Der 7. Lehrling. Volker Hesse

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Der 7. Lehrling - Volker Hesse

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an seinen Beinahe-Absturz und schauderte. Was hatte er doch für ein Glück gehabt!

      Während er ins langsam herunterbrennende Feuer schaute, fielen ihm die Augen zu. Ohne dass er es noch wirklich mitbekam, rollte er sich neben dem Feuer in seiner Decke ein und fiel in einen tiefen, erholsamen Schlaf.

      #

      Quentin war den Rest des Tages völlig in Gedanken versunken. Beim Abendessen erzählte er den anderen dann von seinen Erlebnissen auf dem Marktplatz. Zuerst schilderte er in aller Ausführlichkeit, was er alles gesehen hatte. Dabei fiel ihm ein, dass er ja für Finja ein Geschenk mitgebracht hatte. Er holte das kleine Päckchen aus seiner Tasche und reichte es ihr über den Tisch. Finja machte große Augen, als sie sah, dass Quentin von seinem ersten Geld etwas für sie gekauft hatte. Sofort kam sie um den Tisch herum und drückte Quentin an sich, dass ihm fast die Luft wegblieb.

      Falk saß am Kopfende des Tisches und sah ihn unbemerkt mit einem glücklichen, fast väterlichen Blick an. Er mochte den Jungen wirklich sehr, dabei war er doch erst zwei Tage bei ihnen!

      Dann erzählte Quentin vom Auftritt des Magiers. Er stand immer noch stark unter dem Eindruck der unbegreiflichen Kunststücke, die er gesehen hatte. Falk lachte lauthals über die Tricks und rief immer wieder: „Der ist sein Geld aber wert gewesen!“ Medard hatte in das Gelächter eingestimmt, war aber offensichtlich auch etwas sauer, dass er nicht selbst dabei gewesen war. Naja, irgendeinen Grund zum Sauersein fand Medard schließlich immer.

      Natürlich zeigte Quentin allen die kleine Kugel, die in seiner Hand schimmerte. Erst als er erzählte, wie er sie bekommen hatte, fiel ihm auf, dass der Magier ihn mit Namen angesprochen hatte – den er ja eigentlich gar nicht wissen konnte.

      Finja hatte die ganze Zeit still dagesessen und fragte Quentin nun, ob sie die Kugel einmal haben dürfe. Quentin gab sie ihr bereitwillig, aber sobald Finja sie nahm, erlosch der Schimmer. Finja gab ihm die Kugel zurück, und sie begann sofort wieder zu leuchten.

      Mit seltsamem Blick stand Finja auf und ging nach draußen. Quentin folgte ihr, nachdem er den Tisch abgeräumt hatte, während Falk und Medard noch sitzen blieben und über eine Lieferung redeten. Er fand Finja vor dem Haus auf der Bank und setzte sich zu ihr.

      „Was habt Ihr, Finja?“, wollte Quentin wissen.

      „Mir geht es gut, keine Sorge. Mir ist nur vorhin etwas eingefallen, woran ich schon lange nicht mehr gedacht habe. Es ist wirklich sehr, sehr lange her“, begann Finja, und dann hörte Quentin eine Geschichte, über die er nicht zum Schlafen kommen sollte.

      #

      Finja erzählte ihm von ihrer Kindheit. Auch sie war in einem kleinen Dorf aufgewachsen. Ihr Elternhaus war klein, aber gemütlich, und stand, genau wie das Haus von Quentins Eltern, am Waldrand, nur nicht an einem Bach. Finjas Kindheit war wunderschön. Ihr Vater war Maurer gewesen und hatte immer genug zu tun, sodass sie keine Not leiden mussten. Zu ihrer Mutter kamen immer viele Menschen, auch aus den umliegenden Dörfern, und kauften verschiedene Salben und Tinkturen, die sie in kleinen Dosen und Fläschchen aufbewahrte. Finja half ihrer Mutter oft beim Sammeln von Kräutern im Wald, beim Auskochen und Zerstampfen, beim Filtern, Mischen, Reduzieren oder Strecken der Flüssigkeiten, nur so richtig begreifen konnte sie das alles nicht. Die Menschen, die bei ihnen etwas kauften, behandelten ihre Mutter jedenfalls immer freundlich und respektvoll.

      Eines Tages fand Finja inmitten der Töpfe, Tiegel, Mörser und Flaschen eine walnussgroße gelblich-weiße Kugel. Sie nahm sie in die Hand und fragte ihre Mutter, was das sei.

      Und als ihre Mutter die Kugel in die Hand nahm, begann sie zu leuchten.

      „Wie meine Kugel?“, fragte Quentin erstaunt.

      „Ja, genau wie Deine Kugel“, antwortete Finja. „Quentin“, fuhr sie fort, „Du hast eine ganz seltene Gabe. So wie meine Mutter sie hatte. Du wirst im Laufe der Zeit merken, dass Du Dinge kannst, die andere nicht können. Was genau das ist, musst Du irgendwie selbst herausfinden. Allerdings kannst Du auch nicht mit jedem darüber sprechen. Die Menschen mögen es nicht, wenn jemand anders ist. Auch meine Mutter hat es niemals offen eingestanden, dass sie Dinge konnte, die anderen verschlossen blieben.“ Gedankenverloren schüttelte sie den Kopf. „Ich habe bestimmt tausend Mal versucht, eine heilende Salbe herzustellen, habe alles genauso gemacht wie sie, aber es ist mir nie gelungen. Irgendwann habe ich aufgehört, darüber nachzudenken. Eigentlich hatte ich es bis heute Abend sogar vergessen, bis Du Deine Kugel gezeigt hast. Hm, noch nicht einmal Falk weiß etwas davon.“ Finja seufzte. „Quentin, wenn Du einmal mit jemandem reden möchtest, kannst Du gern zu mir kommen. Ich kann mir gut vorstellen, dass Du Dich manchmal sehr einsam fühlst.“

      Sie nahm Quentin in den Arm und drückte ihn an sich. Und da brach alles, was sich über die letzten Wochen aufgestaut hatte, aus ihm heraus. Mit Tränen in den Augen erzählte er Finja seine ganze Geschichte und wie sehr er seine Familie und Simon vermisste. Nachdem er sich langsam wieder beruhigt hatte, versprach Finja ihm, den anderen nichts davon zu erzählen.

      Als Quentin endlich im Bett lag, musste er über vieles nachdenken. Und als es am östlichen Horizont bereits wieder dämmerte, kam ihm ein tröstender Gedanke: Es musste noch andere geben, die so waren wie er! Er war nicht allein!

      #

      Korbinian stand beim ersten Hahnenschrei bereits wieder in seinem Kontor. Er hatte nicht viel geschlafen, höchstens drei oder vier Stunden, aber er war trotzdem nicht müde. Viel zu wichtig war die exakte Planung der „drei Speichen“, wie die Suchketten mittlerweile genannt wurden. Wenn es in wenigen Tagen losging, mussten jeder Zauberer und jede Hexe ihren Platz kennen. Konzentriert betrachtete er eine große alte Karte, als sich leise die Tür öffnete.

      Auf Zehenspitzen betrat Adina das Kontor. Sie trug ein Tablett mit frischem Gebäck und einer großen Kanne Kaffee und stellte es vorsichtig auf einen kleinen Tisch an der Wand – den einzigen Tisch, der nicht unter Karten, Schriftrollen und sonstigem Material begraben war. Sie wollte sich bereits wieder lautlos entfernen, als Korbinian sie ansprach. „Adina, meine Liebe, willst Du mir nicht ein wenig Gesellschaft leisten? Bitte setz Dich doch zu mir!“

      „Aber nur, wenn ich Dich nicht von der Arbeit abhalte!“, entgegnete Adina.

      „Nein, nein, ganz bestimmt nicht!“ Korbinian rückte ihr einen Stuhl heran. „Komm, lass uns einen Kaffee trinken und erzähl mir, wie Ihr vorankommt.“

      Eine Weile saßen sie zusammen, und Adina berichtete von unzähligen Säcken Mehl, Hunderten von Eiern, ganzen Büschen von Kräutern und dem, was ihre Helfer und sie daraus für die Suchmannschaft herstellten. Die Lagermöglichkeiten wurden langsam knapp, aber irgendwie würde es schon gehen.

      Als Adina wieder gegangen war, kehrte Korbinian gestärkt und mit klarem Kopf wieder an seine Arbeit zurück. Wenn sich nicht Adina und die anderen Lehrlinge so um ihn kümmern würden, hätte er bestimmt inzwischen schon häufiger das Essen und Trinken vergessen ... Schmunzelnd machte er sich wieder über die Karten her.

      #

      Samuel war zufrieden mit den Vorbereitungen. Bei seinen täglichen Kontrollgängen durch die Lagerräume sah er sauber gestapelte Berge von Reisesäcken, Trinkflaschen und -schläuchen, festen Decken, Proviantbeuteln, Gürteltaschen und sonstigen nützlichen Sachen für eine lange Reise. In allen Gebäuden des Dorfes waren Notbetten aufgestellt, um den anreisenden Hexen und Zauberern kurzfristig ein Dach über dem Kopf zu gewähren, bevor die große Suche begann.

      Samuel war ganz und gar in seinem Element. Obwohl er eigentlich gelernter

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