Die Rache der Zarentochter. Tatana Fedorovna

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Die Rache der Zarentochter - Tatana Fedorovna

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den Sieg!“, befahl ich das nächste Glas.

      „Auf Zarskoje Selo!“, regte Tatjana an.

      „Auf den Zaren!“, schloss sich Maria an.

      Tatjana lief etwas watschelnd zum Grammofon. Die Schuhe waren für ihre Spreizfüße etwas zu eng. Sie ging darum am liebsten barfuß. Doch das passte hier natürlich nicht.

      „Könnt ihr tanzen?“ Sie winkte jovial mit der Hand ab. „Ach was! Das ist ein Befehl, ihr müsst tanzen!“

      Die Übermütige legte Walzer auf. Beschwingte Klänge erfüllten den kleinen Saal.

      Der Älteste der drei Galane ließ sich nicht lange lumpen und machte vor mir eine galante Verbeugung. „Darf ich bitten Majestät Prinzessin!“

      Was für eine dumme Anrede. Wie konnte eine Prinzessin Majestät sein? Ihm mangelte es an Bildung. Egal, er war zumindest bäurisch galant.

      „Ja gern!“ Wie lustig war das. Und er konnte tatsächlich recht gut tanzen und gefiel mir vom Typ her ausgesprochen gut. Irgendetwas an ihm war witzig und ich mochte einfach Spaßvögel. Zudem war er sportlich und durchaus auch hübsch anzusehen. Er gehörte zwar zu denen, die einem Mädchen nicht auf den ersten, aber dann auf den zweiten Blick auffallen und die durch ihre offene Art durchaus am Ende das Herz erobern. Ein echter russischer Prachtkerl eben. Gäbe es nur mehr davon. Das Leben war ernst genug, da war ich für jede Ablenkung dankbar.

      Die anderen folgten uns, bildeten aber bei weitem nicht so gute Tanzpaare.

      Maria beschwerte sich sogar über ihren tollpatschigen Partner. „Du tanzt wie ein Bär!“, murrte sie.

      Tatjana lachte. „So etwas sagt eine Prinzessin nicht.“

      Maria grummelte und war unzufrieden. Etwas neidvoll beobachtete sie, wie ich mit meinem Begleiter schwungvoll durch den Saal glitt. Die Welt drehte sich um uns, ich schwebte fast. Das war das wahre Leben.

      „Woher kommst du?“, fragte ich beschwingt.

      „Aus Minsk!“

      „Gefällt dir die Stadt?“

      „Oh ja! Sie ist nicht so groß wie Petrograd, aber schon bedeutsam. Nun ist sogar das Oberkommando dort. Man sieht viele hohe Offiziere.“

      Die anderen beiden Paare hatten nach zwei Walzern das Tanzen eingestellt und sahen uns neugierig zu. Tatjana schenkte weiter Sekt nach. Sie schien unzufrieden mit ihrer Wahl. Ihr Partner schien stumm wie ein Fisch und wirkte dabei fast grimmig. Obwohl er der Hübscheste von unseren Besuchern war, erschienen mir seine Blicke, mit denen er uns heimlich musterte, verlogen.

      Mein Begleiter war dagegen ein typischer Russe. Der aufsteigende Alkohol machte ihn immer mutiger. Ich spürte, wie er sogar kess mit seinen Fingern zärtlichen Druck auf meine Hand und Taille ausübte und sie rein zufällig mal da, mal dorthin verrückte. Er war genau der Richtige für einen solchen Tag.

      Wir setzten uns nach zwei weiteren ausgelassenen Tänzen zu den anderen. Natürlich gab mir Petja, so hieß mein Kadett, einen galanten Handkuss zum Dank. Seine Lippen verweilten etwas zu lang. Nun ja, das gefiel mir sogar. Tatjana nahm es etwas neidvoll zur Kenntnis. Sie hatte leider den Stockfisch abbekommen. Maria kicherte und hielt ihrem Tanzpartner symbolisch auch die ihre Hand hin, der sie eifrig mit einem kleinen Küsschen bedachte. Seine Ohren glühten dabei wie Schmiedeeisen. Er hieß Oleg. Die nächste Flasche wurde geöffnet. Die ungewohnte Menge des Getränks stieg uns zu Kopf.

      „Wie ist es so als Soldat“, fragte Maria recht naiv in die Runde.

      Die drei sahen sich an.

      „Es geht so“, hörte ich Oleg zum ersten Mal sprechen. „Ich bin froh hier zu sein!“, schüttete er sein junges unschuldiges Herz aus. Der Alkohol lockerte ihm die Stimme.

      „In Petrograd weiß man nicht, wo man steht.“

      Die beiden anderen warfen ihm bedeutungsvolle Blicke zu. Er sollte schweigen.

      „Was heißt das?“, hakte ich gerade deswegen nach.

      „Ach nichts!“, lenkte mein Tanzpartner ab. Ihm war das Thema unangenehm. „Wozu muss man sich an einem so schönen Tag Sorgen machen? Wollen die Damen vielleicht abermals tanzen?“

      Schon war er aufgesprungen und machte uns zur Belustigung einen wilden russischen Kosakentanz vor. Seine Beine wirbelten, während er kniend hoch und runter sprang.

      Ich mochte ihn.

      „Ihr tanzt zu schlecht“, wehrte Tatjana ab. „Nein, lasst uns lieber würfeln!“, schlug sie schnippisch vor.

      „Was ist der Einsatz?“, fragte Petja frech.

      „Na, was wohl?“ Tatjana ließ eine Pause vergehen. „Ein Kuss! Die Gewinner dürfen sich küssen.“

      Erstaunt sahen wir uns an. Petjas Gesicht leuchtete auf. Die Wendung war ganz nach seinem Geschmack. Er träumte sich wohl schon in den Armen einer echten Prinzessin.

      „Ist das denn erlaubt?“, fragte er zur Sicherheit dumm nach.

      Ich hatte nichts dagegen. Ein Kuss mit ihm könnte mir gefallen. Ein merkwürdig warmes Summen erfasste nicht nur mein Gesicht vor Aufregung. Meine Brust erweiterte sich auf wunderbare Weise. Seit langer Zeit war mir im Innersten nicht so wohl gewesen als unter diesen einfachen Menschen.

      „Erlaubt?“, spottete ich. „Das ist ein Befehl! Ihr habt den Befehl uns ordentlich zu unterhalten!“

      Er salutierte eifrig: „Sehr wohl!“ Ihm gefiel die Anweisung, der er als Soldat natürlich gehorchen musste.

      Wir lachten. Nur einer seiner Kameraden nicht.

      „Ich spiele nicht mit!“, druckste der herum und machte eine eiserne Mine. Es war natürlich Tatjanas mürrischer Tanzpartner.

      Maria verstand nicht, warum er diese Chance nicht nutzen wollte.

      „Wieso? Du brauchst keine Angst vor uns zu haben. Wir erzählen auch niemandem davon. Sei nicht so ein miesepetriger Stockfisch.“

      „Ich habe keine Angst vor euch!“, schoss es aus ihm heraus. Der Alkohol lockerte auch seine Zunge.

      Plötzlich lag eine ganz andere Stimmung, etwas Ernstes in der Luft.

      „Was dann?“, hakte ich neugierig aus.

      „Ich küsse keine Deutsche!“ Die Worte brausten in den Lüften wie eine Windsbraut. Sie schlugen ein, wie eine Mörsergranate. Sogar die Mauern dröhnten davon, wie vom Erdbeben erschüttert. Anschließend breitete sich grausame Stille aus. Alle schauten pikiert auf ihn.

      Die Stimmung war dahin. Dieser unverfrorene Kerl. Was erlaubte er sich?

      Im gleichen Moment ertönte lautes Glockengeläut. Es war ein Alarmsignal.

      Verdutzt hörten wir alle auf den Klang. Was war passiert?

      In diesem Moment wurde schon die Tür aufgerissen. Ein unbekannter Kadett stürmte aufgeregt in den Raum.

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