Skyline Deluxe. Marianne Le Soleil Levant

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Skyline Deluxe - Marianne Le Soleil Levant

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das hinauslief, wollte aber mehr erfahren.

      „Das ist diese Kosmetiksache. Sie brauchen Leute mit guten Details für Großaufnahmen. Helle Haut und so. Feine Züge. Manchmal wollen sie auch einen bestimmten Typ für avantgardistische Mode. Es ist eigentlich gut, wenn man selbst kein sehr ausdrucksstarker Typ ist. Dann können sie einen in die Richtung schminken, die sie brauchen. Wichtig ist gute Symmetrie und Proportionen. Die kann man nicht herschminken.“

      Tom wurde jetzt auch die höhere Schönheit hinter ihrer Unscheinbarkeit bewusst. Es war richtig, sie hatte sehr symmetrische und feine Züge und zarte Hände, deren Bewegungen sie fraglos perfekt kontrollierte. Die lange Nase konnte als Manko gelten, machte aber vielleicht einen avantgardistischen Typ aus. Über die Seidigkeit ihrer Stimme und Lippen herrschte kein Zweifel.

      „Die Sprachaufnahmen sind vor allem Werbetexte. Nichts Besonderes. Man rutscht in so was rein, wenn man in den entsprechenden Kreisen ist.“

      „Du meinst die Mode- und Kosmetikbranche?“

      „Ich meine, ich bilde mir nichts darauf ein. Viele können das. Wenn man das Glück hat, mit Leuten bekannt zu sein, die diese Jobs anbieten, tut man sich leichter.“

      „Wie bist du dazu gekommen? Deine Stimme ist wunderbar.“

      Sie lächelte erfreut.

      „Danke. Hör zu, ich komme aus einer wohlhabenden Familie. Da verkehrt man mehr oder weniger zwangsläufig in einer gewissen Gesellschaftsklasse. Nenne sie die Reichen und Schönen. In Asien ist diese Klassentrennung eventuell etwas konkreter. Man muss nicht arbeiten, obwohl man bessere Ausbildung genießt. Man arbeitet trotzdem, außer man ist Frau und heiratet. Nichtstun gehört sich schließlich nicht und ist auch nicht gesund. Welche Arbeiten kommen für eine junge Frau schon in Frage? Wenn man nicht gerade auf die Verbindungen des Elternhauses bauen möchte, schaut man sich nach Möglichkeiten um. Inzwischen bin ich es, die Models betreut und vermittelt. Asien ist IN.“

      Tom hatte sich so was gedacht. Woher sollte sonst ihr ausgezeich­netes Englisch kommen. Derart korrektes Englisch mit dem noch dazu gut manifestierten amerikanischen Akzent war unter Japanern selbst in Geschäftskreisen nicht verbreitet. Im Übrigen erklärte das auch ihr hochprofessionelles Make Up und ihre feine Kleidung, selbst wenn es sich nur um die Pool-Shorts handelte.

      „Dann bist du beruflich in Bangkok und im Fünf-Sterne-Hotel?“

      Sie lachte verhalten. „Nein, mein Lieber. - No Dear.“

      Korrigierend: „Ich bin auf Entspannungstrip, wie so viele Japaner hier.“

      „Urlaub in Bangkok?“

      „Denk nach. Im Vergleich zu dem stressigen Wahnsinn in Tokyo ist Bangkok erstens unglaublich günstig und reichlich entspannt. Dazu kommt, dass wir nichts arbeiten müssen und es hier alles gibt. Die Beziehungen zwischen Thailand und Japan sind dauerhaft und stabil. Für die paar Tage, die Japaner Urlaub machen, lohnt es sich manchmal nicht, auch noch weiter an den Strand zu fliegen. Vielen Asiaten bedeutet das Baden im Meer nichts. Ist es zu guter Letzt deine deutsche Sparsamkeit, die zu großes Aufhebens um das Fünf-Sterne-Haus macht? Im Vergleich zu den Lebenshaltungskosten in Tokyo ist das hier alles kein Problem. Die Urlauber kommen schließlich nicht aus der Provinz, sondern sind Teil der Mittel- und Oberschichten der japanischen Großstädte. Da leistet man sich für die kurze Zeit nur das Beste und kostet das aus.“

      „Trotzdem beantwortest du deine Emails.“

      „Ja, und Bangkok ist auch modetechnisch zu interessant, um das aus den Augen zu lassen, aber ich bestehe jetzt darauf, nicht mehr über all diese Äußerlichkeiten zu sprechen.“

      Das Essen war jetzt im Anmarsch. Da wie auf diesen Restaurant­booten üblich praktisch nur Seafood im Angebot war, hatte Tom, der damit größtenteils gar nichts anfangen konnte, panierte Riesen­shrimps mit Salat und Knoblauchbrot bestellt. Sie Hummer.

      Wenn schon, denn schon.

      Die Kellner servierten mit einem fröhlichen Lächeln und so war das Gespräch für den Moment unterbrochen.

      Sein bequemes Fingerfood kam Toms begrenzt kultivierten Essma­nieren entgegen, während sie routiniert den Hummer zerlegte und die einwandfreie Zubereitung lobte. Sie bot ihm an, zu probieren. Er gab zu bedenken, er hätte noch niemals welchen probiert, da ihm das Essen einfach zu umständlich schien.

      „Dann wird es ja Zeit. Es ist ganz leicht, wenn man weiß wie's geht.“

      „Mir wäre es lieber, wenn du mich fütterst“, schlug Tom vor.

      Sie lächelte. „Gute Idee.“

      So kindisch die Sache vom Zweck der Nahrungsaufnahme her scheint, so regelmäßig fanden Paare daran Vergnügen, sich zu füttern. Sie tranchierte ein gutes Stück aus dem Tier und schob es in seinen geöffneten Mund. Tom musste unter ihren Augen kauen.

      „Na, schmeckt der Hummer, wenn man die Arbeit damit nicht hat?“

      Das Ding war auch voller Knoblauch.

      „Ja, sehr gut, sehr zartes Fleisch. Schmeckt gar nicht nach Fisch.“

      Mit einem sehr süffisanten Lächeln streckte sie ihm mit auffälligem Blick auf seine Zunge schon das nächste Stück entgegen.

      „Auf das feine, zarte Fleisch kommt es an.“

      Er wurde mit immer weiteren Häppchen versorgt und musste so das Sprechen sein lassen. Die Shrimps blieben vorerst liegen. Beiden gefiel es. Sie sahen sich ununterbrochen in die Augen.

      Der Hummer war fast alle, als sie aufhörte. Tom sah es und bot ihr panierte Shrimps an. Sie nahm einen, bestellte aber noch Austern nach. Tom fand es trotzdem bequem, jetzt einfach ein bisschen an seinen Garnelen zu nagen. Nachdem sie den Rest des Hummers verspeist hatte und die Austern noch auf sich warten ließen, fing sie an: „Wir haben nicht viel Zeit.“

      Tom zuckte kurz. Das gefiel ihm nicht.

      Er wollte aber nicht unterbrechen.

      „Ich möchte nicht über Beruf, Familie, Status oder gar Geld, Politik oder die Gesellschaft sprechen“, fuhr sie fort. „Ich möchte über uns sprechen. All diese Dinge sind äußerlich und spielen für uns keine Rolle. - They don't matter for us now. It is all about you and me only.“

      „Aber das gehört auch zu uns, der Beruf, die Familie, der Status …“

      „Ja vielleicht, wenn wir heiraten wollten. Wir werden nicht heiraten“, sagte sie trocken.

      „Wer weiß.“

      „Red keinen Quatsch. Das mag ich nicht. Wir mögen uns. Wir sind neugierig. Du zuerst. Dann ich. Du fühlst dich zu mir hingezogen. Von mir angezogen, sagst du. Damit hast du mein Interesse geweckt. Jetzt mag ich dich ein bisschen. Vielleicht weil du mich magst. Ich weiß das nicht genau. Noch nicht. Vielleicht täusche ich mich in dir. Ich glaube nicht. Ich bin neugierig“, wiederholte sie. „Wir lieben uns nicht. Wir sind nicht mal richtig verliebt. Vielleicht werden wir Freunde. Hoffentlich, aber im Moment möchte ich nur dich. Es geht nur um dich und mich.“

      Tom war sehr erstaunt über die Mischung ihres ausdrücklichen Willens zur menschlichen Nähe nach so kurzer Zeit und dem auch fragwürdigen Einstieg in die Bekanntschaft durch einen unschick­lichen Schenkelstarrer, ihre Zuversicht

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