Der 7. Lehrling. Volker Hesse

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Der 7. Lehrling - Volker Hesse

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einem großen Schloss das gesamte Hauspersonal geführt. Auch damals bestand sein Tag aus ständigem Organisieren. Er musste die Dienerschaft dort einsetzen, wo es gerade nötig war, Handwerker beauftragen, die Bestellungen der Küche überwachen und so weiter. Das hatte ihm sehr viel Spaß gemacht, und deshalb lief er auch jetzt den ganzen Tag mit einem Lächeln auf dem Gesicht durch Filitosa.

      Als er mit dem Rundgang fertig war, lagen auf seinem Schreibtisch bereits wieder Dutzende von Papieren. Bei den meisten handelte es sich um „Laufzettel“, die von den Schreibern kopiert wurden und jedem Neuankömmling helfen sollten, sich zurechtzufinden. Auf der einen Seite waren alle Anlaufstellen für die jeweiligen Ausrüstungsgegenstände verzeichnet, auf der anderen befand sich eine Karte des Landes, ganz ähnlich der, die an der Wand des Conveniums aufgetaucht war.

      Er prüfte jedes einzelne Blatt auf Fehler, und wenn alles in Ordnung war, schloss er die Augen, hielt die Hand über die Karte und murmelte leise „Wikkæ gaskeinan“. Jedes Mal, wenn er den Zauber beendet hatte, erschienen lauter kleine rote Punkte auf der Karte, die sich langsam, aber zielstrebig auf einen Ort zubewegten: Filitosa.

      #

      Noch drei Tage bis zum Beginn der Suche.

      Viele Zauberer und Hexen waren bereits eingetroffen und der kleine, bis vor ein paar Tagen noch verschlafene Ort Filitosa glich mehr und mehr einem Marktplatz. Überall standen kleine Gruppen und unterhielten sich über die bevorstehende Suche oder tauschten sich über andere Sachen aus. Viele von ihnen hatten sich seit Jahren nicht gesehen, da gab es jede Menge zu erzählen.

      Jeder Neuankömmling wurde in der Empfangshalle des Haupthauses begrüßt, erhielt einen Laufzettel und wurde zunächst zu seiner Unterkunft gebracht. Dann ging es kreuz und quer durch das Dorf, um die Ausrüstung zusammenzustellen.

      Die Küche im Haupthaus lief in drei Schichten auf Hochtouren. Für jeden, der gerade angekommen war und Hunger oder Durst hatte, stand ein kleiner Imbiss bereit, auch wenn es nicht die gewöhnlichen Essenzeiten waren.

      Alle Handwerksbetriebe hatten von frühmorgens bis spät in die Nacht geöffnet, um die Ausrüstung der Suchmannschaft zu vervollständigen oder auch persönliche Gegenstände wie Kleidung bereitzustellen.

      Alle waren auf die große Versammlung gespannt, die am Abend des letzten Tages stattfinden sollte. Bis dahin wurde viel spekuliert, denn Korbinian war nur selten zu sprechen. Aber Adinas Idee der drei Speichen sprach sich natürlich herum, dafür sorgten schon die Lehrlinge.

      #

      Aminas Tagesablauf hatte sich eingespielt. Sie stand in aller Frühe auf, war die Erste in der Metzgerei und machte den Plan für den Tag. Wenn dann die anderen zur Arbeit kamen, war schon alles vorbereitet.

      Wenn am späten Abend die letzte Wurst in der Räucherkammer hing, die Geräte gründlich gereinigt waren und alle gegangen waren, saß Amina noch in ihrem kleinen Kontor und war mit dem Führen der Listen beschäftigt. Wenn sie dann endlich damit fertig war, löschte sie das Licht und ging noch auf einen Plausch zu Adina hinüber.

      Die Vorräte stapelten sich in den Lagerräumen. Amina hatte noch ein Nachbarhaus als Lager dazunehmen müssen, sonst hätte gar nicht alles hineingepasst. Sie war schon ein bisschen stolz darauf, was sie mit ihrer Handvoll Helfer alles hinbekommen hatte.

      Immer wieder dachte sie an Milan, aber ein solch starkes Gefühl wie zwei Abende zuvor hatte sie nicht mehr gehabt. Sie war sehr gespannt auf seine Ankunft, nicht zuletzt, weil sie sich selbst davon überzeugen wollte, dass es ihm gut ging.

      #

      Quentin grübelte. Den ganzen vergangenen Tag hatte er auch schon gegrübelt. Er wusste einfach nicht, wie es weitergehen sollte.

      Einerseits mochte er Finja und Falk sehr gern und, wenn er es sich recht überlegte, sogar Medard ein bisschen. Außerdem machte ihm die Arbeit viel Spaß. Andererseits wusste er seit dem nächtlichen Gespräch mit Finja, dass er nicht der Einzige war, der „anders“ war. Und er wollte unbedingt diese „anderen“ finden, denn er wusste, dass nur sie ihn wirklich verstehen würden.

      Wenn er allerdings an den Magier vom Marktplatz dachte, lief ihm auch jetzt noch ein kalter Schauer über den Rücken. War der Magier auch einer von den „anderen“? Was von dem, was er aufgeführt hatte, war ein Trick, und gab es tatsächlich Kunststücke darunter, die in Wirklichkeit Magie waren?

      Wenn das stimmte, dann war der Magier vom Markt ja ein echter Zauberer! Und war er selbst, der Müllerssohn Quentin, dann auch ein Zauberer?

      Nein, das konnte nicht sein. Oder doch?

      So drehten sich seine Gedanken ständig im Kreis, bis Medard ihn recht ruppig in die Seite knuffte und anmaulte: „Wenn Hoheit dann mit Nachdenken fertig sind, könntet Ihr vielleicht die Güte besitzen, Eure hochwohlgeborenen Hände an diesen schlichten Kornsack anzulegen?“

      Medard war echt sauer, aber er hatte ja recht: Quentin hatte wirklich schon genug Zeit mit Grübeln vertan. Mit ein paar entschuldigenden Worten machte er sich an die Arbeit.

      #

      Meara war in einem Landstreifen angekommen, den sie gut kannte. Als sie noch Lehrling in Filitosa war, hatte sie ab und zu mit anderen lange Wanderungen unternommen. Natürlich nicht nur zum Spaß: In dieser Gegend gab es seltene Kräuter, die in Filitosa nicht wuchsen. Schon ein paar Generationen vor ihr hatten die Bewohner den Versuch aufgegeben, diese Kräuter in Filitosa anzupflanzen: Es klappte einfach nicht. Und so wurden regelmäßig ein paar Lehrlinge ausgesandt, um die Vorräte wieder aufzufüllen.

      In Gedanken war sie wieder bei einer dieser Wanderungen, als sie an einem Wald vorbeikam, in dem sie schon einmal diese besonderen Kräuter gefunden hatte. Fast unbewusst ging sie vom Weg ab und in den Wald hinein.

      Wenig später kam sie an die Stelle, an der die Kräuter innerhalb eines kreisrunden Hexenrings wuchsen. Meara fing sofort an, die Kräuter vorsichtig abzuschneiden und in ihrem Beutel zu verstauen. Konnte ja nicht schaden, wenn sie den jetzigen Lehrlingen einen Weg abnahm, oder?

      Als sie mit den Kräutern fertig war, entdeckte Meara in der Nähe einen wilden Apfelbaum. Schnell pflückte sie ein paar von den reifen Früchten und setzte sich, um zu Mittag zu essen.

      Kauend und gleichzeitig grinsend blickte sie zu dem Hexenring hinüber. Wenn die Menschen wüssten, dass diese Hexenringe überhaupt nichts mit Zauberei zu tun hatten, sondern nur eine besondere Art von Pilzen waren ... Aber so waren die Kräuter jedenfalls bestens geschützt!

      #

      Milan hatte am Vormittag einem Bauern geholfen, eine Kuh wieder einzufangen, die sich von ihrem Strick losgerissen und anschließend auf den Weg gemacht hatte, um die große, weite Welt auf eigene Faust zu erkunden. Der Bauer war schon völlig verzweifelt, als Milan ihn traf, denn er war allein, und so konnte ihm die Kuh immer wieder ausbrechen, bevor er sie einfangen konnte.

      Nach ein paar schweißtreibenden Versuchen hatten sie die Kuh endlich zu fassen bekommen. Nun stand sie wieder friedlich mit den anderen beiden Kühen zusammen, die der Bauer ins nächste Dorf zum Schlachter bringen wollte.

      Der Bauer hatte sein Brot mit Milan geteilt, dessen Proviantbeutel ja auf dem Grund der Schlucht lag. Es war ein einfaches, aber schmackhaftes Mahl. Nach ein paar herzlichen Abschiedsworten war Milan dann in die eine, der Bauer in die andere Richtung weitergezogen.

      Jetzt

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