Der 7. Lehrling. Volker Hesse

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Der 7. Lehrling - Volker Hesse

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Abschlussjahres durchgekämpft hatte. Dort ließ sie sich nieder und trank durstig aus dem Glas, das ihr sofort gereicht wurde.

      Der Lehrling im Foyer hatte recht gehabt: An Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken!

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      Korbinian hatte gut geschlafen und war wie gewohnt früh auf den Beinen. Er war zufrieden, was seinen Teil der Vorbereitungen anging, und hatte deshalb für den Vormittag einen Spaziergang geplant.

      Zuerst jedoch ging er zum Speisesaal, um sich zu stärken. Als er die Tür öffnete, stellte er fest, dass er nicht der Erste an diesem Morgen war: Es saßen etwa zehn Gesellen dort und waren bereits beim Frühstück. Ein zweiter Blick verriet Korbinian allerdings sehr schnell, dass diese zehn nicht erst heute morgen hierhergekommen waren. Das Lächeln und die guten Wünsche, die ihm entgegengebracht wurden, kamen allesamt aus sehr, sehr müden Gesichtern.

      Korbinian holte sich schnell etwas zu essen und ging direkt zu den übernächtigten Gesellen. Nachdem er jedem die Hand geschüttelt hatte, setzte er sich auf einen freien Platz neben die ebenfalls noch wache Meara und bat einen nach dem anderen, ihm Neuigkeiten zu berichten.

      Während er sich mit dem Essen viel Zeit ließ, lauschte er aufmerksam den spannenden Geschichten, die die Gesellen in ihren ersten Jahren der Wanderschaft erlebt hatten. Dabei wurde ihm fast ein bisschen wehmütig ums Herz, denn auch er hatte seine Gesellenzeit – die natürlich schon viele Jahre zurücklag – sehr genossen.

      Als er mit dem Frühstück fertig war, ermahnte er die Gruppe noch schmunzelnd, sich zur Wiederherstellung ihres jugendlichen Aussehens doch bald einmal schlafen zu legen, und verließ mit den Worten „Gute Nacht!“ gut gelaunt den Saal.

      Draußen erwartete ihn ein sonniger Morgen. Aus den Kaminen stieg der Rauch der Back- und Räucheröfen, des Schmiedefeuers und des Gießereiofens kerzengerade in den Himmel, überall hatte das in den letzten Tagen zum gewohnten Bild gewordene geschäftige Treiben schon wieder begonnen.

      Auf dem Weg durch das Dorf begegnete er nicht nur den arbeitenden Lehrlingen, sondern auch bereits angekommenen Gesellen, die sich als Helfer in den Werkstätten und Betrieben angeboten hatten. Dies machte Korbinian sehr froh. Es war doch nach wie vor eine hilfsbereite und vielleicht gerade auch deshalb so starke Gemeinschaft.

      Sie würden den fehlenden Lehrling finden. Ihr kleines Dorf und mit ihm ihr Geheimnis würden auch weiterhin beschützt sein. Dessen war er sich sicher.

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      Auch Samuel war schon aufgestanden und wollte vor dem Frühstück schnell einen Blick in die Schneiderei werfen. Dort hatte gestern irgendein Teil einer großen Nähmaschine der Dauerbelastung nicht mehr standgehalten und musste repariert werden. Als er durch die Tür der Schneiderei trat, hörte er bereits wieder das surrende Geräusch der offenbar reparierten Maschine. Er beglückwünschte den Leiter der Schneiderei und seine drei Helfer, die die ganze Nacht mit der Reparatur zugebracht hatten und nun beim letzten Probelauf waren.

      „Gut, dass die restlichen vier Lehrlinge bald kommen“, sagte Gereon zu Samuel, „Wir müssen unbedingt ein paar Stunden schlafen. Ansonsten hat nachher noch jemand seine Finger an den Sachen festgenäht ...“. Gereon war so wie Amina und Adina kurz vor der Prüfung und ein durch und durch zuverlässiger Leiter der Schneiderei.

      Samuel nickte ihm zu. „Sicherlich können die ausgeruhten Lehrlinge auch erst einmal allein klarkommen. Du hast richtig entschieden, die Hälfte von Euch schlafen zu schicken.“ Er schmunzelte. „Auch wenn das den vieren gestern Abend ganz offensichtlich nicht gefallen hat, so sind sie doch jetzt ausgeruht und können ein wenig eurer Arbeit mit erledigen.“ Er erinnerte sich noch gut daran, dass die vier nur unter lautstarkem Protest gegangen waren.

      Nachdem sie noch ein paar Worte über die Vorhaben des Tages gewechselt hatten, ging Samuel wieder hinaus und schlug den Weg zum Haupthaus ein. Schon von Weitem sah er Korbinian und winkte ihm zu. Sie trafen sich bei einer alten Kastanie und setzten sich auf eine Bank.

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      „Hast Du auf die Karten gesehen?“, fragte Korbinian seinen langjährigen Freund. Als dieser mit besorgtem Blick nickte, wusste Korbinian, dass Samuel ebenfalls die kleinen Punkte beobachtet hatte, die sich Filitosa unaufhaltsam näherten. Und, dass er sich bereits ähnliche Gedanken gemacht hatte wie er selbst.

      Samuel antwortete mit ernster Stimme. „Einige werden es nicht bis zum Sonnenaufgang morgen früh schaffen, auch wenn sie nicht einmal zum Essen oder Schlafen anhalten würden. Selbst bis zum Beginn der Versammlung am Abend nicht. Sie sind einfach noch zu weit weg.“ Samuel kratzte sich am Kinn. „Ich habe schon hin und her überlegt, aber mir will keine Lösung einfallen. Wir können den Beginn der Suche nicht verschieben, die Zeit wäre zu knapp. Hast Du eine Idee?“

      Korbinian schüttelte langsam den Kopf. „Nicht wirklich. Mir schoss ein paar Mal ein Gedanke durch den Kopf, auf den letzten zu warten und dann die Suche mit Pferden durchzuführen. Aber wo sollten wir zweihundert Pferde hernehmen?“

      Er schüttelte nochmals den Kopf und blickte dann ziellos in das Dorf hinein. So saßen beide minutenlang da und grübelten. Bis Samuel den Kopf zu Korbinian drehte und ihn anlächelte. „Und was wäre, wenn nicht alle mit Pferden auf die Suche gingen, sondern nur ein paar? Es könnte doch auch so funktionieren: Die Suche beginnt wie geplant. Dabei lassen wir einige Lücken in den drei Speichen. Wir warten auf die Verspäteten und schicken sie einfach mit den Pferden hinter den anderen her. So können sie den Vorsprung relativ schnell aufholen, ohne dass die anderen kostbare Zeit durch Warten verlieren müssten!“

      Jetzt lächelte auch Korbinian wieder. Er schlug seinem Freund auf die Schulter. „Wie kann man um diese Uhrzeit schon so gute Ideen haben? Ja, ich glaube, das wird funktionieren! Ich mache mich gleich an die Planung!“

      Zusammen gingen sie zum Haupthaus. Dort bog Samuel zum Speisesaal ab, während Korbinian die Treppen zu seinem Kontor hinaufstieg.

      #

      Quentin war auf dem Weg zum Markt. Finja hatte ihn nach dem zweiten Frühstück losgeschickt, um einige Besorgungen zu machen. Leider waren die Schausteller schon weitergezogen, und so stapfte Quentin ein wenig griesgrämig zum Bäcker.

      Dort angekommen, besserte sich seine Laune schlagartig. Der Bäcker empfing ihn mit großer Freundlichkeit, erkundigte sich nach dem Befinden von Finja und bot ihm süße Teilchen und Saft an, während Quentin erzählte.

      Als die Besorgungen erledigt waren, war Quentin so vollgestopft, dass er zu Mittag kaum etwas essen konnte. Finja wunderte sich, weil Quentin sonst immer ein guter Esser war. Sie fragte, ob es ihm gut gehe, und lachte schallend, als Quentin von seinem nahrhaften Gespräch mit dem Bäcker berichtete.

      Nach dem Essen ging es wieder in die Mühle. Es mussten noch einige Säcke vorbereitet werden, denn Medard sollte am Nachmittag wieder zu einer Auslieferungsfahrt in die benachbarten Dörfer aufbrechen.

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      Meara blinzelte verschlafen. Sonnenstrahlen fielen durch kleine Spalte zwischen den zugezogenen Vorhängen ihrer Unterkunft und malten helle Flecken auf ihre Bettdecke. Es musste längst Nachmittag sein. Sie überlegte, ob sie sich noch einmal umdrehen sollte. Aber es gab noch einige Sachen zu besorgen, und so schwang sie sich etwas widerwillig aus dem Bett.

      Natürlich war in der Runde im Speisesaal die Suche nach dem fehlenden Lehrling das beherrschende Thema gewesen. Sie hatten den Plan in allen Einzelheiten – so weit sie ihn kannten

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