Die Geisterbande Dekalogie. Dennis Weis
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Noch immer reagierte das Rauchmonster so, als hätte es niemanden kommen sehen und konzentrierte sich auf den Eingang, einem Tor, was nicht abgeschlossen war. Peter bemerkte gar nicht, dass Larvaster nicht hinein kam, da er mit dem Passanten beschäftigt war. Der Mann war bis auf zwei Meter herangekommen. Dann blieb er stehen. Oh nein! Jetzt hat sie entdeckt. Peters wurde mulmig. Gleich würde der Mann in Panik geraten und die ganze Sache würde auffliegen.
„Bitte mich in dein Heim“, sagte Larvaster, ohne auf das Thema mit dem Fremden einzugehen.
Peter reagierte nicht, denn der Mann starrte ihm direkt in seine Augen.
„Der kann uns nicht sehen“, verriet Larvaster, „er ist ein Mensch.“
Im nächsten Augenblick torkelte der Fremde weiter und zu allem Überfluss auch noch durch Peter hindurch. Es fühlte sich an, als mache man eine Röntgenaufnahme. Man spürt zwar nichts, aber man weiß dass es nicht angenehm für den Körper war.
„Bist du fertig mit dem Gaffen?“ fragte Larvaster genervt, denn er wollte in das Schloss und wurde von dem Jungen, den er aber dafür benötigt, aufgehalten.
„Ja, Meister“, gab Peter als Antwort, denn er hatte nicht vergessen, dass dieses Monster auch anders konnte, „wie mache ich das denn?“
„Gehe auf das Grundstück“, teilte Larvaster mit, „und sage, dass du mich hineinbittest.“
Peters Gefühle schlugen Alarm. Er hatte schon bei Vampiren wie Dracula gelesen, dass es eine solch ein Wesen eine Macht verleiht, die kein gutes Ende genommen hatte.
„Falls du auf dumme Gedanken kommst“, warnte das Ungetüm, „falls du mich nicht hineinbittest, werde ich dich töten und wenn es dir nicht reicht, dann reiße ich deinen Eltern die Haut beim lebendigen Leibe ab!“
„Ich bitte dich hinein, Meister“, kam es aus Peter geschossen wie aus einer Pistole.
Das rauchige Schattenmonster schwebte durch die Mauer, die als Grenze diente, hindurch und befand sich nun auf dem Gelände. Peter zitterte am ganzen Körper, denn ihn hatten die Worte von Larvaster hart getroffen. Die Entscheidung, die Bestie hineinzulassen, war keine freie- sie war erzwungen worden. Der Junge hatte das Gefühl, ins Schachmatt gestellt worden zu sein, denn er hätte bei einem „NEIN“ seine Eltern verloren.
Larvaster hingegen verlor keine Zeit. Er wirkte zunehmend unruhig. Peter konnte nicht genau ausmachen, woran es lag und folgte dem Ungetüm, das sich in Richtung Schloss fortbewegte. Es waren brannten keine Lampen im Haus, sodass Peter vermutete, dass es noch immer Nacht sein musste. Der Mond am Himmel leuchtete hell und klar.
Kurz vor dem Eingang wurde auf einmal die Tür geöffnet und die Mutter von Peter kam hinaus. Peter war überwältigt von seinen Gefühlen, denn er freute sich, dass er seine Mutter sah und wollte am liebsten auf sie zu rennen, aber ihn durchkreuzte der Gedanke, dass es nicht funktionieren würde. Seine Mutter lief durch ihn durch und er konnte ihr Herz schlagen hören. Es schlug schnell. Es war sehr aufgebracht.
„Schatz“, hörte Peter die Stimme seines Vaters rufen, „nun warte doch… er ist bestimmt früh zur Schule gegangen.“
Seine Mutter blieb stehen und schaute mit finster Miene: „ Und warum hat er einen Abschiedsbrief geschrieben?“
Sie drehte sich wieder um und ging weiter in Richtung Garage.
„Er will uns doch nur ärgern“, versuchte der Vater eine Antwort zu geben.
Peter kullerten dicke Tränen die Wange hinunter. Es überkam ihn. Er verstand, dass seine Eltern gerade nach ihm suchten und nicht wussten, dass er tot war.
„Sie waren nie im Brunnen“, sagte Peter unter Tränen zu Larvaster.
Dieser reagierte gar nicht, sondern löste sich auf und Peter war allein. Die Mutter hatte inzwischen die Garage erreicht, öffnete sie, stieg in das Auto und startete es. Der Vater stellte sich davor, um ihr den Weg zu versperren.
„Steig ein oder ich überfahre dich!“ brüllte sie in einem hochaufgebrachten Ton.
Der Vater spürte, dass sie es ernst meinte und wich zur Seite. Das Auto fuhr einige Meter und blieb mit laufendem Motor stehen. Die Mutter öffnete die Beifahrertür und der Vater verstand, dass er einsteigen sollte. Er tat, was von ihm verlangt wurde. Peter schaute sich um, da er wissen wollte, ob Larvaster sich versteckte. Er wollte seine Eltern begleiten. Im nächsten Moment stellte er sich vor, dass er fliegen konnte und dann folgte er ihnen. Larvaster hingegen hatte sich im Haus versteckt, unsichtbar für Peter. Er hatte trotzdem alles mitbekommen und es gehörte zu seinem Plan.
„Wo willst du denn hinfahren?“ fragte der Vater die Mutter, die in einem Affentempo raste.
Peter fiel auf, dass sie ohne Licht fuhr, was mitten in der Nacht gefährlich war. Er hoffte, dass ihnen nichts geschehen würde. Auf dem Weg in Richtung Schule fuhren immer mehr Autos an ihnen vorbei. Zudem befanden sich viele Schüler auf ihren Wegen zur Schule.
Mitten in der Nacht?
Peter kam das alles sehr merkwürdig vor. Und als er den Blick zum Mond wagte, fiel es ihm wie Schuppen von den Augenbrauen-es musste Tag sein, nun er konnte das nicht sehen! Es war immer dunkel für ihn- immer Nacht! So war es für Geister.
Die Mutter parkte das Auto und stieg mit zackigem Schritt aus. Der Vater kam kaum hinterher. Sie betrat das Schulgebäude und suchte das Sekretariat auf. Ohne zu klopfen, riss sie die Tür auf.
„Wissen Sie, ob mein Sohn heute in die Schule gekommen ist?“ fragte sie mit einer Stimme, die Sorgendes, aber auch Drohendes hatte.
Die Sekretärin fühlte sich überrannt und zeigte sich erbost: „ Nun hören Sie mal. Sie können hier nicht einfach reinplatzen und hier hysterisch herumschreien, wann es Ihnen passt.“
Die Mutter lief rot an und wurde richtig wütend. Der Vater war wie gelähmt. Er kannte seine Frau nicht so. Sonst war sie die liebe, zurückhaltende Hausfrau und machte ihren Haushalt und jetzt war sie wie verwandelt.
„Sie hören mir zu“, begann sie zu brüllen, „wenn Sie mir nicht sofort helfen, gehe ich zum Rektor, Herrn Müller und beschwere mich und wenn dies auch nichts bringt, werde ich dem Kultusministerium solange auf dem Leim gehen, bis Sie mir sagen, ob sich mein Sohn hier befindet!“
Die Sekretärin entgegnete nichts und dies erwies sich als kluger Plan, zumal die Mutter sehr aufgebracht war und dadurch unberechenbar.
„Ich werde die Klassenlehrerin Frau Lehmann holen“, sagte sie und verschwand.
Die Eltern warteten ungeduldig auf eine Antwort. Der Vater wusste nicht, wie er seine Frau auffangen sollte, denn schließlich kannte er diese Seite von ihr nicht. Peter erreichte den Raum und schaute sich seinen Vater und seine Mutter an. Er schrie so laut er konnte, denn ein Part in ihm konnte nicht wahrhaben, dass er tot war und als Geist hier herumschwebte.
Eine Reaktion erfolgte nicht. Die Eltern spürten nicht einmal, dass er direkt neben ihnen stand. Peter musste abermals weinen, als er einen starken Sog spürte, der ihn packte und