Der 7. Lehrling. Volker Hesse

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Der 7. Lehrling - Volker Hesse

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Geld war fast alle, und er wollte mit seinen zerrissenen Sachen auch nicht auffallen.

      Also umging er die Häuser in einem weiten Bogen. Gegen Abend kam er an einem Aussiedlerhof an, wo er um ein wenig Essen und ein Nachtlager im Heu bat. Die Bäuerin schnitt ihm eine dicke Scheibe leckeren Schinken ab und gab ihm ein halbes selbst gebackenes Brot dazu. Milan verschlang sein Essen mit großem Appetit und legte sich bald zum Schlafen nieder. Am Morgen sollte es in aller Frühe weitergehen.

      #

      Meara war bei Sonnenuntergang einfach weitermarschiert. Sie wusste zwar, dass sie noch ein gutes Stück Weg vor sich hatte, aber die Spannung hätte sie ohnehin nicht schlafen lassen.

      So stapfte sie zielstrebig durch die stille Nacht dahin. Gegen Abend war sie noch ein paar Wanderern begegnet, aber nun war sie ganz allein unter einem prächtigen Sternenhimmel.

      Ein neugieriges Käuzchen begleitete sie ein Stück ihres Weges und flatterte mal hierhin, mal dorthin von Baum zu Baum. Meara versuchte es zu locken, aber es blieb immer in sicherem Abstand. Nach einer Weile flatterte es ein paar Mal um sie herum und verschwand dann mit einem letzten „Hu-huuh!“ in die Richtung, aus der es gekommen war.

      Gegen Mitternacht erreichte Meara eine Quelle, die neben dem Weg aus einem Hang sprudelte. Durstig trank sie das kühle, erfrischende Wasser und setzte sich dann ins Gras, um zu verschnaufen. Noch etwa fünf Stunden, dann müsste sie am Ziel sein.

      In Gedanken an die Zeiten als Lehrling aß sie ihr letztes Stück Brot und dazu die beiden Äpfel, die vom Mittag noch übrig waren. Es war eine schöne Zeit gewesen in Filitosa. Immerzu hatte sie mit den anderen Lehrlingen Spaß gehabt, auch wenn es viel zu lernen gab. Es war eine kleine, behütete, starke Gemeinschaft gewesen. Meara war gespannt, ob das immer noch so war.

      Als sie aufgegessen hatte, trank sie noch ein wenig von dem frischen Wasser und machte sich wieder auf den Weg. Stunde um Stunde verging. Die Sterne zogen über Meara auf ihrer alten Bahn dahin. Es wurde immer dunkler, und wenn der Mond nicht gewesen wäre, hätte Meara ihren Plan irgendwann aufgeben müssen. Sie schaute nach oben. In zwei Tagen würde Vollmond sein. Hoffentlich ein gutes Omen für den Grund der Zusammenkunft, was auch immer es sein mochte.

      Meara kam Filitosa immer näher, und ihre Vorfreude wuchs mit jedem Schritt, den sie auf das Dorf der Magier zuging. Plötzlich spürte sie etwas.

      Sofort war sie vom Weg verschwunden und versuchte aus einem Gebüsch heraus den Grund für ihre Unruhe zu entdecken.

      Eine Weile sah sie nichts, nur den Weg vor sich, der auf eine Kreuzung zulief. Dann spürte sie mehr, als sie es wirklich sah, eine Bewegung neben dem Weg direkt an der Kreuzung. Mit all ihren Sinnen konzentrierte sie sich auf den Punkt, an dem sie die Bewegung wahrgenommen hatte.

      Schlagartig wich die Anspannung von ihr. Sie stand auf und ging mit einem Lächeln auf die Kreuzung zu. „Ich glaube, wir haben den gleichen Weg!“, rief sie in die Dunkelheit.

      Viele Wiedersehen und letzte Vorbereitungen

      Kaum waren ihre Worte verklungen, gab es wieder eine Bewegung an der Kreuzung. „Guten Abend, Meara! So spät noch auf den Beinen?“, neckte eine weibliche Stimme aus der Dunkelheit.

      „Guten Abend, Katalin!“, rief Meara der Stimme entgegen und eilte zur Kreuzung. Die beiden Hexen fielen sich um den Hals und betrachteten sich dann gegenseitig im Licht des Mondes. Katalin war eine von den Lehrlingen, die nun im letzten Lehrjahr sein mussten. Meara hatte sich über die Jahre mit ihr angefreundet.

      „Komm, wir gehen den Rest des Weges zusammen“, schlug Meara vor. „Nein, das geht nicht“, entgegnete Katalin. „Ich bin heute Nacht einer der Vorposten, die rings um Filitosa aufgestellt sind. Du hast jetzt noch etwa eine Stunde vor Dir.“ Sie grinste. „Oder muss ich Dir etwa den Weg beschreiben?“

      Nach ein paar weiteren freundschaftlichen Worten machte sich Meara auf, um das letzte Stück Weg so schnell es ging hinter sich zu bringen.

      #

      Quentin lag im Bett. Durch die ganze Grübelei war der Tag noch anstrengender gewesen, als er durch die Arbeit ohnehin schon war. Das musste ein Ende haben, und so hatte er beschlossen, nicht eher zu schlafen, bis ihm eine Lösung eingefallen war.

      Auf der einen Seite war der Wunsch immer noch groß, andere zu finden, die so waren wie er. Er wusste allerdings nicht, wie. Und niemand schien darüber zu sprechen. Auch seine Eltern hatte er niemals von so einer merkwürdigen Gabe sprechen hören.

      Auf der anderen Seite fühlte er sich bei Finja und Falk sehr wohl. Und dass Finja wusste, was mit ihm los war, machte ihm nichts aus – ganz im Gegenteil! Er fühlte sich seit langer Zeit zum ersten Mal verstanden, und das gab ihm ein gutes, geborgenes Gefühl.

      Er nahm seine kleine Kugel in die Hand, die sofort zu leuchten begann, und starrte hinein. Dann traf Quentin seine Entscheidung.

      Er würde zuerst seine Lehre beenden und nebenbei darüber nachdenken, wie er anschließend seine Suche nach den „anderen“ beginnen konnte. Finja konnte ihm dabei bestimmt mit ihrem Rat zur Seite stehen.

      Genau so werde ich es machen!, dachte Quentin und drehte sich zur anderen Seite um.

      Mit der leuchtenden Kugel in der Hand schlief er endlich ein.

      #

      Fast schon schlafwandelnd kam Meara an einer Kreuzung an. Sie kannte diese Stelle sehr gut, es war einer der Zugänge nach Filitosa. Normale Menschen hätten an dieser Stelle allerdings gar keine Kreuzung gesehen. Für sie erhob sich auf der rechten Seite des Weges eine lange Reihe von scheinbar undurchdringlichem Dornengestrüpp, auf das Meara jetzt ohne Zögern zuschritt.

      Kurz vor dem Dickicht bewegte Meara kurz die Finger und murmelte halblaut die Worte „Duram andæn“, worauf im Nu die Illusion verblasste. Nachdem sie den Zugang passiert hatte, verschwand mit einem kleinen Rascheln die Lücke zwischen den Büschen wieder. Nur noch eine knappe halbe Stunde!

      Ihre Müdigkeit verflog, als Meara die ersten Lichter des Dorfes durch den Wald schimmern sah. Ihr erstes Ziel war natürlich das Haupthaus. Dort angekommen, wurde sie von einem ziemlich schläfrigen Lehrling freundlich begrüßt. Er gab ihr den Laufzettel, erklärte ihr die Dinge, die sie am nächsten Tag zu erledigen hatte, und fragte sie zum Schluss, ob er sie jetzt zu ihrer Unterkunft führen dürfe.

      Meara aber hatte trotz aller Müdigkeit Hunger und Durst. Mindestens etwas trinken wollte sie noch, bevor sie sich ins Bett legen würde. „Kein Problem!“, sagte der Lehrling zu ihr, „die Küche ist rund um die Uhr geöffnet. Nur ob Du noch Schlaf bekommst, wenn Du erst einmal da bist, bezweifle ich stark ...“ Er lächelte wissend und begleitete die verwirrt dreinschauende Meara zum Speisesaal.

      Sie waren noch ein gutes Stück vom Speisesaal entfernt, als sich Meara schließlich das Lächeln erklären konnte: Schon aus dieser Entfernung konnte man deutlich hören, dass der Speisesaal alles andere als verlassen war. Laute Gespräche und Lachen drangen durch die massive Tür. Dort angekommen, verabschiedete der Lehrling Meara, wünschte ihr guten Appetit und verschwand wieder auf seinen Posten im Foyer.

      Meara zog die schwere Eichenholztür auf und sah in den vertrauten Raum, in dem sie schon als Lehrling manchen langen Abend verbracht hatte. Köpfe flogen zu ihr herum, und von mehreren Tischen wurden ihr Grüße entgegengerufen, die sie winkend und lachend erwiderte.

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