Der 7. Lehrling. Volker Hesse

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Der 7. Lehrling - Volker Hesse

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eins – zaubere niemals in Anwesenheit erwachsener Menschen – sprach natürlich aus gutem Grund dagegen.

      Der Zauber kostete Kraft. Aber wenn sich in Filitosa etwas so Dringendes zutrug, dass der „Eilt herbei!“-Zauber ausgerufen wurde, dann durfte es auf das bisschen Anstrengung nicht ankommen!

      Meara konzentrierte sich und bewegte die Finger. Um sie herum entstand eine kugelförmige Blase, durch die man hindurchsah, als wenn Wasser an einer Scheibe herunterläuft.

      Als sich das Feld stabilisiert hatte, lief Meara schnurstracks auf den Wald zu. Ein dicker Baumstamm stand direkt in ihrem Weg, aber Meara änderte ihre Richtung nicht. Der Stamm teilte sich und floss förmlich um die Blase herum, bevor er sich ohne einen Kratzer hinter Meara wieder zusammenfügte und es so schien, als wäre niemals etwas geschehen.

      #

      Eine eigenartige Unruhe hatte von Quentin Besitz ergriffen. Ihm war, als würde er gerufen. Als müsse er irgendwo hingehen. Aber wohin? Und wer hatte ihn gerufen?

      Und was war das gewesen, was mit einem lauten Knall über ihn hinweggerast war und dafür gesorgt hatte, dass er vor Schreck auf seinem Allerwertesten gelandet war?

      Fragen über Fragen, aber keine dazu passende Antwort. Eins war jedenfalls klar: An Schlaf war in dieser Nacht nicht mehr zu denken. Quentin ging in sein Trauerweiden-Versteck zurück und entfachte das kleine Feuer zu neuem Leben. Er aß nachdenklich seine letzten Pflaumen.

      Dann brach er auf. Nach Balsberg würde er es heute in jedem Fall schaffen.

      #

      Korbinian ordnete seine Kleidung. Er schwitzte immer noch und war sehr erschöpft. Einen solch starken Zauber hatte er schon lange nicht mehr heraufbeschworen. Nun, ein gutes Nachtmahl im Speisesaal würde ihm schon wieder auf die Beine helfen. Aber seine Pflichten waren noch nicht erledigt. Er musste zuerst noch ins Convenium zu den Lehrlingen.

      Nachdem er die Stühle, die überall im Raum herumlagen, wieder ordentlich an die Tische gestellt hatte, verließ er eilig die Bibliothek. Hinter ihm gingen langsam die Kerzen und Fackeln aus.

      Im Convenium waren schon einige Lehrlinge angekommen, aber als Korbinian durchzählte, stellte er fest, dass noch ein gutes Dutzend fehlte. Das gab ihm Gelegenheit, ein großes Glas Wasser zu trinken und die Zwillinge Amina und Adina zu sich zu winken.

      „Was ist passiert?“, wollte Amina wissen. Sie betrachtete den sichtbar erschöpften Zauberer voller Sorge.

      Korbinian beruhigte sie. „Nichts, meine Liebe. Ich habe, wie Du sicher gespürt hast, die anderen Magier und Gesellen gerufen. Das war zwar ein wenig anstrengend, aber mir geht es gut. Adina“, wandte er sich an die andere Schwester, „würdest Du bitte Deine Idee vorstellen, wenn alle eingetroffen sind? Dann kann ich mich in der Zeit ein wenig erholen und muss nur noch zum Schluss bekannt geben, wie die genaue Durchführung aussieht.“

      Adina wurde knallrot, wie eine reife Tomate. Sie stammelte etwas wie „schaffe ich bestimmt nicht“ und andere unverständliche Sachen, bis Amina ihr in die Seite knuffte und sagte: „Nun stell Dich nicht so an! Erst die größte Idee des Jahres haben und dann in einem kleinen Mauseloch verschwinden wollen? Kannst Du vergessen! Du wirst den anderen schön den Plan erklären, und Du wirst es schaffen! Außerdem“, grinste sie, „ich bin ja auch noch da!“

      Adina atmete tief durch, sah ihre Schwester und Korbinian noch einmal zweifelnd an, dann setzte sie eine entschlossene Miene auf und ging zum Kopfende des Tisches.

      #

      Am nächsten Morgen ließen überall im Land Handwerkergesellen ihre Arbeit liegen und verabschiedeten sich von ihren Lohnherren mit den fadenscheinigsten Entschuldigungen. Das fanden diese nicht besonders schön, aber wer will schon einem jungen Gesellen die plötzliche Heimreise verwehren, wenn zum Beispiel dessen geliebte Großmutter schwer erkrankt war? Und da in keinem Dorf und keiner Stadt zwei Gesellen gleichzeitig arbeiteten – das war eine weitere Regel auf der Wanderschaft – fiel die hastige flächendeckende Abreise der Magiergesellen niemandem auf.

      Denjenigen, die an den äußersten Grenzen des Landes unterwegs waren, stand eine echte Herausforderung bevor. Sie mussten fast Tag und Nacht auf den Beinen sein, um Filitosa rechtzeitig zu erreichen, denn die Botschaft war unmissverständlich: Bis zum siebten Sonnenaufgang hatten sich alle im Convenium einzufinden.

      Einer der Gesellen im Grenzgebiet war Milan. Im zivilen Beruf war er Schmiedegeselle, als Zauberer hatte er vor zwei Jahren die Prüfung bestanden.

      Milan war ein hochgewachsener dunkelhaariger junger Mann, dem man seinen Beruf als Schmied deutlich ansehen konnte. Sein Lohnherr, Schmiedemeister in einem größeren Ort, war froh, dass Milan bei ihm arbeitete. Wenn zum Beispiel an einem Ochsenkarren ein Rad neu bereift werden musste, brauchte er früher mindestens zwei Gesellen, die unter großer Anstrengung den Wagen hoben, während er das Rad ab- oder wieder anmontierte. Solche Sachen erledigte Milan allein. Und lachte auch noch dabei.

      Bei all seiner Kraft war Milan ein sanfter, freundlicher und aufmerksamer Zeitgenosse. Bei den anderen Gesellen und der Kundschaft war er daher sehr beliebt. Milan war noch nicht lange bei dem Schmiedemeister, aber er hatte in Windeseile alle für sich eingenommen.

      Jetzt hatte er allerdings eine Aufgabe vor sich, bei der ihm Kraft allein nicht helfen konnte: Eine Strecke von acht oder neun Tagesmärschen musste er bis zum siebten Sonnenaufgang geschafft haben.

      Nachdem er sich unter dem in diesen Tagen recht üblichen „Großmutter-Vorwand“ bei seinem Lohnherrn entschuldigt und verabschiedet hatte, packte er schnell seine Sachen zusammen. Dann machte er sich auf den Weg Richtung Südwesten, lange bevor das zweite Frühstück gerichtet war.

      Balsberg

      Quentin kam gut voran. Er konnte immer mehr Einzelheiten von Balsberg erkennen. Und was er sah, steigerte seine Vorfreude immer weiter. Was für eine Riesenstadt! Da gab es sicher tausende neuer Dinge zu entdecken! Aber zuerst musste er eine Arbeit finden.

      Den ganzen Weg malte er sich aus, was er für tolle Sachen in der großen Stadt unternehmen könnte. Darüber vergaß er sogar, eine Mittagspause zu machen.

      Der Fahrweg wurde immer breiter. Von rechts und links mündeten immer mehr Seitenwege ein. Ab und zu begegnete er Bauern, Händlern und anderen Wandersleuten. Aber Quentin nahm sich keine Zeit für lange Gespräche, viel zu spannend war das, was da vor ihm lag.

      Dann kamen die ersten Aussiedlerhöfe. Auf den Feldern wurden die letzten Reste der Ernte eingebracht, überall herrschte Hochbetrieb. Goldene Korngarben standen auf den Stoppeln oder wurden auf große Leiterwagen aufgeladen. Ab und zu konnte Quentin einen Blick in eine Scheune werfen, in der das Korn inmitten riesiger Staubwolken aus den Ähren gedroschen wurde.

      An einer Kreuzung, an der sein Weg auf eine Fahrstraße traf, stand ein großes Weghaus. Hier kehrten Reisende ein, denen die Unterkünfte in der Stadt zu teuer waren, oder auch Wanderer, die sich stärken wollten, ohne erst in die Stadt gehen zu müssen.

      Quentin setzte sich auf eine Bank bei einem Brunnen und sah dem Treiben zu. Seine Laune war ausgezeichnet, in zwei bis drei Stunden würde er in der Stadt sein.

      Schnell aß er ein Stück Brot, das ihm ein Bauer unterwegs geschenkt hatte, und trank einen Schluck Brunnenwasser dazu. Dann ging es wieder weiter.

      Es

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