Die Geisterbande Dekalogie. Dennis Weis

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Die Geisterbande Dekalogie - Dennis Weis

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kam keine Antwort.

      Peter konnte es nicht glauben und fürchtete, dass seine Eltern ebenfalls, genauso wie er, verletzt waren und deshalb nicht antworteten. Er riss sich aber zusammen.

      „Hört ihr?“ fragte er ins Dunkel hinein, „ich werde euch retten…“

      Zwar konnte er sich wenig bewegen, ohne Schmerzen zu erleiden, aber er wollte seinen Eltern helfen. Auf einmal hörte er ein Rascheln und spürte eine durchdringende Kälte, die ihm Angst machte. War es ein Tier, welches sich hier unten aufhielt? Vielleicht eine Ratte? Er hasste diese Viecher.

      Peter stockte der Atem, denn bemerkte, wie etwas Eisiges seinen Körper, beginnend an seinen Füßen, hinaufkroch. Es sorgte dafür, dass er zunächst seine Beine nicht mehr bewegen konnte und dann als es auf der Höhe seines Herzens war, wurde alles eiskalt.

      Es wurde alles weiß und hell und eine Stimme sagte ihm, dass alles gut werden würde.

      Aber das wurde es nicht, denn es folgte die Dunkelheit und Peter fühlte sich als sei er in einem Traum. Der Junge öffnete seine Augen und sah eine Art Nebelrauch und ringsherum Finsternis. Er spürte auf einmal, dass er keine Schmerzen mehr hatte und dass er sich wieder bewegen konnte. Zudem konnte Peter trotz des Nebelrauchs mehr sehen. Er stand auf und schaute sich um.

      Wo waren seine Eltern?

      Plötzlich berührte ihn etwas an seiner Schulter. Es jagte Peter einen gehörigen Schrecken ein. Als er sich umdrehte, erschrak er erneut, denn was er sah, konnte nicht stimmen! Es war eine Mischung aus Rauch und Monster, wie man sich es in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen konnte und auch nicht wollte. Er konnte umrissartig einen Kopf mit feuerroten Augen und zwei Hörner erkennen. Des Weiteren hatte die Bestie einen langen gezackten Schwanz, der sich unregelmäßig hin- und herbewegte. Peter wollte reflexartig weglaufen, aber er spürte eine Kraft, die ihn davon abhielt.

      „Du bist jetzt mein“, durchdrang in eine tiefe und brummige Stimme.

      Jetzt merkte Peter, was ihm wirklich Furcht einflößte! Es war nicht die Gestalt, die er eh schlecht sehen konnte, sondern die Aura und diese tiefe ins Hirn brennende Stimme. Sie war widerlich und schmerzhaft. Und obwohl er sich gerade in einer aussichtlosen Situation befand, konnte er nicht weinen. Vielleicht wollte er es auch nicht. Vielleicht wollte er diesem Monster nicht noch mehr Macht über ihn verleihen.

      „Was hast du mit meinen Eltern gemacht?“ wollte er von dem Ungetüm wissen und brüllte es nahezu heraus.

      Dabei vermutete er, dass die Bestie seine Eltern gefangen genommen oder sogar getötet haben müsste. Diese Gedanken machten ihn traurig, aber vor allem auch wütend.

      „Sag‘ es schon!“ schrie Peter.

      „Schweig!“ donnerte es in dem Kopf des Jungen.

      Peter brach sogar zusammen, so stark hatte ihn das Beben der Monsterstimme erwischt.

      „Nur weil du tot bist, brauchst du nicht zu denken, du seist unsterblich“, sprach das Ungetüm.

      Als die Worte Peter erreichten, versetzten sie ihn Starre. Seine Gedanken kreisten um die Suche nach seinen Eltern, dem Brunnen und den Fall.

      „Ich bin tot?“ fragte Peter, noch immer in tiefen Gedanken.

      „Finde dich damit ab“, machte das Monster klar und Peter spürte, dass es keine Lust mehr auf eine Fragerunde hatte, „Füge dich oder ich bereite dir unendliche Schmerzen.“

      Peters Körper begann zu zittern, denn ein weiteres Beben aus Leiden und Qualen hatte ihn erreicht und verdeutlichte ihn, dass es besser war, nicht zu widersprechen. Peter wollte überleben und Antworten haben. Antworten auf die Frage, wo seine Eltern waren und was tatsächlich hier geschehen war. Daher kniete er sich als Zeichen, dass er gehorchen werde, nieder.

      „Ich habe verstanden“, sagte Peter und die Schmerzen ließen nach.

      „Aber eine Frage habe ich noch?“ ergänzte er in gebeugter Haltung, „wie ist dein Name?“

      „Du wirst mich Meister nennen“, befahl das Monster, „die anderen nennen mich Larvaster.“

      Peter nickte.

      Im gleichen Moment verspürte er wieder ein ansteigendes Stechen in seinem Kopf.

      „Es heißt JA MEISTER“, trug Larvaster dem Jungen auf.

      „Ja Meister“, wiederholte Peter mit gesenktem Kopf.

      Dann stieg Larvaster empor und verließ den Brunnen. Peter stand wie angewurzelt da, denn er wusste nicht, wie er ihm hätte folgen können.

      „Wo bleibst du?“ fragte Larvaster mit wütender Stimme, aber ohne erneutes Beben.

      „Ich weiß nicht, wie ich hoch komme“, antwortete Peter.

      Er befürchtete, dass im nächsten Augenblick wieder eines der Attacken des Monsters kam und bereitete sich innerlich schon darauf vor.

      „Meine Güte“, reagierte Larvaster genervt, „nutze deine Kraft. Du bist ein Geist und kannst den physikalischen Gesetzen trotzen.“

      Peter konnte es kaum fassen, was Larvaster ihm mitteile. Ein Geist? Er hätte gerne länger in dieser Phase der Faszination gesteckt, wenn nicht die roten Augen ihn bereits gefühlt mehrfach durchbohrt hätten.

      „Also gut“, führte Peter ein Selbstgespräch, „ich bin ein Gespenst und kann offenbar fliegen.“

      „Du musst es dir vorstellen“, verriet ihm Larvaster ungeduldig, „und nun sieh‘ zu, bevor ich es mir anders überlege.“

      Peter benutzt seine Vorstellung vom Fliegen und nahm als Vorbild Peter Pan, der immerhin auch ein Junge war und fliegen konnte. Zudem waren sie Namensvetter, was ihm in diesem Moment sehr gefiel und ihm Mut machte.

      Langsam spürte Peter wie er vom Erdboden abhob und etwas in der Luft schwebte. Wow! War das ein Gefühl! Er flog nach oben und landete auf der Erde.

      „Du wirst mich nun zu dir nach Hause führen“, orderte Larvaster an.

      „Ja, Meister“, sagte Peter, „ich weiß nicht, wie ich von hier aus zu mir nach Hause komme.“

      Die Augen des Rauchmonsters wurden dunkelrot. Peter deutete als Zeichen für Wut und schluckte kurz, denn er wollte nach wie vor keine weiteren Qualen erleiden!

      „Horche in dich“, sprach Larvaster, „und nutze deine neue Macht. Ich sage es nicht noch mal, denn dann reißt mein Geduldsfaden, kapiert?“

      „Ja, Meister“, antwortete Peter brav und gab keinen weiteren Mucks von sich.

      Peter riss sich zusammen und begann auf seinen Körper zu hören. Wie mit Magie verschwanden alle anderen Dinge um ihn herum. Der Friedhof, die Bäume, die Straße und selbst das Grillenzirpen in der Nacht. Es blieb einzig und allein das Schloss übrig. Er sah es klar und deutlich vor Augen und wusste, wo er lang zu gehen hatte.

      Larvaster folgte dem Jungen. Sie schritten durch das Brachenfelder Gehölz, durch die Straßen bis sie schließlich ankamen. Es war mitten in der Nacht und außer den Laternen, brannte kein

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