Der 7. Lehrling. Volker Hesse

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Der 7. Lehrling - Volker Hesse

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Finja saßen noch gemeinsam am herunterbrennenden Feuer und sprachen leise darüber, was für eine Freude der Junge doch war. Fleißig, höflich und immer hilfsbereit. Sie waren sehr zufrieden mit ihm und mochten ihn sehr. So wie Quentin hätten sie sich auch eigene Kinder gewünscht, die ihnen aber nie vergönnt gewesen waren. Ihre Enttäuschung darüber war lange vorbei, fast vergessen. Finja lehnte sich an Falks Schulter, und gemeinsam betrachteten sie den aufgehenden Mond, der fast voll war. Hoffentlich würde Quentin lange bei ihnen bleiben!

      #

      Endlich ging es wieder abwärts. Ein gutes Stück unterhalb der Stelle, an der er war, konnte Milan schon den Weg als schwach schimmerndes Band vor sich sehen. Er beschleunigte ein wenig und schlitterte den laubbedeckten Hang hinab.

      Plötzlich war der Boden unter seinen Füßen verschwunden. Einen Augenblick später schlug er hart auf dem Boden einer tiefen stockfinsteren Grube auf. Laut fluchend rappelte Milan sich hoch und suchte in seiner Gürteltasche nach Zündhölzern. Das hätte ich doch sehen müssen!, schimpfte Milan lautlos vor sich hin. Was bin ich für ein Idiot!

      Endlich hatte er ein Zündholz gefunden, riss es an und sah sich um. Jetzt wusste er, warum er vorher nichts gesehen hatte: Er war in eine gut getarnte Wolfsfalle gestürzt! Die Kanten so hoch, dass er sie nicht einmal im Sprung erreichen konnte. Kein Vorsprung, an dem er sich hätte hochziehen können. Die Wände so glatt, dass sie keinen Halt boten. Und die Hölzer, mit denen die Grube abgedeckt gewesen war, so dünn, dass er sie nicht als Behelfsleiter benutzen konnte.

      Das Zündholz verlosch. Völlig enttäuscht ließ Milan sich auf den Boden sinken und lehnte sich an die Wand zurück. Die letzte kleine Chance, die er noch gehabt hatte, um Filitosa rechtzeitig zu erreichen, war wie eine Seifenblase zerplatzt.

      #

      Amina schreckte aus dem Schlaf hoch. Wieder hatte sie das Gefühl, irgendwie mit Milan verbunden zu sein. Er wollte nach Filitosa kommen, konnte aber nicht. Irgendetwas hinderte ihn. Aber was?

      Amina versuchte angestrengt, weiter in die Ahnung vorzudringen, aber sie spürte nur Dunkelheit und Milans Enttäuschung.

      Fieberhaft überlegte sie, was passiert sein könnte, aber nichts wollte ihr einfallen. Dann hatte sie eine verrückte Idee. Sie hatte zwar gehört, dass eine Gedankenverbindung zwischen Magiern auch über weite Strecken möglich sein sollte, aber in ihrer Lehrzeit war das Thema nur beiläufig erwähnt worden. Natürlich spürte ein magischer Mensch einen anderen, wenn er in dessen Nähe war. Aber so einen gewollten gedanklichen Kontakt über eine große Entfernung hinweg hatten sie nie wirklich behandelt. Selbst ausprobiert hatte sie es sowieso noch nie, aber: Ein Versuch konnte nicht schaden, oder? Schließlich gab es in ihrer Kammer niemanden, der sie auslachen würde, wenn es misslang! Sie rappelte sich in ihrem Bett auf und konzentrierte sich auf ihr Gefühl. Dann versuchte sie, mit Milan in Kontakt zu treten.

      Zuerst dachte sie angestrengt an Milans Gesicht, so wie sie es in Erinnerung hatte. Nichts. Dann an seine Arbeit in der Schmiede. Nichts. Sie spürte seine Gegenwart nicht, irgendetwas machte sie falsch. Sie probierte es über Gedanken an die eine oder andere flüchtige Begegnung. Immer noch nichts. Aber Amina gab nicht auf.

      Schließlich stellte sie sich die gedankliche Verbindung als einen Weg durch blühende Wiesen vor, an dessen Ende Milan stand. Dann rief sie ihm in Gedanken immer wieder eine Frage zu: Kann ich Dir helfen? ? Kann ich Dir helfen?

      #

      Milan sprang auf und sah nach oben an den Rand der Grube, die sich im Mondlicht deutlich abzeichnete. Da musste jemand sein! Gerade noch hatte er einen Gedanken an Amina gehabt, als er ein Mädchen fragen hörte, ob sie ihm helfen könne.

      Aber da oben war nichts. Trotzdem hörte er immer wieder diese Frage. Er rief laut: „Ich bin hier unten in der Wolfsfalle! In der Wolfsfalle! Hier unten!“ Nichts tat sich. Außer, dass er plötzlich eine weitere Frage hörte: Eine Wolfsfalle?

      Als er begriff, dass die Stimme nicht von oben kam, sondern in seinem Kopf war, musste Milan sich erst einmal wieder setzen. Dann versuchte er sich auf die Stimme zu konzentrieren. Er schloss die Augen, atmete tief durch und dachte: Wer bist Du?

      Auf die Antwort brauchte er nicht zu warten, denn plötzlich sah er in seinen Gedanken mitten auf einer blühenden Wiese Amina vor sich stehen.

      #

      Das Bild in Aminas Gedanken war plötzlich ganz klar. Milan stand vor ihr. Mit zerrissenen, dreckigen Sachen und Abschürfungen an Händen und Knien.

       Bist Du verletzt?

       Nein, es geht mir ganz gut. Ich bin mitten im Wald in eine Wolfsfalle gestürzt. Ich habe keine Ahnung, wie ich hier herauskommen soll, die Wände sind zu hoch und zu steil! Wie kommst Du überhaupt in meinen Kopf?

       Das weiß ich auch nicht so genau. Ich habe mich einfach konzentriert, und irgendwie ging es dann. Wo bist Du?

       Von Filitosa aus etwa eine Tagesreise entfernt im Nordosten. Ich werde es nicht rechtzeitig schaffen! Was ist überhaupt bei Euch los?

       Das spielt jetzt erst einmal keine Rolle. Wie kann ich Dich finden?

       Von Filitosa aus geht ein Weg schnurgerade nach Nordosten. Den kennst Du bestimmt. Wenn der Weg nach etwas über einem Tagesmarsch am Fuß eines Höhenzuges nach Osten abbiegt, bist Du fast da. Ich bin in dem Wald direkt oberhalb des Weges. Ich konnte ihn schon sehen, bevor ich in dieses verdammte Loch gefallen bin!

       Hör zu: Ich komme und helfe Dir da raus! Ich weiß noch nicht genau, wann ich da sein kann, aber ich werde kommen. Versprochen!

      #

      Das Bild verblasste und war dann ganz verschwunden. Amina atmete tief durch. Ihr Herz raste, als wenn sie gerade durch das ganze Dorf gelaufen wäre. Sie war klatschnass geschwitzt. War das anstrengend gewesen! Sie griff zu dem Krug mit Wasser auf ihrem Nachttisch, goss sich ein großes Glas ein und leerte es mit langen Zügen.

      Was nun? Wie sollte sie zu Milan gelangen? Den Weg kannte sie gut, auch den Höhenzug, von dem Milan gesprochen hatte. Aber es war so weit weg! Zu Fuß über einen Tag, das war unmöglich.

      Dann kam ihr die rettende Idee. Im Norden des Dorfes befanden sich auf einer Koppel die Pferde der Magier. Sie würde sich einfach eines ausleihen. Dann konnte sie in wenigen Stunden bei Milan sein!

      In Windeseile war sie angezogen und lief hinüber zur Metzgerei. Schnell suchte sie einen Trinkschlauch, ein Seil, etwas Wurst und Schinken und eine Decke zusammen. Hastig schrieb sie ein paar Sätze für ihre Schwester auf ein leeres Blatt Papier. Adina würde es sicher am nächsten Morgen finden, wenn sie nicht rechtzeitig zum Frühstück erschien und ihre Schwester nach ihr suchen kam. Dann löschte sie das Licht und lief in Richtung der Koppel los.

      So leise wie möglich führte Amina den Rappen durch das Dorf. Filitosa lag still und friedlich in der Dunkelheit, nur der fast volle Mond beschien den Weg, als sie sich zielstrebig dem nordöstlichen Ausgang zuwandte. Dort angekommen murmelte sie leise den Zugangszauber und verließ das Dorf unbemerkt.

      Sie schwang sich auf den Rücken des Pferdes, ließ es erst im Schritt gehen und später, als sie besser sehen konnte, in Trab fallen. Hoffentlich schaffte sie es, bis zur Abendversammlung zurück zu sein!

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