bei seinem Vater zuhause: Das Seil schien ihm zu folgen.

      Quentins irritierter Blick glitt an dem Seil nach oben. Ein Flaschenzug hing unter der Decke, genau wie bei seinem Vater. Dieser Flaschenzug hier war allerdings mit einer Rolle an einer Metallschiene angebracht, damit man eine angehobene Last auch hin- und herschieben konnte.

      Falk sah Quentins erstaunten Blick und rief: „Das ist meine Idee gewesen! Ich dachte mir eines Tages, warum soll man sich ständig alles auf den Buckel laden, wenn’s auch einfacher geht! Da habe ich einfach dem Schmied gesagt, er soll unter der Decke eine Schiene vom Eingang bis zu den Mühlsteinen machen. Das war schon alles!“

      Wahnsinn! Das ging alles viel leichter als zuhause! Quentin nahm sich vor, seinem Vater von dieser Mechanik zu erzählen, wenn er einmal wieder daheim sein würde. Aber das lag sicher sehr, sehr weit in der Zukunft…

      Falk scheuchte ihn aus seinen Gedanken auf: „He, Quentin, das Korn kommt nicht von allein hier hoch! Zeit zum Träumen hast Du heute Nacht ausreichend gehabt!“

      Hastig knotete Quentin das Seil um den ersten Sack und beeilte sich, ihn in Richtung der Bühne zu transportieren. Falk hatte recht: Er war zum arbeiten hier. Und er wollte seine Arbeit gut machen!

      #

      Milan war zufrieden. Er war wirklich gut vorangekommen. So gut, dass er an einem wilden Mirabellenbaum erst einmal anhielt und einige Zeit darauf verwandte, den Baum von der Last seiner reifen Früchten zu befreien – und sich diese in den Rucksack zu stopfen.

      Im ersten Morgengrauen war er erwacht und hatte sich gleich auf den Weg gemacht. Wenn es in dieser Geschwindigkeit weiterging, konnte er tatsächlich einen Tag früher in Filitosa sein. Das wäre nicht schlecht, denn dann könnte er auch einmal wieder bei Amina vorbeischauen. Bestimmt war sie inzwischen Leiterin der Metzgerei, so fleißig, wie sie immer war.

      Milan machte sich kauend wieder auf den Weg. Und er schritt noch ein wenig schneller aus als vorher – der Gedanke an Amina hatte ein leichtes Kribbeln in der Magengegend verursacht und beflügelte seine Füße.

      #

      Der Torfstecher war ein netter Mann. Er hatte Meara zum Frühstück noch einen Tee angeboten, den sie dankend angenommen hatte. Der Mann hatte so viel gekocht, dass sie sogar noch ihre Trinkflasche füllen konnte. Dann war sie nach einem kurzen Gespräch und einem herzlichen „Lebewohl“ wieder losmarschiert. Der Torfstecher hatte sein Werkzeug geschultert und war mit seinem Maultier ins Moor aufgebrochen.

      Meara kam heute gut voran. Es war ihr am Vormittag kein Hindernis mehr in die Quere gekommen, und sie hoffte, dass das auch so bleiben würde. Sie beeilte sich, weil sie bis zum Abend die eine oder andere Meile wieder aufholen wollte.

      #

      Quentin saß vor der Mühle. Nach einem arbeitsreichen Vormittag hatte Finja das Mittagessen aufgetragen. Jetzt war Pause.

      Am Nachmittag sollte ein Kunde kommen, daher hatten sie in den letzten Stunden ohne Pause durcharbeiten müssen. Die drei Säcke Mehl standen sauber nebeneinander aufgereiht an der Tür.

      Lauter werdendes Pferdegetrappel weckte Quentin aus seinem leichten Schlummer. Er blinzelte in die Richtung, aus der sich die Geräusche näherten, und sah einen Einspänner die Straße heraufkommen. Auf dem Kutschbock saß ein untersetzter Mann mit weißer Kleidung. Das musste der Kunde sein, ein Bäcker aus der Stadt. Quentin stand auf, um den Meister zu holen.

      Ein paar Minuten später war das Fuhrwerk da. Der Bäcker sprang

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