Der 7. Lehrling. Volker Hesse

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Der 7. Lehrling - Volker Hesse

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Irgendwann würde sie bestimmt selbst einen Kandidaten finden, da war sie sich sicher. Ihr „ziviler“ Beruf sorgte dafür, dass sie immer ein paar Tage oder Wochen an einem Ort blieb, bevor sie weiterzog. Und da große Baustellen immer auch Kinder anziehen, konnte sie diese zwischendurch gut beobachten.

      Bislang war sie nicht erfolgreich gewesen. Sie wusste, wie wichtig es Korbinian war, dass die Gesellen auf ihrer Wanderschaft neue Lehrlinge fanden. Die Versammlung der alten Hexen und Zauberer hielt allerdings nichts davon. Die Gesellen seien alle Grünschnäbel, viel zu unerfahren, hätten nicht den richtigen Blick, den würde man nämlich nur mit viel Erfahrung bekommen, und so weiter und so fort.

      Das war aber für die wandernden jungen Hexen und Zauberer nur noch mehr Ansporn, neue Lehrlinge zu finden! Sie würde schon die Augen aufhalten. Und wer weiß, vielleicht stand sogar in der nächsten Stadt schon jemand in der Menge …

      #

      Korbinian ließ es sich richtig schmecken. Erst nachdem er fünf verschiedene Brötchensorten durchprobiert hatte – immer nur die Deckelhälfte, weil da die leckeren Körner drauf waren –, legte er das Messer zur Seite. Er lehnte sich mit seiner Tasse Kaffee in der Hand zurück und sah die Zwillinge an: „Es war sehr, sehr gut! Ganz ausgezeichnet! Aber genug geschlemmt! Erzählt, was gibt es bei euch denn Neues?“

      Amina und Adina erzählten ein wenig von ihren Geschäften, von der Handwerkslehre und auch von ihrer Hexenlehre. Bei einer weiteren Tasse Kaffee kamen sie dann auf aktuelle Ereignisse.

      „Ist es eigentlich richtig, dass noch nicht alle Lehrlingsplätze besetzt sind?“, fragte Adina. Offenbar hatte sich die schlechte Nachricht wie ein Lauffeuer verbreitet. Korbinian nickte, sagte aber nichts weiter. „Oh je, es bleiben aber nur noch knappe zwei Monate! Wie sieht denn Euer Plan aus?“ Amina knuffte ihre Schwester in die Seite: „Sei nicht so vorlaut, Adina! Es steht Dir nicht zu, solche Fragen zu stellen!“

      „Nein, nein, ist schon gut“, beruhigte Korbinian die beiden. „Wir sind in der Versammlung noch zu keinem Ergebnis gekommen. Die Beratung wird nachher fortgesetzt. Aber …“ Korbinian rieb sich nachdenklich über die Augen, „ich glaube nicht, dass wir zu einer schnellen Lösung finden werden. Alle Hexen und Zauberer, die in der Versammlung sind, haben das ganze Jahr über gesucht. In allen Teilen des Landes. Es ist ja nicht so, dass sie alle nur vor dem Kamin gesessen hätten! Sie haben gesucht, wirklich gesucht! Aber die Anzahl derer, die zu uns und nicht zu den Menschen gehören, wird entweder geringer, oder wir erkennen sie nicht mehr so gut wie früher. Ich weiß es wirklich nicht.“ Korbinian seufzte und trank einen Schluck Kaffee.

      „Aber wenn nicht sieben neue Lehrlinge gefunden werden, dann wäre das ja ganz furchtbar!“, rief Amina. „Alle Schutzzauber ...“

      Korbinian nickte. „... würden zusammenbrechen, wenn die sieben mal sieben Lehrlinge nicht mehr vollzählig sind. Ja, die Lage ist ernst.“ Sie versanken in nachdenkliches Schweigen.

      So saßen sie eine Weile da und starrten in ihre Kaffeetassen. Plötzlich hob Adina den Kopf: „Aber wenn …“ Korbinians Blick war zuerst ein wenig belustigt, aber dann immer aufmerksamer, während Adina die Idee vorstellte, die ihr gerade durch den Kopf geschossen war.

      #

      Quentin kam über einen Hügel und konnte deshalb weit in jede Richtung schauen. In der Ferne sah er die ersten Häuser einer größeren Ansiedelung. Es war jetzt bald Mittag. Quentin war klar, dass er es am heutigen Tag nicht mehr bis dorthin schaffen würde. Aber das machte ihm nichts aus. Er hatte noch fünf Streichhölzer und außerdem unterwegs eine Menge Pflaumen gesammelt. Und die Champignons, die er auf einer Wiese gefunden hatte, würden ein leckeres Abendessen geben.

      Mittlerweile wanderte Quentin auf einem breiteren Fahrweg. Von Zeit zu Zeit begegnete er anderen Wanderern, allesamt mit Waren beladen und auf dem Weg zur Stadt. Da Quentin nichts Schweres zu tragen hatte, überholte er die meisten ziemlich schnell. Die Gespräche waren nur kurz und nicht besonders aufschlussreich. Wenigstens hatte er den Namen der Stadt am Horizont herausgefunden: Balsberg.

      Quentin setzte sich am Wegesrand unter einen Baum und blickte auf die Stadt. Während er genüsslich ein paar Pflaumen aß, dachte er nach. In Balsberg würde er bestimmt eine Arbeit finden. Vielleicht kam er sogar in einer Schänke unter, so wie Simon. Dann wäre auch die Essensfrage gelöst. Quentin war schon richtig gespannt! Eine so große Siedlung hatte er noch nie gesehen!

      Nach einer kleinen Weile und mindestens einem Dutzend Pflaumen machte er sich wieder auf den Weg. Auf halber Strecke zur Stadt hatte er eine Baumreihe gesehen, da war sicher ein Bach. Dort würde Quentin sein Nachtlager aufschlagen.

      #

      Den Rückweg zum Haupthaus der Magier musste Korbinian eilig zurücklegen, wenn er noch pünktlich sein wollte. Unterwegs arbeitete sein Gehirn fieberhaft. Er dachte über Adinas Idee nach. Drehte sie hin und her, besah sie von allen Seiten. Prüfte sie auf Fehler, aber er konnte keinen Mangel entdecken. Natürlich würde es unglaublich anstrengend werden. Die wandernden Gesellen mussten außerdem gegen die Tradition verstoßen, derzufolge sie vor Ablauf von drei Jahren und einem Tag nicht nach Filitosa zurückkehren durften. Aber in Anbetracht ihrer Notlage sollte das alles doch trotzdem machbar sein. Außergewöhnliche Situationen erfordern eben manchmal außergewöhnliche Maßnahmen.

      Er überlegte, wie die Versammlung wohl reagieren würde – Begeisterung würde sicher nicht ausbrechen. Er legte sich einen Plan zurecht. Ja, so könnte es gehen, dachte er schließlich bei sich, als er die letzte Treppe zum Convenium hinaufeilte.

      Alle Hexen und Zauberer waren bereits anwesend. Korbinian ließ sich nichts anmerken. Er betrat den Saal so frisch, als wenn er nicht eben noch durch das halbe Dorf geeilt wäre, sondern gerade von einem erbaulichen Spaziergang im Garten zurückkäme.

      Zuerst begrüßte er alle Magier persönlich, dann nahm er auf seinem Stuhl am Kopfende des Tisches Platz. Alle anderen setzten sich ebenfalls.

      „Nun, ehrwürdige Brüder und Schwestern, ich sehe euch ausgeruht und gestärkt vor mir, gewappnet für die Suche nach der Lösung. Lasst uns beginnen.“

      In den folgenden Stunden wurden viele Ideen besprochen, abgewägt, verworfen, verändert, nochmals diskutiert, wieder verworfen. Zwischendurch trugen Lehrlinge einen Mittagsimbiss auf, der aber unbeachtet auf den Seitentischen stehen blieb, so sehr waren die Magier in die Diskussion vertieft. Gegen zwei Uhr nachmittags verordnete Korbinian eine einstündige Pause. Dafür waren die Hexen und Zauberer sehr dankbar: Allen rauchte der Kopf vor lauter Nachdenken und Diskutieren.

      #

      Korbinian eröffnete die Sitzung erneut. Sie waren noch kein Stück weitergekommen. Alle bisherigen Vorschläge waren an irgendetwas gescheitert. Es war langsam an der Zeit, Adinas Idee zu präsentieren. Aber zuerst sollten sie noch ein wenig ihre Köpfe anstrengen! Der Vorschlag, den Korbinian ihnen unterbreiten wollte, hatte erst dann Aussicht auf Erfolg, wenn die Zauberer und Hexen völlig ratlos waren.

      Was nun kam, war zermürbend. Zauberer um Zauberer, Hexe um Hexe gingen die Ideen aus. Alle Vorschläge hatten irgendeinen Haken. Korbinian achtete sorgsam darauf, dass er nicht zu oft derjenige war, der diesen Haken fand. Er brachte das eine oder andere Argument für und gegen die Entwürfe und ging dabei so geschickt vor, dass an irgendeinem Punkt der Diskussion eine Hexe oder ein Zauberer wie von ganz allein auf die Schwachstelle kam, sich erhob und sagte: „Aber …“. Damit war dann auch diese Idee erledigt.

      Nicht, dass Korbinian dies auch bei guten Vorschlägen gemacht hätte. Wäre wirklich etwas dabei gewesen,

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