Der 7. Lehrling. Volker Hesse

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Der 7. Lehrling - Volker Hesse

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dann ein Geselle, dann wieder ein Magier, ein Lehrling, dann wieder von vorn. Auf diese Weise war immer rechts und links von einem Lehrling ein erfahrener Nachbar. Der Rest der Magier würde sich in Filitosa um die notwendigen Vorräte und die Vorbereitungen für die feierliche Aufnahme der neuen Lehrlinge kümmern.

      Die Versammlung hatte sich eine Woche Zeit gegeben, um alle Magier zusammenzurufen. Daran sollten sich sieben Wochen Suche anschließen. Die neunte und letzte Woche vor dem übernächsten Vollmond war für die Reise des Lehrlings nach Filitosa vorgesehen.

      Je länger die Magier über den Plan nachdachten, umso besser gefiel er ihnen. Korbinian hob die Versammlung auf und bat alle, in den Speisesaal zu gehen, denn diese Entscheidung musste gebührend gefeiert werden!

      Aber bevor er selbst zur Feier gehen konnte, mussten noch ein paar Dinge erledigt werden.

      Eilt herbei!

      Im Vorraum des Conveniums warteten die Lehrlinge, die zur Bedienung der Versammlung eingeteilt waren. Korbinian rief sie zu sich und sprach ein paar kurze erklärende Worte zu ihnen. Dann schickte er sie los, um alle Lehrlinge ab dem dritten Ausbildungsjahr aus dem Dorf zusammenzuholen.

      Als alle fort waren, begab sich Korbinian in die Bibliothek.

      Die Bibliothek befand sich exakt in der Mitte der Magierunterkunft und war ein hoher, riesengroßer fünfeckiger Raum. Sie war so groß, dass es mehrerer Kamine bedurfte, um im Winter eine angenehme Temperatur herzustellen. In der Bibliothek ruhten Tausende von Büchern und Schriftrollen in hohen Holzregalen. Zwischen den Regalen waren hier und da kleine Sitzgruppen aufgestellt, um den Magiern das Lesen angenehm zu machen. Überall waren magische Fackeln und Kerzen angebracht, die immer dann anfingen zu brennen, wenn jemand in der Nähe war.

      Genau in der Mitte der Bibliothek und damit im Zentrum des Pentagramms, in dem das Dorf lag, war ein großer runder Tisch mit vierzehn Stühlen aufgestellt. Hier fanden sich die Magier ein, wenn mächtige Zauber aufgerufen werden sollten.

      Korbinian setzte sich auf einen der Stühle, nahm eine Fingerspitze kräftigender Kräuter aus einer Dose und kaute sie. Er atmete tief durch. Dann schloss er die Augen und versank in ruhige Konzentration. Das uralte Ritual begann.

      #

      Als Korbinian anfing, seine Finger zu bewegen, bildeten sich kleine Nebelschwaden, die spielerisch seine Ärmelaufschläge umtanzten. Dann bewegte er leise murmelnd seine Hände. Der Nebel wurde dichter, kompakter und strömte langsam zur Mitte des Tisches. Dort bildete er ein waagerechtes, sich drehendes Rad über der Tischplatte. Der Zauberer wiederholte die lange Formel immer wieder und bewegte seine Finger im Takt dazu. Minute um Minute verging.

      Korbinian schwitzte. Tropfen standen auf seiner Stirn, aber er merkte davon nichts, so tief war er in die Beschwörung versunken. Er war aufgestanden. Jetzt bewegte er die Arme. Sein Murmeln hatte sich zu leisem Reden gesteigert und wurde von Wiederholung zu Wiederholung lauter. Das Nebelrad wurde immer größer und begann langsam pulsierend gelblich zu leuchten.

      Korbinian steigerte sich immer weiter in den Zauberspruch hinein. Der Schweiß rann ihm mittlerweile in kleinen Bächen über das Gesicht. Seine Beschwörung war durch die ganze Bibliothek zu hören und wurde immer lauter. Kleine Blitze zuckten durch den Nebel. Das Rad kreiste immer schneller und erzeugte ein sirrendes hohes Geräusch, das lauter und lauter wurde, je schneller sich das Rad drehte.

      Der Magier war jetzt völlig in Trance. Seine Beschwörungsformel donnerte durch den Raum und wurde von den Wänden als Echo zurückgeworfen. Das Nebelrad rotierte so schnell, dass keine klaren Formen mehr zu erkennen waren. Es leuchtete so hell, dass man an jedem Ort der Bibliothek ohne Kerze oder Fackel ein Buch hätte lesen können. Der Ton, den das Nebelrad erzeugte, war zu einem ohrenbetäubenden Kreischen angeschwollen. Niemand, der bei Verstand war, hätte den Raum im Moment noch freiwillig betreten wollen.

      Die Möbel in der Bibliothek begannen zu zittern. Stühle bewegten sich über den Boden, hier und da fiel ein Buch aus einem Regal.

      Das Kreischen wurde immer lauter, Korbinians Beschwörung war aus den hin- und herpeitschenden Echos nicht mehr herauszuhören. Der ganze Raum war in ein gleißendes Licht getaucht, in dem der Magier kaum noch zu sehen war.

      Dann gab es einen ohrenbetäubenden Knall. Das Nebelrad breitete sich als großer Ring mit rasender Geschwindigkeit in alle Richtungen aus. Drang durch Regale, Türen, Fenster, Mauern. Setzte sich außerhalb des Haupthauses als immer größer werdender Kreis fort. Raste durch Wälder, über Felder und war nach weniger als einem Augenblick in der Ferne verschwunden.

      #

      Meara blieb stehen. Ein Kribbeln fuhr ihr über die Haut, und an ihren Armen standen alle Härchen hoch. Ihr Blick schweifte suchend umher. Kein Laut war zu hören, die Luft war aufgeladen wie vor einem Sommergewitter.

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      Quentin wachte auf. Ein seltsames Gefühl hatte ihn aus seinen Träumen gerissen. Er lauschte in die Nacht, aber er konnte nichts hören. Er trat aus dem Schutz der Trauerweide und sah sich um.

      #

      Dann war es da!

      Es fegte mit einem lauten Knall dicht über Meara und Quentin hinweg und warf sie beide zu Boden.

      Bevor einer der beiden wusste, was geschehen war, war es schon wieder am Horizont verschwunden. Elektrische Entladungen zuckten als Blitze durch die Luft und zwischen den Ästen, dann war es wieder völlig still.

      #

      Im Speisesaal waren alle verstummt. Einige Gläser waren umgefallen, der Rotwein lief in kleinen Rinnsalen unbeachtet über die Tische. Eigentlich wussten alle, was geschehen war, aber der Zauber, den man am ehesten mit „Eilt herbei!“ übersetzen konnte, hatte einen Effekt, dem sich kein Magier entziehen konnte. Und da Korbinian mit einem Schlag alle Magier und wandernden Gesellen im Land erreichen musste, war die Stärke des Zaubers von immenser Kraft.

      Langsam setzten die Gespräche wieder ein. Da die Wirkung des Zaubers nachließ, sobald man das Dorf betreten hatte, war die magnetische Wirkung auf die anwesenden Magier schnell wieder verflogen.

      Draußen waren alle Lehrlinge, die sich bereits auf dem Weg zum Convenium befanden, instinktiv in Deckung gegangen. Amina und Adina rappelten sich wieder auf. Der Knall war so laut gewesen, dass sie gedacht hatten, das Haupthaus würde in Schutt und Asche liegen. Eine solche Erscheinung hatten sie noch nie gesehen. Merkwürdig war nur, dass alle Gebäude völlig unbeschadet dastanden. So, als wäre nichts passiert. Da alles in Ordnung zu sein schien, machten sie sich mit befremdeten Gesichtern wieder auf den Weg.

      #

      Meara wusste sofort, dass sie gerufen worden war. Es zerrte sie förmlich in die Richtung, in der Filitosa lag. Und sie wusste auch, dass sie spätestens in einer Woche da sein musste. Im Moment war sie mindestens drei bis vier Tagesmärsche vom Dorf entfernt – in gerader Linie. Jetzt wünschte sie sich, dass diejenigen Geschichten der Menschen wahr waren, die erzählten, dass Hexen und Zauberer auf Besen durch die Gegend fliegen konnten. Aber leider mussten sich Magier wie alle anderen fortbewegen. Und ein Pferd besaß Meara nicht. Blieben also nur ihre eigenen Füße übrig.

      Naja, wenigstens musste sie sich nicht an die Wege der Menschen halten. Mit einem Zauber konnte sie ein Feld um sich herum erschaffen, mit dessen Hilfe man durch jedes Hindernis hindurchgehen

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