Achims Ring. Manfred Peter Oebel-Herrmann

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Achims Ring - Manfred Peter Oebel-Herrmann

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La belle-mère mehr als pünktlich. Und tatsächlich, Achim hörte wie die Türklinke bewegt wurde. Das war eine weitere Unsitte von La belle-mère einfach ohne zu klingeln oder anzuklopfen in das Haus zu kommen. Achim hatte dies geahnt und darum die Haustür abge-schlossen. Nun ging er zur Tür und machte auf.

      „Ich habe gar nicht gehört, dass du geläutet hast; die Türglocke ist sicher defekt.“

      La belle-mère knurrte ihn an: „Habt wohl Angst geklaut zu werden.“ „Auch ich wünsche dir einen schönen Tag“ hielt Achim dagegen. Immer wenn er die Queen im Fernsehen sah amüsierte er sich köstlich über die königliche Garderobe.

      Er hielt sie schlicht für katastrophal, eine Geschmacksverirrung und es war für ihn unvorstellbar, dass es Menschen geben könnte, die sich ähnlich kleiden. Aber seine Schwiegermutter toppte dies ohne Mühe. So auch heute. Alles in allem sah sie aus wie ein überdimen-sioniertes Erdbeereis mit Sahnehaube.

      Rosa das Kleid und oben drauf der wohlfrisierte, weißbehaarte Kopf.

      La belle-mère ging, in eine ungeheure Parfümwolke gehüllt, in die Wohnung und ließ sich der Einfachheit halber gleich am Esstisch nieder.

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      „Was gibt’s?“ wollte sie wissen und meinte damit das Essen.

      „Lachs“ sagte Hanni kurz angebunden.

      Achim betrachtete seine Schwiegermutter. Bräsig saß sie da, verpes-tete mit ihrem Billigparfüm die Luft, verdarb die bis dahin gute Stimmung. Er war jetzt entschlossen La belle-mère von ganzem Herzen nicht zu mögen.

      Achim bat Hanni Platz zu nehmen und servierte den Rieslingsekt Fürst Metternich als Apéritif. Zum Essen würden sie diesen Sekt auch trinken.

      La belle-mère gab Hanni ein Couvert. „Für dich“ sagte sie extra betont, dann trank sie ihr Glas aus und rülpste leise.

      Achim war genervt, die Frau konnte einfach nicht genießen und vor allem hat sie keinerlei Stil; sie ist schlicht und einfach vulgär.

      Sie genossen das Lachstartar. Die Mutter fraß es kommentarlos in sich hinein.

      „Was macht ihr nachher?“ wollte La belle-mère wissen.

      „Wir fahren nach Ahlbeck, ein bisschen promenieren.“

      La belle-mère quittierte die Auskunft mit eisigem Schweigen.

      Achim war über das heutige Verhalten seiner Schwiegermutter stinksauer und auch verletzt. An Hannis Miene sah er, dass es ihr genauso erging.

      Die Zeit verging nur schleppend.

      Der Lachs war köstlich und harmonierte perfekt mit der kalten Kräutersauce. Kaum war der Hauptgang beendet servierte Achim auch schon die Kekstorte. Dieses Mittagessen sollte so schnell wie möglich beendet werden.

      Endlich machte La belle-mère Anstalten sich zu verabschieden. Hanni sah verstohlen auf ihre Uhr, während Achim alle Zurückhal-tung fallen ließ und demonstrativ auf die Uhr schaute:

      „So, dann wollen wir mal, sonst bekommen wir keine Sonne mehr ab, wenn wir auf der Promenade sind.“

      Die zwanzigminütige Fahrt nach Ahlbeck verlief schweigsam, beide waren bedrückt. Achim sagte: „Ich verstehe die Frau nicht, aber vergessen wir das am besten.“ Hanni schaute ihn dankbar an und meinte „Freuen wir uns auf den Espresso.“

      Die Terrasse des Ahlbecker Hof war gut besetzt, aber sie hatten Glück und fanden einen freien Zweiertisch.

      Ein handbeschriftetes Schild an der Treppe zur Terrasse kündigte an: LIVE KLAVIERMUSIK!

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      Ein Knabe saß am Klavier und versuchte sich an alten Schlagern. Ein uniformierter Subalterner des Hotels stand bei einem Gast am Tisch und sonderte eine Lobeshymne auf das Können des Knaben ab. Aus dem Verhalten des Angestellten schloss Achim, dass es sich bei dem Knaben um einen Abkömmling des Hotelbesitzers oder einer höheren Charge handeln müsse. Das Kind hatte keine Ahnung vom Klavierspiel. Entweder war es zu faul zum Lernen und Üben oder aber es war gnadenlos unbegabt. Achim neigte zur letzteren Annah-me. Die katastrophale Darbietung ging ihnen dermaßen auf den Geist, dass sie die Terrasse verließen und zum Lokal von Elke Lau dislozierten. An einem sonnigen Platz genossen sie ein Köstrizer.

      „Ist auch schwarz wie Espresso“ meinte Hanni.

      Sie räkelten sich wohlig in der Sonne; plötzlich war es für den Bruchteil einer Sekunde ganz still, als ob alles den Atem anhielt. Ein eisiger Windhauch war zu spüren. Und schon war der Spuk vorüber und die Sonne wärmte wieder.

      Gelächter und Stimmengewirr bestimmten wieder die Szene. Sie sahen sich an; sie wussten was das gerade Erlebte zu bedeuten hat: Der Herbst hat sich angekündigt. Dieses Phänomen wiederholte sich jedes Jahr und wurde nur von Einheimischen wahrgenommen.

      Sie schlürften genüsslich ihr Köstrizer. Hanni mochte Bier gern, sie benutzte immer den Deminutiv „Bierchen“. „Was hältst du von einem Bierchen?“ war eine häufig gestellte Frage.

      Hanni sagte, dass sie demnächst zu ihrem traditionellen Besuch nach Thüringen aufbrechen wolle. Achim nickte. Hanni besuchte jedes Jahr nach der Sommersaison im September ihre Freundin Gerda. Eine Schulfreundin, an die er sich nur flüchtig erinnern konnte. Nachdem sie auf die Insel zurückgekehrt waren, hatte Hanni Gerda zufällig getroffen und, was für Achim völlig unverständlich war, beide hatten sich nach fast einem halben Jahrhundert sofort wieder-erkannt. Gerda hatte ins Thüringsche geheiratet und Hanni und Achim zu einem Besuch in Mahnebach eingeladen. Zu Achims Erstaunen sagte Hanni ohne Umschweife zu. Sie freue sich riesig sagte sie und meinte es auch so. Achim empfand die Einladung als Belästigung und Eingriff in seine Privatsphäre beziehungsweise seinen geplanten Jahresablauf.

      „Ich freue mich ebenfalls“ heuchelte Achim und täuschte als Entschuldigung ein Riesenpensum Arbeit vor, so dass man meinen könnte er sei ein Großunternehmer.

      16

      Und so fuhr Hanni regelmäßig im September alleine nach Thüringen. Hanni sah Achim erwartungsvoll an. Der bequemte sich zu einem Kommentar und meinte, dass er lieber hier auf der Insel bleiben möchte.

      Es war jedes Jahr das gleiche Ritual. Hanni fand es schade, dass er nicht mitkam, insistierte aber nicht und ersparte ihm damit faden-scheinige Ausreden. Achim war’s zufrieden, denn wenn Hanni abwe-send war gestaltete er sein eigenes Programm.

      Sie tranken ihr Bier aus und beschlossen nach Hause zu fahren. Eine Überraschung erwartete sie. Die Bewohner der Wohnung im ersten Stock, das Haus hat eine Einliegerwohnung, erwarteten sie und baten um eine kurze Unterredung. Sie wollten auf das kommende Frühjahr den Mietvertrag kündigen, weil sie eine kleine Wohnung in einem Seniorenheim beziehen könnten. Es täte ihnen leid, sagten sie und sie hätten sich immer so wohl gefühlt und es sei immer so nett gewesen und ob sie behilflich sein könnten bei der Suche nach geeigneten Nachfolgern. Achim ergriff das Wort und versicherte ihrerseits wie unglaublich leid es ihnen tut so angenehme Mieter zu verlieren und wie schade es sei, dass man sich in der vergangenen Zeit nicht näher gekommen sei, und nein, es wäre nicht nötig nach neuen Mietern Ausschau zu halten. Und sie wünschen alles Gute, vor allem aber Gesundheit, denn

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