Die Geisterbande Dekalogie. Dennis Weis
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Geisterbande Dekalogie - Dennis Weis страница 18
Ich atmete tief durch.
„Was ist denn hier draußen?“ fragte ich.
„Lar…“, war seine Antwort und mehr bekam er offenbar nicht heraus.
„Larvaster?“ ergänzte ich fragender Weise.
Peter wandte sich ab, als schämte er sich. Aber es war keine Scham, sondern ein Zeichen, dass dieser Poltergeist ihm wohl immer noch Angst bereitete. Ist ja auch kein Wunder, er hat immerhin die Eltern getötet. Wäre mir so etwas passiert, hätte ich wohl voll Schiss.
„Aber ist der nicht in einer Kiste gefangen?“ fragt ich Peter und plötzlich kam mit der Gedankenblitz.
Die Truhe vor dem Spiegel war die besagte Kiste!!!
Sofort wurde mein Herz schwer. Ich brach zusammen, denn mein Kreislauf spielte verrückt. Mein Brustkorb schnürte sich zusammen und ich musste nach Luft schnappen. Die Angst hatte mich im Griff. Ich war ihr ausgeliefert.
„Tjalf!“ rief Peter und klopfte gegen die andere Seite seines Spiegels.
Aber er konnte nichts tun, denn er hatte nicht die Macht, sich selbst zu befreien. Es ließ ihn verzweifeln. Ich merkte davon nichts, denn mir wurde schwarz vor Augen. Wenn dieser Poltergeist tatsächlich entkommen war, dann waren alle in Gefahr. Ich, meine Mom und natürlich auch mein Paps.
„Tjalf“, hörte ich Peter laut schreien und ich machte meine Augen auf.
Ich musste einen Zusammenbruch erlitten haben. Mir fiel dann alles wieder ein, wie den Poltergeist und natürlich die Bedrohung. Dennoch konnte ich mich aufraffen. Ich war etwas wackelig auf den Beinen, aber es ging. Obwohl ich die Bedrohung verstanden hatte, war mir nicht ganz klar, wie Larvaster entkommen konnte. Peter sah mich und es war Erleichterung in seinem Gesicht zu sehen.
„Geht es dir besser?“ fragte er besorgt.
„Ja, schon, „antwortete ich, aber eine Frage brannte mir unter den Fingernägeln, „wie?“
Peter schaute verwirrt, als hätte er ein großes Fragezeichen vor sich.
„Ich verstehe nicht“, sagte er.
„Wie konnte der Poltergeist entkommen?“ konkretisierte ich meine Frage und setzte mich auch den Boden, da ich merkte, dass ich noch immer erschöpft war.
„Ich weiß es nicht genau, aber er ist herausgekommen, nachdem du die Truhe geöffnet hattest“, antwortete Peter.
Es herrschte Stille, denn es musste uns beiden klar geworden sein, was dies zu bedeuten hatte: Ich hatte ihn befreit!
„Du bist ein Lacin“, sprach Peter und seine Augen begannen zu leuchten.
In diesem Moment fand ich meinen Entschluss gut, mich bereits hingesetzt zu haben, sonst wäre wahrscheinlich wieder umgefallen.
„Was?“ fragte ich, denn ich verstand ihn nicht, „was bin ich?“
„Ein Handelnder“, erklärte Peter mir und es klang wie eine Geschichte, nicht wie die Wirklichkeit.
„Was genau heißt das?“ interessierte mich.
Da mir Begriff des „Handelnden“ nichts sagte, da ich ihn mir aus Peters Erzählung nicht gemerkt hatte, war mir natürlich auch nicht bewusst, was es für mich zu bedeuten hatte, außer dass ich gefährliche Poltergeister befreien konnte, ohne es mitzukriegen.
„Du kannst Geisterzauber abwehren“, begann Peter mir preis zu geben, „und mit mir sprechen und mich sehen und du kannst ebenso Artefakte nutzen. Es ist eine Gabe.“
Ich soll was? Mein Verstand wollte einfach nicht begreifen, was diese vermeintliche Gabe war.
„Und wie soll ich das machen?“ Ich weiß doch gar nicht, wie ich Geisterzauber abwehren soll oder all die anderen Sachen hinbekommen soll.“
Wieder kamen mir Zweifel auf. Ich war für sowas nicht bereit.
„Wieso ich?“ wollte ich wissen.
„Soweit ich weiß, ist es nicht sicher, aber zum Teil vererbt es sich und manchmal hat jemand diese Kräfte ohne, dass jemand die Ursache kennt.“
Es gefiel mir nicht, dass ich es sein musste, der irgendwelche Kräfte hatte, denn bisher hatten sich mich überhaupt erst in dieses Schlamassel gebracht.
„Peter, ich weiß nicht, was ich tun soll“, sagte ich und der Geist konnte meine Hilfelosigkeit verstehen.
„Am besten ist, wenn ihr flieht, denn wenn Larvaster zurückkommt, dann ist es zu spät. Ganz gleich, was er dir verspricht, er wird dich und deine Eltern töten.“
„Das hilft mir auch nicht unbedingt, wenn du mir jetzt noch mehr Unheil prophezeist“, entgegnete ich, „viel wichtiger ist, wenn er gerade nicht da ist, wo ist er und wann kommt er wieder?“
„Als er aus der Truhe kam, war er klein und schwach“, antwortete Peter, „er wird sich stärken, indem er irgendwo Menschen tötet, um sich mit deren Seelen zu nähren. Wo er ist, weiß ich nicht. Aber wenn er wieder kommt, ist er definitiv nicht mehr klein und schwach.“
Wieder so eine Hiobsbotschaft von Peter. Er hatte einfach kein Talent für die richtigen Worte zur richtigen Zeit. Es gab nur die Lösung, dass ich meine Eltern überreden musste, dass sie Schloss Brachenfeld verlassen mussten.
„Und was ist mit dir?“ fragte ich Peter.
„Ich bleibe hier“, gab er mir als Antwort, „und nehme meinen Platz ein, denn ich habe keine andere Wahl. Ich kann nur hoffen, dass er hier nicht hinein kommen kann.“
Ich fand die Idee von ihm absolut daneben.
„Bist du bescheuert?“ fragte ich ihn und zeitgleich fiel mir ein, dass er nicht ganz Unrecht hatte.
„Was soll ich denn tun?“ wollte er von mir wissen und seine Verzweiflung wurde mir wieder deutlich, „ich befinde mich hier im Spiegel, gefangen und ausgestoßen von deiner Welt. Aber möglicherweise dienst es mir als Schutz.“
Der Junge hatte recht! Es war aus dieser Situation heraus wohl die beste Lösung- nicht die optimalste, aber mehr ging halt auch nicht. Peter war auf einmal verschwunden. Ein Sonnenstrahl drang durch ein kleines Fenster und erhellte den Dachboden. Es war Tag geworden und ich hatte mich die gesamte Nacht hier oben aufgehalten. Es sollte zusehen, dass ich meine Eltern informiere und wir schleunigst einen Angang machten. Die Dachbodentreppe wäre ich beinahe heruntergefallen, so schnell wollte ich zu ihnen. Untern angekommen beschlich mich das leise Gefühl, dass es bereits später Vormittag sein musste, denn die Sonne war für Morgens viel zu hell.
„Guten Morgen der Herr“, begrüßte mich meine Mom, kurz nachdem ich die Dachbodentreppe geschlossen hatte, „gehörst du jetzt den Langschläfern an?“
„Ähm, ja“, stammelte ich und wurde rot, „ich habe es so genossen auszuschlafen.“
„Das ist schön“, fand sie, „dann geh mal in die Küche, Papa hat deine Lieblingsbrötchen gemacht.“