Die Rache der Zarentochter. Tatana Fedorovna

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Die Rache der Zarentochter - Tatana Fedorovna

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in die Hand.

      „Sie sind ein wahrhaftiges Genie!“, bewunderte Mama in einem fort.

      „Nun ja!“, stimmte der Besitzer indirekt zu, „die Zeit bringt eben Erfahrung!“ Er war schon stolz auf sein Werk, aber keineswegs überheblich. So ist es eben, wenn ein Genie genau weiß, was es kann und dies einfach nur ein Fakt ist. Falsche Bescheidenheit wirkt dann erst recht deplatziert.

      „Ihr Auftrag war etwas ungewöhnlich!“, kam er gleich zur Sache. Zeit war für ihn mit zunehmenden Alter immer wertvoller. „Ansonsten bestellen Sie die Eier doch nur zu Ostern und über ihren Mann, den Zaren selbst!“

      Mama sah sich um und winkte unserer Begleitung, sich aus dem Geschäft zu entfernen, bevor sie antwortete. Niemand sollte sie anscheinend belauschen können. Das machte mich neugierig. Um was ging es denn genau?

      Erst als alle fort waren antwortete sie: „Es ist diesmal anders! Sind die guten Stücke fertig?“

      „Ich habe sie hinten in meiner eigenen Werkstatt, damit ich sie dort endgültig verschließen kann.“

      Er ging vor, wir folgten ihm. Ich war etwas irritiert.

      „Mama?“, fragte ich leise.

      „Dies bleibt unter uns!“, ermahnte sie mich nur. Sie wusste aus Erfahrung, dass ich kein Geheimnis verriet. Wir hatten inzwischen viele Monate gemeinsam in Lazaretten gearbeitet, um dort Verwundeten zu helfen. Die gemeinsame Erfahrung hatte uns verbunden. Wir waren durch diese schwere Arbeit nicht nur miteinander vertraut, sondern vertrauten uns. Auch dort hatten wir so manches erlebt, was meine jüngeren Geschwister lieber nicht wissen sollten. Das würde ihnen den Rest ihrer kindlichen Unschuld rauben.

      Auf einer Werkbank standen zwei absolut gleich aussehende Schmuckeier, wie Vater sie stets zu Ostern anfertigen ließ und zumeist verschenkte. In diesem Zimmer arbeitete Fabergé allein. Niemand außer ihm durfte es betreten. Man hörte seine vielen Mitarbeiter woanders werken. Er beschäftigte über fünfhundert Kunsthandwerker allein in dieser Stadt und hatte zudem weitere Niederlassungen in Moskau, Odessa, Kiew, London und anderen Städten. Fabergé war nicht nur ein Künstler sondern auch ein äußerst erfolgreicher Geschäftsmann. Es sei ihm vergönnt.

      „Ich nenne sie die Zwillinge!“, erklärte der Meister zu ihrer Ähnlichkeit.

      Er wies auf eine Öffnung inmitten der Goldeinfassung.

      „Ich habe das Geheimfach in der beschriebenen Größe eingearbeitet.“

      Mama holte aus ihrer Tasche zwei der wertvollen Ampullen, die sie in meinem Beisein aus der Schatzkammer entnommen hatte. Dabei blickte sie mich einen Moment bedeutungsvoll an. Ich wusste was dies bedeutete und prägte mir das Geschehen gut ein.

      Dann deponierte sie diese in den dafür vorgesehenen Öffnungen. Fabergé erhitzte eigenständig Silber und verfugte mit diesem jeweils ein ziseliertes Silberblümchen so, dass man keinesfalls dahinter einen verborgenen Schatz vermutete. Alles war gut vorbereitet und passte.

      „Ich muss die Stelle noch ein wenig polieren, damit man wirklich nichts sieht!“ Die Arbeit ging ihm so geschickt von der Hand, als wäre sie von unbeschreiblicher Leichtigkeit, so dass jeder ein wenig Geschickte sie ausführen könnte. Ich bewunderte ihn. Er fragte nicht nach, was und wozu Mutter etwas in den beiden Eiern verbarg. Sicher war er ungewöhnliche Sonderwünsche seiner reichen Kundschaft gewohnt. So manches Geheimnis steckte sicherlich in seinen Werken.

      Nach getaner Arbeit deponierte er die beiden relativ kleinen Schmuckeier in eigens bereitstehenden Schutzkisten.

      „Fällt es ihnen eigentlich schwer, sich von ihren Kunstwerken zu trennen?“, fragte ich nun doch neugierig nach.

      Er lachte. War die Frage zu naiv?

      „In unserem Leben trennen wir uns pausenlos von Dingen, die uns am Herzen liegen. Ich sehe das als Übung an. Dann fällt es mir vielleicht leichter, mich irgendwann von dem Bedeutendsten zu trennen, das ich besitze!“

      „Das wäre?“, mischte sich nun sogar meine Mutter ein.

      Er lachte abermals.

      „Na was schon, das eigene Leben!“

      Er blickte mich an. Seine Augen wirkten etwas traurig. „Pass nur immer gut darauf auf!“

      Zarskoje Selo am 14. März 1917

      Die erste Dampfeisenbahn Russlands wurde 1838 zwischen Petrograd und Zarskoje Selo gebaut und war etwa 27 km lang. Ein Österreicher war ihr Baumeister. Jetzt waren Russland und Österreich Gegner im Krieg.

      Oh, ich liebte Zarskoje Selo. Schon immer! Es war hier ganz anders als in Petrograd. Nirgendwo gab es einen besseren Platz für Freigeister. Sogar Puschkin hatte hier gewirkt und seine Spuren hinterlassen. Es gab sogar ein Museum über den großen russischen Dichter in der angrenzenden Stadt. Das kleine Feodorowskij-Städtchen war einfach entzückend zum Bummeln und Einkaufen und ergänzte die Sommerresidenz. Die Symbiose von Parks und Schlössern war unvergleichlich in ganz Europa. Wo gab es noch so ein erhabenes und zugleich behagliches Ensemble? Von den unzähligen berühmten Kunstwerken im Schloss muss man gar nicht sprechen.

      Wie wunderbar war es, durch die gepflegten barocken oder englischen Parks zu laufen und am Ufer der dortigen Seen die Schwäne zu füttern. Der Schönste von ihnen war für mich der Alexandrowski-Park. Jetzt im März steckten dort bereits die ersten Frühblüher vorsichtig ihr Haupt der erstarkenden Sonne entgegen. Man sah auch schon erste Bienchen summend herumfliegen und den ersten Honig sammeln. Für kurze Momente glücklich durchstrich ich die herrliche Umgebung, suchte inneren Frieden und Ruhe, doch die vielen schlechten Nachrichten ließen mich letztendlich nicht los und trieben mich rastlos umher.

      Bei schönem Wetter beobachtete ich von der prächtigen Paladin Brücke das Treiben der Vögel auf dem See oder den Kampf der Enten um zugeworfene Brotkrumen. Danach trank ich meist einen Tee im Pavillon „Grotte“.

      Wir wohnten wie immer im Katharinenpalast und waren in diesem Jahr früher als sonst hierher gekommen. Papa hatte seine Verwandten, die unseren Vater Grigorij ermordet hatten, verschont. Diese waren nur aus Petrograd verbannt worden. Was war das für eine milde Strafe für dieses große Verbrechen! Mama verzieh ihm diese Milde nicht und sorgte sich mehr und mehr um unser Leben. Der Vorwurf, wir wären Deutsche, wurde immer lauter und öffentlicher geäußert. Zuweilen sprach Mama davon, nach Schweden zu fliehen. Doch sie liebte natürlich unseren Vater viel zu sehr, um diese Drohung wahr zu machen.

      Die Lage in Petrograd spitzte sich inzwischen weiter zu. Seit einigen Tagen war die Bahnverbindung dorthin unterbrochen. Nur spärlich sickerten Nachrichten zu uns Kindern durch. Die Dienerschaft durfte nicht mit uns über das Geschehen dort sprechen. Das war eine Anweisung von Mama. Glaubte sie wirklich uns auf diese Weise zu beschützen?

      Es gab immer wieder gefährliche Unruhen in der Metropole. Einige machtverliebte Aristokraten nutzten die Abwesenheit des Zaren für sich aus und verfolgten ihre eigenen Pläne. Sie schürten das Chaos und verdienten an der Lebensmittelknappheit. Unser Vater war gerade wieder im Hauptquartier der Armee in Mogilew in der Nähe von Minsk. Wir sahen ihn kaum noch. Er verbrachte die meiste Zeit als Oberbefehlshaber im Generalstab an der Front. Unsere Armee verlor mehr und mehr russischen Boden an den Feind. Die Deutschen und ihre Verbündeten stießen Kilometer um Kilometer vor. Selbst der russische Winter hatte sie nicht aufhalten können. Es sah fast so aus, als würden sie den Krieg gewinnen.

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