Die Geisterbande Dekalogie. Dennis Weis
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Читать онлайн книгу Die Geisterbande Dekalogie - Dennis Weis страница 11
„Peter, deinem Vater tut es leid“, rief seine Mutter.
Peter geriet in einen inneren Konflikt. Es merkte es und es fühlte sich schlecht an. Er wollte all dies, deshalb ist er von zu Hause geflohen. Aber irgendetwas ließ ihn stocken, denn er traute der ganzen Sache nicht.
„Peter, es tut mir leid, dass ich dir eine Backpfeife gegeben habe“, sagte sein Vater nun mit besorgter Stimme, „ Ich war ein schlechter Vater, all die Jahre über. Ich habe es jetzt gemerkt, nachdem du weggelaufen bist.“
Peters Widerstand begann zu kippen. Endlich gab sein Vater zu, dass er Fehler begangen hatte! Sein Entschluss stand fest: Er wollte zu seinen Eltern und sich mit ihnen vertragen und sollte sein Vater ihn anschwindeln, würde er danach für immer weglaufen.
„Mama, Papa“, schrie er so laut er konnte.
Er hatte seit er drei Jahre alt war nicht mehr die Worte „Mama“ und „Papa“ benutzt. Sein Vater hatte es ihm untersagt, da er keinen verweichlichten Sohnemann haben wollte. Seither hatte er diese Worte nie mehr in den Mund genommen und sie schon beinahe vergessen.
Nun konnte er Peter kaum mehr erwarten, seine Eltern in seine Arme zu schließen und rannte los. Erst nach einigen Augenblicken bemerkte er, dass er nichts mehr von seinen Eltern gehört hatte.
Also blieb er stehen.
„Mama?“
„Papa?“
Rief er in die Nacht hinein und der Wald verschluckte diese Worte, als ob er hungrig gewesen wäre. Er schaute sich um und horchte, aber er konnte außer dem Laut einer Eule, dem Zirpen einiger Grillen und dem Wind nicht weiter vernehmen.
Hatten sie ihn nicht rufen gehört? Waren sie einfach gegangen? Diese Gedanken ließen Peter Tränen in die Augen schießen und er spürte, wie sehr er seine Eltern vermisste. Jetzt wollte er unbedingt nach Hause! Allerdings wusste er nicht mehr wie er zurückkommen konnte und geriet ein wenig in Panik. Er lief in eine Richtung und blieb wieder stehen.
„Peter!“ hörte er einen Schrei seiner Mutter und er konnte feststellen, aus welcher Richtung dieser Ruf kam.
War sie in Gefahr? In ihrer Stimme vernahm Peter etwas Grauenvolles, als habe sie sich erschrocken. Anders als damals, als sie in das Schloss gezogen waren und sie im Keller Mäuse entdeckt hatte und um ihr Leben schrie. Vater kam dann und beseitigte das Nagetier.
Er rannte. Er rannte, denn er fürchtete nichts Gutes.
„Peter!“, hörte er seinen Vater rufen, „Hilfeeeee…!“
Oh nein! Peter war fast da. Dann blieb er stehen. Er war auf einen Weg gestoßen, den er zuvor noch nie gesehen hatte. War es das andere Ende des Brachenfelder Gehölzes? Zumindest gab es Laternen, sodass er etwas sehen konnte. Auf der anderen Seite waren Mauern mit Verzierungen und vereinzelt hatten sie Zaunelemente. Peter wagte sich heran und konnte feststellen, dass es Eisen sein musste, welches lackiert wurde.
Wo war er?
Peter ging zum Tor, das offen stand. Als er sich direkt davor befand, konnte er ein Schuld erspähen, auf dem geschrieben war:
WestfriedhofamBrachenfelder Gehölz |
Ein Friedhof… Peter dachte nach, denn er war sich nicht sicher, ob er schon einmal von diesem Friedhof zuvor gehört hatte. Er kannte den Südfriedhof und den Nordfriedhof, aber diesen kannte er nicht.
„Peter, hilf‘ uns, wir sind hier“, sprach seine Mutter und es kam eindeutig vom Friedhof.
Peter hatte Angst. Er hatte Angst vor Friedhöfen, besonders mitten in der Nacht und obwohl er nicht genau wusste, wie spät es wirklich war, eines war sicher, es war total dunkel und unheimlich hier. Andererseits hatte er Angst um seine Eltern.
„Bitte, Peter“, flehte sein Vater.
Jetzt reichte es. Peter wollte nicht, dass seine Furcht siegen würde und machte einen Schritt auf den Friedhof.
„Siehst du“, sagte er sich, „es ist nichts passiert.“
Dann machte er einen weiteren Schritt und war nun auf dem Gelände des Westfriedhofs. Es bildete sich Nebel. Peter fiel es schwer, alles genau zu sehen, aber einen Weg erkannte er. Er versuchte herauszufinden, wo seine Eltern sein könnten, denn mehr als das hatte er zurzeit nicht. Obwohl er ab und an stehenblieb, um zu horchen, ob seine Mutter und sein Vater etwas riefen, blieb es still. Außer den Geräuschen der Nacht vernahm Peter nichts.
„Das ist doch zum Verrücktwerden“, sagte er und hielt an, nachdem er eine Weile auf dem Friedhof umhergewandert war, „sie hätten hier irgendwo sein sollen.“
Peter setzte sich auf eine Bank, an der auch eine Laterne befand. Er war sehr müde und wünschte sich sein eigenes Bett zurück. Es kam ihm der Gedanke, dass seine Müdigkeit ihm einen Streich gespielt haben könnte, denn schließlich würden seine Eltern doch weiter rufen, wenn er näher kam, oder etwa nicht? Peter war unsicher.
„Peter!“ schrie seine Mutter plötzlich und er schreckte hoch.
Ohne auch nur einen Gedanken zu verschwenden und mit Trotz gegen seine Müdigkeit, rannte Peter in die Richtung der Stimme seiner Mutter. Er sah einen Brunnen aus uralten Steinen mit Verzierungen.
„Wir sind hier unten!“ rief sein Vater und Peter spurte zum Rand des Brunnens.
So sehr er auch versuchte, etwas zu erkennen, es war viel zu dunkel, um etwas sehen zu können.
„Mama…Papa?“ rief er in den Brunnenschacht und seine Stimme halte etwas.
Dann horchte er, aber eine Antwort kam nicht. Möglicherweise waren seine Eltern so schwer verletzt, sodass sie ihre Kraft aufteilen und deshalb nicht antworten konnten.
„Ich komme und rette euch“, sagte Peter entschlossen und schaute sich in einem Radius von etwa zehn Metern um.
Er wollte unbedingt etwas finden, dass ihm helfen würde, seine Eltern zu befreien. Zum einen wollte ihm nicht einfallen, nach was er suchen sollte und zum anderen fand er nichts. Er landete erneut beim Brunnen und lehnte sich etwas über den Rand hinüber. In einem Moment wie in Zeitlupe bemerkte er, dass er nach vorne abrutschte. Sie Steine waren aalglatt und bevor Peter etwas bemerkte, verlor er sein Gleichgewicht und fiel nach vorne über.
Er schrie reflexartig und nach einer gefühlten Weile prallte er auf den harten und nassen Boden. Da er sich während des Sturzes einmal überschlug, landete er mit voller Wucht auf seinen Rücken, was ihm für einen Augenblick den Atem raubte und einen durchdringenden Schmerz verursachte. Innerlich zerriss es ihn und er wollte laut schreien, aber er konnte nicht.
Es war stockdunkel. Über Peters Gesicht kullerten dicke Tränen Richtung Boden. Er begann zu weinen, musste aber feststellen, dass es noch mehr Qualen verursachte, also unterdrückte seine Traurigkeit. Versuche, sich zu bewegen, endeten abermals in Schmerzen.
Es dauerte einige Zeit, bis er sich für seine Situation einigermaßen beruhigen konnte. Und vor allem ein Gedanke konnte ihn dazu bringen: Seine Mutter und sein Vater!
„Mama…Papa?“ fragte er in die Dunkelheit, „wo seid ihr?“