Die Geisterbande Dekalogie. Dennis Weis
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Die Tür öffnete sich und herein kam ein älterer Herr, den ich sofort als Arzt identifizierte, denn er trug einen Kittel wie ein typischer Doktor. Im Schlepptau hatte er meine Mutter, die ein Strahlen in ihrem Gesicht kaum verbergen konnte.
„Guten Tag der Herr“, sprach der Doktor und gab mir seine Hand, „wie ich sehe, sind sie wieder bei uns. Ich bin übrigens Doktor Klein.“
Ich schaute meine Mutter fragend an, da ich nicht wusste, wie der Arzt dies gemeint hatte. Zudem wollte ich überprüfen, ob ich mich wieder in einem Traum befand, denn ich war vorsichtig.
„Du wurdest bewusstlos“, erklärte sie und ich sah, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten.
Sie hielt sich dennoch zurück, denn sie weinte nicht gerne vor Fremden. Der Doktor stellte seine Tasche ab und begann, mich untersuchen. Dafür leuchtete er mir in die Augen, schaute in den Rachen, fühlte Puls und nahm mir Blut ab. Ich war sehr tapfer. Eigentlich war ich allergisch gegen Blutabnahmen. Gemeint waren hier diese Riesenspritzen, die in meine dünnen Arme gestochen werden sollten. Das konnte nicht gut gehen. Aber dieses Mal war es anders. Ich nahm es hin und es war okay, nicht super und ich würde es wahrscheinlich beim nächsten Mal wieder mit Kampf abwehren wollen.
„So…das war’s“, sagte Dr. Klein und zog die Nadel wieder heraus, „jetzt ganz fest drücken, sonst gibt es blaue Flecken.“
Ich drückte so fest wie ich konnte. Dafür legte mir der Arzt einen Karamellbonbon auf das Bett.
„Weil du so tapfer warst“, erklärte er.
Dann räumte er seine Instrumente wieder ein und verabschiedete sich von mir.
„Noch ein, zwei Tage Bettruhe“, erzählte er meiner Mutter auf dem Weg aus meinem Zimmer, „dann sollte es wieder gehen.“
„Ich müsste sie da noch was fragen“, sagte meine Mutter und schloss die Tür, sodass ich nicht mithören konnte.
Es weckte meine Neugierde dermaßen, sodass ich beschloss aufzustehen. Ich schaffte nur mit allergrößter Mühe, mich aufrecht hinzustellen. Mein Kreislauf meldete sich sofort, aber ich konnte mich halten.
„Was kann ich denn für Sie tun?“ fragte der Doktor mit freundlicher Stimme.
„Wissen Sie, mein Sohn träumt schlecht und erzählt seit unserem Umzug in dieses Haus ständig von Geistern und irgendwelchen Monster“, erzählte meine Mutter, „was sollen wir da tun?“
„Seien Sie für ihn da“, antwortete der Arzt, „er ist nur unsicher und die Geister scheinen seine Ängste zu repräsentieren. Wenn Sie ihm Aufmerksamkeit geben, verschwinden diese Geister und Monster.“
„Vielen Dank“, sagte meine Mutter und geleitete den Doktor nach draußen.
Ich machte mich zurück in mein Bett, ehe meine Mutter Verdacht schöpfen konnte, denn wie ich sie einschätzte würde sie noch „mal gucken kommen“. Und ich sollte recht behalten. Ich tat als schliefe ich wieder, als meine Mutter das Zimmer betrat. So würde sie sich nicht lange dort aufhalten. Ich weiß, es klingt böse, aber in diesem Moment konnte ich meine Mutter einfach nicht haben. Auf eine Art machte ich all diese Sachen, um sie und auch meinen Paps zu schützen.
Nach einer Weile verließ sie mein Zimmer und es herrschte Ruhe. Meine Gedanken hatten freien Lauf. Und sie kreisten sich um Larvaster, der bald hier sein würde. Zunächst ließ es mich verzweifeln, keine Lösung zu haben, meine Eltern vor dem Poltergeist schützen zu können, aber dann nervte mich es nur noch. Ich hatte ein Gefühl der Machtlosigkeit und des Versagens. Es war ganz gleich wie ich etwas anpackte, ich bekam es nicht hin, alle zu retten.
Wenn doch nur Peter frei sein könnte!
Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augenbrauen: Die Lösung musste in diesem Buch stehen, dass der Professor aus Peters Erzählung hatte. Ich nahm mir vor, bei Nacht erneut aufzustehen und auf den Dachboden zu gehen, um Peter zu fragen, wo es sich befinden könnte. Mit diesem Gedanken kehrte meine Müdigkeit zurück. Ich ließ zu, dass meine Augen sich schließen konnten. Dennoch versuchte ich mir vorzustellen, keinen Albtraum mehr zu bekommen.
Ich wurde durch ein leichtes Ruckeln und den Worten meiner Mutter geweckt: „Tjalf, aufwachen.“
Ich stellte fest, dass ich tatsächlich geschlafen hatte, ohne einen schrecklichen Traum zu erleben. Im ersten Moment dachte ich, es könnte ja die Möglichkeit bestehen, dass es jetzt ein böser Traum war, aber als ich meine Mutter ansah, wusste ich, dass ich mich in der Realität befand.
„Wie geht es dir?“ fragte sie.
„Gut“, antwortete ich und rieb mir die Augen, „ich habe Hunger.“
Mein Magen knurrte für zehn starke Männer. Ich hatte schließlich den gesamten Tag nichts gegessen. Meine Mutter grinste.
„Na dann komm‘ mein Großer“, sprach sie und reichte mir eine Hand, „ ich helfe dir hoch und dann gehen wir zusammen nach unten, Abendbrot essen.“
Ich richtete mich auf und merkte, dass es mir schon deutlich besser ging. Selbst das Aufstehen war nicht so schwer, wie ich es eingeschätzt hatte. Ich freute mich. Zum einen, da es schrecklich war, ans Bett gefesselt zu sein und zum anderen wegen meines heimlichen Plans heute Nacht. Ein zusätzlicher Nebeneffekt war, dass ich nun ausgeschlafen war, was meine nächtliche Aktivität erleichtern sollte.
„Guten Abend Tjalf“, begrüßte mich mein Vater, als ich die Küche betreten hatte, „wie ich sehe, geht es dir besser.“
Ich ahnte, dass er noch mehr auf dem Herzen hatte, denn ich sah die auffordernden Blicke meiner Mutter, die ständig meinen Vater anmorsten. Ich setzte mich erstmal hin und bediente mich am Abendbuffet. Meine Mutter musste gewusst haben, dass mit mir wieder alles gut wird- oder sie hatte es gehofft.
Nichtsdestotrotz hatte sie reichlich Essen zubereitet. Da waren Muffins, Rührei mit Speck, Bacon, Würstchen und Eier. Sogar Nutella und Marmelade fand ich auf dem Abendbrottisch, obwohl wir nie so etwas abends aßen. Sie hatten sich wohl wirklich um mich gemacht. Kein Wunder, wenn ich ihnen von Geistern und Monstern berichtete. Ich musste noch lernen, dass nicht jeder diese Welt sehen, geschweige denn verstehen konnte. Nicht einmal ich kapierte, was da abging.
„Ähem“, sprach mein Vater auf einmal und es fiel ihm schwer, „ich muss ähm mochte dir noch etwas sagen….“
Wieder schaute er erst zu meiner Mutter. Es war wie ein billiges Laienspiel, aber ich ließ mir nicht anmerken, dass ich es durchschaut hatte, denn mein Vater gab sich Mühe und die wollte ich ihm nicht zerstören.
„Tjalf, es tut mir Leid, dass ich in letzter Zeit und gerade gestern gemein zu dir war“, sagte er und es war das bisher netteste, was er je gesagt hatte.
Ich wusste gar nicht wie ich reagieren sollte, denn obwohl ich es spürte, war ich in diesem Augenblick gefangen und genoss es. Meine Mutter schaute mich an. Es erinnerte mich an unserem Mathematiklehrer, der immer, wenn sich zwei gestritten hatten, wollte, dass sie sich vertrugen und gegenseitig auch die des anderen annahmen.
„Ich nehme die Entschuldigung an“, sprach ich und wie mein Vater ging der Blick erneut zu der Richterin, ähm ich meinte meiner Mutter.
Sie